Wahlen in Deutschland von 1867 bis 1912 (Stimmen in %) Vgl. dazu auch die Wahlen von 1919 bis 1933

 SPDZentrumLinks-
liberale
National-
liberale
Sonstige
Liberale
DRPKonser-
vative
Diverse
Rechte
BauernAnti-
semiten
Minder-
heiten.
Zersp.Sonstige
12.02.1867  0,8  0.34,617,710,2  9,416,96,9  4,70,425,5  
31.08.1967  1,7  0,37,116,37,88,819,06,9  6,40,324,5  
10.02.1868  2,219,45,613,113,8  1,1  0,613,1     0,223,3  
03.03.1871  2,818,19,830,37,08,914,22,0  5,21,80,0
10.01.1874  6,830,29,129,71,07,1  6,91,5  6,60,90,1
10.01.1877  9,126,08,627,22,57,9  9,71,6  7,00,20,1
30.06.1878  7,624,17,823,12,713,6  13,01,7 0,16,00,20,0
27.10.1881  6,123,214,8  12,610,5  7,416,31,7  7,10,3 
28.10.1884  9,722,618,9  17,40,76,815,11,70,0 6,80,2 
21.02.188710,120,113,5  22,01,29,815,21,5 0,26,20,10,2
20.02.189019,718,617,9  15,91,16,612,41,9 0,75,00,2 
15.06.189323,319,110,8  12,64,05,513,51,81,03,54,70,20,0
16.06.189827,218,88,612,63,64,411,11,53,23,74,80,20,0
16.06.190331,719,76,614,03,23,5  9,91,32,42,55,00,1 
25.02.190728,919,47,814,53,94,2  9,41,61,73,35,10,10,0
12.01.191234,816,812,3  13,60,63,0  8,61,21,82,54,50,10,0
 
Allgemeines, gleiches und geheimes WahlrechtWahlberechtigung1869 bzw. 18711889 / 18901905 / 1906
Deutschlandseit 1869 Reichstag und Landtage*männlich über 25 Jahre19,4%21,7 % 22,2 %
  England *seit 1918  männlich über 25 Jahre 8,2 % - 13, 4 %13,4 % - 16,4 %
Frankreichseit 1848 (mit Wahlmanipulationen)männlich über 21 Jahre27 %27 % 28 %
* Angegeben sind die Daten für die Wahlen zum Deutschen Reichstag, für die Wahlen zu den Landtagen nennt Bödecker das Beispiel Preußen (Wahlberechtigung: männlich über 25 Jahre) mit folgenden Daten: 1871 => 19,6 % der Gesamtbevölkerung, 1890 => 20,0 % der Gesamtbevölkerung, 1905 => 20,6 % der Gesamtbevölkerung. „Während der Anteil der Wahlberechtigten in Frankreich wegen des niedrigen Wahlalters (21 Jahre) größer war als in Deutschland, lagen die entsprechenden Zahlen im demokratischen »Musterland« England stets unter den deutschen, sogar unter denen des preußischen Dreiklassenwahlrechts. Die Gleichheit der Wahlberechtigung setzte sich in England, das von der »nobility« und der »gentry« beherrscht wurde, erst langsam durch, endgülig erst 1918. Die Anpassung der Wahlkreise an die Bevölkerungsentwicklung (BevölkerungBevölkerung) erfolgte in allen Ländern nicht ohne Parteiinteressen. Doch das Ausmaß der Wahlbeeinflussung nahm in England einen erschreckend hohen Umfang an (gerrymandering). Frankreichs Wahlen waren ebenfalls aus Gründen der Machterhaltung und der Parteiinteressen von erheblichen Manipulationen unterschiedlichster Art gekennzeichnet. Die (us-)amerikanische Historikerin, Professor Margaret Lavinia Anderson (Anderson), zeigte in einer gründlichen Untersuchung im Jahre 2000 zum ersten Mal auf, wie korrekt die Wahlen in Deutschland abgehalten worden sind. Montesquieu forderte für den Rechtsstaat Trennung von Parlament und Verwaltung (Gewaltenteilung). Deutschland erfüllte diese Forderung. Der Parteienstaat dagegen will alles kontrollieren: Gesetzgebung, Justiz und Verwaltung.“ (Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 243-245Bödecker). MehrMehr
 

