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„Deutsche, kauft nicht bei Kapitalisten!“ (Franz Müntefering)

Kurz vor einer der fast schon nicht mehr zählbaren Wahlen in Deutschland fällt mir zu Franz Müntefering gerade mal schnell noch ein:

Deutsche, glaubt keinem Sozialisten!
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Müntefering wollte sich während des Wahlkampfes natürlich nur als scheinheiliges „soziales Gewissen“ der SPD profilieren. „Dabei war es Müntefering, der 1998 als Verkehrminister den Verkauf der bundeseigenen Tank & Rast AG u.a. an Heuschrecken zu verantwortem hat.“  (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 3).
Auch der Kapitalismus wird sein Ende finden, aber das kann noch relativ lange dauern, denn auch hier gilt, daß erst der Letzte das Licht ausmacht, und in diesem Fall ist der „Letzte“ der real existierende „Endverbraucher“. Wir haben gelernt, uns fälschlicherweise als Individuen zu sehen, uns selbst zu „verwirklichen“, doch wir sind dadurch nur egoistischer, egomanischer, egozentrischer, einsamer geworden, und ein solcher Egoist bzw. Endverbraucher will keine früheren und keine späteren Generationen. Also braucht auch der Kapitalismus keine Sterbehilfe.
Globalkapitalistische „Heuschreckenplage“:

Deutschland-Wirtschaft

Fremdes Kapital
frißt unsere
Wirtschaft kahl!

(Deutschland-Bewegung,
Postfach 1308,
82303 Starnberg)

„Der Ausverkauf nimmt dramatische Formen an. .... Grundsätzlich ist eine ausländische Übernahme gegen die Interessen des Standorts gerichtet, auch wenn anfangs alle Beteiligten profitieren sollten. .... - Durch den massiven Einstieg der »erfolgreichen« Finanzinvestoren in die deutsche Wirtschaft wird das unternehmerische Verhalten noch stärker als durch die Aktienmärkte ohnehin auf skrupellose Gewinnmaximierung reduziert. Die forcierte Vernichtung von Arbeitsplätzen ist eine Folge dieses Wechsels vom Unternehmer- zum Inverstor-Kapitalismus. Die wachsende Zahl der Firmenübernahmen vergrößert den Globalisierungsdruck, dem 2004 in Deutschland mindestens eine halbe Million Vollzeitstellen zum Opfer gefallen sind. Übermäßiger Fremdbesitz ist also viel mehr als ein Schönheitsfehler. Er verändert das Verhältnis von Politik und Wirtschaft und schränkt den Handlungsspielraum der Regierungen noch weiter ein. Der Trend geht zu einer Weltherrschaft ohne Regierungen. Wie können Beteiligungskäufer oder ausländische Konzerne dem deutschen Gemeinwohl verpflichtet sein, wenn sie sich gegenüber den aufgekauften Unternehmen nicht verantwortungsbewußt zeigen?  Aber noch gibt es Unternehmer und Manager, die sich ihrer Verantwortung für dieses Land und seine Menschen bewußt sind. Auch für sie ist in diesem Handbuch Platz. .... - Der Ausverkauf der nationalen Wirtschaft trifft grundsätzlich alle Länder. In England ist kaum noch ein Pub im heimischen Besitz. .... Der Abstieg der Wirtschaftsmacht Deutschland und die Zunahme der Firmeneinkäufe durch fremdes Kapital hat eine oft verdrängte Ursache, nämlich den »historischen Kompromiß« zwischen Deutschland und den … »Siegermächten«. Diese stimmten der »Wiedervereinigung« nur unter der Bedingung zu, daß die Bundesrepublik auf die Attribute eines souveränen Staates verzichtet. Deutschland hat seitdem seine nationale Währung und damit auch einen Schlüssel zu einer eigenen Wirtschaftspolitik verloren, an militärischer Eigenständigkeit noch mehr eingebüßt und wurde zum Vorreiter einer EU-Politik der Entnationalisierung, der Frankreich und Großbritannien nur sehr zögerlich folgten. Deutsche Unternehmen hatten sich jedoch auf dem Weltmarkt gut behauptet und sind technologisch in vielen Sektoren führend geblieben. Doch auch der wirtschaftliche und technologische Machtsektor ist Teil des »historischen Kompromisses« mit den »Siegerstaaten«, wie erst heute deutlich wird. .... Bundeskanzler Kohl hat für den Umgang mit strategischer Spitzentechnologie Zusagen gemacht, an die sich die heutige Regierung gebunden fühlt, auch wenn es keine förmlichen Abkommen, sondern nur briefliche Zusagen gibt. .... Die Entnationalisierung Deutschlands ist keineswegs allein außengesteuert. Sie wird von einem Teil der Bundesregierung ohne Rücksicht auf die Folgen aktiv betrieben. Dabei sind nicht Interessen bestimmend, sondern Ideologien, die der SPIEGEL so beschreibt: »Der Traum von einer Welt ohne Grenzen … wurzelt im diffusen Wir-Gefühl der 68er, denen es deshalb schwer fällt, zwischen Weltoffenheit und naiver Multikulti-Folklore zu unterscheiden.« - Deutschland hat einen historisch bedingten Sonderstatus, der das Land in der Mitte Europas zum bevorzugten Globalisierungsopfer macht und ihm kaum Chancen läßt, sich gegen die Gefahren des grenzenlosen Profitstrebens zu wehren, während alle anderen Staaten in Europa und der Welt zumindest versuchen, sich an ihrem nationalen Interess zu orientieren. - Politik und Verbraucher sind nicht machtlos! Die Abwehr massiver Firmenübernahmen erfordert einen starken politischen Willen, den die heutige Bundesregierung offenkundig nicht aufbringen kann und will. .... Auf wen aber kann der Bürger hoffen ?  Selbst die Gewerkschaften versagen, wenn durch Übernahmen Arbeitsplätze vernichtet werden. Beim Mannesmann-Deal hat die Gewerkschaftsspitze sogar mitgewirkt. Bleibt nur der Souverän, das heißt der Verbraucher, dem dieses Handbuch helfen soll, seine Macht zu entdecken. Dazu muß er jedoch aufgeklärt sein, damit er nicht Opfer der Werbung wird. .... Der politisch bewußte Bürger hat in seinem Einkaufskorb eine große potentielle Macht. .... Der Verbraucher kann wegen seines Einkaufsverhaltens nicht verfolgt werden und niemand kann ihm was verbieten. Um diese einzigartige Freiheit zu nutzen, braucht er Kenntnisse und ein patriotisches und humanitäres Bewußsein.“ (Alfred Mechtersheimer, Handbuch Deutsche Wirtschaft 2005/2006, 2007, S. 5-10). Hervorhebungen von mir (HB).

„Die Macht der ... Heuschrecken ist offenkundig bereits so groß, daß sie ihre Rahmenbedingungen selbst bestimmen können. Die Finanzinvestoren sind längst mehr als nur ein wirtschaftspolitisches Problem. - Den Private-Equity-Firmen steht zwar viel Geld, aber nicht genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung. Deshalb kaufen sie Manager und Politiker ein, die Know-how und Verbindungen mitbringen. So arbeitete der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher für Francisco Partners. Der frühere Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser ist bei General Atlantic unter Vertrag. Der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff suchte für Investcorp Anlagemöglichkeiten für Petrodollars und Ron Sommer hat dem US-Investor Blackstone geholfen, bei seiner früheren Firma, der Telecom, einzusteigen. Die früheren Mercedes-Manager Eckhard Cordes und Rolf Eckrodt standen bzw. stehen im Dienst der schwedischen EQT. US-Investor Christopher Flowers läßt sich von Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel beraten und die Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group (TPG) vom früheren Bundesbak-Chef Karl Otto Pöhl und dem FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff. Waigel nimmt außerdem »die Interessern des Finanzplatzes Schweiz in Deutschland« war. Ex- Außenminister Klaus Kinkel setzt seine dienstlich erworbenen Verbindungen für die US-Investmentbank Lehman Brothers ein, wo auch der ehemalige Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp angeheuert hat. Der langjährige KfW-Chef Hans Reich ist jetzt für das Europageschäft der Citigroup tätig. Selbst hohe Beamte verdingen sich nach ihrem Ausscheiden aus dem Staatsdienst wie der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) Otmar Issing, der seit 2007 für die US-Investmentbank Goldman Sachs tätig ist. Der ehemalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer sitzt im Beirat der Investmentbank Lazard. Die Ex-Vorstandschefs mit ihren überhöhten Einkommen und oft obszön hohen Abfinfungen sind nicht selten in der Lage, als Partner bei den Investmentgesellschaften einzusteigen und noch mal kräftig zu kassieren. Sie ziehen aber nicht die Fäden, sondern sind willige Helfer der Finanzoligarchie, wobei die deutschen Manager, Politiker und Beamte besonders eifrig sind, auf Kosten ihres Landes fremden Herren zu dienen. Ihre Rolle im Heuschrecken-Komplex mag auch erklären, weshalb sich die Politik gegenüber der Heuschrecken-Gefahr so indifferent verhält.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 3, 6-7).

