Der Titel des im März 2018 erschienenen Buches von Karin Afshar ist eine Frage: Hatten wir
jemals Kultur?. Der Untertitel ebenfalls: Was ist Zivilisation
und was bedeutet Kultur in Deutschland?. Denn Karin Afshar fragt
sich: Müssen wir uns dazu Gedanken machen, ob »wir«
jemals Kultur hatten? Haben wir etwa keine?. (S. 5). Sie sagt, daß
die (mehr und mehr administrativ gewordene) Wissenschaft [und
das ist noch geschmeichelt; HB]) - in Ersetzung von Religion und
dem Gottesglauben - ... zu keiner Zeit es vermochte und vermag
es erst recht nicht in der heutigen Zeit, die Frage von Menschen nach
Zusammenhängen und Hintergründen ihres Ortes in der Welt und
in der Zeit zu beantworten. Weder die Psychologen noch die Wissenschaftler
können den Menschen Antworten auf ihre Frage zu Schicksal, Leid und
Unglück geben. (S. 10). Richtig, und genau das sollen und wollen
sie auch gar nicht. **
Geblieben und gewachsen sei, so Karin Afshar, unter
anderem folgende Einsicht: Wenn wir uns und die Dinge in der Welt erkennen
wollen, müssen wir die Begriffe klären und uns mit anderen darüber
verständigen, wie wir sie verstehen. Viele Bezeichnungen werden mißverstanden,
mißbraucht und verfälscht. (S. 15). Und zwar bis ins
Unendliche, ja! Dann läßt Karin Afshar den für seine Rhythmenlehre
bekannten Astrologen Wolfgang Döbereiner (1928-2014) zu Wort kommen:
»Kultur ist der gemeinschaftliche Ausdruck eines Volksganzen
einem Jenseits gegenüber. [
] Zivilisation ist wiederum ganz
was anderes. Das ist, wenn in einer Schule die Toiletten sauber sind.«
(W. Döbereiner, Sem. 20, S. 295) (S. 16). Sie fragt sich im
Zusammenhang mit Huntingtons Buch Clash of Civilizations,
welches mit Kampf der Kulturen übersetzt worden ist (**),
warum die Angloamerikaner (nicht nur
sie, sondern alle Englischsprachigen! HB) von Zivilisationen
sprechen und die deutsche Übersetzung von Kulturen (S.
17). Die Übersetzung ist richtig! **
Karin Afshar:
Brauchen wir einen neuen Kulturbegriff? (S. 17).
Nein. Diejenigen Wissenschaftler, die einen neuen Kulturbegriff
fordern, wollen nur Forschungsgelder, kommen danach zu keinem überzeugenden
Ergebnis, verschweigen diese Tatsache aber, damit sie bald wieder neue
Impulse setzen können, die wieder zu Forderungen nach Forschungsgeldern
führen. Außerdem gibt es genügend Kulturbegriffe. Unsere
Geistesgeschichte ist voll damit. Auch die Bibliotheken und das Internet
sind voll damit. Die Wissenschaftler können entlassen
werden. Dann hätten sie auch mehr Zeit für das Lesenlernen.
Gleiches gilt für diejenigen Politiker, die einen neuen
Kulturbegriff fordern. Die wollen nämlich keinen neuen Kulturbegriff,
sondern eine andere Politik oder gleich Krieg. Kriegen wollen sie was,
nämlich Geld, d.h. Macht. Es müssen die Forschungsgelder gestrichen,
die sie Fordernden entlassen werden.
Ein neuer Kulturbegriff kann nur unter Vermeidung korrupter Wissenschaft,
korrupter Politik, korrupter Medien von Bedeutung
sein. Doch ohne Geld und Öffentlichkeit kann er sich in moderen bzw.
zivilisationistischen Zeiten nicht durchsetzen. Deshalb ist es ratsam,
auf ihn zu verzichten, zumal wir, wie im letzten Absatz schon gesagt,
genug Kulturbegriffe haben. Wir brauchen sowieso keine ständigen
Veränderungen mehr, sondern eigentlich nur noch Schonungen.
Ansonsten bleibt die auch im Buch von Karin Afshar zu findende Einsicht:
Wenn wir uns und die Dinge in der Welt erkennen wollen, müssen wir
die Begriffe klären und uns mit anderen darüber verständigen,
wie wir sie verstehen. Viele Bezeichnungen werden mißverstanden,
mißbraucht und verfälscht. (S. 15). Wir sollen uns mit
Erkenntnis und Verständigung begnügen und dabei unbedingt korrupte
Wissenschaft, korrupte Politik, korrupte Medien
ausschließen.
Karin Afshar:
»Samuel P. Huntington stellt in seinem Buch die Frage
nach den weltpolitischen Entwicklungen im 21. Jahrhundert. Statt eines
harmonischen Zusammenwachsens in einer zunehmend vernetzten Welt sieht
er neue Konflikte globalen Ausmaßes entstehen: Konflikte zwischen
den Kulturen. Die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts wird nicht mehr von
Auseinandersetzungen ideologischer oder wirtschaftlicher Natur bestimmt
sein, so Huntingtons These, sondern vom Konflikt zwischen Völkern
und Volksgruppen unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit. Der
Faktor Kultur wird folglich in der internationalen Politik massiv an
Bedeutung gewinnen. Mit Clash of Civilizations hat Huntington
eine neue Formel für die künftige Weltordnung formuliert.«
Beschreibung gefunden bei Amazon. (S. 19).
|
Huntingtons Graphiken und Tabellen. Bitte
anklicken
|
Ja, das kann man so grob sagen. Ich habe dieses Buch von Huntington gelesen
und größtenteils auf einer meiner Webseiten in Zitatform veröffentlicht
(**).
Auf Seite 2 stellt der Verlag das Buch und den Autor kurz vor. Zu dem
Buch heißt es: Samuel P. Huntingtons These vom »Kampf
der Kulturen« ist längst zum festen Begriff in der Debatte
um die neue Weltordnung geworden. Aus dem Ende der westlichen Vorherrschaft
sieht Huntington neue Konflikte globalen Ausmaßes erwachsen. Die
zukünftigen Fronten beruhen nicht mehr auf politischen, ideologischen
und ökonomischen Gegensätzen, sondern verlaufen zwischen den
großen Weltkulturen, zwischen chinesischer, japanischer*,
hinduistischer, islamischer, westlicher, lateinamerikanischer*
und afrikanischer* Kultur. (*
Die mit dem roten Sternchen Markierten sind gemäß Spenglers
und auch meiner Geschichts- und Kulturphilosophie keine Kulturen
im Sinne von Hochkulturen bzw. Historienkulturen.
Außerdem hat der Verlag die Orthodoxie nicht berücksichtigt,
obwohl Huntington sie als eine Kultur bewertet hat, während Spengler
und ich sie zusammen mit dem Persertum, Arabertum, Judentum und Islam
der magischen Kultur zugeordnet haben. HB.) In der neuen globalen
Ordnung werden sich die Gewichte verschieben. Auch das westliche Ideal
einer offenen und demokratischen Gesellschaft wird in die Defensive geraten.
Der wachsende islamische Fundamentalismus ist nur ein Anzeichen dafür,
daß Huntingtons Zukunftsprognose Wirklichkeit wird. Wenn
Huntington vom Konflikt zwischen Völkern und Volksgruppen unterschiedlicher
kultureller Zugehörigkeit spricht, dann meint er den Kampf
der Kulturen (**)
und damit auch wohl jenes Phänomen, das bei Spengler die farbige
Weltrevolution (**)
heißt, eine farbige Gesamtrevolution der Erde (**),
eine sehr böse Verbindung aus Klassenkampf und Rassenkampf
(**|**).
Huntington hat ja eh von Spengler abgeschrieben. Ob man diese Kämpfe
eher aus der Perspektive der Kulturen selbst oder aus der Perspektive
von Klassen und Rassen sieht: es hat jedes Mal mit den Kulturen zu tun,
besonders mit der abendländischen Kultur, denn gemäß Spengler
kommt ja die Bedrohung sowohl aus der abendländischen Kultur selbst,
nämlich von unten (Klassenkampf) und unterstützt von oben, als
auch aus der außerabendländischen Welt, also von außen
(Rassenkampf) und unterstützt von innen. Zu dieser Bedrohung gehören
auch und besonders die sich mittlerweile schon seit längerem ereignenden
Menschenmassenverschiebungen ins Abendland, wodurch beide - der Klasenkampf
und besonders der Rassenkampf - enorm verstärkt werden. Huntington
hat davon zwar nicht gesprochen - es war ja auch zur Zeit der Erscheinung
seines Hauptwerkes (1993 bzw. 1996) noch kein sehr großes,
sondern nur ein großes Problem. Heute ist es tatsächlich
ein sehr großes Problem. Es war den Verantwortlichen für
dieses Problem von Anfang an, also auch schon zu der Zeit, als es noch
gar nicht da war, bewußt, was passieren wird, denn es war geplant
und getestet - so wie auch die ganzen weltweiten Kriege, Wetterbeeinflussungen,
Terroranschläge, Seuchen, Zusammenbrüche (Crashs) und andere
Chaosherbeiführungen. Deswegen ist dieses Problem ja auch ein Tabuthema.
** **
Karin Afshar:
»Die Kultur des Todes ist der Teil der Kultur,
der sich Zivilisation nennt. Es ist die Zivilisation,
die den Tod einer Kultur heraufbeschwört. Sie ist der Teil der
Kultur, der den Tod der Kultur will, der nihilistisch, aber auch verführerisch
modern ist.« (**).
(S. 20).
