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Oswald Spengler Oswald Spengler Oswald Spengler

Spengler-Gesellschaft, ja!

Aber Spengler-„Society“?

Oswald Spengler Oswald Spengler Oswald Spengler (im Grab)

 

Brauchen wir eine Spengler-„Society“? „Society“ - was Oswald Spengler über sie sagte, ist den Spenglerianern bekannt, aber den anderen wohl kaum, darum folgen einige Zitate: „Der Engländer gehört auch geistig zur »society«.“ (Spengler). „Rousseau, der Theoretiker der politischen Anarchie, hat aus der Tatsache der fest in sich begründeten und politisch mit voller Instinktsicherheit arbeitenden englischen society den Begriff seines Gesellschaftsvertrages gezogen, der zuletzt doch die Diktatur als gelegentliche und zufällige Rettung aus dem Kunterbunt aller Einzelwillen forderte.“ (Spengler). „Heute ist es (das Rätesystem des Freiherrn von Stein; HB), ganz marxistisch, in den Schmutz des Klassenegoismus gezogen worden, eine bloße Umkehr des Bildes, das Marx von der Räuberklasse der Kapitalisten englischen Stils, der Wikinger ohne Staatskontrolle gezeichnet hatte, ein Freihandelssystem von unten mit der Arbeiterschaft als society und also englisch durch und durch.“ (Spengler). „Marx ... nahm das bloße Außenbild des Preußentums: Organisation, Disziplin, Gemeinsamkeit, etwas, das von einer Einzelklasse ganz unabhängig ist, eine technische Form, den Sozialismus, um ihn als Ziel und Waffe der Arbeiterschaft in einer englisch geordneten society zu überreichen, damit sie, wiederum ganz wikingermäßig, die Rollen der Räuber und Beraubten umtauschen könne - Expropriation der Expropriateure - noch dazu mit einem sehr egoistischen Programm der Beuteteilung nach dem Siege.“ (Spengler). „Marx ... denkt im Bilde der society, staatlos.“ (Spengler). „In England, das statt des Staates nur die Gesellschaft (society) kennt (Spengler), wird auch das öffentliche Unrecht wie der Mord wenigstens der Form nach im Privatverfahren durch den verfolgt, der es entdeckt.“ (Spengler).

Max Otte und sein Lieblingsbuch
Max Otte und sein Lieblingsbuch:
„Der Untergang des Abendlandes“
von Oswald Spengler.

Was also soll eine Spengler-„Society“? Noch einmal etwas Englisches: „The Oswald Spengler Society engages in the understanding of the principles underlying Human Evolution and World History and its perspectives. It is dedicated to the comparative study of cultures and civilizations, including pre-history, the evolution of humanity as a whole and extrapolations regarding the possible future of man.“ So ist es zu lesen auf OSWALDSPENGLERSOCIETY.com: The Oswald Spengler Society for the Study of Humanity and World History (OSWALDSPENGLESOCIETY.com). Diese Spengler-Gesellschaft wurde 2017 von Michael Thöndl, Max Otte und David Engels gegründet und vergab 2018 einen ersten Spengler-Preis: an Michel Houellebecq. Alexander Demandt ist Ehrenpräsident, David Engels Präsident der „Oswald Spengler Society“. „Society“? „Humanity“? Was hat Spengler mit einer typisch englischen Sozialismusform und einer typisch nihilistischen Universalidee zu tun? Spengler war kein Engländer, sondern Deutscher, preußischer Deutscher, Spengler war kein Träumer von Universalideen, sondern Natuwissenschaftler, Mathematiker sowie Kultur- und Geschichtsphilosoph, ein Kulturmorphologe und Skeptizist.

Widerspruch

NACH OBEN Seit dem Jahre 2000 vertrete ich die auf Zyklizität und Morphologie sich stützende Geschichts- und Kulturphilosophie, nämlich auf eine Art, die trotz wesentlicher Unterschiede derjenigen, die Spengler vertrat, sehr ähnlich ist. Noch im Jahre 2000 kam ich zu dem Schluß, daß die abendländisch-faustische Zeit des Globalismus (etwa 2000-2120 [?]) und die antik-apollinische Zeit des Cäsarismus (etwa 150-30) bzw. der Bürgerkriege Roms (133-30) in kulturmorphologischer Analogie bzw. „Parallelität“ zueinander stehen, und veröffentlichte dies im April 2001 im Internet. Den Lesern, die meine Webseiten von damals kennen, ist das wahrscheinlich noch im Gedächtnis.
David Engels, „Auf dem Weg ins Imperium“, 2014
Ich hätte damals zwar Urheberrechte zur Geltung bringen können, und viele Leser meiner Webseiten wiesen mich auch darauf hin, doch ging es mir nur darum, meine Erkenntnisgewinnung einem interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen. Später jedoch sollte ich aber doch zumindest ein bißchen von jenem Gefühl heimgesucht werden, das die Botschaft vermittelte, daß meine eigenen im Internet seit April 2001 befindlichen Texte sich in einem 2014 veröffentlichten Buch wiederfanden: 2014 hatte nämlich der belgische Deutsche (aus der Deutschen Gemeinschaft Belgiens stammende) David Engels meine Gedanken in einem Buch veröffentlicht: Auf dem Weg ins Imperium. Die Krise der Europäischen Union und der Untergang der Römischen Republik. Historische Parallelen (Europaverlag (David Engels, „Auf dem Weg ins Imperium“, 2014)). Niemand hatte mich über die Veröffentlichung meiner eigenen Gedanken in einem fremden Buch informiert. Nun fragte ich mich natürlich, ob Engels meine seit April 2001 im Internet befindlichen Texte gestohlen hatte, oder ob er ohne sie selbständig auf jene Gedanken gestoßen war, auf die ich 14 Jahre vorher - im Jahre 2000 - gestoßen war. David Engels ist 1 Jahr jünger als mein ältestes Kind, 23 Jahre jünger als ich und wie ich Historiker, kommt also wie ich von der Geschichtswissenschaft her, ist wie ich auch an Geschichtsphilosophie interessiert, was dafür spricht, daß wir - abgesehehen von den 23 Jahren Altersunterschied und vielleicht einigen für dieses Thema weniger bedeutsamen Unterschieden - Gemeinsamkeiten haben. Aber ein bißchen „wurmte“ es mich schon, als ich erfuhr, daß meine Gedanken zu eben jener Analogie nun in einem Buch zu finden waren, dessen Autor nicht ich, sondern ein anderer, 23 Jahre jüngerer, ebenfalls, aber eben später als ich, über die Geschichtswissenschaft zur Geschichtsphilosophie gelangter Spenglerianer war. Das tat schon ein bißchen weh. Angesichts der großen Verzichtsleistungen, die ich sowieso schon während meines bisherigen Lebens praktiziert hatte, dachte ich mir jedoch, auch auf meine Urheberrechte zu verzichten, und so kam es dann auch: ich verzichtete auf meine Urheberrechte. Verzicht ist meine „Achillesferse“.