„Die Heuschrecken sitzen allen Konzernchefs im Nacken, die immer stärker nur von Quartal zu Quartal handeln und die Firmenwerte von der Zukunft in die Gegenwart verlagern. Der Druck auf kurzfristige Renditen zulasten des langfristigen Wohls der Unternehmen beeinflußt die gesamte Unternehmenslandschaft immer stärker. Außerdem findet eine negative Auslese der Spitzenmanager statt: nur wer sich den Methoden der Heuschrecken fügt, kann im Amt bleiben. .... Der politische Einfluß der prosperierenden neuen Finanzindustrie auf die Politik ist so groß, daß diese ... über ihre Rahmenbedingungen weitgehend selbst bestimmen kan. Allein in den USA gibt es rund 9000 Fonds, die mit 1,3 Billionen Dollar für 30 Prozent des dortigen Wertpapierhandels verantwortlich sind. Politiker können diese wuchernden Finanzkomplex kritisieren, um ihn zu kontrollieren, fehlt ihnen die Macht (und der Wille, z.B. für den Erlaß entsprechender Gesetze gegen die Heuschrecken) - und das Interesse; denn nicht wenige der Politiker wollen nach ihrer Tätigkeit in Regierung und Parlament im Dienste der Heuschrecken »richtig Geld verdienen«. Sie wollen schließlich von der großen sozialen Umverteilung, die sie in ihrer politisch aktiven Zeit direkt oder indirekt begünstigt haben, auch selbst profitieren. - Die Akteure der Hedge-Fonds-Industrie jonglieren mit Milliarden, gewinnen immer mehr Macht und stellen mit astronomischen einkünften die Politiker in den Schatten. Daß sie die »Kunst der Geldvermehrung« auf Kosten der Bürger und der Länder zur Perversion getrieben haben, schadet ihrem Ansehen bei den politischen Eliten nicht. Der neue US-Finanzminister Henry Paulson war zuvor Vorstandschef der Investmentbank Goldman Sachs, die einen der größten Hedge-Fonds betreibt. Da kann es nicht überraschen, daß das Finanzministerium die US-Bankenaufsicht SEC bei dem Versuch behindert, die Branche strenger zu kontrollieren.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 3, 6-7, 8-9). Hervorhebungen von mir (HB).

„Ob eine Firma geschluckt wird, ist in den meisten Fällen nur eine Frage des Preises. Weshalb sollen Aktionäre einer deutschen Traditionsfirma die Treue halten, wenn ihre Anteile vergoldet werden. Natürlich sträubt sich das Management, aber nur und nur solange, bis der Übernahmepreis kräftig gestiegen ist. Der Fall Mannesmann / Vodafone ist extrem, aber keineswegs untypisch. Auch Großaktionäre machen Kasse, wenn das Angebot stimmt, wie der kürzliche Verkauf der Wella AG an den us-amerikanischen Pampers-Riesen Procter & Gamble gezeigt hat. Bei der Klage über den Ausverkauf deutscher Unternehmen wird oft übersehen, daß nur dort gekauft werden kann, wo auch ein Verkäufer ist. Mit der Erbengeneration der deutschen Wirtschaft ist kein Staat zu machen. Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und den Mitarbeitern kennen viele Besitzer nicht mehr. Die 68er sind auch dort am Zuge. Der nationale Nihilismus hat die Vorstandsetagen erreicht. .... Selbst dann, wenn den Ankäufen entsprechende Übernahmen durch deutsche Firmen gegenüberständen - was seit einigen Jahren nicht der Fall ist -, wäre der Trend gefährlich, weil es keine Übernahme gibt, die nicht mit Arbeitsplatzverlusten bei den übernommenen Unternehmen bezahlt worden wäre. Vor allem sind ausländische Konzerne in der Regel sehr national bestimmt, während sich viele deutsche Großunternehmen multinational verstehen. In der neuen historischen Phase des verschärften Wettbewerbs zwischen den Nationen hat jenes Land keine Chancen, das nicht über eine eigene breite industrielle Basis verfügt. Vom deutschen Steuerzahler finanzierte Forschungsförderung und Strukturpolitik würden dann dem Ausland zugute kommen. Die Folgen wären katastrophal. Die Frage nach der Verfügungsgewalt über die deutsche Wirtschaft ist existentiell. Sollte sich der Ausverkauf fortsetzen, wäre dies ein anderer Weg zur Entmachtung Deutschlands, wie sie von us-amerikanischen und britischen Politikern im vergangenen Jahrhundert wiederholt, wenn auch ohne Erfolg, anvisiert worden war. Der Wettbewerb zwischen den ausgewachsenen und marktgesättigten Industriestaaten wird an Härte zunehmen. Da gibt es keine Freundschaften mehr. Das Land, das von den Entscheidungen ausländischer Konzernzentralen abhängig wird, ist der Verlierer.“ (Alfred Mechtersheimer, WWW.DEUTSCHE-WIRTSCHAFT.ORG).

Deutschland-Wirtschaft

Anders als in Deutschland gibt es im Ausland zahlreiche Varianten zum Schutz der heimischen Wirtschaft; ausländische Regierungen nehmen das Wort „Volkswirtschaft“ noch ernst, während deutsche Regierungen dieses deutsche Wort offenbar gar nicht mehr zu kennen scheinen, einen Ausverkauf der nationalen Wirtschaft und folglich auch der nationalen Technik (inklusive Wissenschaft, Bildung u.ä.) betreiben - kein Wunder, denn die heutigen deutschen Regierungen sind ja in Wahrheit antideutsche Regierungen, betreiben antideutsche Politik, also inländerfeindliche (aus der Perspektive der Opfer: ausländerfeindliche) und deshalb menschenfeindliche sowie antidemokratische Politik. Daß sie so auch die Nation insgesamt ausverkaufen, ist ihnen durchaus bewußt, weshalb sie auch ständig auf jede Kritik mit irgendwelchen Ausreden, Lügen und Legenden reagieren. Es gibt unter ihnen zwar auch Ausnahmen, doch leider bleiben diese ohne Einfluß. Ausnahmen bestätigen die Regel, und Ausnahmen der Ausnahmen bestätigen die Regel der Ausnahmen, die die Regel bestätigen - letztendlich bestätigen auch alle Ausnahmen von Ausnahmen nur die Regel. Es bleibt bei der Michelpolitik - trotz Ausnahmen. Protektionistischer Wettlauf als Regel, deutsche Michelpolitik als Ausnahme. So ist z.B. besonders die Merkel-Regierung eine solche Ausnahme, und die Ausnahme dieser Ausnahme heißt Peer Steinbrück (Finanzminister), weil der eine ähnliche nationalprotektionistische Politik wie die im Ausland auch für Deutschland forderte (vgl. Handelsblatt, 05.07.2007, S. 1). Doch gleich, nachdem er diese Forderung ausgesprochen hatte, meldeten sich die vielen Michelpolitiker, die wieder jene Ausreden, Lügen und Legenden parat hatten, die sie entweder selbst erfunden oder von höherer Stelle empfangen hatten. Steinbrück wollte ausländisches Kapital in Schlüsselbranchen kontrollieren, die Michelpolitiker antworteten: „Eine Auflistung ... wäre schwierig und problematisch“ (Bernd Pfaffenbach, zitiert in: Handelsblatt, 05.07.2007, S. 1). In den USA z.B. prüft ein eigenes (nationalprotektionistisches) Komitee unter der Führung des Finanzministeriums, ob ausländische Direktinvestitionen genehmigt werden oder nicht. Daran ist nämlich nichts „schwierig und problematisch“!

