Der sogenannte
Feminismus (von Fabian Schmidt-Ahmad)
Eine der seltsamsten
Erscheinungen der Gegenwart ist die Leugnung des Unterschieds der Geschlechter:
Mann und Frau seien von Natur aus gleich, nur durch gesellschaftliche Konvention
werde etwas typisch Männliches oder Weibliches herausgebildet,
so heißt es. Auf diesen Irrwitz sei hier nicht weiter eingegangen. Wer
die Fülle von empirischen Daten ignoriert, welche ihm das Leben darreicht,
der hat sich schon längst entschieden, seinen Verstand zugunsten einer Ideologie
aufzugeben. Ich warte jedenfalls noch immer auf denjenigen, der mir angesichts
des Treibens auf einer Pferdekoppel erläutert, daß das unterschiedliche
Verhalten von Hengsten und Stuten nicht auf Vorgaben der Natur, sondern auf den
Sexismus des Pferdezüchters zurückzuführen sei. Rechtliche
Entmündigung Interessanter ist dagegen die Frage, woher denn eigentlich
der offensichtlich sehr starke Wunsch nach einer solchen Ideologie kommt. Aufgetreten
ist er in Folge der Frauenemanzipation, weshalb zunächst auf diese eingegangen
sei. Wogegen hatten diese anzukämpfen? Eine Ideologie der rechtlichen
Entmündigung von Frauen begründete diese aus deren körperlicher
Inferiorität. Sie seien daher nicht wie Erwachsene zu behandeln, hieß
es früher. Tatsächlich muß man zugestehen, daß Frauen
scheinbar in ihrer körperlichen Entwicklung zurückstehen. Ein fünfzehnjähriges
Mädchen kann sich mit einer fünfundzwanzigjährigen Frau messen,
dagegen ist ein gleichaltriger Knabe einem entsprechend älteren Mann deutlich
unterlegen. Was folgt daraus? Ideologie der Frauenverachtung Eigentlich
gar nichts. Denn die körperliche Organisation von Frauen bleibt bei genauerem
Hinsehen nicht zurück, sondern verläuft eben anders. Die Kraft, die
zur Weiterbildung eines Körpers mit entsprechender Muskelmasse und so weiter
führen könnte, fließt über in die Herausbildung der Reproduktionsfähigkeit.
Wer hieraus eine Minderwertigkeit ableiten wollte, der hat einfach nicht
genau hingeschaut. Doch eine solche Betrachtung würde das Weibliche ernst
nehmen. Was dagegen macht der sogenannte Feminismus? Feministinnen bilden
sich heute sehr viel darauf ein, gegen diese Ideologie der Frauenverachtung anzukämpfen.
Aber in Wirklichkeit sind sie deren größte Apologeten. Denn was haben
sie getan? Nichts anderes, als die Vorstellung von der natürlichen Inferiorität
des Weibes zu adaptieren. Gleichberechtigung der Geschlechter hieße,
das Weibliche als gleichberechtigt neben das Männliche zu stellen. Kaum etwas
aber bringt Feministinnen so sehr in Wut, wie die Feststellung, daß es etwas
spezifisch Weibliches gibt. Denn ihnen ist nur das Männliche wertvoll.
Überkommene
Rollenvorstellung Wenn aber nur das Männliche akzeptiert wird,
dennoch Frauen die gleichen Rechte zugestanden werden sollen, was bleibt dann
nur als Möglichkeit? Man behauptet einfach, daß es keinen Geschlechtsunterschied,
sondern nur das Männliche gäbe. Der Feminismus müßte
eigentlich Maskulismus heißen, hat einmal der Schriftsteller Michael
Klonovsky festgestellt. Und tatsächlich schöpfen Feministinnen
ihr angebliches Selbstbewußtsein aus der Vermännlichung der Frau. Diese
soll alle Eigenschaften des Mannes annehmen; vor allem die, keine Kinder zu bekommen,
beziehungsweise in Verhältnissen zu leben, in denen sie keine haben werden.
Nur das Männliche ist wertvoll, das Weibliche ist schwach und wertlos:
In Wirklichkeit ist es der Feminismus, der die überkommene Rollenvorstellung
einer misogynen Kultur übernommen und verinnerlicht hat. Frauen gelten ihm
nur insofern etwas, als sie sich das Männliche aneignen. Was den Feminismus
freilich vor ein Problem stellt. Haß auf das Weibliche Denn
Frauen sind eben Frauen und können sich daher nur bedingt das Männliche
aneignen. Indem sie es versuchen und sich mit Männern auf dem Gebiet des
Männlichen messen, können sie nur verlieren. Das führt aber
zu dem kuriosen Ergebnis, daß nun durch den Feminismus Frauen tatsächlich
etwas scheinbar Minderwertiges geworden sind. Denn sie können niemals richtige
Männer werden, stets bleiben sie etwas zurück. Was passiert aber mit
einem Menschen, der merkt, daß er ewig nur Zweiter bleiben wird? Er beginnt
den Sieger zu hassen! So gesellt sich im Feminismus zum Haß auf das
Weibliche noch der Haß auf die Männer. Männer dürfen das
Männliche nicht entwickeln. Denn sonst würde sich aus Sicht des Feminismus
die Minderwertigkeit der Frau unterstreichen. In die Sklaverei absinken
Was wäre die angemessene Antwort auf diesen weiblichen Minderwertigkeitskomplex?
Doch nur, indem man dem selbsternannten, angeblich so starken und selbstbewußten
Feminismus, der aber Außenstehende häufig nur an Weiber kurz vor dem
Weinkrampf erinnert, ein echtes Bewußtsein vom Weiblichen entgegenstellt
einem Weiblichen, das sich mit absoluter Notwendigkeit gleichberechtigt
neben das Männliche gesellt. Denn es ist ja kein Zufall, daß
in ausnahmslos allen höherwertigen Kulturen der Wunsch nach Gleichberechtigung
der Geschlechter aufgekommen ist. Die Zukunft, insofern sie das Zukünftige
erstrebt, braucht dies ganz unbedingt. Was sie aber nicht braucht, sind
Sklaven, die eine Ideologie der Sklavenhalter dadurch überwunden glauben,
daß sie selbst zu Sklavenhaltern aufsteigen. Diese mögen eine Weile
oben verweilen, werden dann aber früher oder später doch wieder in die
Sklaverei absinken. Junge Freiheit vom 8. Juni 2010 |