David Engels David Engels und Wätzold Plaum
David Engels in einem Gespräch mit Wätzold Plaum: Die EU auf dem Weg ins Imperium? (22.09.2019). David Engels in einem Gespräch mit Wätzold Plaum

Mittlerweile habe ich herausgefunden, daß meine und Engels Gedanken zur Analogie zwischen dem abendländisch-faustischen Globalismus und dem antik-apollinischen Cäsarismus bzw. der Zeit der Bürgerkriege sich doch ein bißchen unterscheiden. (I) Ich habe das Imperium Romanum mit dem gesamten US-Dollar-Imperium analogisiert, Engels aber hat es ausschließlich mit der Europäischen Union analogisiert. Wenn man Rom mit der EU analogisiert, wie Engels es tut, dann scheinen die Rollen in den Punischen Kriegen einerseits bzw. den Weltkriegen andererseits vertauscht zu sein, denn Rom ist eindeutig als Sieger aus den Punischen Kriegen und Europa, als das sich die EU ja verstehen will, eindeutig als Verlierer aus den Weltkriegen hervorgegangen, während es gemäß Engels Analogie umgekehrt sein muß und die EU „auf dem Weg ins Imperium“ ist. (II) Ich bin von der Analogie und von der im Sinne der Zyklizität verstandenen Zeit mit den entsprechenden Zeitabständen ausgegangen, Engels ist aber von der Analogie allein ausgegangen (das sagte er 2019 in einem Gespräch mit Wätzold Plaum David Engels in einem Gespräch mit Wätzold Plaum). Wenn man von der Analogie allein ausgeht, also keine sonstigen Bezugspunkte, ob räumlich oder zeitlich, zuläßt, dann darf man sich nicht wundern, wenn z.B. die Rollen vertauscht sind oder Korrelationen nicht mehr passen (siehe I). (III) Ich habe die analoge Zeit zum heutigen (Zum Anfang dieses Textabschnittes) Abendland auf etwa 133 bis 100 v. Chr. festgelegt, Engels aber hat die analoge Zeit der heutigen Europäischen Union auf etwa 60 bis 30 v. Chr. datiert. Es gibt jedoch (noch) keine Analogie zu den antiken Verhältnissen zwischen 60 bis 30 v. Chr.. Engels läßt es z.B. an der „parallelen“ Person zu Sulla (138-78) fehlen, überspringt diese Person sozusagen, obwohl sie für die Ereignisse sehr bedeutend ist, jedenfalls dann, wenn nur „parallele“ Personen zu den Gracchen, zu Marius, zu Saturninus, zu Cinna, zu Marcus Livius Drusus d.J. gefunden werden können. Andeutungsweise mögen „parallele“ Personen vielleicht auch sogar schon zu Crassus, zu Catilina, zu Pompejus, zu Cäsar, zu Clodius, zu Lepidus, zu Antonius gefunden werden können, aber ganz sicher keine zu Augustus. Es braucht immer die Tendenz hin zu einer Person, die den „Endzustand“ herbeiführen wird, aber die gerade genannten Personen, zu denen „Parallelen“ gefunden werden können, zogen im Grunde am selben Strang, so daß sie ohne Opposition Rom im Endeffekt „getötet“ hätten. Die Analogie zu der heutigen Zeit des Abendlandes kann auch demnach nur die der Zeit vor und nicht nach Sullas Macht sein - es sei denn, daß man annimmt, daß (1.) ein „abendländischer Sulla“ erst später kommen werde oder (2.) gleich eine den Endzustand herbeiführende Person wie Augustus kommen werde oder (3.) es keine Opposition mehr geben und das Abendland eben durch „Selbstkastration“ mit daran anschließendem „Selbstmord“ sich aus der Geschichte verabschieden werde. Engels scheint entweder auf die erste Möglichkeit oder auf die zweite Möglichkeit, jedenfalls aber nicht auf die dritte Möglichkeit zu setzen.

Von den eben erwähnten drei Möglichkeiten (Siehe oben) ist die dritte, die ja besagt, daß es keine Opposition mehr geben und das Abendland eben durch „Selbstkastration“ mit daran anschließendem „Selbstmord“ sich aus der Geschichte verabschieden werde, die einzige, die uns derzeit und schon seit langem und immer konkreter werdend so vorgeführt wird, als könne nur sie allein sich verwirklichen - trotz der die anderen beiden Möglichkeiten betreffenden Analogien aus der apollinischen Antike. In der apollinischen Antike gab es die Gegenbewegung, weshalb sie mit der Bewegung, gegen die sie opponierte, zuletzt in dem Kompromiß mündete, den Augustus herbeizuführen in der Lage war. Dies ist durchaus im Sinne der Hegelschen Dialektik zu verstehen (Vgl. Hegels Dialektik). Die Tradition der apollinischen Kultur war die These, die nihilistische Bewegung hin zur Vernichtung dieser Tradition war die Antithese und das Prinzipat des Augustus war die Synthese (Das Prinzipat des Augustus als Synthese).
Die Verfassung des Prinzipats
Augustus hieß eigentlich Gajus Octavius, auch „Octavian“ genannt. Am 16.01.27 bekam er den Ehrennamen „Augustus“ vom Senat verliehen und die wichtigsten Provinzen übertragen. Damit war sein politisches Gewicht anerkannt. Nun konnte das Prinzipat beginnen. Als „Erster unter Gleichen“ (Princeps) konnte er das Prinzipat und im gesamten Reich eine dauerhafte Ordnung schaffen. Die Herrschaft des Augustus wurde als „Pax Augusta“ verklärt. Augustus’ Staatsform basierte eben nicht mehr auf der auf Korruption basierenden Anhäufung von Ämtern, sondern auf erhöhter „Auctoritas“. Das Prinzipat leitet sich ab vom Begriff des Princeps (= Erster unter Gleichen) und beruht auf dem Consensus universorum, der allgemeinen Übereinstimmung. Es stellt einen Ausgleich zwischen monarchischen und republikanischen Elementen dar. Die Machtbefugnisse werden vom Senat und vom Volk übertragen. Die Kennzeichen des Prinzipats sind die autoritäre Macht (Auctoritas) und die Ehrfurcht vor den überlieferten Formen (Mores maiorum). In dem Gemeindestaat (also in der Polis) Rom erhielt Augustus das Konsulat, jedenfalls zunächst (27-23) und später nur bei für ihn wichtigen Anlässen, im Reich ein namenloses Imperium. Er bekam den Oberbefehl über das Heer, die Führung der Außenpolitik, das Recht zum Abschluß von völkerrechtlichen Verträgen, daneben ein Imperium pro consulare für die kaiserlichen Provinzen, die interessanterweise genau die Gebiete umfaßten, die vor 148 weder zu Rom noch zu griechischen Herrschaftsbereichen gehört hatten. Es waren die Gefahrenherde. In sie entsandte Augustus Legaten (Legati Augusti pro praetore provinciae), die diese Gefahrenherde verwalteten. (Übrigens war auch Varus ein Legat, zunächst in Syrien [6-4], ab 7 n. Chr. in Germanien, wo er die Romanisierung des Gebietes zwischen Rhein und Elbe durch intensivierte Verwaltung und Rechtsprechung einzuleiten hatte. Er wurde jedoch im Herbst 9 n. Chr. im Teutoburger Wald vernichtend durch den Cherusker Arminius geschlagen und nahm sich dort das Leben - im heutigen Kalkriese [Mehr dazu].) Ob wir in Zukunft auf analoge Weise ein Prinzipat bekommen werden oder nicht: das ist die eigentliche Frage, weil sie die Langfristigkeit betrifft. Zunehmende Gewaltherrschaft wird jedenfalls bis dahin unvermeidlich sein und - vorausgesetzt, daß das Abendland bis dahin noch nicht „gestorben“ sein wird - auch das zukünftige abendländische Imperium kennzeichnen. Die schon jetzt erkennbare „Privat- und Familienpolitik der Einzelherrscher“ und die „Welt als Beute“ werden zunehmen. Warten wir also auf unseren Augustus!  –  Diesen Textabsatz habe ich hier größtenteils hineinkopiert und formal ein wenig verändert - das Original ist ein von mir in den 1990er Jahren geschriebener Text, auch zu lesen an verschiedenen Teststellen auf meinen Webseiten „Kosmos“ („Kosmos“, 2001 ff.) und „Befruchtung oder Cäsarismus“ („Befruchtung oder Cäsarismus“, 2001 ff.), die ich im April 2001 erstmals im Internet veröffentlichte.

Oswald Spengler, „Der Untergang des Abendlandes“ (Komplettausgabe)

Man kann gar nicht oft genug daran erinnern, daß Spengler in seinem Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ seine und die darauf folgende Zeit bis zum Ende des 20. Jahrhunderts mit der die drei Punischen Kriege und die rd. sieben Jahrzehnte danach bis zum Beginn der römischen Bürgerkriege umfassenden Zeit analogisierte, folglich das abendländische 21. Jahrhundert mit der Zeit der römischen Bürgerkriege analogisierte, wobei ich, um den Lesern Mißverständnisse zu ersparen, hinzufügen möchte, daß er den Ersten Weltkrieg nicht mit dem Ersten Punischen Krieg, sondern mit dem Zweiten Punischen Krieg analogisierte, während ich den Ersten Weltkrieg mit dem Ersten Punischen Krieg und den Zweiten Weltkrieg mit dem Zweiten Punischen Krieg analogisiere. Für Spengler war beim Niederschreiben des ersten Bandes seines Hauptwerkes anfangs der Erste Weltkrieg noch Zukunft und also Möglichkeit, dann eine Gegenwärtigkeit und also Wirklichkeit. Bei der Veröffentlichung seines Werkes „Preußentum und Sozialismus“ und der Veröffentlichung des zweiten Bandes seines Hauptwerkes war der Erste Weltkrieg bereits eine historische Tatsache. Der Zweite Weltkrieg blieb für Spengler Zukunft. Aber beide Weltkriege sah er voraus, und zwar beide Male schon lange vor dem jeweiligen Ausbruch.

