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- Sezession -

- Etiam si omnes, ego non -

Thorsten Hinz

- „Zweierlei Fußnoten“ -

(Textauszüge)

 

„Zweierlei Fußnoten“ (Thorsten Hinz)

„Nicht nur die DDR war eine befohlene Fremdgründung, die Bundesrepublik war es in ihren Usprüngen genauso. Beiden gemeinsam war die Herkunft aus der Niederlage Deutschlands und die Unterordnung unter die jeweiligen Siegermächte. Daher sagte Carlo Schmid 1948 in der Debatte über das Grundgesetz: »Wo ein Volk sich unter Fremdherrschaft und unter Anerkennung zu organisieren hat, konstituiert es sich nicht ..., sondern es organisiert sich lediglich, vielleicht sehr staatsähnlich, aber nicht als Staat im demokratischen Sinn.« Es handelt sich um die »Organisation einer Modalität der Fremdherrschaft; denn die trotz mangelnder voller Freiheit erfolgende Selbstorganisation setzt die Anerkennung der fremden Gewalt als übergeordneter und legitimierter Gewalt voraus.«“ (Ebd., Oktober 2008, S. 51).

„Das Wissen, den letzten Entscheidungen über die eigene Existenz enthoben zu sein, hat das politische Bewußtsein weiter infantilisiert, wie nach dem theoretischen Souveränitätsgewinn von 1990 überdeutlich wurde. Der Generationenwechsel in der politischen Klasse war mit weiteren Qualitätsverlusten verbunden.“ (Ebd., Oktober 2008, S. 51).

„Es wäre der Frage nachzugehen, ob dieser Qualitätsmangel etwas mit der Verinnerlichung des Souveränitätsdefekts zu tun hat, der es nicht zuläßt, daß ein anderer als der Satrapen-Typus nach oben gespült wird.“ (Ebd., Oktober 2008, S. 51).

„Über das politsiche Personal der DDR schreibt Wehler weitgehend zutreffend: »Das das Heranbilden des Elitennachwuchses dem Nomenklaturprinzip gehorchte, wirkte sich offenbar unwiderstehliche Konformitätsdruck aus, der nirgendwo durch die Selektion der Rechtgläubigen kraft freier Wahl abgemildert wurde. In der Staatskrise von 1989/1990 trat zutage, welche politikunfähigen Mediokritäten vom Typus Krenz dieses System nach oben geschleust hatte.« Das ist jedoch auch eine ausgezeichnete Beschreibung der Mehrheit des bundesdeutschen Politikpersonals. Dessen politisch-geistige Sozialisierung erfolgt nicht durch Eliteeinrichtungen oder durch die Reflexion großer politischer Traditionen, sondern durch die Ochsentour in den Parteiapparaten, die ebenfalls zum Konformismus zwingt. »Abmildern« läßt sich diese Negativauslese durch Wahlen kaum.“ (Ebd., Oktober 2008, S. 51).

„Und das alles soll »lebens- und zukunftsfähig« sein? Wehler ist bekanntermaßen gegen den EU-Beitritt der Türkei, er sorgt sich um die »Pest« des Islamismus und die Auswirkungen eines »assimilations- und bildungsfernen«, »ethnischen Subproletariats«. Welche Politiker, welche Partei wären imstande, seine Bedenken aufzunehmen?“  (Ebd., Oktober 2008, S. 51).

 

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