Aus dem Nachlaß (u.a.
auch: Nachgelassene Fragmente) Wenn
ein Weib gelehrte Neigungen hat, so ist gewöhnlich Etwas an ihrer Geschlechtlichkeit
nicht in Ordnung. Schon Unfruchtbarkeit disponirt zu einer gewissen Männlichkeit
des Geschmacks; der Mann ist nämlich, mit Verlaub, "das unfruchtbare
Tier. (Friedrich Nietzsche, 1880, in: Nachgelassene Fragmente).Wer
sehr abweichend denkt und empfindet, geht zugrunde, er kann sich nicht fortpflanzen.
Somit könnte es für den Grad der Individuation eine Grenze geben. In
Zeiten, wo sie peinlich empfunden wird, wie in unserer (und wie in aller bisherigen
moralischen Geschichte der Menschheit), vererbt sich der Trieb dazu schlecht.
In Zeiten, wo sie lustvoll empfunden wird, übertreibt sie sich leicht und
macht die äußerste Isolation (und verhindert dadurch die allgemeine
Fruchtbarkeit der Menschheit). Je ähnlicher, desto mehr nimmt die Fruchtbarkeit
zu, jeder trifft auf ein genügendes Weibchen: also Übervölkerung
im Gefolge der Moral. Je unähnlicher, desto (Friedrich Nietzsche,
1880, in: Nachgelassene Fragmente).Das
vollkommene Weib begeht Litteratur, wie es eine kleine Sünde begeht: zum
Versuch, im Vorübergehn, sich umblickend, ob es Jemand bemerkt und daß
es Jemand bemerkt .... (Friedrich Nietzsche, 1880, in: Nachgelassene
Fragmente).Grundsatz: das, was im Kampf mit den Tieren dem
Menschen seinen Sieg errang, hat zugleich die schwierige und gefährliche
krankhafte Entwicklung des Menschen mit sich gebracht. Er ist das noch nicht festgestellte
Tier. (Friedrich Nietzsche, Frühjahr 1884, in: Nachgelassene Fragmente,
25 [428], KSA, 11, 125).Wer darüber nachdenkt,
auf welche Weise der Typus Mensch zu seiner größten Pracht und Mächtigkeit
gesteigert werden kann, der wird zuallererst begreifen, daß er sich außerhalb
der Moral stellen muß: denn die Moral war im wesentlichen auf das Entgegengesetzte
aus, jene prachtvolle Entwicklung, wo sie im Zuge war, zu hemmen oder zu vernichten.
Denn in der Tat konsumiert eine derartige Entwicklung eine solche ungeheure Quantität
von Menschen in ihrem Dienst, daß eine umgekehrte Bewegung nur zu natürlich
ist: die schwächeren, zarteren, mittleren Existenzen haben nötig, Partei
zu machen gegen jene Glorie von Leben und Kraft, und dazu müssen sie von
sich eine neue Schätzung bekommen, vermöge deren sie das Leben in dieser
höchsten Fülle verurteilen und womöglich zerstören. Eine lebensfeindliche
Wendung ist daher der Moral zu eigen, insofern sie die Typen des Lebens überwältigen
will. (Friedrich Nietzsche, Aus dem Nachlaß, S. 194-195). |