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Das Mesmerhaus in Meßkirch, in dem Martin Heidegger aufwuchs.
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Blick auf Martin Heideggers Hütte oberhalb von Rütte, Todtnauberg.
Hier schrieb Martin Heidegger den größten Teil von Sein
und Zeit.
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Kaum eine Spur von Recht besteht zunächst, Nietzsches Philosophie
als die Vollendung der abendländischen Metaphysik in Anspruch
zu nehmen; denn sie ist durch die Abschaffung der ȟbersinnlichen
Welt« als der »wahren« eher schon die Absage an alle
Metaphysik und der Schritt zu ihrer endgültigen Verleugnung. Nietzsches
Grundgedanke, »der Wille zur Macht«, enthält zwar noch
einen Hinweis auf die Auslegung der Seiendheit des Seienden im Ganzen
als Wille. Der Wille gehört mit dem Wissen zusammen. Wissen und Wille
machen nach dem Entwurf Schellings und Hegels das Wesen der Vernunft aus.
Sie sind nach dem Leibnizischen Entwurf der Substantialität der Substanz
als der vis primitiva activa et passiva gedacht. Der Gedanke des Willens
zur Macht scheint jedoch, zumal in seiner biologistischen Gestalt, aus
diesem Entwurfsbereich herauszufallen und die Überlieferung der Metaphysik
eher durch Verunstaltung und Verflachung abzubrechen, als sie zu vollenden.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
1).
Was Vollendung heißt, wonach sie nicht abgeschätzt
werden darf, inwieweit darin eine »Lehre« feststellbar ist,
auf welche Weise die Vollendung sich im Leitentwurf (Seiendes gelichtet
im Sein), der die Metaphysik als solche begründet und fügt,
hält, ob die Vollendung den Leitentwurf in seinen letzten Möglichkeiten
erfüllt und ihn dadurch im Fraglosen stehen läßt - dies
alles kann hier nicht erörtert werden. (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 1).
Daß Nietzsches Philosophie die voraufgegangene Metaphysik
nur verunstaltet, verflacht und dogmatisch verwirft, ist bloßer
Schein, wenngleich ein sehr hartnäckiger, solange wir Nietzsches
Grundgedanken vordergründig vorstellen. Die Vordergründigkeit
besteht darin, daß die geschichtliche Besinnung auf die abendländische
Metaphysik hintangehalten und die jeweils von den einzelnen Grundstellungen
vollzogenen Entwürfe nur in den Grenzen dessen nach-gedacht werden,
was sie selbst aussagen. Hierbei wird vergessen, wie unumgänglich
ihr Sagen aus einem Hintergrund spricht, aus dem sie, ohne ihn eigens
zu befragen, hervorkommen, in den sie aber gleich unbedenklich zurücksprechen.
Die einzelnen Grundstellungen verstehen die Seiendheit des Seienden in
dem ihnen selbst noch vorausgeworfenen anfänglichen griechischen
Entwurf und halten das Sein des Seienden für bestimmt im Sinne der
Beständigkeit des Anwesens. Denken wir die metaphysischen Grundstellungen
im Gesichtskreis dieses Leitentwurfes, dann bleiben wir davor bewahrt,
Nietzsches Philosophie vordergründig aufzufassen und sie als »Heraklitismus«,
als »Willensmetaphysik«, als »Lebensphilosophie«
in die üblichen historischen Abstempelungen einzureihen. (Martin
Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht,
Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 2).
Denken wir aus dem tragenden und die ganze Metaphysikgeschichte
anfänglich überholenden Leitentwurf der Seiendheit des Seienden,
dann erkennen wir das metaphysisch Notwendige und Endgültige der
Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Die Bestimmung des Zusammenhanges
dieser Lehre mit dem Grundgedanken des Willens zur Macht bringt Nietzsches
Philosophie als die ausgezeichnete geschichtliche Endstellung der abendländischen
Metaphysik zum Vorschein. Für ein solches Wissen rückt sie wiederum
in die Notwendigkeit jener Aus-einander-setzung, in der sich und für
die sich die abendländische Metaphysik als das Ganze einer vollendeten
Geschichte in die Gewesenheit, d. h. in die endgültige Zukünftigkeit
zurücksetzt. Die Gewesenheit ist die Befreiung des scheinbar nur
Vergangenen in sein Wesen, die Über-setzung zumal des scheinbar endgültig
zurückgesunkenen Anfangs in seine Anfänglichkeit, durch die
er alles ihm Nachkommende überholt und so zukünftig ist. Das
wesende Vergangene, die je entworfene Seiendheit als verhüllte
Wahrheit des Seins, überherrscht alles, was als gegenwärtig
und, kraft seiner Wirksamkeit, als das Wirkliche gilt. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 2-3).