In Spenglers Hauptwerk ist das Wort „Untergang“ „nicht im Sinne eines Schiffsunterganges, sondern im Sinne der Vollendung“ (Spengler) zu verstehen; außerdem bezieht sich die Analogie, um die es Spengler z.B. bei den Ereignissen im abendländischen 20., 21., und 22. Jahrhundert ging, aus seiner Sicht auf das Vorspiel zum Zweiten Punischen Krieg, auf den Zweiten Punischen Krieg selbst und auf seine Folgen, wozu eben sehr viel gehört, besonders aber folgendes: „Erst der römische, durch C. Flaminius angekündigte, in Marius zum ersten Mal Gestalt gewordene Cäsarismus hat innerhalb der antiken Welt die Erhabenheit des Geldes - in der Hand starkgeistiger, groß angelegter Tatsachenmenschen - kennen gelehrt. Ohne das ist weder Cäsar noch das Römertum überhaupt verständllich.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, I, 1918, S. 49-50Spengler). Ich erwähnte bereits, daß Spengler den Ersten Weltkrieg nicht - wie ich - mit dem Ersten Punischen Krieg, sondern mit dem Zweiten Punischen Krieg analogisierte, gemäß seiner Kulturtheorie also die nächste Zukunft des Abendlandes näher war, als sie es gemäß meiner Kulturtheorie hätte sein dürfen, denn gemäß meiner Kulturtheorie ist ja der Erste Weltkrieg mit dem Ersten Punischen Krieg zu analogisieren. Wenn man gemäß Spenglers Analogiedaten eine genaue Berechnung vornähme und z.B. als das Bezugsjahr 45 v. Chr., in dem Cäsar zum Diktator auf Lebenszeit ernannt wurde, wählte, dann wäre das analoge Jahr für den „abendländischen Cäsar“ das Jahr 2074, wohingegen gemäß meiner Analogiedaten dieses analoge Jahr 2114 wäre. Solche Berechnungen müssen wir aber nicht unbedingt vornehmen, weil die Kulturmorphologie in einem gewissen Rahmen Variationen zuläßt. Deshalb kann man einen zeitlichen Rahmen für dieses Beispiel annehmen, der sich über das 21. und das 22. Jahrhundert erstreckt. Da schon eine gewisse Zeit des 21. Jahrhunderts verstrichen und noch kein „abendländischer Cäsar“ erschienen ist, können wir schon einige zeitliche Abstriche machen. Ist aber der „abendländische Cäsar“ da, dann ist auch die letzte Entscheidung gekommen, die zum Ergebnis des letzten abendländischen Kampfes führt, und dieses Ergebnis können wir auch das „Actium-Ergebnis des Abendlandes“ nennen. Möglich ist auch, daß dieses „Actium-Ergebnis des Abendlandes“ sich z.B. 2060 (Analogien: 2. Punischer Krieg / 1. Weltkrieg, 3. Punischer Krieg / 2. Weltkrieg bis hin zum Prinzipat / Analogon im Abendland) oder sogar schon 2030 (dieselben Analogien mit einer „Abkürzung“ von 30 Jahren) zeigen wird.

Ich liebäugle damit, daß der schon erwähnte dialektische Prozeß (Siehe oben) auch in zeitlich verkürzter Form sich ereignen kann und darum von den für die Frage nach dem Erscheinen eines „abendländischen Sullas“ ebenfalls schon erwähnten drei Möglichkeiten (Siehe oben) die vermutlich von Engels favorisierten zwei Möglichkeiten - nämlich: daß (1.) ein „abendländischer Sulla“ erst später kommen werde oder (2.) gleich eine den Endzustand herbeiführende Person wie Augustus kommen werde - wenigstens die Hoffnung auf ihre Verwirklichung verstärken.
Augustus
Jedenfalls glaube ich, daß auch Engels mit einer solchen Hoffnung liebäugelt, und das freut mich. Denn mit dieser Hoffnung können wir die Wahrscheinlichkeit für die Verwirklichung der dritten Möglichkeit - nämlich: daß (3.) es keine Opposition mehr geben und das Abendland eben durch „Selbstkastration“ mit daran anschließendem „Selbstmord sich aus der Geschichte verabschieden werde - wenigstens in einem gewissen Rahmen verringern. Ich glaube auch, daß Engels so wie ich weiß, daß zwar der Untergang des Abendlandes als die Vollendung des Abendlandes zuletzt nicht aufzuhalten ist, dieser aber gestaltet werden kann - so hat Spengler es ja auch gemeint -, weil es sowohl räumliche als auch zeitliche Variationen innerhalb der vorgegebenen Muster (Analogien) gibt. Die Bedingungen dafür, daß der erwähnte dialektische Prozeß auch die erhoffte Synthese namens „abendländischer Augustus“ mit sich bringen wird, müssen erfüllt sein. Ob diese bereits erfüllt sind, können wir noch gar nicht wissen, weil es noch nicht genug Anzeichen dafür gibt. Aber wir können hoffen. Ein „abendländischer Sulla“ würde die Funktion haben, die mittlerweile schon recht lange andauernde Antithese zur abendländischen Tradition so zu bekämpfen, daß die ersehnte Synthese zwar immer noch nicht erscheinen, aber sich wenigstens doch schon ankündigen würde, weil dadurch immer mehr gemerkt werden würde, daß die schon lange andauernde falsche Extreme besiegt werden kann, wenn auch vorerst nur durch eine andere falsche Extreme, was die Hoffnung auf eine Lösung des Problems verstärken würde. Die weitere Entwicklung würde im Vergleich zur apollinischen Antike vielleicht auch zeitlich komprimiert vor sich gehen, also schon bald einen „abendländischen Augustus“ vor uns stellen, der die Korruption, die Geldherrschaft (die Plutokratie, d.h. die geheuchelte Demokratie), die Lügen, die Heuchelei, die Umwertung aller abendländischen Werte, den Nihlismus, also die gesamte Negation negieren und dadurch aufheben würde: so wie die Synthese in Hegels Dialektik (Hegels DialektikVgl. „Aufheben“ in Hegels Dialektik).

