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Ähnlichkeitsgesetz

Gudrun Brune Text von Gudrun Brune Gudrun Brune

Durch Beobachtung, Nachdenken und Erfahrung fand ich, daß im Gegentheile von der alten Allopathie die wahre, richtige, beste Heilung zu finden sey in dem Satze: »Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll!«

Diesen homöopathischen Heilweg lehrte bisher niemand, niemand führte ihn aus. Liegt aber die Wahrheit einzig in diesem Verfahren, wie man mit mir finden wird, so läßt sich erwarten, daß, gesetzt, sie wäre auch Jahrtausende hindurch nicht anerkannt worden, sich dennoch thätliche Spuren von ihr in allen Zeitaltern werden auffinden lassen.“

Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst



 

Samuel Hahnemann stellte damit eine unglaubliche These auf: Eine Substanz, die Leiden hervorruft, sollte in der Lage sein, Gesundheit herbeizuführen?

Hahnemann erkannte das Ähnlichkeitsgesetz durch die Auswirkungen des Chinarindenversuchs. Bei diesem bemerkte er körperliche Reaktionen, die verblüffend dem Wechselfieber-Bild ähnelten.

Wie hat man es sich nun vorzustellen, wenn ich als Homöopath ein Arzneimittel nach dem Gesetz der Ähnlichkeit verschreibe? Hier ein Beispiel:

- - - - Ein Patient kommt zu mir mit brennenden Magenschmerzen; er bezeichnet seine Schmerzen als brennend. Er friert, ist durstig, macht einen ängstlichen Eindruck und möchte nicht allein gelassen werden. Das sind alles Symptome, die sich bei einer Arsenvergiftung einstellen würden; bei einer Überdosis Arsen. Das „Gesetz der Ähnlichkeit“ bedeutet nun, daß die Symptome, die die Überdosis einer Substanz hervorbringt, mit einer ganz geringen Dosis der gleichen Substanz geheilt werden. Das heißt jetzt also nicht, daß der Patient eine Überdosis Arsen genommen hat und deswegen brennende Magenschmerzen bekam. In diesem Fall hat er die Magenschmerzen aus ungeklärter Ursache.

Ich verschreibe ihm nun Arsen in einer sehr stark verdünnten Form.

Genau das passiert jetzt: Mit dem homöopathisch aufbereiteten Arsen, das in einer Überdosis die gleichen Symptome produzieren würde wie die, die der Patient schon hat, bekommt dieser noch eine „künstliche Krankheit“ auf seine eigentliche Krankheit oben aufgesetzt. Die Krankheit ist deshalb künstlich, weil sie nur durch das Mittel Arsen verursacht wurde, sie gleicht aber haargenau der ursprünglichen Krankheit. Das heißt nun, daß der Patient seine Beschwerden als noch etwas schlimmer als vorher empfindet, und das bedeutet für seinen Körper, daß er sich noch viel mehr anstrengen muß und viel mehr Abwehrkräfte aufbringen muß, um seine Krankheit zu bekämpfen. Die künstliche Krankheit verschwindet nach einiger Zeit, doch der Körper hat sich nun selbst stärker gemacht, um in viel wirksameren Maße mit seinen Beschwerden umzugehen. - - - -

Mit anderen Worten helfen die homöopathischen Mittel dem Körper, sich selbst zu heilen.

Die Theorie von der künstlichen Krankheit erklärt, warum manche Menschen sich etwas müde fühlen, nachdem sie ein homöopathisches Mittel eingenommen haben. Es kann auch sein, daß ihre ursprünglichen Beschwerden sich für kurze Zeit verschlimmern. Dies zeigt, daß das Mittel richtig gewählt war und nun der Prozeß der Selbstheilung beginnt.

Aber natürlich reagieren verschiedene Menschen auch verschieden und manche fühlen sich sofort besser, ohne daß es zu einer Erstverschlimmerung kommt, bevor die Symptome verschwinden.

Man macht nun seit mehr als 200 Jahren positive Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln. In dieser Zeit kann man eine Menge über ein Medikament mit all seinen Wirkungen lernen. Homöopathische Mittel sind anders als „allopathische“ Medikamente, die sich ständig verändern und bei denen größtenteils die Nebenwirkungen noch gar nicht alle abzusehen sind. „Allopathie“ bedeutet das Gegenteil von Homöopathie, gemeint ist die Schulmedizin. „Allos“ heißt „das Andere“, während „homois“ soviel wie „das Ähnliche“ bedeutet. Der Allopath (Arzt) verschreibt ein Medikament, das zwar die Symptome einer Krankheit vernichtet, den Körper aber nicht in die Lage versetzt, seine Krankheit in Zukunft selber zu bekämpfen. Der Homöopath hingegen verschreibt ein Mittel, dessen Wirkung der der Krankheit ähnlich ist, die er behandelt, denn nur so werden die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert.

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