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Prägnant und möglichst knapp formulierte Gedanken

von

Volker Sommer (*1954)

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„Herbert Spencer (1820-1903) ... faßte die Auslese als einen individuellen Kampf ums Dasein auf, der - weil quasi naturrechtlich den Abläufen inhärent - an und für sich nützlich und wünschenswert sei. Insbesondere dürfe er nicht durch staatliches - etwa sozialpolitisches - Eingreifen behindert werden.“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 54-55

„Die weitreichende Rezeption solcher Ideen wurde wohl auch dadurch gefördert, daß sie mit dem Puritanismus kompatibel waren. Wegbereitend für diese Koexistenz wirkte hier - worauf Max Weber (1864-1920) mit Nachdruck hinwies - im Grunde bereits die Prädestinationslehre des schweizerischen Reformators Johannes Calvin. Calvins Auffassung von der göttlichen Vorsehung unterschied sich scharf von der katholischen Lehre der Werkgerechtigkeit und nahm ethische Grundprinzipien vorweg, wie sie charakteristisch werden sollten für den englischen Puritanismus und den modernen Kapitalismus westlicher Prägung. Das Schicksal eines Menschen galt Calvin als schon vor bzw. bei seiner Geburt durch Gottes unerforschlichen Willen vorherbestimmt: entweder- ohne Verdienst - als Gnadenwahl zur Seligkeit, oder - ohne Schuld - als Prädamnation zur Verdammnis. Ihren irdischen Status quo verdankten die Menschen daher allein Gottes freier Entscheidung.“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 55

„Diese Lehre deckt sich mit Extrempositionen, die sich Spencers Nachfolger zu eigen machen. sollten - beispielsweise wenn das besitzlose Proletariat als ein Rückstandsprodukt der »natürlichen Auslese« erscheint und das Zugrundegehen der Armen als ein Naturgesetz. Insbesondere der us-amerikanische Sozialdarwinismus - wie ihn etwa William Graham Sumner (1840-1910) an der Yale-Universität und William James (1842-1910) an der Harvard-Universität propagierten - machte in letzter Konsequenz den gesellschaftlichen Erfolg von Individuen oder den geschichtlichen Erfolg von Gruppen zum Kriterium der Lebensbewährung und biologischen Wertigkeit, baute er doch auf folgende Argumentationsstränge: (A) Struggle tor existence und survival of the fittest sind ein Teil der Gesamtökonomie der Natur. Da die menschliche Gesellschaft ihrerseits Teil der Natur ist, gelten auch für sie eben diese Naturgesetze. (B) Die Menschen sind von Natur aus ungleich, weshalb die soziale Stufenleiter diese Ungleichheit widerspiegelt. (C) Da der soziale Fortschritt sich nach Naturgesetzen vollzieht, soll man ihn ungehindert vonstatten gehen lassen. (D) Hieraus resultiert eine streng deterministische Auffassung der Gesellschaft. Staatliche Interventionen sind in gewissem Sinne gegen die Religion, da das Walten der Naturgesetze mit dem Willen Gottes zusammenfällt (vgl. Wilhelm E. Mühlmann, Geschichte der Anthropologie, 1984, S. 110-115).“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 55-56

„Auch dem Lebenswerk von Darwins Vetter Francis Galton (1822-1911) liegen sozialdarwinistische Ideen zugrunde. Seine auf das Zustandekommen von Hoch- und Höchstbegabungen ausgerichteten Familienstudien überzeugten Galton davon, die Erblichkeit habe für schöpferische Leistungen mehr Bedeutung als die Umwelt. Die Auffassung, nature dominiere über nurture, machte Galton zum Begründer der Eugenik.“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 56

„Der Darwinsismus wurde also in dem Moment zum Steinbruch von Moral und Ideologie, als die Spenceristen und Sozialdarwinisten aus dem survival of the fittest unbedenklich ein survival of the best machten.“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 56

„Der temporäre Verzicht auf direkte eigene Reproduktion bei gleichzeitiger Unterstützung der Aufzucht genetisch naher Verwandter ist mittlerweile von etlichen Tierarten bekannt - beispielsweise bei einigen Vogelarten, wo die älteren Geschwister - anstelle selbst ein Nest zu bauen - ihren Eltern bei der Aufzucht jüngerer Geschwister helfen. Hamiltons Prinzip der kin selection ließ sich ebenfalls bei taxonomisch so verschiedenen Gruppen wie Hautflüglern, Zwergmungos, Nacktmullen, Wildhunden oder Krallenaffen nachweisen, bei denen sich einige Individuen unter Verzicht auf direkte Reproduktion als »Helfer-am-Nest« betätigen.“
Volker Sommer, Soziobiologie, in: Eckart Voland, Fortpflanzung, 1992, S. 69

 

 

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- Literaturverzeichnis -