Milliardäre
Exponentieller Anstieg der Milliardäre. Zum Beispiel: 1998 waren es 230, und 2004 waren es 587, und 2007 waren es 946. Allein in diesen neun Jahren stieg die Zahl um 311,3 %!

„Auf dem Kapitalmarkt können Gewinne heute sehr viel schneller mitgenommen werden als früher“, sagt z.B. der Wirtschaftsberater Mathias Bucksteeg. Die Reichen werden immer reicher! Die Zahl der Milliardäre nimmt seit den 1990er Jahren exponentiell zu (siehe Abbildung)! Die Tendenz sieht so aus, daß der Abstand zu den „Weniger-Reichen“ bald unüberbrückbar wird. „Das würde“, meint der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser, „unser Wirtschaftssystem in Europa aus den Angeln heben. Denn das ist angelegt auf eine relativ breite Verteilung des Wohlstands.“ Relativ! Tatsache, ist, daß z.B. die USA ein Wirtschaftssystem mit sehr geringer Verteilung des Wohlstands haben und daß sie, wenn unser Wirtschaftssystem „aus den Angeln gehoben“ würde, wie Abelshauser sagt, das erreicht hätten, was sie immer schon wollten: Deutschland und also auch Europa wirtschaftlich vernichten ! Mathias Bucksteeg, der unter der rot-grünen Bundesregierung im Kanzleramt arbeitete, sieht eine zusätzliche Gefahr am Horizont: „Der Kapitalismus wird einfältig, weil er keine Ziele mehr entwickelt, nichts mehr erfindet, nur Profit machen will.“ Also: Superreichtum als Killer der Innovation, oder? Nicht ganz! In einigen Wirtschaftszweigen ist das Geld der Milliardäre immer für Ideen gut, z.B. bei den Werften: wenn die Superreichen ihre Jachten nicht mehr nur mit Hubschrauber-Landeplätzen, sondern auch mit Raketen-Abwehrsystemen ausgestattet haben wollen, dann benötigt man für den Bau hohe Ingenieurskunst. Trotzdem: Globalkapitalisten geht es nicht um Arbeitnehmer, sondern um kurzfristig erreichbare finanzielle Interessen, und sie fallen über die Unternehmen her wie die „Heuschrecken“. Vor allem viele Arbeitnehmer und aber auch nicht wenige Arbeitgeber sind in diesem Globalspiel die Verlierer. Das Wirtschaftsergebnis wird mit immer weniger Arbeitskräften erreicht bzw. - umgekehrt - das BIP pro Arbeitskraft steigt laufend. Viele Unternehmer werden vernichtet bzw. - umgekehrt - wenige Globalkapitalisten werden in immer mehr beschleunigtem Maße reicher. Einige dieser Milliardäre haben bereits so viel Reichtum angesammelt, daß sie mehrere Armeen besitzen können.

Folgt man den Darstellungen des us-amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes (Liste der aufgeführten [nicht alle sind aufgeführt!] Milliardäre der Welt **), so gibt es weltweit 793 Dollar-Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 2,4 Billionen US-Dollar (2008 waren es 1125 Milliardäre und 4,4 Billionen US-Dollar Vermögen). Der reichste Mann der Welt, der mexikanische Telekommunikationsunternehmer Carlos Slim Helú, verfügt demnach über ein geschätztes Vermögen von rund 53,5 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Microsoft-Gründer Bill Gates mit rund 53,1 Milliarden Dollar und dem US-amerikanischen Investor Warren Buffett mit 47 Milliarden Dollar. Etwa ein Drittel aller Milliardäre hat ihr Vermögen geerbt.

Globalismus
„Die Reichen sind gegenwärtig noch eine Klasse und keine Spezies, aber könnten es werden, wenn man nicht aufpaßt. Es dürfte gegenwärtig auf der Erde rund 10 Millionen Menschen in der Millionärs- und Multimillionärskategorie geben, dazu schon über 1000 Milliardäre. Aus diesen Vermögenseliten bildet sich ein neues abstraktes Übervolk, das dieselben Eigenschaften aufweist, die man vom alten europäischen Adel kannte: Sie denken kosmopolitisch, sie reisen viel, sie leben mehrsprachig, sie sind gut informiert und beschäftigen die besten Berater, sie reden ständig über Beziehungen, Sport, Kunst und Essen. Beim Volksthema Sex bleiben sie diskret. .... Jeremy Rifkin hat vor ein paar Jahren ein Buch (»Access - Das Verschwinden des Eigentums«, 2000) vorgelegt, das indirekt die Entstehung des neofeudalen Systems behandelt: Wir ersetzen, so seine These, heute Grundbesitz durch Zugang zu privilegierten Gütern, zu wertvollen Informationen, zu Luxusobjekten, zu elitären Adressen, zu exquisiten Kanälen und machtnahen Korridoren. Zugangskompetenz ist heute das Schlüsselgut, nicht Grundeigentum. Wir beobachten eine rasante Refeudalisierung auf überterritorialem Niveau. Und naturgemäß lebt niemand feudaler als jemand, der innerhalb des neuen Metavolks, des 10-Millionen-Volkes der Reichen, von gleich zu gleich kommuniziert.“ (Peter Sloterdijk, Unruhe im Kristallpalast, in: Cicero, Januar 2009, S. 118).

Kriterium: Person mit einem Finanzvermögen von mehr als einer Million US$, ohne Berücksichtigung von selbst genutztem Immobilienbesitz. Genaue Messungen liegen für die Aufteilung hoher Vermögen nicht vor. Die Anzahl der Millionäre ergibt sich aus ungefähren Schätzungen, die je nach Quelle deutlich unterschiedlich ausfallen können.

Millionäre. - Kriterium: Person mit einem Finanzvermögen von mehr als einer Million US-Dollar, ohne Berücksichtigung von selbst genutztem Immobilienbesitz. Genaue Zahlen liegen für die Aufteilung hoher Vermögen nicht vor. Die Anzahl der Millionäre ergibt sich aus ungefähren Schätzungen, die je nach Quelle deutlich unterschiedlich ausfallen können. Der US-Dollar hat die Rolle einer führenden Währung im internationalen Finanzwesen. Zur besseren Vergleichbarkeit werden daher auch in anderen Ländern beheimatete Vermögen in US$ angegeben. Um in einem der europäischen Länder Dollarmillionär zu sein, reicht bereits ein Vermögen von rund 780 000 Euro (Wechselkurs: August 2010). Weltweit gibt es nach der Schätzung im World Wealth Report für das Jahr 2007 etwa 10,1 Millionen US-Dollar-Millionäre. Zusammen halten diese 10,1 Millionen Millionäre laut dem World Wealth Report ein Nettovermögen von rund 40,7 Billionen US-Dollar (32,5 % des gesamten Vermögens weltweit bei einem Anteil von 0,15 % an der Weltbevölkerung), das entspricht einem Durchschnittsvermögen von 3,915 Millionen US-Dollar pro Kopf. Zum Vergleich: Das gesamte Vermögen weltweit beträgt etwa 125 Billionen Dollar. Das Land mit den meisten US$-Millionären sind nach dieser Schätzung die USA mit 3,1 Millionen Dollar-Millionären (2007). In Deutschland gab es gemäß dem Report 2009 etwa 861 500 US-Dollar-Millionäre (2008: 809 700), in Österreich ca. 64 000 (2008), in der Schweiz ca. 185 300 (2008). Die Beratungsfirma Boston Consulting Group veröffentlicht ebenfalls einen Reichtumsbericht, nach diesem betrug die Anzahl der US-Dollar-Millionäre in Deutschland 2008 hingegen nur 373 565.