Wahlen in Deutschland von 1919 bis 1933 (Sitze in %) Vgl. dazu auch die Wahlen von 1867 bis 1912

- Nationalversammlung und Reichstag (Sitzverteilung in Prozent) -
  KPD (einschließlich USPD) ** SPDZentrumBVPSonstige Parteien DDP (ab 1930 DStP)**DVP**DNVP**NSDAP
19.01.1919  5,2338,7221,62-  1,6617,81  4,5110,45-
06.06.192019,1722,2213,944,58  1,96  8,5014,1615,47-
04.05.192413,1421,1913,773,39  6,14  5,93  9,5320,13  6,78
07.12.1924  9,1326,5814,003,85  5,88  6,5010,3420,89  2,84
20.05.192811,0031,1612,633,2610,37  5,09  9,1614,87  2,44
14.09.193013,3424,7811,793,2912,48  3,47   5,20  7,1118,54
31.07.193214,6421,8812,343,62  1,81  0,66  1,15  6,0937,83
06.11.193217,1220,7211,993,42  2,05  0,34  1,88  8,9033,56
05.03.193312,5218,5511,282,94  1,08  0,77  0,31  8,0444,51
- Gewinn und Verlust gegenüber der jeweils vorherigen Wahl (gewonnene und verlorene Sitze in Prozent) -
  KPD (einschließlich USPD) ** SPDZentrumBVPSonstige Parteien DDP (ab 1930 DStP)**DVP**DNVP**NSDAP
12.01.1912Wahlen vor dem Ende des 1. Weltkrieges bleiben unberücksichtigt, weil hier ja nur Wahlen der Weimarer Republik behandelt werden sollen!
19.01.1919    +5,23**–11,02  –1,28      +7,21**    –6,79**    –3,85** 
06.06.1920+13,94  –16,50  –7,68+4,58+0,30–9,31+9,65+5,02 
04.05.1924–6,03–1,03–0,17–1,19+4,18–2,57–4,63+4,66+6,78
07.12.1924–4,01+5,39+0,23+0,46–0,26+0,57+0,41+0,76–3,94
20.05.1928+1,87+4,58–1,37–0,59+4,49–1,41–1,18–6,02–0,40
14.09.1930+2,34–6,38–0,84+0,03+2,11–1,62–3,96–7,76+16,10  
31.07.1932+1,30–2,90+0,55+0,33–10,67  –2,81–4,05–1,02+19,29  
06.11.1932+2,48–1,16–0,35–0,20+0,24–0,32+0,71+2,81–4,27
05.03.1933–4,60–2,17–0,71–0,48–0,97+0,43–1,57–0,86+10,95  
National-versammlung, 19.01.1919Wahl zum Reichstag, 06.06.1920Wahl zum Reichstag, 04.05.1924Wahl zum Reichstag, 07.12.1924Wahl zum Reichstag, 20.05.1928Wahl zum Reichstag, 14.09.1930Wahl zum Reichstag, 31.07.1932Wahl zum Reichstag, 06.11.1932Wahl zum Reichstag, 05.03.1933
KPD (einschließlich USPD)
SPD
Zentrum
BVP
Sonstige Parteien
DDP (ab 1930: DStP)
DVP
DNVP
NSDAP

Reichstagswahlen von 1919 bis 1933

Nationalversammlung und Reichstagswahlen

KPD (bis zum 20.05.1928 einschließlich USPD)
SPD
Zentrum
BVP
Sonstige Parteien
DDP (ab 1930: DStP)
DVP
DNVP
NSDAP
Diese Graphik wird im Internet häufig falsch interpretiert. Darum habe ich einen Text in die Graphik geschrieben, um zu verdeutlichen, daß es sich nicht einfach um den graphischen Linien entsprechende Entwicklungen handelt, sondern um Tendenzen, die sich aus den Daten der Wahlen ergeben. Die diese Daten verbindenden Linien stellen keine echten historischen Entwicklungen, sondern allenfalls Tendenzen dar. Vorschnelles Deuten bringt nichts außer der Bestätigung der sowieso schon anwesenden Vorurteile. Wer Internetianer sein will, muß erst einmal ein guter Interpret sein können.