Hier hat Frau Afshar nicht dazugesagt, daß sie mich bzw. aus meinem
Webangebot zitiert hat. Denn hier wurde Herr Schütze zitiert (**|**|**|**|**),
der in einem Webforum am 2. März 2011 zwei Aufsätze veröffentlichte:
Die
»Kultur des Todes« ist der Teil der Kultur, der sich »Zivilisation«
nennt und Exkurs:
Kulturtheorie von Oswald Spengler und Hubert Brune, die ich
danach auf einer meiner Webseiten zusammenfaßte unter dem Titel:
Kulturtheorie
und zwei Kulturtheorien im Vergleich, weil es ja dabei auch
um meine eigene Kulturtheorie bzw. Kulturphilosophie ging, obwohl böse
Zungen damals behaupteten, ich selbst wäre dieser Herr Schütze
( ).
Jedenfalls decken sich die zitierten Aussagen über Kultur
und Zivilisation hundertprozentig mit den meinigen.
Am 23. September 2010 schrieb ich z.B.:
Kultur ist der Versuch des Ausbruchs aus der Natur. Sie endet,
wenn sie als »Zivilisation« vereist, vergreist, erstarrt
oder versteinert. Die Zivilisation einer Kultur ist nämlich der
Versuch, wieder zurück in die Natur zu kommen. Mit anderen Worten:
Kultur ist a- bzw. antirousseauistisch, Zivilisation ist rousseauistisch.
Der erste abendländische Aufruf zur Zivilisation lautet ja auch
bekanntlich: Zurück zur Natur! (Jean-Jacques Rousseau).
Kultur ist, wenn Menschen Götter werden wollen und in einem gewissen
Ausmaß auch tatsächlich werden; Zivilisation ist, wenn Menschen
wieder Tiere werden wollen und in einem gewissen Ausmaß auch tatsächlich
wieder werden. (Hubert Brune, Kommentar im 2. Gästebuch,
23. September 2010 **).
Die Zivilisation ist die Vollendung einer Kultur, also noch Teil der Kultur,
ihr Untergang. Der Untergang muß nicht mit einem Verschwinden enden,
sondern kann in ein leichtes Auf und Ab mit einer sehr niedrigen Amplitude
münden. Jedenfalls ist die Zivilisation diejenige Form einer Kultur,
an der man den kulturellen Untergang erkennen kann. Mit der Zivilisation
eng verwandt ist der Nihilismus. Der Untergang einer Kultur ist ihr Herbst.
Die Zivilisation sorgt für das Herabfallen der Blätter einer
Kultur und beschert ihr die Vorgefühle auf den kommenden Winter,
in dem, falls die Kultur ihn überhaupt erreicht, fast - d.h.: bis
auf einen kümmerlichen Rest - nur noch Zivilisation angesagt ist
und darum fast gar nicht mehr gewußt wird, was Kultur ist.
Karin Afshar:
War nun jemand ein feiner Pinkel, dann war er vielleicht
zivilisiert, aber eine Kultur hatte er noch lange nicht. Ein
Versprechen (das Zitat von Lichtenberg kann man bei ELIAS nachlesen)
wird gehalten, eine promesse mitnichten, und auch eine Erfindung
ist anderes als eine decouverte ersteres ist neu, letzteres
etwas Altes mit neuem Namen. Im Text Ein Sommer
in London (1852) von Theodor Fontane wird der Unterschied noch sichtbarer:
»England und Deutschland verhalten sich zueinander wie Form und
Inhalt, wie Schein und Sein. Im Gegensatz zu den Dingen, die
von der Tuhularbrücke an bis nieder zur winzigsten Stecknadel
in keinem Lande der Welt eine ähnliche, auf den Kern gerichtete
Gediegenheit aufweisen wie in England, entscheidet unter den Menschen
die Form, die alleräußerlichste Verpackung. Du brauchst kein
Gentleman zu sein, du mußt nur die Mittel haben, als solcher zu
erscheinen, und du bist es. Du brauchst nicht recht zu haben; du mußt
nur innerhalb der Formen des Rechtes dich befinden, und du hast recht.
Du brauchst kein Gelehrter zu sein, du mußt nur Lust und Talent
haben durch Mäzenatentum oder Mitgliedschaft wissenschaftlicher
Vereine, durch Aufstöberung und Edierung alter, längstvergessener
Schwarten, vielleicht auch durch Benutzung vertraulicher Mitteilungen
die Rolle des Gelehrten zu spielen, und du bist ein Gelehrter. Überall
Schein. Nirgends ist dem Scharlatan-Unwesen so Tür und Tor geöffnet,
wie auf dieser Insel, nirgends verfährt man kritikloser, und nirgends
ist man geneigter, dem bloßen Glanz und Schimmer eines Namens
sich blindlings zu überliefern.« (S. 31-33)
Lichtenberg und Fontane haben es auf den Punkt gebracht. Richtig.
Karin Afshar:
Der deutsche Kulturbegriff stellt also die nationalen
Unterschiede und Eigenarten von Gruppen heraus, und es waren die sozialen
Gegensätze in Deutschland, die zu einer Konfrontation der beiden
Begriffe Zivilisation und Kultur führte. Wie ich
erlese, ist es dieser »deutsche« Kulturbegriff, der schließlich
in die Ethnologie und die Anthropologie eingegangen ist, und in den
Kulturwissenschaften verwendet wird (Helmut Hofbauer, 2004).
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Was ist
Deutsch? - 24. Baden-Badener Disput, 1993. |
Die immer wieder gestellte Frage nach den typisch deutschen Eigenschaften
zeigt, wie sehr hierzulande nach einer (kulturellen) Identität
gesucht wird, denn diese - in geschichtshistorischer Dimension - ist
nicht beantwortet. (Doch! Sie ist beantwortet,
und zwar von Anfang an! HB). Auch deshalb ist die 2016 im Zuge
der Flüchtlingszuzüge neu gestellte Frage »Was ist Deutsch?«
aktueller denn je und bezeugt, wie fragil »deutsche Identität«
ist (nein, denn sie ist überhaupt nicht fragil,
weil sie von Anfang an beantwortet ist; HB), auch wenn tagespolitische
Strömungen uns anderes - wie schon vor 100, 200 oder 300 Jahren
weismachen wollen (wollen sie ja gar nicht
mehr, sondern sie wollen - ganz im Gegenteil - die deutsche Identität
wie auch die abendländische Identität auf nihilistische Weise
zerstören; HB). Daß nicht die Herkunft und
die Abstammung darüber entscheiden, ob jemand zur deutschen
Gesellschaft gehört, ist ein zentrales Ergebnis zweier Studien.
.... »Nicht der Geburtsort oder die
Vorfahren entscheiden, ob sich Menschen zur deutschen Gesellschaft
zugehörig fühlen, sondern die Sprache und ein fester Arbeitsplatz«
(Aydan Özoguz [SPD], 28. Juni 2016). .... Sprache,
ja einverstanden. Deutsch ist, wer Deutsch spricht? Die Sprache
von Menschen zu sprechen, mit denen man in einer größeren
Gemeinschaft lebt oder leben möchte, ist gewissermaßen eine
Voraussetzung für die Zugehörigkeit; doch die Sache mit dem
Arbeitsplatz spricht von einem mehr als wunderlichen Menschenbild. Was
ist mit jenen Menschen, die keine Festanstellung haben, aber Deutsch
als Muttersprache sprechen? Dieses Menschenbild macht aus Menschen kalkulierbare
Ausübende einer Form des Gemeinschaftlichen und Mehrer bzw. Sicherer
von Besitz, damit Sklaven. Weshalb ja nun auch nicht mehr von deutscher
Kultur die Rede sein darf. Halten wir fest: Kultur
(im deutschen Sinn) ist ein Ausdruck von Identität. Den allgemeinen
Ausdruck von Zivilisation sieht ELIAS nicht so sehr in einer
Identität als vielmehr im Nationalbewußtsein.
Sie drücke das Selbstbewußtsein aus, mit dem die abendländische
Gesellschaft [...] versuche zu charakterisieren, was ihre Eigenart ausmache,
worauf sie stolz sei: Stand ihrer Technik, Art ihrer Manieren, Entwicklung
ihrer wissenschaftlcihen Erkenntnis oder ihrer Weltanschauung.
(S. 33-39)
Es gibt in Afshars Buch somit mehrere Beispiele an Zitaten, die erkennen
lassen, was Zivilisation vor allem im Zusammenhang mit Nihlismus bedeutet.
Das ist typisch nihilistisch und also auch typisch zivilisationistisch
(weniger zivilisatorisch, da es um Ismen, um Ideologien, um etwas
Modernes, eben um Zivilisationistisches, Nihilistisches geht). In Kulturen
entscheiden sehr wohl immer der Geburtsort und die Vorfahren,
also Herkunft und Abstammung, ob jemand zu dieser Gemeinschaft
(weniger Gesellschaft, denn die ist wieder nur neuzeitlich,
modern, besonders aber eben zivilisisationistisch, nihilistisch) gehört
oder nicht. Daß mittlerweile Nichtdeutsche sogar
auch schon über das Deutsche bzw. Deutschsein bestimmen, paßt
genau zu dem, was ich oben schon über den Kampf der Kulturen
(**),
die farbige Weltrevolution (**),
die farbige Gesamtrevolution der Erde (**),
die sehr böse Verbindung aus Klassenkampf und Rassenkampf
(**|**)
gesagt habe (**). Das, was das Özoguz-Zitat
aussagt, ist an der Ausbeutung (Enteignung) der Deutschen Mittelschicht,
also an Umverteilung zur Oberschicht und zur eingewanderten Unterschicht
orientiert. Es kann auf Dauer keinen kulturellen Bestand haben, wohl aber
einen nihilistischen und zivilisationistischen, also einen, der zwar zur
Kultur noch gehört, sie aber bekämpft, verneint, umwertet, und
zwar aus Gründen der Ausbeutung von unten und außen, unterstützt
von oben und innen. Gegen das Deutsche bzw. gegen das Abendländische:
das bedeutet meistens nur Krieg (vgl. dazu auch das Kriegen),
nur Ausbeutung (Enteignung) der deutschen bzw. abendländischen Mittelschicht,
wobei das bei weitem meiste an Geld, Vermögen, Besitz, Eigentum (übrigens
auch an Patenten, wie wir seit dem Ende des 1. und besonders des 2. Weltkrieges
wissen), Arbeitsplätzen, Chefpositionen, ... u.s.w. u.s.f. ... (die
Liste ist bis ins Unendliche fortsetzbar) bekanntermaßen aus der
deutschen Mittelschicht zu kriegen ist.
