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- Sezession -

- Etiam si omnes, ego non -

Arne M. Schemmerling

- „Multikulti konsequent: gated communities“ -

(Textauszüge)

 

„Multikulti konsequent: gated communities“ (Arne M. Schemmerling)

„Will man diese Siedlungsform in einer Typologie fassen, könnte man dem Vorschlag von Jan Wehrheim folgen, der am Beispiel der USA drei Arten von Siedlungen mit Zugangsbeschränkungen unterscheiden hat. .... Anteilsmäßig ungefähr ein Drittel der gated communities werden jeweils von Ober- und gehobener Mittelschicht, den wohlhabenden Rentnern sowie den mittleren und unteren Einkommensklassen gehalten. Der wichtigste Grund für die Entwicklung zur gated community ist die Angst vor Kriminalität und alltäglicher Gewalt. Sie resultiert aus der Zuspitzung sozialer und ethnischer Gegensätze durch wirtschaftliche Umstrukturierung und Massenzuwanderung, die zum Anwachsen großstädtischer Unterschichten führt. Die Organe der Staatsmacht sind oft nicht fähig oder auch nicht willens, die dort neu entstehenden sogenannten »gefährlichen Klassen« in Schach zu halten und effektiv gegen Gewaltkriminalität, Drogenhandel und Jugendbanden vorzugehen. Öffentliche Räume, Straßen, Plätze, Verkehrsmittel und Parks werden in diesem Zusammenhang als »Angsträume« erlebt. .... Meist erfolgt die Schaffung privater Siedlungen über einen Projektentwickler, den developer, der einen Verein, eine sogenannte Homeowner Association, gründet. Mitgliedschaft und Stimmrecht im Verein sind für alle Besitzer bis zum vollständigen Verkauf der Siedlung zwingend. Der Verein stellt die »Regierung« der Siedlung dar und ist für die Regelung des Lebens in der Anlage, die Vertretung nach außen, die Erhebung eigener Steuern, Abgaben und Gebühren sowie die Kontrolle der Einhaltung der internen Regelungen zuständig. .... Je mehr Menschen sich mittels privater Siedlungen vom System der öffentlichen Kommunen abschotten, um so größer wird das politische Gewicht ihrer Interessenvertreter. Für staatliche Umverteilungsmaßnahmen, die vor allem den übrig gebliebenen öffentlichen Kommunen nutzen würden, in denen sich die die unteren Klasen und Sozialfälle konzentrieren, wird es damit eng. Im Bestreben, nach außen möglichst wenig Steuern zu zahlen, kommt man den privaten Siedlungen auch von öffentlicher Seite (wie z.B. in Housten und Kansas City) entgegen, da ihre wohlhabenden Bewohner wenig kosten, aber dafür viel konsumieren. Mittlerweile sind etliche private Siedlungen vom Staat als eigenständige Kommune anerkannt. Bedeutsam erscheint dies auch im Hinblick auf die lokale Demokratie, da sich in den Hausbesitzervereinigungen das Stimmrecht nicht nach der Anzahl der erwachsenen Bewohner richtet. Statt dessen gilt entweder »eine Stimme pro Haushalt« oder das Stimmrecht richtet sich nach dem Immobilienwert - nach dem Prinzip: »one dollar - one vote«, wobei Mieter kein Stimmrecht besitzen. Als »the most representive and responsive form of democracy« bezeichnet die Interessenvertretervereinigung Community Association diesen Umstand. In den Siedlungen konstituiert sich eine Lebenssphäre, die zwischen dem liegt, was sich als privat oder öffentlich definieren läßt. .... Damit zeichnet sich horizontal das Leitbild der Großstadtentwicklung als Flickenteppich aus privaten Sicherheitsinseln, umgeben von »gefährlichen Räumen« ab. Vertikal bilden sich zwei Pole heraus: die lifestyle & prestige communities am oberen und die öffentlichen Räume als Armenghettos, Bürgerkriegs- und Plünderungszonen am unteren Ende der sozialen Hierarchie.“ (Ebd., April 2006, S. 22-24).

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