NACH OBEN Anmerkungen


Vorläufer der DDP (Deutsche Demokratische Partei) war bis 1918 die FVP (Fortschrittliche Volkspartei), die 1910 aus der Fusion mit der Freisinnigen Volkspartei (FVP), der Deutschen Freisinnigen Partei (DFP; von 1884 bis 1893; von 1893 bis 1910: Freisinnige Vereinigung) und der Deutschen Volkspartei (DVP; 1868 geründet) hervorging. Bei der Reichstagswahl vom 12.01.1912 erreichte die FVP 12,3% der Wählerstimmen und 10,6% der Sitze im Reichstag.

Vorläufer der DVP war die NLP (Nationalliberale Partei), zum Teil aber auch der rechte Flügel der FVP (Fortschrittliche Volkspartei), die 1910 aus Fusion mit der Freisinnigen Volkspartei (FVP), der Deutschen Freisinnigen Partei (DFP; von 1884 bis 1893; von 1893 bis 1910: Freisinnige Vereinigung) und der Deutschen Volkspartei (DVP; 1868 geründet) hervorging. Bei der Reichstagswahl vom 12.01.1912 erreichte die NLP 13,6% der Wählerstimmen und 11,3% der Sitze im Reichstag.

Vorläufer der DNVP war die Deutschkonservative Partei, dazu auch die Freikonservative Partei, die sich auf der Reichsebene Deutsche Reichspartei (DRP) nannte, die Deutsche Vaterlandspartei, der Alldeutsche Verband, die Christlichsozialen, die Deutschvölkischen und verschiedene sehr kleine konservative Parteien. Bei der Reichstagswahl vom 12.01.1912 erreichte die Deutschkonservative Partei 8,5% der Wählerstimmen und 10,8% der Sitze im Reichstag, die Deutsche Reichspartei 3,0% der Wählerstimmen und 3,5% der Sitze im Reichstag., während die anderen Parteien nur sehr geringe Erfolge erzielen konnten.

Vorläufer von USPD und KPD war die SPD. Die Gegner der Zustimmung zu den Kriegskrediten wurden aus der SPD ausgeschlossen und bildeten im März 1916 die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft. Vom 6. bis 8. April 1917 konstituierte sich dann in Gotha die USPD (Unabhägige Sozialdemokratische Pratei Deutschlands). Unter Vorsitz von Hugo Haase (stimmte 1915 gegen die Kriegskredite, leitete seit März 1916 die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft und seit Ostern 1917 die USPD) und Wilhelm Dittmann (stimmte 1915 gegen die Kriegskredite, wurde im März 1916 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft und im April 1917 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der USPD) wurde sie eine Massenpartei. Nach der Novemberrevolution 1918 war sie bis Jahresende neben der SPD im Rat der Volksbeauftragten vertreten. Auf dem Parteitag in Halle (a.d. Saale) im Oktober 1920 kam es zur Spaltung der USPD: Die linke Mehrheit der Delegierten beschloß die Vereinigung mit der KPD, die sich auf einem Parteitag vom 30.12.1918 bis 01.01.1919 durch Zusammenschluß von Spartakusbund (war von Anfang an gegen die Kriegskredite; nannte sich zunächst Spartakusgruppe und gab die Spartakusbriefe heraus) und verschiedenen Linksradikalen (waren ebenfalls von Anfang an gegen die Kriegskredite) gegründet hatte; die rechte Minderheit der Delegierten vereinigte sich im September 1922 auf dem Nürnberger Parteitag wieder mit der SPD.

 

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