Beim Vergleich der abendländischen Kultur mit allen anderen Kulturen muß aber auch Engels aufgefallen sein, daß das Ausmaß von Technik und Wirtschaft des Abendlandes so unglaublich riesig ist, daß es nahezu unvergleichbar ist. Ich muß darauf gar nicht näher eingehen, weil bekannt sein dürfte, daß keine nichtabendländische Kultur auch nur annähernd an das herangekommen ist, was die abendländische Kultur geleistet hat. Was bedeutet dies nun aber für die Zukunft der abendländischen Kultur? Können die Analogien so herangezogen werden, daß sie trotz der nahezu unmöglichen Vergleichbarkeit eintreten und, falls ja, wie?
 Weltbevölkerung in der Zeit von 0 bis 2000
Zeitpunkt Bevölkerung Zeitraum Wachstum Wachs-
tumsrate
je Jahr
Chr. Geb. 0,25 Mrd.
Um 1500 0,5 Mrd. 1500 J. 100%   0,07%
1804 1 Mrd. 304 J. 100%   0,16%
1927 2 Mrd. 123 J. 100%   0,81%
1960 3 Mrd. 33 J. 50%   1,52%
1974 4 Mrd. 14 J. 33,33% gegenüber 1927 (47 J.): 100% 2,38%
1987 5 Mrd. 13 J. 25%   1,92%
1999 6 Mrd. 12 J. 20% gegenüber 1960 (39 J.): 100% 1,67%
2011 7 Mrd. 12 J. 16,67%   1,39%
2024 8 Mrd. 13 J. 14,29% gegenüber 1974 (50 J.): 100% 1,10%
Mehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazuMehr dazu
Die Abendländer haben mit ihren unermeßlich großen Leistungen nicht nur sich, sondern auch alle Nichtabendländer in Größenordnungen katapultiert, die einmalig sind in der Weltgeschichte: die technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Errungenschaften, die göttlichen Schöpfungen nahekommen, sorgten und sorgen für einen exponentiellen Anstieg nicht nur in ihren eigenen Bereichen (so als wären sie nur Selbstläufer), sondern hatten und haben enorme Auswirkungen auf alle anderen Bereiche, so daß z.B. die Zahl der Weltbevölkerung von etwa zweihundertfünfzig Millionen um Chrsti Geburt auf etwa fünfhundert Millionen um 1500, auf eine Milliarde 1804, auf zwei Milliarden 1927, auf drei Milliarden 1960, auf vier Milliarden 1974, auf fünf Milliarden 1987, auf sechs Milliarden 1999, auf sieben Milliarden 2011 angestiegen ist und voraussichtlich auf acht Milliarden 2024 angestiegen sein wird. Wenn wir somit diese Bevölkerungs- und Jahreszahlen als Grundlage benutzen, dann ist die Weltbevölkerung um jeweils hundert Prozent von Christi Geburt an in 1500 Jahren, von 1500 an in 304 Jahren, von 1804 an in 123 Jahren, von 1927 an in 47 Jahren, von 1974 an in 50 Jahren gestiegen (siehe Tabelle). Die Wachstumsrate, also das relative Wachstum war 1968, das absolute Wachstum 1989 am größten (Zum Höhepunkt von  Wachstumsrate und Wachstum der Weltbevölkerung).
Jetzt, in diesem Moment, leben
auf unserem Planeten Erde.
Es ist nicht ganz unproblematisch, die heutigen (Zum Anfang dieses Textabschnittes) siebeneinhalb Milliarden Menschen auf unserer Erde oder auch nur die rd. eine Milliarde Menschen in Europa (ohne Rußland, Weißrußland und Ukraine), den USA, Kanada und Australien mit den ungefähr fünfzig Millionen Menschen im Imperium Romanum zu vergleichen - trotz der Tatsache, daß es mehr auf die Qualität als auf die Quantität ankommt, weil es ja die Qualität (das Faustische der Abendländer) war und ist, die auch den Anstieg der Quantität (z.B. den enormen Anstieg der Weltwirtschaft, der Weltbevölkerung u.s.w.) ermöglichte und ermöglicht. Auch die in der Abbildung zu sehende Exponentialkurve zeigt deutlich diese Qualität der Abendländer: das Faustische. Allen anderen Kulturen fehlte und fehlt diese Qualität. Und wenn die Abendländer in der Zukunft auf diesem Planeten nicht mehr existieren werden, dann wird auch ihre Qualität nicht mehr existieren.

Die abendländische Kultur ist keine göttliche Kultur, auch wenn dies oft so scheint, weil die Leistungen der Abendländer und die Schöpfung der Welt durch Gott sich in einem ähneln: beide scheinen sogar die Unendlichkeit des Raumes erbaut zu haben. Dies ist die eine Seite, die andere Seite ist die tragische. Und weil diese beiden Seiten ziemlich weit voneinander entfernt zu sein scheinen, scheint auch der Ausgleich im Gemüt und überhaupt das Maßhalten eines von mehreren Problemen der Abendländer zu sein. Das typisch Abendländische fehlt den anderen Kulturen, aber das für sie typische fehlt wiederum den Abendländern. Gegensätzlich sind die apollinisch-antike und die faustisch-abendländische Kultur. Also müßten wir, um zum Kernthema „Rom-Dollarwelt-Analogie oder Rom-EU-Analogie?“ zurückzukommen, bei der Analogiebildung auch - wie schon gesagt - auf die darin eventuell enthaltenen vertauschten Seiten und Rollen achten.

Man kann den Beginn der Masseneinwanderungen ins Römische Reich ungefähr mit dem Jahre –150 beginnen lassen und sie mit den seit etwa Ende des 20. Jahrhunderts begonnenen überfallartigen Masseneinwanderungen nach Europa (besonders nach Deutschland), nach Kanada, USA und Australien vergleichen. Die für das Römische Reich bedeutsamsten Daten in der Zeit von –150 bis –30 sind: der Dritte Punische Krieg (–149 bis –146); die völlige Zerstörung von Karthago und Korinth (–146); der Erste Sklavenkrieg (–136 bis –132); die Vererbung des Reiches von Pergamum an das Römische Reich (–133); die Reformbewegungen der Gracchen (–133 bis –121) und damit der Beginn der Bürgerkriege (–133 bis –30); der Krieg gegen die Kimbern und Teutonen (–113 bis 101); der Jurgurthinische Krieg (–111 bis –101); der Bundesgenossenkrieg (–91 bis –89), der mit der Verleihung des Bürgerrechtes an die Bundesgenossen endet („Lex Plautia Papiria“); der mit dem Aufruf an die Griechen zur Erhebung gegen Rom und der Ermordung von achtzigtausend Römern („Vesper von Ephesus“) einhergehende Erste Mithridatische Krieg (–88 bis –84); der Zweite Mithridatische Krieg (–83 bis –81); die Diktartur Sullas (–82 bis –79); der Dritte Mithridatische Krieg (–74 bis –64); der Sklavenaufstand unter Spartakus (–73 bis –71); die Beendigung des Krieges gegen die Seeräuber (–67); die Aufdeckung und Niederschlagung der Catilinarischen Verschwörung (–63 bis –62); das Erste Triumvirat (Pompejus, Cäsar, Crassus; Beginn: –60); die Eroberung Galliens durch Cäsar (–58 bis –51); der Bürgerkrieg gegen Pompejus (–49 –46); der Alexandrinische Krieg (–48 bis –47); die Diktatur Cäsars (–46 bis –44); die Ermordung Cäsars (15. März –44); der Mutinensische Krieg (–44 bis –43); das Zweite Triumvirat (Antonius, Oktavian, Lepidus; Beginn: 11. November –43, auf fünf Jahre begrenzt) und die Schreckensherrschaft durch Präscriptionen (–43); der Perusinische Krieg (–41 bis –40); die Erneuerung des Zweiten Triumvirats (–38, auf fünf Jahre begrenzt); der Ptolemäische Krieg (–32 bis –30) mit der Entscheidungsschlacht von Actium (13. Januar –31) und der Einnahme von Alexandria (3. August –30). Interessanterweise lassen sich für die Abendlandgeschichte Analogien für den Dritten Punischen Krieg, für die völlige Zerstörung von Karthago und Korinth, auch Analogien bis hin zu den Reformbewegungen der Gracchen und damit dem Beginn der Bürgerkriege finden, also für die Zeit von –149 bis –133 bzw. –121, aber für die bedeutsamsten Daten danach eben nicht - es sei denn, daß man die Seiten bzw. Rollen vertauscht, so daß man das Schlimmste für die abendländische Zukunft befürchten muß, wenn nicht bald gegen diese Entwicklungen Politik gemacht (und nicht mehr erlitten) wird.