Wer die EU ablehnt, aber Europa und vor allem das Abendland sowie sein
Heimatland nicht ablehnt, ist für die abendländische
Kultur und für die Heimat. Wer für das Gegenteil eintritt,
ist für die Vernichtung bzw. Umwertung aller abendländischen
Werte und möchte das Abendland vielleicht noch als Wohlstandssphäre
und Aktiengesellschaft, also als Ausbeutungssobjekt, ansonsten aber in
der Hölle brennen sehen. Wer das nicht versteht, es aber verstehen
möchte, ist bei meinem Webangebot an der richtigen Adresse.
Karin Afshar:
Hubert BRUNE führe ich an, weil er einen Bezug zur Astrologie
herstellt. BRUNEs vollständige Gedanken werde ich hier nicht darstellen
können. Er sieht »Kultur als eine zu einer bestimmten
Zeit an einen bestimmten Raum gebundene Gemeinschaftsform
alltagssprachlich auch Kulturkreis genannt« (**).
(S. 45-46).
Hier wurde wieder Herr Schütze zitiert (**|**|**|**|**),
der meine Kulturtheorie - noch tiefer in sie eindringend als zuvor schon
- in einem Webforum am 7. März 2011 vorstellte. **
Ich sage, daß Kulturen gebunden sind an einen
Raum bzw. Ort, der durch die Urgeburt (Schlüpfung
aus dem befruchteten Ei) in der Gebärmutter und
die Geburt als den Wechsel von der Gebärmutter
in den neuen Lebensraum bindend auf jede Kultur wirkt. Das
läßt sich fast überall beobachten, selbst da, wo die Zivilisation
diese Gebundenheit noch nicht vernichtet hat, z.B. (1.) in den menschlichen
Primitivkulturen, die an sich sowieso zivilisationsfrei sind, (2.) in
den Historienkulturen vor der Zeit ihrer Zivilisationen, (3.) in
den Historienkulturen während der Zeit ihrer Zivilisationen,
sofern sie durch ihre Zivilisationen noch nicht völlig umgepolt
worden sind, und (4.) in bereits sehr alten Historienkulturen, die schon
fast gar keine mehr sind und darum kaum noch so, sondern eher schon zivilisationäre
Primitivkulturen genannt werden können, weil deren Zivilisationen
ihre Historienkulturen vormals so sehr abgebaut und umgewertet haben,
daß zwar jeweils ein größtenteils zivilisationärer
Rest der Historienkulturen übriggeblieben ist, dieser Rest aber eben
fast ausschließlich den Abbau und die Umwertung ausgemacht und ansonsten
das Zurück-zur-Natur vollzogen hat, also jeweils fast
zu einer zivilisationären Primitivkultur geworden ist.
Mit anderen Worten: Zivilisationen können ihre Historienkulturen
zwar nicht ganz zerstören - ein Rest ihrer Historienkulturen
bleibt bis zum Ende -, aber sie können sie immerhin bis zu einem
sehr hohen Grade zerstören.
Jahreszeiten und Uhrzeiten
einer Kultur.
|
Man kann dieses zivilisationistische und damit nihilistische
Geschehnis am besten mit dem, was im Herbst und Winter geschieht, vergleichen.
In ihrem Herbst baut die Kultur ihr Laub, d.h.
ihre alt gewordenen Werte, Normen u.ä. ab, in ihrem Winter
ist aber davon nicht immer alles noch zu sehen, weil es entweder schon
vermodert ist oder vom Schnee verdeckt, hin und
wieder verweht und zusätzlich vom Eis eingefroren
wird, was bedeutet, daß der Winter fast nur das konserviert,
was zuletzt im Herbst noch zu sehen war, und das waren ja
die übriggebliebenen Abbauprodukte, die vom Abbau
übriggebliebenen Werte, Normen u.ä.. Auch der zivilisationskulturelle
Winter kann nicht die Blüten des Frühlings
und kaum auch die des Sommers konservieren. Die Gebundenheit
ist ein kultureller Wert, der auf den vergangenen Winter,
den vergangenen Frühling, den vergangenen Sommer
und nur noch zum Teil - je nach Witterung - auf den vergangenen
Herbst (und das heißt im Umkehrschluß: hauptsächlich
auf den vergangenen Frühling) einer Kultur zurückgeht
und in ihrem zweiten Winter nur noch teilweise konserviert
werden kann. Wenn nun aber die vom Abbau übriggebliebenen
Werte, Normen u.ä., die übriggebliebenen Abbauprodukte
des kulturellen Herbstes sind, dann werden hauptsächlich
sie (und das heißt im Umkehrschluß: nicht hauptsächlich
die übriggebliebenen Aufbauprodukte des kulturellen
Frühlings) vom kulturellen Winter konserviert,
falls dieser Winter es schafft. Außerdem
befindet sich im Boden vielleicht auch schon neues
Leben.
Die abendländische Historienkultur bewegt sich
auf ihren zweiten Winter zu (der erste war ihre Zeit im Uterus).
Je mehr der Herbst des Abendlandes bis dahin abgebaut haben
wird (und er hat ja bis jetzt schon sehr viel abgebaut), desto weniger
wird von ihm übrigbleiben und während des folgenden Winters
konserviert werden können, falls der es überhaupt schafft. Wenn
diese Zeit gekommen sein und noch keine neue Historienkultur das
Licht der Welt erblickt haben wird, wird ohnehin keine Historienkultur
mehr in ihrem rein kulturellen Zustand, sondern werden nur noch
zivilisationäre Primitivkulturen (Rest-Historienkulturen)
und reine Primitivkulturen existieren. Das Zurück-zur-Natur
würde dann insofern global vollzogen sein, als daß Primitivkulturen
mehr an Natur gebunden sind, als es Historienkulturen sind. Dies bedeutet
aber nicht unbedingt, daß die zivilisationären Primitivkulturen
(Rest-Historienkulturen) nicht in der Lage wären, den Erdglobus so
sehr auszubeuten, daß immer noch eine damit verbundene Naturkatastrophe
droht. Das Beispiel China zeigt, daß in einem solchen Falle eine
Naturkatastrophe sogar noch viel mehr drohen kann. Nicht die rein
kulturellen, sondern die zivilisationistisch und zivilisationär
kulturellen Verhaltensweisen (sie sind semiotisch-linguistische,
also sprachliche Zeichen) schädigen die Umwelt mittlerweile am meisten.
Also ist nicht nur bei zivilisationistischen Historienkulturen,
sondern auch und besonders bei zivilisationären Primitivkulturen
(Rest-Historienkulturen) eine Rücksichtslosigkeit und Gier sondergleichen
zu beobachten.
Was müßte man tun, um die alten Werte durch den kulturen
Winter zu bringen? Man müßte sie - wie auch alles
andere - kultivieren.
Was aber geschieht mit den alten Werten im kulturellen Herbst
zumeist? Sie werden zivilisationiert.
Karin Afshar:
Auf BRUNEs Startseite - zuletzt aktualisiert 2014 - der Vermerk:
»Vergleichende Kulturgeschichte als eine kosmologisch-biologische
Geschichtsphilosophie vor dem Hintergrund sphärologischer Räume«
(**
).
In seinen Augen ist auch die Natur gewissermaßen eine Kultur
nämlich die »1. Kultur« (**).
Ich füge an dieser Stelle nicht weiter kommentiert hinzu: Auch
Tiere können Kultur haben. (S. 46).
Das ist größtenteils richtig. Es hat zu tun mit meiner Definition
von Kultur (**),
die einerseits auf Menschen, aber andererseits auch auf andere Lebewesen
und also auf die Natur, wenn auch nicht ganz, bezogen ist.
Die Natur beginnt und setzt mit dem Leben sozusagen eine Moderne,
die zur Kultur wird, und später auch 1. Kultur genannt
werden kann, weil in der Zwischenzeit mehr als eine Moderne, nämlich
mindestens fünf Modernen gesetzt worden sind (**).
Wenn aus der 5. Moderne auch eine Kultur hervorgegangen sein
wird, dann wird sie die 6. Kultur sein, wobei man dazusagen
muß, daß diese aus Modernen enstandenen Kulturen als Metakulturen
zu verstehen sind, in denen jeweils die verschiedenen Kulturen zu finden
sind. Ein Beispiel ist die Historiographik-Metakultur mit ihren acht Historienkulturen
(auch Hochkulturen genannt). Übrigens könnte die
eben erwähnte 6. Kultur (Metakultur) schon existent sein,
aber wir werden sie erst dann bemerken, wenn sie deutlichere Formen zeigen
wird. Ich gehe ja davon aus, daß Kulturen, jedenfalls die höheren
unter ihnen, während einer kulturellen Schwangeschaft,
also im kulturellen Uterus bzw. kulturellen Winter
entstehen, was bedeutet, daß sie erst mit der Geburt
mit bloßem Auge zu sehen sind und vorher allenfalls durch Bewegungen
sich bemerkbar machen, folglich nur indirekt - und je früher, desto
schlechter - beobachtet werden können, vorausgesetzt, daß es
Wesen gibt, die beobachten können.