Die Bestimmung des Zusammenhanges zwischen der ewigen Wiederkehr
des Gleichen und dem Willen zur Macht verlangt die folgenden Schritte:
1. Der Gedanke der ewigen Wiederkehr des Gleichen denkt den Grundgedanken
des Willens zur Macht metaphysikgeschichtlich voraus, d. h. in seine Vollendung.
2. Beide Gedanken denken metaphysisch, neuzeitlich und endgeschichtlich
(vgl. Holzwege, S. 301 ff.) dasselbe.
3. In der Wesenseinheit beider Gedanken sagt die sich vollendende Metaphysik
ihr letztes Wort.
4. Daß die Wesenseinheit ungesprochen bleibt, begründet das
Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit.
5. Dieses Zeitalter erfüllt das Wesen der Neuzeit, die dadurch erst
zu sich selbst kommt.
6. Geschichtlich ist solche Erfüllung, in der Verborgenheit und gegen
den öffentlichen Anschein, die Not des alles Gewesene übernehmenden
und das Künftige vorbereitenden Überganges auf den Weg in die
Wächterschaft der Wahrheit des Seins. (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 3).
Der Wille zur Macht ist das Wesen der Macht selbst. Es besteht
in der Übermächtigung der Macht in die ihr verfügbare Steigerung
ihrer selbst. Der Wille ist nicht ein Außerhalb der Macht, sondern
der im Wesen der Macht mächtige Befehl zur Machthabe. Die metaphysische
Bestimmung des Seins als Wille zur Macht bleibt in ihrem entscheidenden
Gehalt ungedacht und fällt der Mißdeutung anheim, solange das
Sein nur als Macht oder nur als Wille gesetzt und der Wille zur Macht
im Sinne eines Willens als Macht oder einer Macht als Wille erklärt
wird. Das Sein, die Seiendheit des Seienden, als Wille zur Macht denken,
heißt: das Sein begreifen als die Entbindung der Macht in ihr Wesen,
dergestalt, daß die unbedingt machtende Macht das Seiende als das
gegenständlich Wirksame in den ausschießlichen Vorrang gegen
das Sein setzt und dieses in die Vergessenheit entfallen läßt.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
3-4).
Was diese Entbindung der Macht zu ihrem Wesen ist, vermochte Nietzsche
nicht und vermag keine Metaphysik zu denken, weil sie es nicht erfragen
kann. Dagegen denkt Nietzsche seine Auslegung des Seins des Seienden als
Wille zur Macht in der Wesenseinheit mit jener Bestimmung des Seins, die
in dem Namen »ewige Wiederkehr des Gleichen« aufgefangen ist.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
4).
Der Gedanke der ewigen Wiederkunft des Gleichen wird von Nietzsche
zeitlich früher gedacht als der Wille zur Macht, obzwar Anklänge
zu diesem sich gleich früh finden. Der Wiederkunftsgedanke ist jedoch
vor allem sachlich früher, d. h. vorgreifender, ohne daß Nietzsche
selbst jemals die Wesenseinheit mit dem Willen zur Macht eigens als solche
zu durchdenken und metaphysisch in den Begriff zu heben vermochte. Ebensowenig
erkennt Nietzsche die metaphysikgeschichtliche Wahrheit des Wiederkunftsgedankens,
und dies keineswegs deshalb nicht, weil ihm der Gedanke dunkel geblieben
wäre, sondern weil er in die Grundzüge des metaphysischen Leitentwurfes
so wenig zurückfinden konnte wie alle Metaphysiker vor ihm. Denn
das Gezüge des metaphysischen Entwurfes des Seienden auf die Seiendheit
und damit das Vorstellen des Seienden als eines solchen im Bezirk der
Anwesenheit und Beständigkeit werden erst wißbar, wenn jener
Entwurf als geschichtlich geworfener zur Erfahrung kommt. Ein Erfahren
dieser Art hat mit den erklärenden Theorien, die bisweilen die Metaphysik
über sich selbst aufstellt, nichts gemein. Auch Nietzsche gelangt
nur zu solchen Erklärungen, die freilich nicht zu einer Psychologie
der Metaphysik verflacht werden dürfen. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 4-5).