Marcus Porcius Cato der Jüngere
Marcus Porcius Cato der Jüngere (95-46)
In der ersten 2017 erschienenen Ausgabe der Zeitschrift „CATO“ ist von David Engels ein Aufsatz mit dem Titel „Catos Dilemma“ zu lesen, in dem es um die Tragik des Politikers Cato d.J. (–92 bis 12. April –46) geht, der Selbstmord beging, nachdem ihm klar geworden war, daß der populistische Cäsar im Bürgerkrieg gegen Pompejus gesiegt hatte. Engels meint, daß es schwer sei, „sich des Eindrucks zu erwehren, daß Catos Dilemma gleichzeitig auch das vieler heutiger Europäer ist, denn auch gegenwärtig scheint nicht nur ein System, sondern eine ganze Ära dem Ende entgegenzugehen. Wie im spätrepublikanischen Rom haben Arbeitslosigkeit, Verarmung, Bevölkerungsschwund, Wertewandel, Demokratieverlust, Familienzerfall, Masseneinwanderung, Globalisierung, Individualismus, Technokratie und Ultraliberalismus zu einer grundlegenden Infragestellung des herkömmlichen Gesellschafs- und Staatsmodells geführt, ohne daß die gegenwärtigen Institutionen der Nationalstaaten oder der EU fähig (oder willens) zu einer breit angelegten Reform zu sein scheinen.“ (Ebd., S. 7). Engels vergleicht ja die heutige Zeit mit der Zeit zwischen etwa –60 und –30, wie ich schon sagte (Siehe oben), und damit die bevorstehende Entmachtung der heutigen EU mit der des damaligen römischen Senats. Wenn man Engels Text liest, hat man schon hin und wieder den Eindruck, daß er, wenn er sich immer wieder auf die Zeit um –46 bezieht, ja beziehen kann, weil Cato in dem Jahr Selbstmord beging, auch sehr bewußt diese Endzeit des römischen Senats gewählt hat, weil er sich das Ende der EU so sehr wünscht. Trotzdem ist diese Analogiebildung nicht ganz unsinnig, aber immerhin doch nicht ganz stimmig, nicht ganz kohärent. Gemäß meinem Modell fehlen hier mindestens 50, wahrscheinlich sogar 80 Jahre, wie ich schon andeutete (Siehe oben). Es muß der ganze EU-Karren erst noch tiefer als bisher schon in den Dreck gefahren werden, um Gegenmaßnahmen hervorzurufen. Das ist bisher noch nicht geschehen. Im damaligen Rom war dies während Marius’ Herrschaft und noch mehr während Sullas Herrschaft der Fall, wenn auch noch nicht im Sinne jener Lösung, die viel später erst Augustus bringen sollte. Engels übergeht aber die Gracchen oder Marius oder Sulla oder andere für die Analogie wichtige Personen und erlaubt eine Analogiebildung für frühestens –60, als das Erste Triumvirat begann. Doch lesen wir weiter:
„Wollen wir allerdings wirklich aus der Geschichte lernen, reicht es, ein wenig unseren historischen Betrachtungshorizont zu erweitern. Denn auch der demagogische Populismus eines Caesar überlebte den Selbstmord Catos ... und das Ende der republikanischen Senatsoligarchie nur um zwei Jahre. Um den Preis eines neuen, blutigen Bürgerkriegs leitete er zum Prinzipat des Augustus über, der die dringenden gesellschaflichen, politischen und kulturellen Reformen, die seit Jahrzehnten gefordert und lange friedlich hätten durchgeführt werden können, nunmehr, gestützt auf die Macht seiner Legionen, von oben her erzwang, der die gesellschatlichen Klassen versöhnte und eine beispiellose, jahrhundertelange Zeit von Frieden und Wohlstand einleitete. Ähnlich scheint auch in Europa eine grundlegende Neuordnung der überholten Strukturen von Ultraliberalismus, Multikulturalismus und Elitenherrschaft zugunsten eines treu zu seiner gewachsenen historischen Identität stehenden, mit umfassenden Planungskompetenzen ausgestatteten, sozial engagierten, fest im Bürgerwillen verankerten und entschlossen nach außen hin auftretenden europäischen Großraums unumgänglich, wenn der Kontinent die enormen inneren und äußeren Herausforderungen, vor die er in den nächsten Jahrzehnten gestellt werden wird, meistern soll. Auch Cato stand an der Schwelle einer solchen Entwicklung: Scharfsichtig genug, den Niedergang der Republik zu fassen; moralisch genug, sich der Vereinnahmung durch Demagogen zu verweigern; aber, wie so viele scheinbar »konservative« Politiker und Wähler auch der heutigen Zeit, letztlich zu sehr in einer längst überlebten Vergangenheit verankert, um schaffend in die Zukunt hineinzuwirken. Wollen wir aus der Geschichte lernen? Dann sollten wir aus dem persönlichen Scheitern des konservativen Aristokraten Cato und der Machtergreitung des konservativen Revolutionärs Augustus eine pragmatische, wenn auch schwierige Lehre ziehen: Manchmal ist es besser, angesichts eines scheinbar unabwendbaren Schicksals konstruktiv, realistisch und, wenn es sein muß, machiavellistisch für das Überleben dessen zu kämpfen, was noch rettbar und überlebensfähig scheint, anstatt in rückwärtsgewandtem Beharren das Ganze aufs Spiel zu setzen – und dann mit einem Staatswesen unterzugehen, das in seiner real existierenden Form ein solches Opfer letztlich wohl nicht verdient. Oder, um Senecas meisterhate Formulierung zu zitieren, mit der er den nur scheinbaren Widerspruch überwand, der zwischen Geschichtsdeterminismus und Willensfreiheit besteht: Ducunt fata volentem, nolentem trahunt – »Das Schicksal führt den Willigen, aber den Widerstrebenden schleift es hinter sich her.«“ (Ebd., S. 7-8).
Politgeometrische Positionen
Bedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des Konservativen
Engels hat zwar schon mit dem Ausdruck „scheinbar »konservative« Politiker und Wähler“ das größte politische Problem der heutigen Abendländer angesprochen, nämlich das scheinbar (!) Konservative, aber ich bin mir nicht sicher, ob er auch wirklich weiß, was das Konservative bedeutet; denn das Konservative ist nie „zu sehr in einer längst überlebten Vergangenheit verankert“, weil es stets mit der Verbindung zwischen Herkunft und Zukunft und deren Weitergabe zu tun hat. Diejenigen „Konservativen“, die Engels hier meint, sind Pseudokonservative, Geheimdienstler, also Falsche (Linke), Scheinheilige, Betrüger, Verräter u.ä., kurz: Lügner (Siehe unten).
Uhr und Tierkreis
Wenn Cato tatsächlich zu den „konservativen Aristokraten“ gehörte, dann hätte er wohl auch „der Machtergreitung des konservativen Revolutionärs Augustus“ nicht zugestimmt, wenn er sie erlebt hätte; aber er war ja auch sowieso nicht als Konservativer, sondern als Aristokrat besiegt worden, und zwar so wie die gesamte römische Aristokratie seiner Zeit, der römische Senat nämlich. Also zählt Engels Argument höchstens zur Hälfte. Cato wollte höchstwahrscheinlich einen auch weiterhin mit höchster Macht ausgestatteten Senat und benutzte Argumente, die ihn als ewiggestrig erscheinen ließen. Man darf hier wirklich nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Es war nicht so, daß er ewiggestrig war und deswegen aristokratisch bzw. demokratisch erschien, sondern es war so, daß er aristokratisch bzw. demokratisch war und deswegen ewiggestrig erschien; denn die Kultu(h)rzeiger zeigten bereits „kurz vor Mitternacht“ an, und das bedeutete: kurz vor dem Wechsel von der Ochlokratie zur Monarchie (Siehe Herrschaftsformen). Cato wehrte sich gegen diesen Wechsel, und zwar nicht aus konservativen, sondern aus machtpolitischen Gründen. Es stimmt, daß Cato „in rückwärtsgewandtem Beharren das Ganze aufs Spiel zu setzen“ bereit war, nur hat das Konservative damit überhaupt nichts zu tun.