Karin Afshar:
Kulturelle Einschachtelungen müsse man ebenso »berücksichtigen,
um zu verstehen, daß Kulturen in diesem Sinne nichts anderes sind
als abgeleitete Modernen aus einer ursprünglichen Kultur«
(**)
seien. BRUNE geht davon aus, daß »die Kultur als Hyperonym
bzw. Superordination die Zivilisation als deren Hyponym bzw. Subordination
in sich birgt« (**).
Schwer verständlich. (S. 46-47).
Frau Afshar hat hier schon zum dritten Mal vergessen zu erwähnen,
daß und wen sie zitiert; denn hier wurde nicht nur
ich (**),
sondern auch wieder Herr Schütze zitiert (**|**|**|**|**),
7. März 2011 (**).
Die zitierten Personen und Textstellen nicht zu erwähnen, ist eine
unwissenschaftliche Vorgehensweise. Und es ist schon sehr merkwürdig,
daß Frau Afshar, wenn sie wirklich Sprachwissenschaft studiert
hat - gemäß ihrer eigenen Aussage hat sie es (vgl. S. 12) -,
nicht weiß, was Hyperonyme, Superordinationen, Hyponyme,
Subordinationen sind. So ist z.B. das Wort (Lexem, Logem) Obst
das Hyperonym bzw. die Superordination für z.B. das Wort (Lexem,
Logem) Äpfel, das das Hyponym bzw. die Subordination
von Obst ist. In der folgenden Tafel sind die beiden Vergleichsfelder
Deutsch und Englisch kontrastiv zu verstehen,
d.h. wenn Kultur und Zivilisation im Deutschen
zusammen immer noch 100% und jeweils 50% ausmachen, so im Englischen Culture
und Civilization zusammen 90%, Culture allein
15% und Civilization allein 75%.
Kultur |
Zivilisation
(Zivilisation ist einerseits das Hyponym
zum Hyperonym Kultur, andererseits aber auch deckungsgleich mit
Kultur, d.h. beide können je nach Text und Kontext auch Synonyme
sein) |
|
|
Culture |
Civilization
(Civilization ist stark abgegrenzt
von Culture, d.h. beide sind fast nie wie Synomyme verwendbar. Civilization
ist einerseits deckungsgleich mit dem deutschen Wort Zivilisation,
andererseits zum Teil auch deckungsgleich mit dem deutschen
Wort Kultur) |
|
|
In meinem Text wird diese
Definition vorzugsweise verwendet, weil sie neutral, wissenschaftlich,
ist. Trotz (und wegen) der Tatsache, daß heute viele Deutsche
die englische Definition bevorzugen (**),
ist die deutsche Definition der englischen Definition überlegen
und - auch darum - vorzuziehen. ** |
|
Diese Defintion ist eine
zivilisationistische Definition, d.h. sie ist nicht neutral, nicht
wissenschaftlich, sondern von vornherein bewertend. Sie wertet
die Kultur ab und die Zivilisation auf. Diese Definition ist pro-zivilisationistisch,
weil sie selbst ein Ausdruck der Zivilisation ist. ** |
Das Englische ist unter den im Abendland benutzten
Sprachen die zivilisationistisch und also auch nihilistisch am meisten
verunstaltete Sprache. If Shakespeare still lived, he would not be
amused about that fact.
Karin Afshar:
1989/90 das ist die Zeit der Wiedervereinigung von Deutschland
West und Ost sei für die Deutschsprechenden nicht nur die
ursprüngliche Bedeutung des Wortes Zivilisation, sondern
auch die des Wortes Kultur fast vollständig verlorengegangen.
Daß sich die Bedeutung von Zivilisation im Deutschen zugunsten
der Bedeutung des Wortes »civilization« im Englischen verändert
hat, deutet BRUNE nicht nur als einen großen Verlust für
die deutsche Sprache, sondern vor allem für die Kultur insgesamt:
»Deutsch (Kultur/Zivilisation): Zivilisation ist einerseits das
Hyponym zum Hyperonym Kultur, andererseits aber auch deckungsgleich
mit Kultur, d.h. beide können je nach Text und Kontext auch Synonyme
sein. Englisch (Culture/Civilization): Civilization ist stark abgegrenzt
von Culture, d.h. beide sind fast nie wie Synomyme verwendbar. Civilization
ist einerseits deckungsgleich mit dem deutschen Wort Zivilisation, andererseits
zum Teil auch deckungsgleich mit dem deutschen Wort Kultur« (**).
Wenn Zivilisation als angenommen »Höheres« der
Kultur vorstehe und nur noch in dieser Bedeutung verstanden werde, dann
werde dadurch nicht nur das Wort Kultur und die Kultur an sich degradiert,
sondern auch der wissenschaftliche Wert, der mit diesem Wort ursprünglich
gegeben war, und damit das Wissen die Information über
einen großen Teil des semantischen Wortfeldes Kultur. Dieser
Verlust in der Begrifflichkeit bedeutet für ihn ein Verlust an
Erkenntnis. (S. 47-50).
Zunächst einmal: Nicht Deutschland West und Deutschland Ost, sondern
Deutschland West und DDR-Deutschland sind 1989/90 vereinigt (nicht
wiedervereinigt) worden, denn Deutschland Ost ist von den Allierten
des 2. Weltkrieges von Deutschland getrennt, die 16 Millionen Deutschen
aus diesen deutschen Gebieten vertrieben oder/und ermordet worden. Soviel
zu dieser historischen Tatsache. Der Siegeszug der
Anglizismen begann tatsächlich zu der Zeit, als die großartigste
und friedlichste Revolution aller Zeiten stattfand und die Mauer beseitigte
(Beginn: 9. November 1989) und am 3. Oktober 1990 DDR-Deutschland der
Bundesrepublik Deutschland staatsrechtlich einverleibt wurde; denn 1989
begann auch die globale Computer-Vernetzung durch HTML,
eine Vorbedingung für die Entwicklung des Internet-Dienstes World
Wide Web (1991-1993). Das alles war nicht einfach ein
Zufall. Jedenfalls begann seitdem auch ein enormer Sprachzerfall, der
im Grunde alle Sprachen betraf, sogar das Englische selbst, wenn auch
weniger als alle anderen Sprachen (zuvor war es ja stets umgekehrt
gewesen **).
Wenn man bei Gesprächen nicht mehr anwesend sein muß, sind
auch viele Hemmungen verschwunden, und die Bildungssysteme aller abendländischen
Länder sind seit dieser Zeit mit immer stärker beschleunigtem
Tempo schlechter geworden. Auch das ist eine historische Tatsache. Die
Abendländer, die seit etwa 1800 sich sowieso schon bei ihrem kulturellen
Untergang zuschauen können, können diesen Untergang spätestens
seit 1990 nicht mehr leugnen, weil seine Untergangsetappen seitdem nicht
mehr durchschnittlich ein halbes Jahrhundert, wie in der Zeit von 1800
bis 1914/18, und auch nicht mehr durchschnittlich zwei Jahrzehnte,
wie in der Zeit von 1914/18 bis 1990, sondern durchschnittlich weniger
als ein Jahrzehnt ausmachen ( ).
Der Verlust an Sprachformen und damit an Sprache insgesamt, an Kulturformen
und damit an Kultur überhaupt bedeutet eben auch den Verlust an Kenntnis
und Erkenntnis. Das kann man nicht anders deuten, wenn man ehrlich ist.
Aber die Kenntnis von Ehrlichkeit und damit auch die Ehrlichkeit selbst
nehmen ja ebenfalls auf exponentielle Weise ab.
Afshar vermutet, daß auch für mich Zivilisation Höheres
sei, doch das ist falsch, denn es ist genau umgekehrt: Zivilisation
ist Tieferes. Nicht vergessen: Zivilisation ist das Hyponym
bzw. die Subordination des Hyperonyms bzw. des Superordination
Kultur. Obst (ein Hyperonym) kann es auch dann geben, wenn es keine
Äpfel (ein Hyponym) mehr gibt; aber Äpfel kann es nicht geben,
wenn es kein Obst mehr gibt. Eine Kultur kann es auch ohne Zivilisation
geben, aber ohne Kultur kann es keine Zivilisation geben. Die Zivilisation
ist ein später Teil der Kultur; sie ist der Kultur untergeordnet
(subordiniert); sie ist der Untergang (auch als Vollendung
verstanden) einer Kultur. Und gerade weil jede Zivilisation einer
Kultur auf dem Weg zurück zur Natur ist und im kulturellen
Herbst beginnt, ist sie kulturfeindlich, trotz der
Tatsache, daß sie ein Teil, nämlich ein später
Teil der Kultur ist. Das ist ein Widerspruch, ja, und dieser Widerspruch
ist notwendig für die Zivilisation. Ohne ihn hätte sie gar
keine Chance.
Wenn Sie das nicht verstanden haben, dann haben Sie auch meine Geschichts-
und Kulturphilosophie nicht verstanden.
