Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die (schwangere)
Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen
Stils wurden. Seit Hadrian (117-138) verschwanden die echt antiken Stadtgötter
im Hintergrund, auch wenn die östlichen Kulte noch sämtliche Merkmale
des antiken Einzelkults trugen, jede Gemeinde für sich stand und örtlich
begrenzt war: alle diese Tempel, Katakomben, Mithräen, Hauskapellen
sind Kultorte, ...; aber trotzdem liegt magisches Empfinden in dieser Frömmigkeit.
... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen
Seele seit dem 2. Jh. kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der
Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen
Kirche des Ostens werden. ..., und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums
entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (O. Spengler, S. 801).
 
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