Was passiert nun genau, wenn ein Mensch homöopathisch behandelt wird?Es
ist ein Grundsatz der klassischen Homöopathie, daß Medizin und Natur
zusammenarbeiten müssen, um Gesundheit zu erhalten und Krankheit zu bekämpfen.Krankheit
ist keine Angelegenheit eines einzelnen Körperteils, sondern betrifft den
ganzen Menschen, seine Geisteshaltung und sein Gefühlsleben genauso wie seinen
körperlichen Zustand. Ein Mensch ist nicht krank, weil er diese oder jene
körperlichen Beschwerden hat, sondern die Beschwerden sind da, weil der Mensch
als Ganzer krank ist. Die einzelnen Symptome einer angeschlagenen Gesundheit sind
nur ein Ausdruck für ein Ungleichgewicht, das im ganzen Menschen herrscht.Demnach
sind einzelne Symptome nicht die Krankheit. Sie begleiten nur die Krankheit und
bezeugen das Vorhandensein eben dieses Ungleichgewichts.Wenn man nur
die Symptome einer Krankheit behandelt und ausschaltet, dann wäre das genauso,
als würde man den Überbringer einer schlechten Nachricht umbringen.
So würde man den Heilungsprozeß des Körpers unterdrücken,
wenn man nur die Symptome bekämpft und nicht deren Ursache.Wenn
Sie z.B. Kopfschmerzen haben und dagegen eine Schmerztablette einnehmen, dann
werden vielleicht die Kopfschmerzen vorübergehend verschwinden, aber deren
Ursache bleibt unbeachtet. Dann findet der Körper meistens einen anderen
Ausdruck, um zu zeigen, daß ein Ungleichgewicht besteht, d.h. die Symptome
wandern von der Oberfläche (Kopfschmerzen) zu tiefer gelegenen Teilen des
Körpers.In der Homöopathie ist es der Patient, der behandelt
wird, nicht die Krankheit. Das nennt man ganzheitliche - holistische - Medizin.Der
Homöopath behandelt nicht körperliche, geistige und emotionale Störungen
getrennt voneinander. Er betrachtet sie als zusammengehörig, als verschiedene
Aspekte des ganzen Menschen,Deshalb muß der Homöopath ein
klares Verständnis des gesamten Zustandes eines Menschen bekommen.Um
dieses zu erreichen, muß er dem Patienten eine ganze Menge Fragen stellen.
Dies geschieht in einem ersten Gespräch, der sogenannten Erstanamnese, die
in der Regel eineinhalb bis zwei Stunden andauern kann. Bei diesen Fragen geht
es nicht nur um die Beschwerden, die den Patienten in erster Linie zu dem Homöopathen
geführt haben, sondern auch um anscheinend kleinere Beschwerden; darum, wie
der Patient mit ihnen umgeht, wie er damit lebt, was die Schmerzen lindert oder
verschlimmert; um seine Schlaf- und Essgewohnheiten bis hin zu seiner ganzen Krankengeschichte
und die seiner Familie, seinen Charakter, seine Ängste, seine Vorlieben u.s.w...Der
Patient mag sich daher manchmal fragen, was all diese unterschiedlichen Fragen
denn noch mit seinen Beschwerden zu tun haben. Doch der Homöopath möchte
ein vollständiges Bild von seinem Patienten haben. Nur so kann er ein Mittel
verschreiben, welches dieser spezielle Patient zu genau diesem Zeitpunkt braucht.Der
Unterschied zur Schulmedizin besteht somit darin, daß in der Homöopathie
verschiedene Menschen mit den gleichen Krankheitssymptomen auch verschieden behandelt
werden, denn die Art, wie sie ihre Schmerzen ertragen und damit umgehen kann verschieden
sein; die Art, wie sie ihr Leben meistern kann verschieden sein. Der Homöopath
beachtet all diese Verschiedenheiten und verschreibt dann individuell ein Mittel,
welches nur für diesen Patienten an diesem bestimmten Zeitpunkt passend ist.In
der Schulmedizin werden verschiedene Menschen mit den gleichen Symptomen meist
auf die gleiche Art, d.h. mit den gleichen Medikamenten behandelt. In der Homöopathie
ist die Mittelwahl entscheidend. |