Karin Afshar:
BRUNE bezieht sich häufig auf SPENGLER, und laut SPENGLER
sind Kulturen »Einzelwelten des Werdens, die im Gesamtbilde
der Geschichte ebenso schwer wiegen, die an Großzügigkeit
der seelischen Konzeption, an Gewalt des Aufstiegs die Antike vielfach
übertreffen«. Er spricht von acht Kulturen, die »eine
in keiner Weise bevorzugte Stellung einnehmen.« (SPENGLER, 1917,
S. 24). »SPENGLERs zentrale Denkerfahrung liegt in der Beobachtung,
daß Formen ein Eigenleben haben. Die Form, die Spengler vor allem
interessiert, ist das, was er eine Kultur nennt.« (Sloterdijk,
S. 177). »[Er] redet in solchen Zusammenhängen ganz
nietzscheanisch, wobei man wissen muß, daß Nietzsche in
seinen besten Augenblicken als Immunologe spricht, wie ein Kulturarzt,
der weiß, daß Kulturen und ihre Träger, die Menschen,
Wesen sind, die mit dem Ungeheuren geimpft werden und eigensinnige Immunreaktionen
entwickeln, aus denen verschiedene kulturelle Temperamente hervorgehen.
In diesem Sinne muß man Spenglers These auffassen, daß es
nur acht Hochkulturen im eigentlichen Wortsinn gegeben habe. Nur in
dieser kleinen Zahl von Fällen haben sich die hochkulturschöpferischen
Immunreaktionen vollzogen, von denen jede einzelne einen unverwechselbaren
Charakter besaß. Die 8 hohen Kulturen wären demnach die Abwicklung
lokaler Immunreaktionen.« (Sloterdijk, S. 225-226).
(S. 50-51).
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Anteile an meiner Kulturtheorie
bzw. Kulturphilosophie:
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Ja, Kulturen sind Einzelwelten des Werdens, Formen
mit Eigenleben, Gemeinschaften von Geimpften, die eigensinnige
Immunreaktionen entwickeln, also auch als Abwicklungen lokaler
Immunreaktionen verstanden werden können. Das Einzelne, Eigenleben,
Eigensinnige ist im Zusammenhang mit Immunreaktionen zu deuten, womit
wir wieder bei der Gebundenheit (**)
wären. Man kann dieses Einzelne, Eigenleben, Eigensinnige auch im
Sinne der Luhmannschen Systemtheorie verstehen, denn seine Systeme
sind auch als Einzelne und Eigensinnige verstehbar, nämlich insofern,
als daß diese Systeme während ihrer eigenen (!) Operationen
geschlossen und ansonsten offen sind. Meine Geschichts-
und Kulturphilosophie ist zwar größtenteils mein eigenes Werk,
doch Anteil daran haben auch Spengler, Goethe, Nietzsche, Hegel, Toynbee
und eben Luhmann.
Karin Afshar:
»Die Sonnen der Identitäten« so in Analysen
noch anderer Autoren, Kultur und Bewußtsein einer nationalen Identität
zu fassen werden zum Zentrum der Erfahrbarkeit von kultureller
Besonderheit. Ausdruck dieser sind neben Wissenschaft, Religion und
Technik ganz bestimmt eben die Künste. Die Summe aller Künste
ist dann Teil einer Kultur und beschreibt sie mit. (S. 51-52).
Ausdruck einer Kultur ist alles, was die Gemeinschaft einer Kultur
erbringt, produziert, leistet, aus sich hevorbringt. Alles. Es ist alles
Zeichen, also Sprache im weitesten Sinne.
Karin Afshar:
Kunst (und nehmen wir konkret nun einmal Literatur und das geschriebene
Wort als Beispiel) kann als Ausdruck der Identität der je
einzelnen eines Menschen oder eines Gruppenganzen gesehen werden
und ist, wie beim Zivilisationsbegriff, nichts ein für allemal
Fertiges. (S. 52).
Kultur ist selbst auch nichts Fertiges, es sei denn, daß ihre
Angehörigen nicht mehr da sind. Sind sie weg, dann ist auch die Kultur
weg. Selbst in einer völlig vereisten, vergreisten und erstarrten
Zivilisation einer Kultur ist das Kulturelle nicht verschwunden, wie der
Ausdruck Zivilisationen einer Kultur und ihr Hyperonym-Hyponym-Verhältnis
- eine semantische Relation - ja auch verrät (Zivilisation
ist der Kultur untergeordnet). Ein Rest an Kulturellem bleibt unter der
Bedingung, daß ihre Träger - die Kulturangehörigen - noch
existieren, im Grunde ewig. Das gilt auch für die Zivilisation einer
Kultur, denn gerade die Zivilisation ist es ja, die die Vollendung, den
Abschluß der Kultur bewerkstelligt - je mehr, desto besser, und
zwar für beide, weil die Zivilisation ein später Teil
der Kultur ist und deswegen auch ihr Anteil entsprechend gering ausfällt:
sie liefert ja nur den Vollendungsteil (Erstarrungsteil), eben den Zivilisationsteil
einer Kultur. Sind aber die Träger einer Kultur weg, ist auch die
Kultur weg, ansonsten existiert sie bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie von
der Natur zu ihrem Tod gezwungen wird.
Karin Afshar:
Kultur ist geschichtliches Zeugen von fortwährender
Identitätsausbildung (S. 52-53).
Richtig. Das läßt sich auch beobachten und vollzieht sich
im Einzelmenschen einer Kultur genauso wie in der Kultur selbst als Gemeinschaft,
als System, das wie ein Einzelwesen ebenfalls fortwährend Identität
finden will und in der Regel auch findet.
Karin Afshar:
Halten wir die Hauptgedanken BRUNEs
fest:
» |
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Kulturen sind keine Monaden (wie bei
Spengler), sondern grundsätzlich offen gegenüber anderen
Kulturen (fast wie bei Toynbee). |
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Vorgeburtliche Phasen der Kulturen
sind von großer Bedeutung (bei Spengler spielen sie eine nur
untergeordnete Rolle). |
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Zivilisatorische Phasen der Kulturen
sind auch als bereits »vergreiste« Phasen noch nicht
völlig starr (wie bei Spengler), sondern können im Zyklus
verbleiben - wenn auch nur schwach. |
|
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Die Geschichte der Menschen verläuft
auf mindestens zwei Bahnen, d.h. als eine Geschichte i.w.S. (Menschenkultur)
und als eine Geschichte i.e.S. (Historienkulturen, die bei Spengler
Hochkulturen heißen und als die einzigen geschichtlich
relevanten Kulturformen gelten).« (**).
(S. 56-57). |
Zum vierten Mal hat Frau Afshar nicht gesagt, daß und wen
sie hier zitiert hat. Ich weiß nicht, ob sie denkt, daß ich
selbst Herr Schütze sei, jedenfalls wurde hier wieder Herr Schütze
zitiert (**|**|**|**|**),
7. März 2011 (**).
Es ist unredlich und unwissenschaftlich, die zitierten Personen und Textstellen
nicht mit Namen, Ort, Datum und Textquelle zu belegen.
Karin Afshar:
Zivilisation neige (gemäß
Geoffrey Hartmann; HB) überall dazu, einen mechanischen
Zustand anzunehmen, während Kultur eine unverzichtbare Hilfe
beim Streben nach Perfektion sei, kein Eigentum, keine Ruhestätte,
sondern Wachsen und Werden. Kultur ist Liebe zur Vollkommenheit,
sie ist eine Studie der Vollkommenheit, und mit ihrer humanisierenden
Funktion kann sie Chaos und Anrachie vermeiden helfen. Kultur muß
deshalb allen Menschen den Zugang zum »Besten« ermöglichen
- das Beste sind die Literatur, Musik, Malerei und die Philosophie.
Diesem Begriff von Kultur kommt die Bedeutung
einer Heilerin und Wiederherstellerin der verlorenen Ganzheit zu, eines
Heilmittels für (gegen! HB) die Zivilisation
(dem entspricht auch der Gedanke Spenglers). (S. 65-66).
Wobei man hinzufügen muß, daß Spengler die Zivilisation
nicht wirklich ablehnte, sondern ein gespaltenes Verhältnis
zu ihr hatte: einerseits war er gegen die Zivilisation und
hätte sie am liebsten tatsächlich mit der Kultur als einer
Heilerin und Wiederherstellerin weggeräumt; andererseits
wußte er, daß die Zivilisation zum Schicksal gehört,
also unvermeidlich ist, und akzeptierte sie deshalb nicht nur, sondern
übte sich auch in einer Liebe zu ihr (Stichwort: Amor
fati). Spengler wollte die Zivilisation aber so, daß von der
Kultur trotzdem möglichst viel übrigbleiben kann. Und in diesem
Aspekt - der Gefahr, daß gerade die abendländische Kultur von
ihrer Zivilisation am meisten vernichtet werden könnte, nämlich
sehr viel mehr, als es in allen anderen Kulturen geschehen ist
- steckt auch viel von seinem persönlichen Motiv für seine Beschäftigung
mit dem Thema: Angst. Spengler hatte Angst vor der Vernichtung der abendländischen
Kultur, vor dem Verlust von Herkunft, Tradition und also Identität.
Trotzdem hat Spengler sich der Zivilisation gestellt. Dieser Widerspruch
wird aufgehoben durch Spenglers Wissen, daß man sich so oder so
der Zivilisation zu stellen hat und dadurch zuletzt auch mehr der auf
Herkunft, Tradition und Identität bezogenen Werte zu retten sind,
als wenn man die Zivilisation mit allen Mitteln, mit letzter Konsequenz,
mit völliger Sinnlosigkeit - als wäre man Don Quijote - bekämpft.