Nach US-Dollar gemessene Millionäre 2007 (Quelle: World Wealth Report).
WELT / Region / LandEinwohnerUS-$-MillionäreQuote pro Zeile
Nordamerika440 000 0003 302 0000,75 %1 : 133
USA305 000 0003 100 0001,00 %1 : 100
Europäische Union459 500 0003 100 0000,67 %1 : 150
Deutschland82 500 000826 0001,00 %1 : 100
Österreich8 140 00064 0000,79 %1 : 127
Schweiz7 739 100185 3002,40 %1 : 40
Rußland142 000 000136 0000,10 %1 : 1 044
Asien4 052 000 0002 800 0000,07 %1 : 1 447
China1 314 000 000415 0000,03 %1 : 3 166
Indien1 148 000 000123 0000,01 %1 : 9 333
Afrika967 000 000100 0000,01 %1 : 9 670
Naher Osten274 700 000400 0000,15 %1 : 687
Arabische Emirate4 500 00078 0001,73 %1 : 58
Lateinamerika388 000 000400 0000,10 %1 : 970
Brasilien188 600 000143 0000,08 %1 : 1 319
Australien21 360 000172 0000,81 %1 : 124
WELT6 705 000 00010 100 0000,15 %1 : 660
Länder mit den meisten Millionären (Quelle: Merrill Lynch).
 2007200820092010
USA3 019 0002 480 0002 866 0003 104 000
Japan1 517 0001 366 0001 650 0001 739 000
Deutschland833 000810 000862 000924 000
China423 000365 000477 000535 000
V. K. 491 000362 000448 000454 000
Frankreich396 000346 000383 000396 000
Kanada281 000213 000251 000282 000
Schweiz212 000185 000222 000243 000
Australien169 000129 000174 000193 000
Italien207 000164 000179 000170 000
Brasilien143 000131 000147 000155 000
Indien  127 000153 000

Die Kluft zwischen den Superreichen und den Reichen sowie die Kluft zwischen diesen beiden und den Armen werden so weit zunehmen, daß es zu einer Neuformierung der drei Stände kommen wird. Weil die Superreichen immer mehr Infrastrukturen von Staaten und letztlich auch die Staaten selber „kaufen“ werden, werden sie mit ihren Soldaten bzw. Polizisten die Armen leicht unter Kontrolle halten können, und das wird ihnen deshalb besonders gut gelingen, weil z.B. auch diese Soldaten und Polizisten aus denjenigen Armen rekrutiert sein werden, die aufsteigen wollen und dies nur bei den Superreichen möglich sein wird, weil die ja die einzigen Arbeitgeber sein werden. Wenn es tatsächlich dahin gehen wird, wie es die Tendenz heute bereits anzeigt, dann wird die globalkapitalistische Hauptmacht die USA sein, denn sie wird bis dahin seine Konkurrenten endgültig vernichtet haben - dies ist übrigens eine Tendenz, die sich erstmals bereits im 1. Weltkrieg zeigte, als die europäische Tragödie eingeleitet wurde, an der neben den USA fast das ganze Europa selbst, ja fast die ganze Welt beteiligt war, als sie nämlich alle gegen Deutschland kämpften und dadurch den Niedergang Europas herbeiführten. Europa, das war schon während des 1. Weltkrieges klar zu sehen, würde niemals gegen, sondern nur mit Deutschland eine Zukunft haben können. Die damaligen Gegner Deutschlands wollten Deutschland und also Europa vernichten, und das hieß für die meisten Europäer: sich selbst vernichten. Daß sie dabei den USA auf deren Weg zur alleinigen Weltmacht halfen, war ihnen während des 1. Weltkrieges noch nicht bewußt, aber einigen von ihnen, darunter z.B. Churchill, wurde es spätestens Ende des 2. Weltkrieges bewußt! Seit Ende des 2. Weltkrieges sind die Europäer sogar zu 100% am Niedergang Europas beteiligt! Aus der Geschichte haben sie wieder nichts gelernt - im Gegenteil: seit 1945 bzw. spätestens seit den 1960er Jahren beteiligen sich auch die Deutschen, die vorher ja noch die fast einzigen Gegner der Europavernichter waren, am Niedergang Europas und am weiteren Aufstieg US-Amerikas. Dank der dummen Europa-Politiker werden in die USA immer mehr Qualifizierte einwandern, und Europa, in das weiterhin Unqualifizierte einwandern werden, wird immer mehr verblöden und veröden!

Europa, das heißt: Deutschland, der Motor Europas, hat nur eine Chance, um die von den USA bewußt gewollte endgültige Vernichtung Europas (erinnert sei an den römischen Politiker Cato, der die endgültige Vernichtung Karthagos wollte: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“) noch zu verhindern: es muß den Wirtschaftskrieg der USA endlich ernst nehmen und nicht weiterhin so tun, als seien die US-Amerikaner die besten Freunde - nicht einmal in der NATO sind sie Freunde, sondern „Dispositarmacht“ (NATO) -, sonst wird den USA gelingen, was ihnen im sehr „chemischen Weltkrieg“ (1. Weltkrieg; Stichwort: Gas) und im sehr „physikalischen Weltkkrieg“ (2. Weltkrieg; Stichwort: Bomben) nicht gelang: ein Sieg über Europa auch in wirtschaftlicher Hinsicht und damit letztlich sogar auch in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht. Wenn ihnen das gelingen würde, dann würde es für Europa keine Chance zum Wiederaufstieg mehr geben und Europa wirklich endgültig vernichtet sein! Eine andere, aber doch sehr geringe Chance hat Europa, wenn die EU mit der NAFTA oder sogar der FTAA eine Union bilden würde. Dann würden aus Konkurrenten vielleicht wirklich Freunde.

Die Nordamerikaner unter der Führung der USA sind bereits dabei, eine Freihandelszone für ganz Amerika (FTAA) zu bilden! Wenn die Bildung von Wirtschaftsblöcken und Freihandelszonen weiterhin so fortschreitet, könnten auch FTAA und EU bzw. EFTA eine Einheit (EU-FTAA), dazu sogar noch mit Australien, Neuseeland u.a. eine Einheit (EU-FTAA-SO) bilden.
Langer Kreditweg

Im heutigen Finanzuniversum hängt alles mit allem zusammen! Private Haushalte haben es ganz plötzlich mit Finanzinvestoren zu tun und wissen nicht warum ! Die haben die Kredite aufgekauft und die Zinsen erhöht! „Da leihen US-Banken Hauskäufern Zehntausende Dollar, obwohl deren Einkommen kaum zum Leben reicht. Da bekommen private Finanzinvestoren, sogenannte Private-Equity-Gesellschaften, von Banken Hunderte Millionen Dollar Kredit, um angeschlagene Firmen zu kaufen. Da versorgen Geldhäuser Hedgefonds mit Milliardenkrediten, obwohl die schon bei kurzzeitigen Verlusten von zehn Prozent pleite gehen können. Warum machen Banken so riskante Geschäfte? Zum einen, weil sie das Leihgeld lange sehr billig von den staatlichen Zentralbanken bekommen .... Ein zweiter Grund macht die Verlockung noch größer: die Banken müssen die heiklen Darlehen nicht behalten, sondern sie verkaufen sie weiter (siehe Graphik). Käufer solcher Kredite sind vor allem Hedgefonds, übersetzt »Absicherungsfonds«. .... Das eigentliche Problem ist, daß niemand mehr genau weiß, wieviel Kredit gerade bei wem und mit welchen Risiken zu Buche steht. Denn Hedgefonds und Private-Equity-Unternehmen handeln nahezu ohne jede Aufsicht oder Kontrolle (!!!). Unter tätiger Mithilfe von Banken haben sie eine gigantische Geldbombe gelegt, vor deren Explosion Altkanzler Helmut Schmidt, Ex-Citibank-Boß Sandy Weill und auch die europäischen Notenbanken warnen. Jetzt, da immer mehr Kredite platzen (!), wird die Lage auch auf anderen Märkten explosiv: die Aktienbörse von New York über Frankfurt bis Tokio verloren rund zehn Prozent an Wert - binnen zwei, drei Wochen. Die neue Geld-Welt ist gefährlich und undurchschaubar.“ (Frank Donovitz & Joachim Reuter, Geld zerstört die Welt, in: Stern, 09.08.2007, S. 49). Insgesamt verwalten die weltweit ca. 9000 Hedgefonds ungefähr 1,6 Billionen Dollar Kredit! Und was die Gehälter angeht, so war 2006 der 69jährige James Simons, Doktor der Mathematik und Chef des sechstgrößen Hedgefonds der Welt, Spitzenreiter: Simons strich 1,7 Milliarden Dollar ein - mehr als das Hundertfache des Gehalts von Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank. Simons bekommt bei acht Stunden täglicher Arbeit und einer Sieben-Tage-Woche einen Stundenlohn von 580 000 Dollar (420 000 Euro). Für Hedgefonds gibt es ein gutes Dutzend an Strategien, wie Donovitz und Reuter berichten: „Gemeinsam ist allen, daß zusätzlich zum Kundenkapital auch geliehenes Geld investiert werden kann. Diese Möglichkeit unterscheidet Hedgefonds von Investmentfonds. Und ein weiteres: Schon bei kurzfristigen Verlusten von mehr als zehn Prozent droht Hedgefonds die Totalpleite - weil die Anleger massenhaft ihr Geld abziehen. Hedgefonds ist jeder Deal erlaubt, der an den Weltfinanzmärkten angeboten wird. Sie handeln jedoch ganz selten direkt mit Aktien, Zinspapieren, Devisen, Rohstoffen oder Immobilien. Sie spekulieren mit von solchen Basiswerten abgeleiteten WertPapieren (»Derivaten«). Nur sehr selten geraten sie in die Schlagzeilen, wie zum Beispiel die durch die Beteiligung an der Deutschen Börse AG. Die allermeisten Hedgefonds arbeiten mit Hilfe ausgefeilter Computerprogramme still und leise und verdienen umso mehr, je stärker Märkte, etwa Aktienbörsen oder Rohstoffpreise, ausschlagen, egal ob nach oben oder nach unten.“ (Frank Donovitz & Joachim Reuter, Geld zerstört die Welt, in: Stern, 09.08.2007, S. 50).