»Wiederkehr« denkt die Beständigung des Werdenden
zur Sicherung des Werdens des Werdenden in seiner Werdedauer.
Das »ewig« denkt die Beständigung dieser Ständigkeit
im Sinne des in sich zurück- und zu sich vorauslaufenden Kreisens.
Das Werdende aber ist nicht das fortgesetzt Andere des endlos wechselnden
Mannigfaltigen. Was wird, ist das Gleiche selbst, will heißen: das
Eine und Selbe (Identische) in der jeweiligen Verschiedenheit des Anderen.
Im Gleichen ist die werdende Anwesenheit des einen Identischen gedacht.
Nietzsches Gedanke denkt die ständige Beständigung des Werdens
des Werdenden in die eine Anwesenheit des Sichwiederholens des Identischen.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
5).
Dieses »Selbe« ist durch einen Abgrund geschieden
von der Einzigkeit der unwiederholbaren Ver-fügung des Zusammengehörenden,
aus der allein der Unterschied anfängt. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 5).
Der Wiederkunftsgedanke ist nicht Heraklitisch in dem gewöhnlichen
philosophiehistorischen Sinne, er denkt jedoch, ungriechisch inzwischen,
das Wesen der vormals entworfenen Seiendheit (der Beständigkeit des
Anwesens), denkt es in seiner ausweglosen, in sich eingerollten Vollendung.
Der Beginn ist so in die Vollendung seines Endes gebracht. Ferner denn
je ist diesem letzten Entwurf der Seiendheit der Gedanke an die Wahrheit
im Sinne des Wesens der aleqeia, deren Wesensankunft
das Sein trägt und es in die Zugehörigkeit zum Anfang einkehren
läßt. »Wahrheit« hat sich in Nietzsches Denken
auf ihr schal gewordenes Wesen im Sinne der Einstimmigkeit in das Seiende
im Ganzen verhärtet, so daß aus dieser Einstimmigkeit in das
Seiende niemals die freie Stimme des Seins vernehmlich werden kann.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
5).
Die Geschichte der Wahrheit des Seins endet in der durch den Einsturz
der ungegründeten aleqeia vorgebahnten
Verlorenheit ihres anfanglichen Wesens. Aber zugleich erhebt sich notwendig
der historische Schein, als sei jetzt die anfängliche Einheit der
fusiV in ihrer ursprünglichen Gestalt
zurückgewonnen; denn sie wurde schon in der Frühzeit der Metaphysik
auf »Sein« und »Werden« verteilt. Das so Zerteilte
wurde den beiden maßgebenden Welten, der wahren und der scheinbaren,
zugeteilt. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 5-6).
Was kann jedoch, so meint man, die Aufhebung der Unterscheidung
beider und das Ausstreichen der Unterschiedenen anderes bedeuten als das
Zurückfinden in das Anfängliche und damit die Überwindung
der Metaphysik? Allein, Nietzsches Lehre ist nicht Überwindung der
Metaphysik, sie ist die in sich erblindete äußerste Inanspruchnahme
ihres Leitentwurfes. Sie ist darum auch wesentlich Anderes als die lahme
historische Reminiszenz antiker Lehren über den zyklischen Verlauf
des Weltgeschehens. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des
Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders.,
Nietzsche II, S. 6).