Chaos und Anarchie werden durch Kultur allein langfristig ausgeschlossen,
durch Zivilisation allein langfristig eingeschlossen. Ein Kampf
gegen die Zivilisation ist zwar nicht völlig zwecklos, sondern
sogar ratsam, aber dieser Kampf muß so durchgeführt werden,
daß er zu der jeweiligen Situation paßt. Wie schwierig
das ist, zeigt sich heute ganz besonders, und ich fürchte, daß
es sogar noch sehr viel schwieriger werden wird.
|
|
Die Zivilisation wird erst von einem Erhabenen
(Augustus) gezähmt, indem er die Zivilisation um Chaos
und Anarchie beschneidet und ihren Widerspruch zur Kultur in eine Synthese
zwingt, weshalb wieder die kulturelle These, nämlich die Ausrichtung
nach Herkunft, Tradition und also Identität wieder an die oberste
Stelle gesetzt wird. Dadurch sind zwar immer noch nicht alle Probleme
bereinigt und können auch gar nicht alle bereinigt sein - denn die
Zivilisation ist ja noch da -, aber sie ist nun wenigstens gezähmt,
passiver als zuvor, und das wird dann auch bald die nächsten Probleme
bringen: Eroberung durch Fremde. Immerhin schaffte es die antike Kultur
in Gestalt der Römer, die Eroberung durch Fremde zeitlich aufzuschieben.
Ob uns das auch gelingen wird? Wir sind ja noch rd. 100
Jahre von unserem Augustus entfernt.
Karin Afshar:
»Was wir Massenkultur nennen, ist nichts
anders als die Vergesellschaftung der Kultur und damit der Verfall der
Kultur.« (Hannah ARENDT, in: Kultur und Politik, 1958).
(S. 67).
Massenkultur ist ein rhetorisches Wort,
mit dem die Tatsache der Zivilisation vertuscht oder geschmackvoll
gemacht werden soll - je nach Perspektive und vorherrschender Ideologie.
Wenn es als Vergesellschaftung der Kultur verstanden werden
soll, dann ist es tatsächlich gleichbedeutend mit Verfall der
Kultur. Das Wort Massenkultur gehört jedenfalls
eindeutig in die Zeit der Zivilisation einer Kultur, also einer zivilisationistischen
Kultur. Ich muß das deswegen immer wieder sagen, weil gemäß
meiner Kulturphilosophie die Zivilisation kein selbständiges
Phänomen, sondern ein später Teil der Kultur ist, der der Kultur
widerspricht, deren Antithese ist. Die Kultur selbst wiederum ist von
meiner Naturphilosophie her gesehen eine Antithese zur Natur und
ebenfalls kein selbständiges Phänomen, sondern ein später
Teil der Natur, der der Natur widerspricht, deren Antithese ist. Wäre
es anders, dann sähe die Welt ganz anders oder gar nicht aus. Es
gibt keine Zivilisation ohne Grundlage: Kultur; es gibt keine Kultur ohne
Grundlage: Natur. Natur kann es auch ohne Kultur geben; Kultur kann es
auch ohne Zivilisation, aber nicht ohne Natur geben; Zivilisation kann
es weder ohne Natur noch ohne Kultur geben. In ihren Eigenbereichen -
als System - können sie tun, was sie wollen; in den Bereichen, zu
denen sie gehören, können sie nicht tun, was sie wollen;
deshalb streben sie die Unabhängigkeit an und bekämpfen die,
von denen sie abhängig sind, und zwar zuerst und zumeist die, von
denen sie unmittelbar abhängen, und das ist im Falle der Zivilisation
die Kultur, im Falle der Kultur die Natur. Da die Kultur die Anithese
zur sie unmittelbar beherrschenden Natur und die Zivilisation die Antithese
zur sie unimttelbar beherrschenden Kultur ist, haben die Natur und die
Zivilisation denselben Gegner. So wird ein zweites Mal meine Aussage,
die Zivilisation wolle zurück zur Natur, unterstrichen.
Natur und Zivilisation sind - so gesehen - Verbündete,
wenn es um die Gegnerschaft zur Kultur geht. Die Kultur steht - so gesehen
- auf verlorenem Posten da - wie die heutige Mittelschicht
im Abendland.
Karin Afshar:
»Wir befinden uns in einem Gesellschaftszustand, in dem
die Kultur zum Zwecke der Unterhaltung der Massen, in dem die Kultur
zum Zwecke der Unterhaltung der Massen, denen man leere Zeit vertreiben
muß, benutzt, mißbraucht und aufgebraucht wird.« (ARENDT,
1958). Es ist vom Werk und vom Wirken die Rede der Ausdruck eines
Subjekts (und die Gesellschaft ist kollektives Subjekt) im öffentlichen
Raum gewesen. Die Summe aller dieser Wirkungen und Werke in ihrer vielfältig-unterschiedlichen
Gewichtung könnte als Kultur begriffen werden. Ein einheitliches
Weltbürgertum, eine über die wirtschaftliche Globalisierung
hinausgehende Einheitlichkeit und eine Integration bis hin zur Inklusion
ist Verlust von Kultur wie auch Herkunft. Es ist die Entfernung von
den Wurzeln. (S. 85-86).
Genau. In einer Zivilisation, weil sie ihrer Kultur
widerspricht, sie vernichten will, vorgibt, zurück zur Natur
zu wollen, wird alles dafür getan, um die Kultur zu beseitigen, obwohl
das nie in Gänze funktionieren kann. Dazu gehört auch, daß
die Kultur zum Zwecke der Unterhaltung der Massen ... benutzt, mißbraucht
und aufgebraucht wird, wie Arendt 1958 sagte. Und ein einheitliches
Weltbürgertumt ist in der Tat gleichbedeutend mit Verlust
von Kultur wie auch Herkunft, also Entfernung von den Wurzeln,
wie Afshar 2018 sagte. Deshalb sage ich im Rahmen meiner Kulturphilosophie
immer wieder, daß die Geschichte der Menschen auf zwei Bahnen verläuft
und eine davon bisher sehr abstrakt geblieben ist: die Menschenkultur,
die ich gelegentlich auch Menschwerdung nenne, um anzuzeigen,
daß sie noch lange nicht beim Menschsein angekommen ist, während
die menschlichen Historienkulturen sich immerhin schon vollendet haben
bzw. die bislang letzte - das Abendland - dabei ist, sich zu vollenden.
Das Ziel einer jeden Kultur ist - man mag es kaum glauben - ihr Zivilisationshöhepunkt,
d.h. jede Kultur muß, sofern sie das dafür nötige Alter
erreicht, durch die Zeit ihrer eigenen Verneinung, die die Zivilisation
bewerkstelligt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Synthese bewirkt, daß
die Zivilsation verneint und durch diese Verneinung gezähmt
wird, während die Kultur wieder zu ihren Ehren kommt, wenn auch auf
zivilisationärer Ebene (**).
Glaubt man den Globalisen, dann soll die Menschenkultur eine Universalkultur
sein und auf Individuen aufbauen, doch dieser Widerspruch läßt
sich nicht auflösen, zeigt aber eindeutig, daß er zivilisationistisch
ist, weil hinter den Wörtern Menschenkultur, Universalkultur
und Individuen der zivilisationistische Nihilismus steckt,
wie wir schon beim Beispiel Massenkultur ... als die Vergesellschaftung
der Kultur und damit der Verfall der Kultur (**)
gesehen haben (**). Universalform
und Individualform sind gegen alle Kollektivformen gerichtet, und
die Kultur ist als Gemeinschaftsform sogar die größte aller
Kollektivformen (**).
Zurück zur Kultur heißt die Formel, die man den
Predigern von Universalform und Individualform entgegegschmettern muß.
Karin Afshar:
Allerdings - wenn in den Kontakten zwischen den Sprechern des
einen Kulturkreises mit denen des anderen Irritationen in der Kommunikation
(Sprache! HB) entstehen, landen wir sehr
schnell doch wieder bei der gruppenidentitätsstiftenden
Rolle der Sprache - die wiederum eine Funktion (nein,
weil ein System! HB) der Gemeinschaft ist, der man sich zugehörig
meint oder zu der man gehören möchte. (S. 98).
Wieso darf man der Gemeinschaft denn nicht einfach zugehören? Warum
muß das mittlerweile immer von Meinungen und vom Willen abhängen?
Das wäre doch, wenn es wirklich hauptsächlich von solchen Individualitäten
abhinge, völlig gegen alle historischen Tatsachen gerichtet. Nicht
einmal in den USA zur Zeit der Besiedlung des Landes - und erst recht
später - war es möglich, seine individuellen Meinungen und Wünsche
in der Gemeinschaft durchzusetzen, sondern die Gemeinschaft war es, die
bestimmte, welche Sprache gesprochen wurde. Ob man dieser Gemeinschaft
zugehören wollte oder sich ihr zugehörig meinte, spielte dabei
eine nur untergeordnete Rolle.
Kommunikation ist Sprache, weil es auch in der Kommunikation
um Zeichen geht. Die Sprache ist aber nicht einfach nur eine Funktion,
sondern ein System, ob einer Gemeinschaft, das ist ebenfalls
die Frage, denn ich sage, daß die Sprache das System der Gemeinschaft
ist, jedenfalls ist die Sprache weniger eine Funktion der Gemeinschaft,
als die Gemeinschaft eine Funktion der Sprache ist. Denken Sie einmal
darüber nach! Sprache hat nicht nur eine linguistische, sondern auch
eine semiotische, künstlerische, wissenschaftliche, philosophische,
logische, mathematische u.s.w. Dimension. Ich meine das nicht einfach
nur im Sinne eines Ismus, z.B. des Symbolismus, sondern rein von dem her,
was Sprache ist. Sprache ist das mediale System. Es gibt kein anderes.
Es ist doch schon schlimm genug, daß es immer mehr Sprachvergessenheit,
Sprachwissenslosigkeit, Sprachinkompetenz bis hin zur Sprachfeindlichkeit
gibt. Daß die Sprachwissenschaft sich nicht mehr dagegen wehrt,
als sie wirklich tut, spricht Bände!
Karin Afshar:
Verstöße gegen Normen im Bereich der Kultureme betreffen
die persönliche Qualifikation des Sprechers. Er wird bewertet,
meistens abgewertet. (Nach Els OKSAAR). (S. 100).