Private-Equity: „Private-Equity-Firmen … beteiligen sich an Unternehmen, besonders denen, die nicht an der Börse gehandelt werden. In der anglo-amerikanischen Wirtschaft wurden sie zu den wichtigsten Finanziers für Firmen. Anders als Banken verlangen sie für das vergebene Geld keinen Zins, sondern steigenden Gewinn und Unternehmenswert. Denn ihr Ziel ist es, die Beteiligung später gewinnbringend weiterzuverkaufen. Heilsversprechen (der Private-Equity-Firmen): Die direkte, außerbörsliche Firmenbeteiligung bringt eine höhere Rendite als die Anlage am Aktienmarkt. Geldgeber (der Private-Equity-Firmen): Die Mittel stammen von Großanlegern, Versicherungen und Pensionskassen. Zusätzlich beschaffen sich die Gesellschaften Bankkredite zur Finanzierung ihrer Beteigungskäufe. Größe (der 10 marktführenden Private-Equity-Firmen): Das investierte Vermögen der zehn marktführenden Gesellschaften beträgt allein rund 500 Milliarden Dollar .... Die großen Spieler sitzen überwiegend in den USA und in England. An der Spitze steht die New Yorker Firma Blackstone, unter anderem mit 4,5 Prozent an der Deutschen Telekom beteiligt. Menschen (in Private-Equity-Firmen): Die Beteiligungsjongleure kommen aus der Finanzbranche und auch aus Unternehmensführungen und der Politik. So ist der frühere US-Handelsminister Peter G. Peterson ein Mitbegründer von Blackstone. Und John W. Snow, bis Mai 2006 US-Finanzminister, ist heute Chef von Cerberus, das Daimler gerade große Teile von Chrysler abgekauft hat. Für Cerberus arbeitet zudem Ex-VW- und Ex-Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard. Gehälter (in Private-Equity-Firmen): Dreistellige Millioneneinkommen pro Jahr sind bei den Branchenführern üblich. Die Nummer eins, Blackstone-Boß Stephen A. Schwarzman, kassierte 2006 geschätzte 400 Millionen Dollar - also deutlich weniger als die bestverdienenden Hedgefondsmanager, aber immer noch das 40- bis 50ache deutscher Großbankchefs. Strategien (der Private-Equity-Firmen): Private-Equity-Firmen kaufen sich direkt in Unternehmen ein, am liebsten zu 100 Prozent und gern auch auf Pump. Mit den Krediten werden häufig die gekauften Firmen belastet, sie müssen diese tilgen. Dafür wird »restrukturiert« - durch Personalabbau, Rationalisierung, Verkauf von Firmenteilen, Fusionen. Meist nach zwei bis etwa fünf Jahren erfolgt der Ausstieg - entweder durch Verkauf an andere Investoren oder durch Ausgabe von Aktien. Diese eher kurzfristige Rein-raus-Strategie brachte der Branche das Etikett »Heuschrecken« ein („Heuschrecken“). Manche Private-Equity-Firmen kaufen auch Kredite. Seit 2003 verkauften deutsche Banken und Sparkassen Kredite für rund 20 Milliarden Euro an Finanzinvestoren wie die texanísche Private-Equity-Firma Lone Star.“ (Frank Donovitz & Joachim Reuter, Geld zerstört die Welt, in: Stern, 09.08.2007, S. 50).

Staatsfonds: Die Mittel stammen hauptsächlich aus zwei Quellen, nämlich Rohstoffen und Exportüberschüssen. Größe (der Staatsfonds): „Die US-Investmentbank Morgan Stanley beziffert das Vermögen der Staatsfonds auf insgesamt 2,5 Billionen Dollar. Das sind rund 900 Milliarden Dollar mehr, als alle Hedgefonds weltweit verwalten (Vgl. oben). Das Volumen der Staatsfonds wächst rasant. Bis zum Jahr 2015 soll es nach Berechnungen von Moragan Stanley auf 12 Billionen Dollar steigen.“ (Frank Donovitz & Joachim Reuter, Geld zerstört die Welt, in: Stern, 09.08.2007, S. 51).

Deutschland-Wirtschaft

Soziale Umverteilung
„Das Heuschrecken-Geschäft kann dem Bürger nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch die Wohnung kosten. Die zumeist angelsächsischen Investoren haben seit 2002 in Deutschland etwa 25 Milliarden Euro in über 600000 Wohnungen investiert. Dieser Ansturm, auch auf Gewerbeimmobilien in den Ballungsräumen, wurde durch die bislang niedrigen Fremdkapitalkosten gefördert. Doch ohne drastische Mieterhöhungen werden sich die Milliarden-Käufe für die Investoren nicht rechnen. Bemerkenswert ist, daß sich staatliche Eigentümer, aber auch Gewerkschaften, an diesen Transaktionen beteiligen, die den Kernbestand des Sozialstaats zerstören. Die Städte könnten den Wohnraum durchaus mit Gewinn selbst bewirtschaften, wie Beispiele zeigen. Noch härter können die Menschen getroffen werden, wenn ihre Kredite für Häuser oder Eigentumswohnungen weiterverkauft werden. Deutsche Banken haben in den vergangenen Jahren mit dem Weiterverkaufvon Krediten im Wert von mindestens 40 Milliarden Euro ihre Bilanzen saniert. Dabei handelt es sich nicht nur um faule Kredite etwa für zweifelhafte Immobilienprojekte in den neuen Bundesländern, sondern auch um intakte Forderungen, die bei Fälligkeit von den Fonds mit besonders aggressiven Methoden wie Zwangsversteigerungen eingetrieben werden. Der texanische Finanzinvestor Lone Star beispielsweise, der neben Goldman Sachs zu den in Deutschland aktivsten Aufkäufern zählt, hat auf diese Weise viele Haus- und Wohnungskäufer in den Ruin getrieben. Zu den Kreditverkäufern gehörten u.a. die bisher gewerkschaftseigene Allgemeine Hypothekenbank Rheinboden AG (AHBR), die jetzt unter Corealcredit firmiert. Zu den großen Verkäufern gehören auch Hypo Real Estate, die Eurohypo, die Hypo-Vereinsbank und die Dresdner Bank. Nicht selten werden Kredite in Steuerparadiesen (Cayman Islands, britische Kanalinseln) geparkt, wobei die Profite am deutschen Fiskus vorbeifließen.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 9).