Solange man den Wiederkunftsgedanken als unbewiesene und unbeweisbare
Merkwürdigkeit verzeichnet und ihn den dichterischen und religiösen
Anwandlungen Nietzsches gutschreibt, hat man diesen Denker in das Platte
heutigen Meinens herabgezerrt. Dies bliebe, für sich genommen, noch
erträglich, nämlich als die stets unvermeidliche Mißdeutung
durch die besserwissenden Zeitgenossen. Indessen steht Anderes auf dem
Spiel. Die unzureichende Frage nach dem metaphysikgeschichtlichen Sinn
der Wiederkunftslehre Nietzsches schiebt die innerste Not des Geschichtsganges
des abendländischen Denkens weg und bestätigt so, durch den
Mitvollzug der seinsvergessenen Machenschaft, die Seinsverlassenheit.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der
Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II,
S. 6).
Damit wird aber zugleich die erste Vorbedingung preisgegeben,
der genügen muß, wer den scheinbar zugänglicheren Gedanken
des Willens zur Macht als den metaphysischen Grundgedanken begreifen will.
Ist der Wille zur Macht der Wesenscharakter der Seiendheit des Seienden,
dann muß er dasselbe denken, was die ewige Wiederkehr des Gleichen
denkt. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und
der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 6).
Daß beide Gedanken dasselbe denken, der Wille zur Macht
neuzeitlich, die ewige Wiederkehr des Gleichen endgeschichtlich, wird
sichtbar, wenn wir den Leitentwurf aller Metaphysik einer Besinnung näherbringen.
Er stellt, insofern er das Seiende im Allgemeinen auf seine Seiendheit
hin vorstellt, das Seiende als ein solches in das Offene von Beständigkeit
und Anwesenheit. Aus welchem Bereich her jedoch Beständigkeit und
Anwesen und gar die Beständigung des Anwesens vor-gestellt sind,
beunruhigt den Leitentwurf der Metaphysik niemals. Die Metaphysik hält
sich geradehin im Offenen ihres Entwurfes und gibt der Beständigung
des Anwesens je nach der Grunderfahrung der schon vorbestimmten Seiendheit
des Seienden eine verschiedene Auslegung. Gesetzt aber, eine Besinnung
werde wachgerufen, für die das Lichtende in den Blick kommt, das
jede Offenheit des Offenen ereignet, dann werden Beständigung und
Anwesen selbst auf ihr Wesen hin erfragt. Beide zeigen sich dann in ihrem
zeithaften Wesen und verlangen zugleich, das, was man gewöhnlich
unter dem Namen »Zeit« versteht, aus dem Sinn zu schlagen.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
7).
Der Wille zur Macht wird jetzt begreifbar als Beständigung
der Überhöhung, d. h. des Werdens, und somit als gewandelte
Bestimmung des metaphysischen Leitentwurfs. Die ewige Wiederkehr des Gleichen
trägt gleichsam ihr Wesen als ständigste Beständigung des
Werdens des Ständigen vor sich her. Doch all dieses freilich nur
für den Blick jenes Fragens, das die Seiendheit hinsichtlich ihres
Entwurfsbereiches und dessen Gründung in Frage gestellt hat, eines
Fragens, in dem der Leitentwurf der Metaphysik und somit diese selbst
von Grund aus schon überwunden, nicht mehr als erster und allein
maßgebender Bereich zugelassen sind. (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 7).
Zunächst kann aber auch versucht werden, im Gesichtskreis
der Metaphysik und mit Hilfe ihrer Unterscheidungen auf die Identität
von »ewiger Wiederkehr des Gleichen« und »Wille zur
Macht« hinzuleiten. Diesen Weg zur Sicht auf die innere Einheit
beider gehen die Vorlesungen »Der Wille zur Macht als Kunst«
und »Die ewige Wiederkunft des Gleichen«. Im voraus sind die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht als Grundbestimmungen
des Seienden im Ganzen und als solchen begriffen, und zwar der Wille zur
Macht als die endgeschichtliche Prägung des Was-seins, die
ewige Wiederkehr des Gleichen als die des Daß-seins. Die
Notwendigkeit, diese Unterscheidung zu begründen, ist zwar
erkannt und in einer (nicht veröffentlichten) Vorlesung aus dem Jahre
1927 dargelegt. Gleichwohl bleibt der Wesensursprung der Unterscheidung
verborgen. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 7-8).