Ja, aber hier spricht dennoch wieder die Zivilisation. Warum? In Kulturen,
die noch zivilisationsfrei sind oder wenigsten noch nicht oder nicht mehr
so sehr von ihrer Zivilisation zerstört worden sind, ist es aufgrund
der gebundenen Gemeinschafsform gar nicht möglich, den Einzelnen
so sehr abzuwerten, weil er ja entweder schon zur Kultur gehört oder
zu ihr gehörig sein wird. Die Abwertung geschieht nur deshalb, weil
es typisch für Zivilisationen ist, daß es die Regel gibt, der
Schein bestimme das Sein, und es deswegen zu Diskriminierungen kommt,
auch nur kommen kann, weil der Schein in der Wirklichkeit eben nicht das
Sein bestimmen kann.
Karin Afshar:
Kinder, die in die Sprachen ihrer Eltern aus verschiedenen Ländern
hineingefallen sind, sind nicht selten nicht bilingual, sondern semilingual.
Sie sprechen weder die eine noch die andere ihrer Sprachen richtig.
Es entstehen Mischsprachen. (S. 100-101).
Ich kenne Els Oksaar von meinem Studium her, habe selbst Erst - und
Zweitpracherwerb schwerpunktmäßig studiert (kenne auch die
in der Linguistik damals noch vorherrschende nativistische Spracherwerbstheorie
sehr gut, aber auch die anderen, angefangen bei der Babytalk-Theorie
bis hin zu den Theorien über Zweitspracherwerb) und war schon damals
ziemlich sicher, daß die Bilingualität für die meisten
Kinder dann nachteilhaft ist, wenn sie nicht intelligent und leistungsorientiert
bzw. motiviert genug sind, zuhause und in der Schule nicht gefördert
und gefordert werden. Hier geht es tatsächlich bei den Voraussetzungen
hauptsächlich um dreierlei: das Herkommen, das Können und das
Wollen. Wenn aber die drei oder auch nur zwei der drei bei und zwischen
Eltern und Kindern nicht den Voraussetzungen für Bilingualität
entsprechen, dann bringt die Bilingualität mehr Nachteile als Vorteile.
Heute kommen noch andere Probleme hinzu: nämlich die aus dem öffentlichen
Bildungsbereich, der mittlerweile eher ein Hindernis für das Lernen
darstellt. Ich gebe auch Nachhilfe- bzw. Intensivunterricht, schon seit
1984 (**),
und weiß sowohl aus meiner Erfahrung mit Schülern als auch
aus den Beobachtungen sowie dem Wissen um den ganzen Themenkomplex, daß
die Leistung an den Schulen rapide abgenommen hat, besonders in den letzten
rd. zwanzig Jahren, daß in nahezu allen Schulen Leistung nur noch
verspottet wird, intelligente und leistungsorientierte Schüler vernachlässigt
werden, mittelmäßige Schüler sich mit ihrer Situation
abfinden und die anderen krampfhaft und dennoch nur zum Schein (sic!)
bis in die Mittelmäßigkeit zwar gezogen werden sollen, dies
auch z.T. versucht wird, aber immer öfter einfach nicht klappt. Die
künstliche Änderung der Benotungen verschleiert das natürlich,
ändert an den Tatsachen aber nichts, macht sogar alles noch schlimmer,
senkt auf beschleunigte Weise das Bildungsniveau und die Intelligenz.
Karin Afshar:
Wie alle Theorien, die in ihren jeweiligen Zeitzusammenhängen
entstanden sind und die sich dem angewandten aufgetretenen Wandel der
Zeiten anpassen, wird die Kulturemtheorie der Durchmischung unserer
Tage in der Praxis Rechnung tragen müssen. Nur ist keiner mehr
da, den das interssiert. (S. 102).
Es stimmt nicht, daß alle Theorien sich dem angewandten
aufgetretenen Wandel der Zeiten anpassen, sondern es gab, gibt und
wird hoffentlich auch in Zukunft solche geben, die zeitlos
waren, sind und hoffentlich auch in Zukunft sein werden.
Zur Durchmischung: Wir haben ein Recht
auf Herkunft, Gegenwart und Zukunft. Unsere Politiker, vor allem die Bundeskanzlerin
Merkel und ihre Minister, haben Hochverrat begangen und einen Meineid
geleistet. Auf Hochverrat stand früher die Todesstrafe. Man stelle
sich vor, zwei Millionen Abendländer würden nach Afrika oder
Westasien gehen und dort sagen: Wir wohnen jetzt hier für immer!
Ihr könnt nichts dagegen tun! Selbst Euer Diktator schützt uns
vor euch! Ich bin mir sicher, daß innerhalb der nächsten
Stunde schon ein militärisches Rollkommando dafür sorgen wird,
daß diese Invasoren ihr neues Land verlassen und zurück
über das Mittelmeer nach Hause schwimmen werden, weil diese Eroberung
ein Unrecht, ein kriegerischer Überfall, also eine Verursachung von
Krieg ist, folglich rechtlich, polizeilich und militärisch verfolgt
wird. Es gibt Rassismus, ja, und der ist ausschließlich gegen
uns gerichtet. Er hat sich mit dem Klassismus verbündet. Beide
starten von außen und unten, werden von innen und oben unterstützt
und kennen nur ein Ziel: das Abendland und in ihm vor allem Deutschland
mit der größten ausbeutbaren Mittelschicht (**|**).
Das ist Raub und Krieg!
Karin Afshar:
Nachdem wir - ich als Schreiberin und Sie als Leser - uns mit
den Betrachtungen von ELIAS, BRUNE, HARTMANN, ARENDT, OKSAAR und einigen
anderen auseinandergesetzt haben, stellt sich Resignation ein. Was haben
nun all diese Stimmen geklärt? Ist das nicht alles viel Wind um
sehr wenig? Vielleicht haben Sie bemerkt, daß es von Kapitel zu
Kapitel - den Höhepunkt im OKSAAR-Ansatz - mehr um die Ausführung
von Gruppeneigenschaften (als Verhalten [Zeichen!
HB] und Vorgefertigtes [Zeichen! HB])
ging. Sie ahnen vermutlich, daß das kein Zufall, sondern von mir
absichtlich dahingebracht ist. Im folgenden Kapitel können Sie
sich vier der fünf zuvor aufgeführten Protagonisten astrologisch
nähern und sich in den Formulierungen der Münchner Rhythmenlehre
warmlesen. (S. 102-103).
Ich bin derjenige, den Frau Afshar nicht analysiert hat, weil sie meine
Geburtsdaten nicht kennt.
|
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Auch das
scheinbar
linear
Verlaufende
verläuft hier
spiralig. **
|
In meiner Geschichts- und Kulturphilosophie haben die astrologischen Tierkreiszeichen
nicht denselben Sinn, den sie in der Astrologie haben. Ich kenne mich
durchaus aus mit den Bedeutungen der einzelnen Tierkreiszeichen,
Aspekte, Häuser und Quadranten.
Doch in meiner Geschichts- und Kulturphilosophie haben die Tierkreiszeichen
lediglich den Sinn, das, was ich die Spiralzyklizität
nenne, als Kulturphasen zu markieren wie in dem linearen Modell beispielsweise
die Jahrhunderte oder die Etappen auf dem Weg zu Gott bzw. dem Fortschritt
als dem unendlichen Ziel. Es kommt bei meinem spiralzyklischen
Modell darauf an, die Ergänzung zum linearen Modell zu verdeutlichen.
Das, was die Kulturphasen mit den Tierkreiszeichen gemeinsam
haben, ist das Wiederkehrende, das Zyklische, wobei ich von einer Spiralform
ausgehe, während die Astrologen in der Regel lediglich von einer
Kreisform ausgehen. Aber mit Horoskopie hat mein Modell nichts zu tun.
Es geht mir nicht darum, in welchem Tierkreiszeichen
z.B. die abendländische Kultur geboren wurde, wie die
Planeten und der Mond zu dem Zeitpunkt standen, welchen Aszendenten,
welches IC, welchen Deszendenten, welches MC
sie hat, wie ihre Häuser verteilt sind, auf welche Quadranten
vornehmlich, auf welche Elemente vornehmlich, auf mehr männliche
oder weibliche u.s.w..
Ich deute Kosmogenese, Evolution und Geschichte sowohl
als eine allgemeine Entwicklung als auch als Einzelentwicklungen,
stelle dazwischen ihre Unterschiede genauer fest und leite aus
diesem Ergebnis allgemeine Gesetze oder - zutreffender - allgemeine
Regeln ab, die entweder die alten bestätigen oder neue erfordern.
Somit gehe ich sowohl deduktiv als auch induktiv vor. Deswegen
sind auch die Vergleiche wichtig. Ich habe festgestellt, daß
die Spiralzyklizität als Entwicklungsform wahrscheinlicher ist als
die Linearität, beide sich aber deswegen nicht unbedingt ausschließen.
Allgemeine
Entwicklungstheorie nenne ich meine daraus gewonnene Theorie,
und diese Theorie hat selbst eine interessante Geschichte, Geistegeschichte
(**).
Jedenfalls ging und geht es mir um Erkenntnis und die Weitergabe dieser
Erkenntnis an die, die daran interessiert sind.