Veränderungen im Einkommen
Prozentuale Veränderungen (gegenüber 1992) des durchschnittlichen Nettoeinkommens pro Kopf
in Deutschland.
„Der expandierende Heuschrecken-Komplex beschleunigt die soziale Umverteilung auf der nationalen und auf der globalen Ebene. Im Jahre 2005 hat sich die Zahl der Reichen (Finanzvermögen von mehr als einer Million Dollar) um 6,5 Prozent vermehrt, die der Superreichen (mehr als 30 Millionen Dollar) um 10,2 Prozent. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen die landläufige Meinung, wonach die Reichen reicher werden und die Kluft zwischen den Reichen und dem Bevölkerungsdurchschnitt - nicht nur der Armen - immer breiter wird. Die asymmetrische Polarisierung spiegelt sich bei den Großbanken wider .... Selbst bei den Heuschrecken gibt es eine »Klassenstruktur«: die großen US-Gesellschaften wie KKR, Blackstone und TPG sammeln im Jahr bis zu 1,5 Milliarden Dollar für ihre Fonds ein, während sich mittlere, zumeist regionale Private-Equity-Fonds in Europa mühen, ihre Töpfe zu füllen. Das Geld, mit dem die renditehungrigen Finanzinvestoren die Traumrenditen erzielen, kommt sowohl von den Wohlhabenden als auch von der Durchschnittsbevölkerung. Doch die Profite fließen nur zu einem geringen Teil an jene, die ohne es zu wissen mit ihrem Geld an den Investitionen beteiligt sind, wie die Arbeiter bei General Motors, die Prämienzahler von Lebensversicherungen oder die Sparer von Wertpapieren. Wenn eine von Heuschrecken übernommene Firma massiv Stellen abbaut, sollte der Arbeitnehmer erkennen, daß er womöglich mit seinen Ersparnissen mitgeholfen hat, seinen Arbeitsplatz zu vernichten. Die aggressiven Finanzinvestoren sind Teil eines Ausbeutungssystems, das auch deshalb so effektiv ist, weil sich die neuen Herren weder vor der Belegschaft noch vor der Offentlichkeit für ihre Entscheidungen rechtfertigen müssen. Die Dimension des sozialen Unrechts und der Bereicherung zeigen folgende Beispiele: 2005 haben die US-Amerikaner James Simons (Renaissance Technologies) und T. Boone Pickens (HP Capital Management) jeweils rund 1,5 Milliarden Dollar erhalten. Damit hat jeder der beiden Hedge-Fonds-Manager mehr Geld bezogen - von »verdienen« läßt sich dabei wohl nicht mehr sprechen - als Mauretanien oder die Mongolei als Volkseinkommen erzielen. Der Großspekulant George Soros hat im selben Jahr 840 Millionen Dollar bekommen. Bei solchen obszönen Einkommen brauchen die Finanzinvestoren die Folgen ihrer riskanten Finanzakrobatik nicht zu fürchten, zumal die übernommenen Unternehmen und die Banken die Hauptlast tragen. Selbst bei einem von ihnen ausgelösten Kollaps der Finanzmärkte wären die Fondsmanager die Gewinner. Als größter Markt in Europa ist Deutschland mit seiner neoliberalen Politik für die Heuschrecken besonders ergiebig, zumal es immer noch viele unterbewertete Firmen gibt. Die Investoren fallen aber weltweit über die Wirtschaft her. Der texanische Finanzinvestor Lone Star hat beispielsweise mit faulen Krediten zuerst in den USA und dann in Japan und Südkorea Traumrenditen erwirtschaftet. Deutschland-Chef Karsten von Köller sagt ganz unverblümt: »Die Karawane zieht nach einer Abarbeitungsphase von drei bis vier Jahren weiter.« Und sie kommt wieder, wenn es erneut etwas abzugrasen gibt. In Schweden und vor allem in Großbritannien sind die Privat-Equity-Investitionen 2005 noch größer gewesen als in Deutschland. In Frankreich, dessen Regierung das Land vor fremdem Kapital schützen will, ist der Anteil ausländischer Investoren an den 40 größten Unternehmen des Landes deutlich gestiegen. Auch in den USA beschleunigt sich die Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Das Vermögen der 400 reichsten US-Amerikaner ist innerhalb des Jahres 2005 um 120 Milliarden auf 1,25 Billionen Dollar angewachsen. Selbst Mitglieder der US-Regierung sorgen sich mittlerweile um die potentiellen Folgen der wachsenden sozialen Ungleichheit. In allen kapitalistischen Staaten wird die soziale Schieflage dann zum Problem werden, wenn sie nicht mehr durch die Konjunktur verdeckt wird und wenn die staatlichen Sozialetats überfordert werden. Weltweit wächst das Bruttoinlandsprodukt deutlich stärker als die Löhne. Die Billigkonkurrenz aus den Schwellenländern drücken auf die Löhne, gleichzeitig profitieren die Wohlhabenden von den Finanzinvestitionen, die den Druck auf die Löhne verstärken. Die soziale Ungleichheit könnte schon bald eine Größenordnung erreichen, die sich nicht mehr mit der klassischen liberalen Beschwichtigungsformel von der Gleichheit der Chancen kaschieren läßt. Dann hätte das politische Systern seine Legitimität verloren.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 9-10).

„Nicht die USA insgesamt sind die größten Profiteure der finanziellen Globalisierung, sondern die us-amerikanische Finanzaristokratie. Die Gewinne des neuen Finanzkapitalismus fließen aus allen Ländern hauptsächlich in die USA, wo der Liquiditätsüberhang den Investitionsdruck der Finanzbranche wiederum ins Ausland lenkt - sozusagen vorbei an den hohen Schulden des öffentlichen und privaten Sektors in den USA. Deutschland mit seiner unterfinanzierten Wirtschaft und dem chronischen Kapitalmangel vor allem der mittleren und kleineren Unternehmen ist für dieses Kapital ein besonders lohnendes Feld. Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen von Bund und Ländern um ausländische Investitionen problematisch, vor allem, wenn sie Finanzinvestoren anlocken, die nach wenigen Jahren das Mehrfache des eingesetzten Kapitals abziehen oder erneut in Deutschland investieren mit all den schädlichen Folgen, nicht zuletzt für die Handlungsfreiheit der deutschen Politik. Denn mit jeder ausländischen Investition findet ein Transfer der Verfügungsgewalt über das Kapital statt und diese verlagert sich immer stärker zur US-Finanzaristokratie, die über infonnelle Kreise wie dem Council on Foreign Relations (CFR) mit der US-Administration eng verflochten ist. An dieser Oststaaten-Nomenklatura sind auch jene Institutionen der Wall Street wie J. P. Morgan, Rockefeller, City Bank oder Warburg direkt oder indirekt beteiligt, die 1910 auf Jekyll Island vor der Küste Georgias bei einem Geheimtreffen das Federal Reserve System begründeten, das als Kartell dem Schutz der gemeinsamen Bankinteressen dient, gleichzeitig aber auch die Grundlage für die Zentralbank der Vereinigten Staaten ist. Die finanzielle Macht hat als Instrument der globalen Vorherrschaft der USA im vergangenen Jahrzehnt eine starke Aufwertung erfahren. Anders als das militärische Potential kann Kapital unauffälliger und auf Dauer wirksamer zur Stärkung und Sicherung der US-Vorherrschaft beitragen. Nur Rußland unter Präsident Putin und China sowie einige lateinamerikanische Staaten versuchen, ihre Bodenschätze aus der globalen Verwertungsstrategie herauszuhalten. Moskau hat Dutzende von Öl- und Gas-Förderstätten als »strategische Reserven« deklariert, bei deren Ausbeutung russische Konzerne die Federführung haben und Auslandsinvestoren sich bestenfalls als Minderheitsaktionäre beteiligen können. Im Hintergrund der jüngsten Spannungen zwischen den USA und Rußland steht auch Moskaus Widerstand gegen den Finanzkapitalismus, der auch nach der russischen Wirtschaft greifen will.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 10).