Ein „in rückwärtsgewandtem Beharren“ Befindlicher ist kein Konservativer. Wer auf Rückwartsgewandtem beharrt, kann kein Konservativer sein, weil ein Konservativer immer wieder die Herkunft mit der Zukunft verbindet und weitergibt. Ihm bleibt gar keine Zeit für ein Beharren auf Rückwartsgewandtem. Er ist nur kurz, nämlich in jenem Moment rückwärtsgewandt, wenn er die Herkunft (Vergangenheit) berücksichtigt, aber er beharrt nicht darauf, weil es ihm darum geht, die Herkunft mit der Zukunft zu verbinden, d.h. Entwicklung zu ermöglichen.
Wiederkunft und Dauer
Auf Dauer ist Entwicklung nur möglich, wenn Herkunft und Zukunft eng miteinander verbunden bleiben. Sind beide nicht miteinander verbunden, ist eine Entwicklung auf Dauer nicht möglich. Ein Konservativer muß wie ein Kopierer bzw. Weitergeber vorgehen. Ohne das Konservative geht im Leben gar nichts. Jedes Lebewesen speist sich aus der Herkunft in sowohl evolutionärem als auch geschichtlichem Sinne, und ihm wird in der Gegenwart vermittelt (vgl. Medium = Sprache = Code [auch Gen-Code]), wie es in Zukunft überleben kann. Wird ihm dies nicht vermittelt, ist es am Ende.
Diese Vermittlung ereignet sich überall, ob in einer Zelle oder in einer menschlichen Kulturgemeinschaft. Wer die Herkunft leugnet und sich nicht konservieren lassen will, den bestraft das Leben. Es geht schon in der Genetik um Kopien, und diese Kopien sind nichts anderes als eine Weitergabe von Informationen, die ihrerseits eine Herkunft haben. Also geht es im Grunde schon in der Genetik um die Weitergabe von Herkunft. Die Genetik ist sogar die evolutionäre Basis für alle Weitergaben, weil aus ihr die Urweitergabe kommt. Die Kopien sind zu speichern, sprich: zu konservieren. Alles andere, was um diesen Gen-Konservativismus herum geschieht - auch die Schädigungen durch Kopierfehler bzw. Mutationen -, ist ohne ihn nicht möglich oder geschieht außerhalb seiner Sphäre, d.h. ist nicht Teil der Evolution. Gibt es kein Konservatives, gibt es keine Evolution; gibt es keine Evolution, gibt es auch keine Geschichte. (). Das Konservative ist nicht nur als ein politisches, sondern vor allem, ja zuerst als ein genetisches Phänomen zu verstehen, spielt also sowohl in der Evolution als auch in der Geschichte eine wichtige, mit den Genen zusammen sogar die wichtigste Rolle. Ein Mensch ist zunächst einmal nur aus der Evolution heraus zu verstehen, nämlich als ein Konservativer, d.h. als derjenige, der sich selbst erhält und reproduziert sowie mit diesem Anteil für den Erhalt und die Reproduktion seiner Gruppe sorgt. Ein politischer und also gesinnungsmäßiger, ideologischer Konservativer wird ein Mensch erst durch die auf Schrift beruhende Geschichte. (). Aber selbst dann verbindet er seinen eigenen Selbsterhalt und seine eigene Reproduktion mit dem Erhalt und der Reproduktion seiner Gruppe, verbindet und vermittelt er in der Gegenwart stets Herkunft und Zukunft, ist er der Weitergeber, der Kopierer. Sogar der größte Antikonservative („Progressive“) ist zumindest im Inneren seines Körpers und in der Tiefe seiner Gruppenlogik ein Konservativer, weil er ohne das Konservative und ohne den Konservativen gar nicht leben kann.

Aus dem zuletzt Gesagten, besonders aus dem des letzten Absatzes, ergibt sich, daß die Bedeutung des Konservativen gar nicht hoch geung eingeschätzt werden kann, weil das Konservative so alt wie die Genetik - die Vererbung - ist, zur biologischen Ursache gehört, darum auch der Beweggrund für die Bekämpfung des Konservativen immer schon gewesen ist und bleiben wird. Diese Bekämpfung ist ein Widerspruch, eine Antithesis, eine Verneinung, eine Aufhebung. Deshalb wird auch sie verneint, aufgehoben. Mit anderen Worten: Das Konservative kann zwar bekämpft, negiert, aufgehoben, verleugnet, aber nicht zum Verschwinden gebracht werden. Es geht hierbei also um das Konservative an sich. Wenn das eigene Konservative im ideologischen Sinne „stirbt“, tritt an seine Stelle ein anderes Konservatives im ideologischen Sinne. Das Konservative an sich aber ist so alt wie das Leben und wird so alt werden wie das Leben.
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Wenn Einzelne oder Gemeinschaften umgekrempelt werden sollen, wenn die Macht von der Umwertung aller Werte, dem Nihilismus, dem Neusprech (Orwellismus), dem Falschen (Linken), dem Widerspruch („Anti...“), der Lüge ausgeht, dann kann man beobachten, daß nichts so sehr bekämpft wird wie das Konservative. Dann wird einseitig und fälschlicherweise das Konservative dem Rechten und das Rechte dem Konservativen zugeordnet. Dabei sollte jeder eigentlich wissen, daß z.B. gegen die gemeinhin den Rechten und fälschlicherweise auch den Konservativen zugerechneten Nationalsozialisten nur die Konservativen einen bedeutsamen Widerstand geleistet haben. Dies zu verschweigen, gehört ebenfalls zu der Strategie der Antikonservativen („Progressiven“), wie auch Karlheinz Weißmann weiß: „Es paßt nicht in ihr »progessives Geschichtsbild«, daß der einzig bedeutsame Widerstand gegen Hitler von Kräften der alten Elite getragen wurde und auf tradierten Ideen beruhte.“ (). Die Elite kann übrigens auch aus „Progressiven“, Linken, Mittigen oder Rechten bestehen: doch spätestens in dem Moment, in dem sie an der Macht sind, müßten sie merken, daß sie zumindest rein biologisch ebenfalls Konservative sind und sonst nur aus ideologischen und machtstrategischen Gründen die Konservativen bekämpfen, nämlich entweder direkt durch die „Progressiven“ (Antikonservativen) oder indirekt durch die Linken, Mittigen und Rechten. Wir haben es somit bei diesem rein politischen Geschiebe von Konservativem, Antikonservativem („Progressivem“), Linkem, Mittigem und Rechtem mit Ideologie- und Machtkämpfen zu tun. Die Ursache dafür, daß es solche Ideologie- und Machtkämpfe überhaupt geben kann, ist eine biogenetische, wobei schon das Konservative als das Kopieren und das Weitergeben (Vererben) eine These, das Antikonservative als das Widersprechen (Verneinen) und Mutieren eine Antithese und das Widersprechen (Verneinen) des Widersprechens (Verneinens) eine Synthese bildet, die wiederum die neue These bildet. Das heißt: Diese Dialektik verschwindet nicht; im dialektischen Prozeß muß anfangs eine These gesetzt worden sein und am Ende des Dreierschrittes erneut eine These gesetzt werden; dazwischen fungiert das Verneinen, der Widerspruch. Entscheidend aber ist, daß man weder vom Konservativen allein noch vom Widerspruch allein leben kann. Der Gen-Code an sich wäre ohne das Konservieren (Kopieren und Weitergeben) nicht bedeutsam, auch wäre das Konservieren an sich ohne Gen-Code nicht bedeutsam; aber beide zusammen sind bedeutsam, und zwar das Bedeutsamste in der Evolution, im Leben. Da sich aber das Lebendige auch genetisch verändert, muß noch etwas hinzukommen: die Mutation als die Verneinung der sonst unverändert Bleibenden. „Progressive“ halten diese Verneinung für bedeutsamer als das, was verneint wird. Das ist ja auch kein Wunder, denn „Progressive“ sind ja Antikonservative, wachsen durch Verneinung, Widerspruch. In Wirklichkeit wird ja das Verneinende ebenfalls verneint, wodurch es zu einer neuen Setzung eines zu Verneinenden kommt. Das Entscheidendere für das Thema „Konservatives“ aber ist, daß das Konservative nicht der Gen-Code selbst, sondern dessen Konservieren als der Vorgang des Kopierens und Weitergebens (Vererbens) ist. Und wer diesen Vorgang verneint, verneint auch sich selbst.

