Alle unsere Erkenntnis hebt von den Sinnen an, geht von
da zum Verstande und endigt bei der Vernunft, über
welche nichts Höheres in uns angetroffen wird, den Stoff der Anschauungen
zu bearbeiten und unter die höchste Einheit des Denkens zu bringen.
Immanuel
Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1781 |
Die Erkenntnis durch Begriffe heißt diskursiv,
die in der Anschauung intuitiv; in der Tat wird zu einer Erkenntnis
beides miteinander verbunden erfordert, sie wird aber von dem benannt,
worauf als den Bestimmungsgrund desselben ich jedesmal vorzüglich
attendiere.
Immanuel
Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1781 |
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen
aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist
das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen
zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache
derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung
und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Immanuel
Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, 1784 |
Dieses
Oberhaupt (der Souverän) ... ist sofern
nur ein (das geamte Volk vorstellendes) Gedankending,
als es noch an einer physischen Person mangelt, welche die höchste Staatsgewalt
vorstellt und dieser Idee Wirksamkeit auf den Volkswillen verschafft. Das Verhältnis
der ersteren zum letzteren ist nun auf dreierlei verschiedene Art denkbar:
entweder das einer im Staate über alle, oder daß einige, die einander
gleich sind, vereinigt über alle andere, oder daß alle zusammen über
einen jeden, mithin auch über sich selbst gebieten; d.i. die Staatsform ist
entweder autokratisch oder aristokratisch oder demokratisch.Immanuel
Kant, Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, 1785, § 51, III,
S. 167 |
Alle wahre Republik ... ist und
kann nichts anderes sein als ein repräsentatives System des Volks,
um im Namen desselben durch alle Staatsbürger vereinigt, vermittelst
ihrer Abgeordneten ihre Rechte zu besorgen.Immanuel
Kant, Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, 1785, § 52, III,
S. 169f. |
A) Gesetz und Freiheit ohne
Gewalt (Anarchie), B) Gesetz und Gewalt ohne Freiheit (Despotismus), C) Gewalt
ohne Freiheit und Gesetz (Barbarei), D) Gewalt mit Freiheit und Gesetz (Republik).Immanuel
Kant, Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, 1785, IV, S. 287 |
Der
Staat ist ein Volk, das sich selbst beherrscht.Immanuel
Kant, Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, 1785, VIII, S. 295 |
Die
Faszikeln aller Nerven sind die Zustände, welche durch die Gesetzgebung
entstehen. Das sensorium commune des Rechts entsteht aus ihrer Zusammenstimmung.Immanuel
Kant, Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, 1785, VIII, S. 295 |
Handle
so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen
Gesetzgebung gelten könne.
Immanuel
Kant, Kritik der praktischen Vernunft, 1788, 1. Teil, 1.
Buch, §7 |
Zwei
Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung
und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt:
Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.Immanuel
Kant, Kritik der praktischen Vernunft, 1788, Beschluß |
Der
Mohammedianism unterscheidet sich durch Stolz, weil er, statt der Wunder, an den
Siegen und der Unterjochung vieler Völker die Bestätigung seines Glaubens
findet, und seine Andachtsgebräuche alle von der mutigen Art sind.
Immanuel
Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft,
1793, 4. Stück, 2. Teil, § 2, A 269, B 285 |
Unter
den drei Staatsformen (Republikanism, Despotism, Demokratie) ist die der Demokratie,
im eigentlichen Verstande des Wortes, notwendig ein Despotism, weil sie eine exekutive
Gewalt gründet, da alle über und allenfalls auch wider Einen (der also
nicht mit einstimmt) mithin alle, die doch nicht alle sind, beschließen;
welches ein Widerspruch des allgemeinen Willens mit sich selbst und mit der Freiheit
ist.Immanuel
Kant, Zum ewigen Frieden, 1795, 2. Abschn., BA 26 |
Der
Mensch ist ein Tier, was eine Erziehung nötig hat.
Immanuel
Kant, Reflexionen über die Anthropolgie, 1798 |
Der
Mensch ist von Natur böse. Er tut das Gute nicht aus Neigung, sondern aus
Sympathie und Ehre.Immanuel
Kant, Reflexionen über die Anthropolgie, 1798, 1425. AA XV, Seite
622, 9f. |
Freyheit ohne Gesetz und Gewalt
ist der Stand der Wilden.Immanuel
Kant, Reflexionen über die Anthropolgie, 1798, 1468. AA XV, Seite
647, 20 |
Wahrheit, sagt man, besteht in
der Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstand. Dieser bloßen
Worterklärung zufolge soll also meinr Erkenntnis, um als wahr zu gelten,
mit dem Objekt übereinstimmen. Nun kann ich aber das Objekt nur mit meiner
Erkenntnis vergleichen, dadurch, daß ich es erkenne. Meine Erkenntnis soll
sich also selbst bestätigen, welches aber zur Wahrheit noch lange nicht hinreichend
ist. Denn da das Objekt außer mir und die Erkenntnis in mir ist, so kann
ich immer doch nur beurteilen: ob meine Erkenntnis vom Objekt mit meiner Erkenntnis
vom Objekt übereinstimme. Einen solchen Zirkel im Erklären nannten die
Alten Diallele.Immanuel
Kant, Logik, 1800, A 69f. |
|