Vom Unternehmer-Kapitalismus zum Finanz-Kapitalimus
„Der »Ethikverband der Deutschen Wirtschaft« (EVW) sieht bei manchen Unternehmen ein Handeln mit faschistoiden Tendenzen. Das Wesen des Faschismus sei es, ein System für schützenswerter zu halten als die darin lebenden und arbeitenden Menschen. Diese Definition beschreibt die Tätigkeit der aggressiven Finanzinvestoren recht treffend. Das System ist die Finanzindustrie, die Kapital in Unternehmen investiert, nicht um Güter oder Dienstleistungen zu liefern, sondern ausschließlich um das eingesetzte Kapital zu vermehren ohne Rücksicht auf den arbeitenden Menschen, den Staat, das Land und die Umwelt. Unternehmen werden immer mehr zu Waren. Die (idealtypische) Einheit von Kapital und Arbeit wird aufgelöst. Für den »Rheinischen Kapitalismus« und die soziale Marktwirtschaft ist immer weniger Raum. Die unternehmerische Tätigkeit dient unter dem Regime der aggressiven Finanzinvestoren ausschließlich der Gewinnmaximierung. Selbst im Frühkapitalismus hatte das Unternehmen einen Eigenwert, den es zu erhalten und zu vergrößern galt. Es vollzieht sich ein Wandel vom Unternehmer-Kapitalismus zum Finanz-Kapitalismus, den man auch als Kapital-Kapitalismus bezeichnen könnte. Den Unterschied zwischen diesen beiden Formen des Kapitalismus kann man auch an einem veränderten Begriff der Ausbeutung festmachen. Wo der Heuschrecken-Komplex bestimmt, erfolgt die Ausbeutung der Arbeitnehmer indirekt durch die Strangulierung der Unternehmen. In der Zeit des Ost-West-Konflikts wurde zwischen freier Marktwirtschaft und zentraler Verwaltungswirtschaft unterschieden. Heute liegt der Unterschied hauptsächlich in der Rolle des Staates, der im Finanz-Kapitalismus immer mehr von trans- und supranationalen Kapitalverwaltern verdrängt wird und die Herrschaft des Geldes stärkt. Auf der betrieblichen Ebene verläuft die neue »Klassengrenze« zwischen dem Heuschreckenkomplex einerseits und den Unternehmen mit den Mitarbeitern andererseits. Früher war von »Staatsmonopolistischem Kapitalismus« (Stamokap) die Rede, heute ist über die Exzesse des »Finanzmonopolistischen Kapitalismus« (Fimokap) zu diskutieren. Denn infolge der Entgrenzung der Volkswirtschaften durch die Globalisierung und der Pervertierung des Privateigentums als heilige Kuh des Kapitalismus verschiebt sich die Macht zugunsten des internationalen Kapitals, das eigentlich ein supranationales ist. Der Trend führt zu einer Weltherrschaft der Finanzoligarchien mit den Regierungen als bloße Verwalter. Diese Entwicklung ist beim angelsächsischen Kapital am weitesten fortgeschritten, hat aber bereits im Zuge der alternativlosen kapitalistischen Weltrevolution auch die neuen Machtzentren der Schwellenländer erfaßt.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 11). Hervorhebungen von mir (HB).

Die Risiken
„Der neue Finanzkapitalismus ist ein fragiles Gebilde, weil ihm Stabilisatoren und Gegenkräfte fehlen wie staatliche Aufsicht, souveräne Politik und soziale Normen, die den Kapitalismus bändigen und mit der Demokratie zumindest grundsätzlich vereinbar machen. Kriseresistent kann der neue Kapitalismus schon deshalb nicht sein, weil er auf institutionalisierter Geldgier aufbaut und nicht auf wirtschaftlicher Vernunft, was in der Krise zu Panikreaktionen führt. Die Irrationalität und Hybris auf den Finanzmärkten haben die Akteure des Heuschrecken-Komplexes blind gemacht für die banale Erkenntnis, wonach mit der Rendite auch das Risiko steigt. Hedge-Fonds sind alles andere als stabilisierende Faktoren. Sie sind noch störanfalliger als die Finanzmärkte ohnehin. Eigentlich steht »hedge« für Absicherung, wobei fallende Kurse durch vielfaltige Instrumente aufgefangen und sogar in Gewinne verwandelt werden sollen. Als im Mai 2006 die Aktienkurse weltweit kurzfristig absackten, gerieten viele Hedge-Fonds ins Wanken. Kreditversicherer berichten von wachsenden Problemen mit von Private-Equity finanzierten Unternehmen. Deutschland wäre besonders betroffen, weil hier die Finanzinvestoren bei Rekapitalisierungen, wie den kreditfinanzierten »Sonderdividenden«, besonders aggressiv vorgehen. Die Liquiditätsquellen sind global vernetzt. Was als Vorteil verstanden wird, könnte zur Katastrophe führen, wenn ein einziger Teil scheitert, wie das auf dramatische Weise 1998 bei der Pleite des Long Term Capital Management (LTCM) deutlich wurde. Der Zusammenbruch dieses Hedge-Fonds mit Investitionen von nur vier Milliarden Dollar löste eine Kettemeaktion aus, die beinahe zu einem Kollaps des globalen Finanzsystems geführt hätte. Mitbegründer von LTCM war der Nobelpreisträger Robert Merton, dessen neuer Hedge-Fonds IFL Continuum 2006 wiederum scheiterte und bereits nach wenigen Monaten geschlossen werden mußte. Zur selben Zeit verlor der US-Hedge-Fonds Amaranth Advisors binnen einer Woche 6,6 Milliarden Dollar, weil der Preis für Erdgas fiel - und nicht wie in den Jahren zuvor gestiegen ist. Die Weltwirtschaft steht ohnehin vor großen Risiken. In den USA wurde 2006 rund eine Billion Dollar mehr ausgegeben als erwirtschaftet. Deshalb steigt die Verschuldung von Staat, Wirtschaft und Verbrauchern. Die USA saugen zwei Drittel der überschüssigen Ersparnisse der Welt auf. Das hohe US-Handelsbilanzdefizit ist Ausdruck einer Schieflage, die zur globalen Gefahr wird, wenn die großen ölexportierenden Länder ihre Rechnungen nicht mehr in Dollar ausstellen oder die Notenbanken ihre Dollar-Bestände abbauen, womit bereits begonnen wurde. Die USA sind seit längerem die globale Konjunkturlokomotive, weil sie die geringere Nachfrage in den beiden anderen großen Volkswirtschaften Deutschland und Japan ausgleichen - für den Preis riskanter großer Außenhandels- und Budgetdefizite. So fürchtet die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) einen »Teufelskreis« bei der Rückabwicklung hochspekulativer Handelspositionen; Märkte brechen ein und werden durch die Auflösung von spekulativen Positionen noch weiter nach unten gedrückt. Die Gefahren seien durch die Zunahme immer komplexerer und undurchsichtigerer Finanzprodukte gestiegen. Wenn die Konjunktur abflaut, die Zinsen steigen und die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver vorgehen, gibt es keine Sicherungen.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 11-12).

Heuschrecken als Krankheitssymptom
Bei der Kritik an den Heuschrecken darf nicht übersehen werden, daß gesunde Unternehmen gegen solche Firmenjäger weitgehend immun sind. Für Heuschrecken sind gut geführte Unternehmen wenig attraktiv, weil deren Wertsteigerungspotential minimal oder ausgeschöpft ist. Und kaum ein Finanzinvestor könnte einen Konzern übernehmen, wenn niemand Anteile verkauft. Nicht selten machen Firmeninhaber oder die Erben in den westlichen Ländern lieber Kasse als weiterhin unternehmerisch tätig zu sein. Andererseits kann ein grenzenloser Expansionsdrang in die Krise führen, die dann aggressive Investoren für einen Einstieg oder eine Übernahme nutzen. Der einst führende Bodenbelaghersteller Rinol AG ist ein solches Beispiel. Es gibt aber auch Unternehmen, die durch die Beteiligungsgesellschaften von unfähigen Managern und verkrusteten Strukturen befreit wurden. Sie zahlen dafür aber einen hohen Preis, weil die Restrukturierung in erster Linie den Investoren und weniger den angeschlagenen Unternehmen und ihren Mitarbeitern zugute kommt. Die Heuschreckenplage ist Symptom einer kranken Wirtschaftskultur mit verfehlter Wirtschafts- und Unternehmenspolitik. Städte müßten ihren Wohnungsbestand mit den schweren sozialen Folgen nicht an Investoren verkaufen, wenn ihre Finanzen gesund wären. Unter den Bedingungen der Globalisierung kann ein Land nur bestehen, wenn seine Unternehmer in gesellschaftlicher Verantwortung handeln und die Politik sich von den Interessen des eigenen Landes leiten läßt. Was fehlt, ist ein »Akt der Selbstbestimmung« (Bundespräsident Horst Köhler) der deutschen Politik, gerade auch in der Wirtschafts- und Finanzpolitik.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 12).