Das, was wir „Fortschritt“ zu nennen gewohnt sind, ist also nicht identisch mit dem, was aus ideologischen und machtpolitischen Gründen das „Progressive“ genannt wird, sondern besteht aus dem Konservativen und seinem Widerspruch, dem Antikonservativen, die zusammen eine Synthese eingehen, durch die das Konservative erneut gesetzt wird, so daß man sagen kann, daß das Konservative zwar nicht allein die Evolution ausmacht, sie aber ganz deutlich dominiert. Denn ohne Kopie und Weitergabe (Vererbung) gäbe es keine Evolution. Zwar gäbe es ohne Verneinung keine Veränderung (Mutation) und also keine weitere Evolution, doch betrifft das nur die langfristige Evolution, weil Mutationen erst langfristig, also auf Dauer, nach einer Katastrophe notwendig werden. In kurzen Zeitabständen wiederkehrende Katastrophen dienen der Evolution sowieso nicht.
Wiederkunft und Dauer
Es kommt auf die Dauer an. Auf Dauer ist eine Verneinung kontraproduktiv, jede Evolution zum Scheitern verurteilt, während das Konservieren als das Kopieren und das Weitergeben (Vererben) gerade auf Dauer erfolgreich bleiben kann und erst dann eine Veränderung durch Widerspruch nötig hat, wenn sich die Umweltbedingungen so sehr geändert haben, daß auf der alten Grundlage nicht mehr weitergelebt werden kann. Eine ständige Verneinung ist also nicht evolutionsfördernd, sondern evolutionshindernd. Wenn Mutationen zum Regelfall werden und somit das Kopieren und das Weitergeben bestimmter Genabschnitte oder ganzer Gene verhindern, dann verhindern sie dadurch zwar nicht das Kopieren und das Weitergeben als solche, können sie auch gar nicht, wie gesagt, aber sie können durch Fehler Schäden anrichten, schlimmstenfalls das Leben beenden. Wenn es aber überhaupt kein Leben mehr gäbe, wäre das Konservieren als das Kopieren und das Weitergeben sinnlos, bedeutungslos. Mutationen sind also nicht die „Beschleuniger der Evolutuion“, sondern haben nur selten die Möglichkeit, sich zu solchen zu verwirklichen, und noch seltener tun sie es. Man sollte die Bedeutung der Mutationen nicht überschätzen. Auf Dauer kann das Leben auch ohne sie auskommen, denn erst nach langer Zeit werden sie notwendig, wobei eine Katastrophe die Ursache dafür ist.

Spiraliges
Die Kulturen der auf Schrift beruhenden Geschichte nenne ich bekanntlich „Historienkulturen“ (HistorienkulturenHistorienkulturen). Diese stellen das, was ich im letzten Absatz gesagt habe, auf den Kopf, nämlich dadurch, daß es in ihren jeweiligen Modernen immer modischer wird, Herkunft, Überlieferung, Genealogie u.ä., also auch das diese in der Vergangenheit entstandenen Werte mit der Zukunft verbindende Konservative zu verneinen. Der Prozentsatz dieser Umwerter ist seit der industriellen Moderne des faustischen Abendlandes exponentiell angestiegen. Die Auswirkungen sind mittlerweile so stark, daß kaum mehr jemand zugeben mag, konservativ zu sein. Es gibt trotz des von mir angenommenen „Spiralzyklus“, den jede Historienkultur durchläuft, auch einen anderen, ihr übergeordneten, allerdings ebenfalls „spiralzyklischen“ Verlauf, bei dem aber der Akzent mehr auf Homologie als auf Analogie liegt, es also nicht so sehr auf die Analogien zwischen den einzelen Historienkulturen ankommt, z.B. denen zwischen der antik-apollinischen und der faustisch-abendländischen Historienkultur, sondern z.B. darauf, daß in ihnen schon allein wegen der Zeitunterschiede ein jeweils anderer Bezug zur Welt entstanden ist.
Bild
Diese Deutung hat zwar auch Ählichkeit mit der einzig im faustischen Abendland bevorzugten Deutung aller Entwicklung als Linearität, ist aber davon dennoch zu unterscheiden. Was ich sagen will, ist, daß die anderen Historienkulturen gemäß dieser Deutung gar nicht den überdimensional hohen Grad an Kultur erbringen konnten wie das faustische Abendland, weil sie auch wegen dieser zeitlichen bzw. spiralzyklischen Unterschiede dazu nicht in der Lage waren. Meiner anderen, von mir bevorzugten Deutung gemäß haben diese Unterschiede zu tun mit dem jeweiligen Seelenbild und dem jeweiligen Ursymbol der Historienkulturen, d.h. mit ihrer jeweilgen Immunreaktion auf die Welt. Was jedenfalls auffällt, ist, daß sich nur beim faustischen Abendland sowohl diese überdimensionale Leistung (fast göttlich!) als auch dieser ebenfalls überdimensionale Nihilismus (fast teuflisch!) zeigt. Ich habe das - wie Spengler lange vor mir - mit dem Faustischen und dem Drang ins Unendliche, der überdimensionalen Dynamik, dem unendlichen Wissensdurst, der scheinbar nie aufhörenden Rekorde in allen Bereichen erklärt und bin auch immer noch von dieser Erklärung überzeugt; die andere Erklärung bestätigt dies auch, setzt nur andere Schwerpunkte und kommt deswegen zu dem Ergebnis, daß selbst dann, wenn die anderen noch so sehr versucht hätten, so zu werden wie die faustischen Abendländer, sie die typisch faustisch-abendländischen Leistungen nie hätten erbringen können.

Vielleicht fragen Sie sich gerade, ob das in den letzten vier Absätzen (Siehe obenSiehe obenSiehe obenSiehe oben) Gesagte mit der von Engels behaupteten Analogie zwischen dem Untergang der römischen Republik und der Krise der EU noch etwas zu tun habe. Ja, doch, hat es. Ich mußte so weit ausholen, damit das, was ich jetzt schreiben werde, besser zu verstehen sein wird. Das Konservative ist nicht zerstörbar, wie die ersten drei der letzten vier Absätze verdeutlichen; der faustisch-abendländische Nihilist aber wird versuchen, das Unzerstörbare zu zerstören, wie der vierte der letzten vier Absätze verdeutlicht. Darum müssen wir damit rechnen, daß bei uns noch viel mehr zerstört werden wird, als jetzt schon zerstört ist. Daß dies auch bedeutet, daß unter Umständen zum ersten Mal in der Geschichte eine Historienkultur ihre Zeit des Nihilismus nicht überlebt, dürfte klar sein. Doch dieses Argument läßt sich auch ohne Verlust der Plausibilität umkehren: Weil der Nihilismus in seiner typisch faustisch-abendländischen Überdimensionalität kein Ende finden kann, sich unbedingt noch steigern will, wird er zwar noch bis zu dem Zeitpunkt weitermachen, an dem die ebenso überdimensionale Katastrophe ihn beenden wird, was aber im Falle des Überlebens der für einen Wiederaufbau benötigten Abendländer einen um so nachhaltigeren Wiederaufbau zur Folge haben wird.