Die mehr an Wissenschaft heranragenden Aussagen der
Astrologie sind aber auch in meinem Modell zu finden, z.B. die über
die Analogie von Winter, Nacht, Ungeborensein (  ),
von Frühling, Morgen, früher Kindheit (  ),
von Sommer, Nachmittag, mittlerer bis später Kindheit bzw. Jugend
(  ),
von Herbst Abend, Erwachsensein (  )
und von Winter, Nacht, Ruheständlersein (  ),
wobei die Jahres- und Tageszeiten sowie Quartale der Entwicklung
den Quadranten in der Astrologie entsprechen, sich aber inhaltlich
mit ihnen vielleicht nicht ganz genau decken. (Daß der Winter bzw.
die Nacht zweimal erwähnt ist, ist in dem erwähnten Zusammenhang
aber nicht relevant, denn die abendländische Kultur befindet sich
erst in ihrer letzten Herbstphase, dem Schützen.) In
Karin Afshars Buch heißt es u.a.: Haus 6 ... erschließt
sich uns bewußt zwischen dem 35. und 42. Lebensjahr (S. 110),
und Haus 6 entpricht dem Tierkreiszeichen Jungfrau,
was gemäß meinem Modell zur Jugend, vielleicht
auch schon zum frühen Erwachsensein gehört. Beide
Aussagen passen inhaltlich nicht genau zueinander. Dazu müßte
Frau Afshar einmal Stellung, sich aber zuvor für das Studium meines
Entwicklungsmodells Zeit nehmen.
Auf den zwölf Seiten für die einen Zyklus umfassenden zwölf
Kulturphasen im Rahmen der Apollon-Faust-Analogien (**)
ging ich stets zuerst auf diese auch in der Astrologie bekannten Deutungen
ein, stellte dann eine Beziehung zur Genetik, zur Biologie und zur menschlichen
Entwicklung (zumeist der ontogenetischen) her, bevor ich auf die Geschichte
der Kultur - das Zielthema - einging. Das war meine spezielle
Vorgehensweise bei diesen zwölf Seiten. Ihre Namen bzw. Titel verraten
das auch: Nacht - Nidation bzw. Nidation oder Einnistung
( ),
Nacht - Embryo bzw. Embryonik oder Organbildung
( ),
Nacht - Fötus bzw. Fötik oder Organfunktion
( ),
Morgen - Neugeborenes bzw. Neugeborenes oder Stehvermögen
( ),
Morgen - Selbst bzw. Trotz oder Kampf ums Selbst
( ),
Morgen - Spracherwerb bzw. Kultursymbol oder Kulturspracherwerb
( ),
Nachmittag - Schrifterwerb bzw. Reformation oder Kulturschrifterwerb
( ),
Nachmittag - Wissensschulung bzw. Wissensschulung oder
absoluter Rationalismus ( ),
Nachmittag - Adoleszens bzw. Adoleszenz oder Konvenienz
( ),
Abend - Ehe bzw. Ehe oder Napoleonismus ( ),
Abend - Krise bzw. Krise oder Kampf ums Ei ( ),
Abend - Befruchtung bzw. Befruchtung oder Cäsarismus
( ).
Ich habe hier auf jeder der zwölf Seiten Genetik, Biologie, Evolution,
Phylogenese, Ontogenese, Anthropologie, Geschichte und Kultur unter
einen Hut gebracht. Das kann auch als ein Kunstwerk verstanden werden,
ist aber eigentlich mehr wissenschaftlich/philosophisch gemeint. Diese
Seiten gehören zu den ältesten Seiten meines Webangebots, sind
schon seit April 2001 online.
Karin Afshar:
Menschliche Kultur geht einher mit Geistesentwicklung;
sie entsteht, indem von Menschen Hervogebrachtes an eine größere
Wahrheit (größer als was? Wahr
ist nicht steigerbar! HB) angebunden ist. Wenn es keinen einigermaßen
harmonischen Einklang zwischen dem äußeren und physischen
Dasein des Menschen (der Zivilisation) und seiner rein geistigen Orientierung
(Innerlichkeit/Wirklichkeit) gibt, und insbesondere die Zivilisation
dominant ist, zerstört diese das Geistige und damit die Kultur.
(S. 170).
Das kann man so sagen unter der Voraussetzung der Akzeptanz, daß
die Zivilisation die Kultur nur dann völlig zerstören
(also töten) kann, wenn auch sie mit ihr verschwindet
(also sich mittötet), weil sie zu ihr gehört, ein
später Teil von ihr ist, was inkludiert, daß eigentlich
die Zivilisation die Kultur nicht völlig zerstören kann,
weil sie zu ihr gehört, ein später Teil von ihr ist.
Karin Afshar:
Die Kultur, die sich an einem Ort manifestiert, auskristallisiert,
ergibt sich immer aus den an diesem Ort gespeicherten Erfahrungen an
diesen Orten, d.h. wird daraus geschöpft. - Mehr noch: den Orten
ist nicht nur physisch eine Form gegeben, sondern auch metaphysisch
die Form eines Lebens. (S. 176).
Wir müssen immer den Raum bzw. den Ort berücksichtigen. Deswegen
ist auch die Geostrategie (**)
im Grunde immer noch die höchste Strategiekunst des Menschen überhaupt.
Karin Afshar:
Die Noosphäre ist die letzte Etappe der Kosmogenese.
(S. 177).
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Der genetische Weg im
Urzeigersinn:
Natur => Naturkulutr => Kultur => Kulturnatur
Der metagenetische Weg im Uhrzeigersinn:
Kulturnatur => Kultur => Naturkultur => Natur
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Das habe ich in meiner allgemeinen Entwicklungstheorie ebenfalls berücksichtigt,
allerdings auch wieder unter einer Voraussetzung: daß die Geistesgeschichte
bzw. die Noosphäre sich als eine solche Etappe
so zeigt, daß sie als relativ frei von den anderen drei Entwicklungsarten
bzw. Sphären gelten kann. Allgemeine Entwicklungstheorie
(**|**)
heißt eine der vier Einzeltheorien, die meine Gesamttheorie (Philosophie)
beherbergt. Diese Allgemeine Entwicklungstheorie soll eben den natürlichen
Aspekt der Veränderung, den ich Kosmogenese nenne (**),
den naturkulturellen Aspekt der Veränderung, den ich Evolution
nenne (**),
den kulturellen Aspekt der Veränderung, den ich Geschichte
nenne (**)
und möglichst auch den kulturnatürlichen Aspekt der Veränderungen
abdecken. Doch für den vierten Aspekt scheint es so etwas (noch)
nicht zu geben, es sei denn, daß die Geistesgeschichte von der sonstigen
Geschichte vorübergehend abtrennbar und folglich relativ autonom
ist. (**).
Gemäß meiner Theorie sorgt die von der Kultur kommende und
in die Natur einmündende Geistesgeschichte erst für die komplette
Abrundung des allgemeinen Entwicklungszyklus. Deshalb fordert meine
Theorie sie, und die Geschichte zeigt ja auch schon seit langem, daß
die Geistesgeschichte in ihr durchaus etwas Autonomes an sich
hat.
Karin Afshar:
Die Frage lautete: Hatten wir jemals Kultur?. (S. 182).
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H i s t o r i e n k u l t u r e l l e
K a p a z i t ä t e n
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Hatten wir jemals Kultur? - diese Frage, die ja der
Titel des Buches von Karin Afshar ist, wäre z.B. in jener Zeit, in
der die rein historienkulturelle Dichte am höchsten
war, in den zu der Zeit noch nicht zivilisationistisch gewordenen Historienkulturen
nicht denkbar gewesen. Zu der Zeit war deswegen die historienkulturelle
Dichte am höchsten, weil das historienkulturlle Distributionsmaximum
die weder vorher noch nachher erreichten rd. 25% ausmachte (siehe
Tabelle **).
Das war jene Zeit, die Karl Jaspers (**)
die Achsenzeit (**)
genannt hat: die Zeit von etwa 720 bis 360, als die Historienkulturen
Indien, China, Antike in hochkultureller Blüte dastanden, d.h. in
ihrer Hochform waren. Heute sind, wie ich schon sagte (**|**),
von den noch existierenden vier Historienkulturen drei schon längst
in ihrem zivilisationären Endzustand und eine - die abendländische
Historienkultur - in ihrem zivilisationistischen Unruhezustand, und da
der Rest auf unserem Planeten Erde von der abendländischen Historienkultur
infiziert bzw. geimpft wurde, gibt es fast nur
noch Zivilisationszustände, nämlich eine zivilisationistische
Historienkultur, drei zivilisationäre Primitivkulturen (Rest-Historienkulturen)
und einen Rest an angesteckten Primitivkulturen (Rest-Reinprimitivkulturen).
Der Grund, weshalb das Raummaximum in der dritten Teilperiode trotz der
nur rd. 20% ausmachenden Distribution rd. 90% beträgt
(siehe Tabelle **),
hat genau damit zu tun: nur noch 10% Raum für Primitivkulturen, die
allerdings durch die zivilisationistisch gewordene abendländische
Historienkultur angesteckt sind. Ich vermute, daß dann, wenn auch
das Abendland von den zivilisationistischen Unruhezustand in den zivilisationären
Ruhestand als Endzustand gewechselt haben wird, ein so winziger Rest an
Historienkulturellem übriggeblieben sein wird, daß das Primitivkulturelle
auf zivilisationärer Basis das Ruder übernommen
haben wird und deswegen endlich die ja sowieso auf primitive Weise vor
sich hin dümpelnde und ansonsten nur als Universalkultur auf
Individuenbasis rhetorisch angepriesene Menschenkultur einen kleinen
Schub bekommen haben wird (**). Vielleicht
ist das ja auch mit dem Ausdruck Neue Weltordnung gemeint:
Zivilisationäre Ruhezustände oben (0,0001% bis 0,01%),
primitive Zustände unten (99,99% bis 99,9999%). Das ergibt
schießlich - trotz der fast vernachläsigbaren Prozentzahlen
der oben daran Beteiligten - insgesamt eine zivilisationäre
Primitivkultur.
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