Notwendig ist der Protest gegen die verfassungswidrigen Investoren
„Die Position der Heuschrecken ist deshalb so stark, weil viele Politiker den Heuschrecken frappierend ähnlich sind. Sie sind »politische Heuschrecken«, die kurzfristig denken und gegenüber dem Gemeinwohl und den Schwachen wenig Verantwortung zeigen. Allgemein belegt das Vordringen der Heuschrecken das Demokratiedefizit in Deutschland. Würde alle Staatsgewalt vom Volke ausgehen, wie es das Grundgesetz in Artikel 20 befiehlt (vgl. Art. 20 GG Abs. 2 [»Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.«]), gäbe es für die aggressiven Finanzinvestoren »keine Basis. Auch mit dem Grundsatz aus Artikel 14 ist deren Agieren nicht zu vereinbaren: »Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.« (Art. 14 GG Abs. 2). Deshalb gilt es, nicht nur mit bereits heute möglichen Schritten den unkontrollierten globalen Finanzkapitalismus zu zähmen, sondern für Strukturveränderungen zu kämpfen, damit die Regierung vom Volk abhängig ist und nicht vom großen Geld. Die Proteste von Belegschaften und Mietern gegen den Verkauf an Heuschrecken sind ein erster wichtiger Schritt. Das Ziel ist nicht die Abschottung, sondern ein Gleichgewicht zwischen Weltoffenheit und Heimatschutz.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 12). Hervorhebungen von mir (HB).

„Ausländische Eigentümer an der Wirtschaft eines Landes machen das betroffene Land tendenziell zu einer Kolonie, wobei heute die Kolonialmächte nicht mehr imperialistische Staaten sind, sondern supranationale Finanzgruppen. .... Gegen die Herrschaft des Finanzkapitals gibt es nur eine wirkliche Gegenmacht: die nationalstaatliche Souveränität. Nur noch weltweite gesellschaftliche Bewegungen können gelegentlich helfen. Unternehmer mit Verantwortung für das Gemeinwohl, die sich ihren Mitarbeitern verpflichtet fühlen und denen ihr Land nicht gleichgültig ist, gibt es nur auf der nationalen Ebene. Sie werden allerdings immer stärker von den Auswüchsen des »Finanzkapitalismus« bedrängt, dessen aggressivster Teil die sogenannten Heuschrecken sind.“ (Alfred Mechtersheimer, Zur Strategie der Heuschrecken“, 2007, S. 22).

Großkapitalistische Heuschreckenplage

„Dafür besitzen 700 Personen des globalen Geldsyndikats die Hälfte des weltweiten Vermögens.“
(Georg Schramm).

„Bei der Jahresversammlung der GLS-Bank Mitte Juni 2014 in Bochum waren mehr als 4.000 Gäste geladen. Redner waren u.a. Horst Köhler und Norbert Lammert. Der Kabarettist Georg Schramm – bekannt aus Funk und Fernsehen und von einigen Auftritten vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof – untersuchte in seiner Rede die Ursachen der weltweiten Krise. Er verglich die Finanzkrise mit den Erscheinungsformen eines Drogenkrieges: »Stellen Sie sich vor: Erst werden die Länder mit Billigkrediten angefüttert – wie Drogenabhängige. Und wenn sie sich daran gewöhnt haben, mit Billiggeld über ihre Verhältnisse zu leben, dann kommen die Dealer. Und es gibt neuen Stoff nur noch zu Preisen, die das Opfer langsam aber sicher ruinieren.«

Die Finanzkrise ist wie ein Drogenkrieg.

Ist in diesem Drogenkrieg dann der »User« pleite, so Schramm, »“dann kommt der Inkassotrupp und holt alles aus der Bude raus, was man zu Geld machen kann: Wasser, Strom, Gasversorgung, Rentenkasse und Gesundheitssystem, Eisenbahnen. Der Inkassotrupp des globalen Syndikats heißt in unseren Zeiten IWF.«

Der Einsatz des Inkassotrupps in Griechenland habe unter anderem das griechische Gesundheitssystem vollends ruiniert. Nur die griechische Armee sei von Kürzungen ausgenommen worden ....

Auch die Dealer selbst seien hochgradig billiggeldabhängig. »In den USA werden täglich zwei Milliarden frische Dollar an die ›Dealer‹ verteilt – jeden Tag! Für 45 Millionen amerikanische US-Bürger gibt es aber nur Lebensmittelkarten im Monat. Aber dafür besitzen mittlerweile 700 Personen des globalen Geldsyndikats die Hälfte des weltweiten Vermögens«, sagte Schramm.

»Bleibt die Demokratie auf der Strecke, wenn die Ökonomie alles unter sich subsumiert? Dem stehen wir gegenüber, dem müssen wir uns stellen«, sagte Georg Schramm.

Schramm zitierte Merkels Forderung nach »mehr marktkonformer Demokratie« (das heißt für Schramm also »weniger demokratiekonformen Markt«) und weist auf das neue Buch von Thomas Piketty - »Das Kapital im 21. Jahrhundert« - hin. »Bleibt die Demokratie auf der Strecke?« lautet die Frage. Thomas Piketty untersucht darin Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Doch ökonomische Trends seien keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln habe ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und könne das auch wieder tun.“ (Erich Kimmich).

Großkapitalistische Heuschreckenplage
R E D N E R   u n d   i h r e   P R E I S E   P R O   S T U N D E !
Bill Clinton
(Politiker)
Alan Greenspan
(Ökonom)
Henry Kissinger
(Politiker)
Paul D. Hewson
(Musiker)
Al Gore
(Politiker)
Colin Powell
(Politiker)
Gerhard Schröder
(Politiker)
500 000 €300 000 €250 000 €200 000 €200 000 €150 000 €100 000 €
Günther Jauch
(Moderator)
Johannes B. Kerner
(Moderator)
Thomas Gottschalk
(Entertainer)
Helmut Schmidt
(Politiker)
Friedich Merz
(Politiker)
80 000 €65 000 €60 000 €45 000 €10 000 €
Quellen: Sebastian Esser, Große Worte für großes Geld, in: Cicero, Januar 2009, S. 90; Washington Speakers Bureau, New York Times, Guardian, Forbes.

Deutschland-Wirtschaft Finanzkrise 2008:

Für die heutige globale Finanzkrise gibt es nur einen Ausweg (auch und gerade dann, wenn er mit viel Neid als „Sonderweg“ bezeichnet wird): das Deutsche System - ob man es nun die Deutsche Marktwirtschaft, die Ökologische Marktwirtschaft, die Soziale Marktwirtschaft, die Ökosoziale Marktwirtschaft, den Deutschen Kapitalismus, den Deutschen Sozialismus, den Rheinischen Kapitalismus, den Rheinischen Sozialismus, den Preußischen Kapitalismus, den Preußischen Sozialismus, die Deutschland AG oder sonstwie nennt -, gemeint ist die Deutsche Wirtschaftsform, Teil der Deutschen Gesellschaftsform, die auch Deutsche Kulturnation oder Deutsche Technik- und Wissenschaftsnation (Land der Dichter und Denker) genannt wird, die erfolgreichste der Welt.

 

Großkapitalistische Heuschreckenplage
© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014).

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