Zum Anfang dieses Textabschnittes

NACH OBEN Wenn Engels als Mitbegründer der „Spengler-Society“ bei diesem Namen das englische Wort „society“ dem deutschen Wort „Gesellschaft“ vorzieht und aber gleichzeitig dafür ist, daß die abendländichen Völker auf sich, ihre Herkunft, ihre Tradition stolz sein sollen (David Engels in einer Vorstellung des von ihm herausgegebenen Sammelbandes „Renovatio Europae – Für einen hesperialistischen Umbau Europas“ in der Bibliothek des Konservatismus), dann macht er sich dadurch unglaubwürdig. Dazu kommt, daß unter dem Film bei Youtube auch noch folgender Text zu lesen ist:
„Der belgische Althistoriker David Engels stellt am 6. August 2019 den von ihm herausgegebenen
Sammelband »Renovatio Europae – Für einen hesperialistischen Umbau Europas« vor.
Die Europäische Union sei in einer zweifachen Krise, sowohl institutionell als auch zivilisatorisch.
Unserem derzeitigen institutionellen und zivilisatorischen Niedergang müsse man mit einem geistigen Neubau Europas begegnen.“
(Wolfgang Fenske, Leiter der Bibliothek des Konservatismus, 06.08.2019 Wolfagng Fenske, Text unter dem Film „David Engels :  Renovatio Europae – Für einen hesperialistischen Umbau Europas“, Bibliothek des Konservatismus, 06.08.2019).
Wolfgang Fenske (*1969)
Wolfgang Fenske während der Begrüßung am 06.08.2019.
Nachdem wir erfahren haben, daß Engels und andere dafür seien, daß unsere Völker auf sich und ihre Herkunft stolz sein sollten (David Engels in einer Vorstellung des von ihm herausgegebenen Sammelbandes „Renovatio Europae – Für einen hesperialistischen Umbau Europas“ in der Bibliothek des Konservatismus), weil das zur Tradition des Abendlandes gehöre, gehen wir folglich auch davon aus, daß es in dem gerade zitierten Text bei David Engels gerade nicht um einen „Belgier“, sondern um einen Deutschen geht - denn er kommt ja aus der Deutschen Gemeinschaft in Belgien, und die gibt es nur, weil bei ihrer Gründung die nationale Herkunft (Deutschland, genauer: Deutsches Reich) und die nationale Tradition (das Deutsche) der Einwohner berücksichtigt worden, also genau das getan worden ist, was von Engels und anderen (man sollte denken: auch denen aus der Bibliothek des Konservatismus) gefordert wird: stolz zu sein auf Herkunft und Tradition jeder Nation im Abendland. Der zitierte Text besagt aber gerade das nicht. Ein weiteres Beispiel zeigt es ebenfalls: Die Krise der EU sei „zivilisatorisch“, es ginge um einen „institutionellen und zivilisatorischen Niedergang“. Das ist ebenfalls falsch. Denn: Nicht die „Zivilisation“ der abendländischen Kultur geht unter, sondern die abendländische Kultur selbst geht unter - mit anderen Worten: die „Zivilisation“ ist ja gerade der Untergang der abendländischen Kultur. Der Untergang ist als Vollendung zu verstehen, und die Zivilisation ist die Vollendung einer Kultur. Dafür steht auch die EU, allerdings nur in sehr einseitiger Weise, aber immerhin: sie steht dafür. Die EU ist zivilisatorisch, also ist auch ihre Krise zivilisatorisch. Zur Zivilisation gehört auch der Nihilismus: die Wertezerstörung, die Umwertung aller Werte einer Kultur. Also ist auch die EU nihilistisch. Das, was man der EU nun entgegensetzen muß, ist die Überlieferung, die Herkunft, nämlich als Sicherung der Zukunft. Es geht u.a. darum, das zu retten, was die EU am Abendland noch nicht endgültig zerstört hat. Doch der zitierte Text besagt etwas völlig anderes:
1.) Der zitierte Text beschreibt Engels als jemanden, der er sowohl tatsächlich als auch und gerade wegen der Werte, die er selbst einfordert, überhaupt nicht sein kann.
2.) Der zitierte Text beschreibt das, worum es Engels (angeblich) geht, als etwas, worum es ihm (angeblich) nicht geht.
3.) Der zitierte Text beschreibt mit Hinweis auf Engels die Zivilisation als etwas, was sie nicht ist.
Wolfgang Fenske, der Leiter der Bibliothek des Konservatismus, scheint also gar kein echter Konservativer zu sein. Denn wäre er es, hätte er einen so viele Widersprüche enthaltenden Text nicht geschrieben. Ist David Engels auch nur dem Schein nach ein Konservativer, also ebenfalls gar kein echter Konservativer?

Ich habe mich schon des öfteren zum Thema des Konservativismus geäußert und auch nicht selten dazugesagt, daß das Konservative gerade in der heutigen Zeit, in der das Abendland in seiner Existenz bedroht ist, von vielen Abendländern nicht (mehr) richtig verstanden wird. Eines von vielen Beispielen dafür ist Thomas Wangenheim. Ich zitiere mich:
Politgeometrische Positionen und das Nolan-Diagramm
Bedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des Konservativen
„An einer weiteren Stelle im ersten dieses Buch thematisierenden Film behauptet Wangenheim, es würde in einer alternden Gesellschaft »sich nichts Neues entwickeln«, »sich keine neuen Ideen durchsetzen«, weil »die alten Positionen gehalten« würden (Vgl. Thomas Wangenheim im Film). Er glaubt somit, daß alte Gesellschaften konservativ seien. Doch das stimmt überhaupt nicht, wie wir ganz klar an den heutigen alten Gesellschaften Westeuropas erkennen können, in denen das Konservative so sehr tabuisiert ist, daß sich kaum jemand mehr traut, sich zum Konservativen auch nur annähernd positiv zu äußern. Unsere westeuropäischen Gesellschaften sind demographisch alte und politisch fast ausschließlich anti-konservative, sich meistens »progressiv« nennende, also ziemlich kranke Gesellschaften. Alternde Gesellschaften sind passiv werdende, aber nicht konservativ werdende Gesellschaften. Das Konservative korreliert nicht unbedingt mit dem Altwerden einer Gesellschaft, das Passivwerden hingegen immer. Und da, wo das Konservative bedingt mit dem Altwerden korreliert, da tut es das nur deswegen und dann, weil und wenn es das fremde, also nicht-eigene Konservative ist und vom eigenen, also nicht-fremden Passivwerden regelrecht angefordert, aus Sicht der Fremden herausgefordert wird. Das heißt, daß nicht das Konservative, sondern das durch Wohlstand und andere Faktoren entstandene, sich meistens »das Progressive« nennende, jede Herkunft, Genealogie und Tradition verleugnende bzw. bekämpfende, aber nach Wohlstand gierende und sich hierbei verratende Anti-Konservative für das Passive sorgt, einen Sog, eine Anziehung beim Aktiven auf der fremden Seite bewirkt (Mehr dazu). In evolutionärem und auch geschichtlichem Sinne ist das Konservative der gesellschaftliche, d.h. gruppenlogische Normalfall (!). Das ist übrigens auch auf dieser Seite und auf etlichen anderen Seiten meines Webangebots nachzulesen (Bedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des KonservativenBedeutung des Konservativen). Die heute alternden westeuropäischen Völker oder Gesellschaften waren noch nie so anti-konservativ, wie sie es heute sind. Noch nie.  –  Es zeigt sich auch an dieser Stelle, daß Wangenheim von Geschichte und Kultur nicht so viel Ahnung hat, wie er immer zu suggerieren versucht. Über das Konservative scheint er sich ohnehin oft zu irren, wie ich früher schon sagte (Vgl. Hubert Brune, E-Brief, 20.11.2018, 22:28Vgl. Hubert Brune, E-Brief, 20.11.2018, 22:28). Die Evolution bzw. Geschichte des Konservativen scheint er gar nicht zu kennen.  –   Sich »konservativ« zu kleiden oder auch sonstwie »konservativ« zu erscheinen, bedeutet eben nicht unbedingt, auch konservativ zu sein, sondern ist in modernen Zeiten nicht selten eher als eine Tarnung zu deuten. Und wie gesagt: Wer Geschichtsphilosophie betreiben will, sollte sich schon auch in und mit Geschichte und Geschichtswissenschaft auskennen. Geschichtsmathematik allein reicht für Geschichtsphilosophie nicht aus.“ Hubert Brune
Gerade in unserer „alternden Gesellschaft“ gibt es viel zu wenig Konservative, echte Konservative, und gerade sie sind für die Vollendung einer Kultur unerläßlich, besonders dann, wenn ein Endzustand von ralativ langer Dauer erreicht werden soll. Augustus konnte einen solche Endzustand herbeiführen. Ich weiß nicht, ob ein „faustisch-abendländischer Augustus“ kommen wird, aber ich weiß, daß dann, wenn er da sein wird, auch plötzlich wieder viele Konservative da sein werden. Gegenwärtig sieht es danach nicht aus. Denn gegenwärtig sieht es eher so aus, als hätte sich im Abendland das Antikonservative entschlossen, selbst das Konservative zu sein, um es noch wirksamer bekämpfen und nur noch Mutationen kopieren und weitergeben (vererben) zu können - was das bedeutet, habe ich oben erklärt (Siehe oben). Echte Konservative gibt es immer noch, ja, aber ihre Anzahl schrumpft weiterhin; und diejenigen, die sich zwar auch „Konservative“ nennen, sind „lediglich“ Pseudokonservative, Geheimdienstler, also Falsche (Linke), Scheinheilige, Betrüger, Verräter u.ä., kurz: Lügner.

 

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Oswald Spengler (im Grab)

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© Hubert Brune, 2017 (zuletzt aktualisiert: 2019).