Worin hat sie und damit die durch die ganze Geschichte der Metaphysik
hindurch unangefochtene und immer selbstverständlichere Vormacht
der Unterschiedenen ihren Grund? Das Was-sein (to
ti estin) und das Daß-sein (to estin)
decken sich in ihrer Unterschiedenheit mit der Unterscheidung, die überall
die Metaphysik trägt und in der Platonischen Unterscheidung des ontwV
on und des mh on erstmals und zugleich
endgültig - wenngleich abwandlungsfähig bis zur Unkenntlichkeit
- sich festlegt (vgl. Aristoteles, Met., Z 4, 1030a, 17). Das ontwV
on, das seiendhaft, d. h. im Sinne der aleqeia
»wahrhaft« Seiende, ist das »Gesicht«, das anwesende
Aussehen. In solcher Anwesenheit wesen einig zumal das, was ein
Seiendes ist, und daß es - nämlich in der Gegenwart
des Aussehens - ist. Die »wahre Welt« ist die in ihrem Daß
zum voraus entschiedene. Sofern sie jedoch als »wahre« sich
gegen die scheinbare unterscheidet und diese das Was-sein nur getrübt
zeigt und demgemäß nicht »wahrhaft« »ist«,
zugleich aber doch nicht nichts, sondern ein Seiendes ist, kommt im mh
on gerade das »Daß es ist« in seiner
Aufdringlichkeit, weil Entblößung vom reinen »Gesicht«,
worin das Was sich zeigt, zum Vorschein. Mit und in der Unterscheidung
des ontwV on und des mh
on scheiden sich to ti estin und to
estin (das ti und das oti).
Das Daß-sein wird zur Auszeichnung des jeweiligen Diesen (tode
ti) und des ekaston, das aber zugleich
jeweils das Was-sein (eidoV) zum Vorschein
bringt und allein dadurch ein Daß des Seins und somit ein
Seiendes als jeweiliges bestimmt. Die idea
wird jetzt ausdrücklich zum eidoV im Sinne
der morfh einer ulh,
so zwar, daß sich die Seiendheit in das sunolon
verlegt, ohne daß jene Unterscheidung aufgehoben wäre (über
den ursprünglichen, von der Unterscheidung der forma und materia
grundverschiedenen griechischen Sinn der morfh
vgl. Aristoteles, Phys., B 1). Sie tritt künftig und zumal durch
die theologische Auslegung des biblischen Schöpfungsgedankens in
mannigfachen Gestalten hervor (existentia, essentia und das principium
individuationis). Was-sein und Daß-sein verflüchtigen sich
mit der wachsenden Frag-losigkeit der Seiendheit zu leeren »Reflexionsbegriffen«
und halten sich dennoch in einer um so hartnäckigeren Macht, je selbstverständlicher
die Metaphysik wird. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr
des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders.,
Nietzsche II, S. 8-9).
Ist es da zu verwundem, wenn die Unterscheidung des Was-seins
und Daß-seins in der Vollendung der abendländischen Metaphysik
noch einmal in der höchsten Schärfe zum Vorschein kommt, zugleich
aber so, daß die Unterscheidung als diese vergessen ist und
die beiden Grundbestimmungen des Seienden im Ganzen - der Wille zur Macht
und die ewige Wiederkehr des Gleichen - metaphysisch gleichsam heimatlos,
aber ins Unbedingte gesetzt, gesagt werden? (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 9).
Der Wille zur Macht sagt, was das Seiende »ist«,
d. h. als was es machtet (als Macht). (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 9).
Die ewige Wiederkehr des Gleichen nennt das Wie, in dem
das Seiende solchen Was-Charakters ist, seine »Tatsächlichkeit«
im Ganzen, sein »Daß es ist«. Weil das Sein als ewige
Wiederkehr des Gleichen die Beständigung der Anwesenheit ausmacht,
deshalb ist es das Beständigste: das unbedingte Daß.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
9).
Zugleich aber müssen wir das Andere bedenken, daß die
Vollendung der Metaphysik versucht, aus dieser selbst her, zunächst
durch einfache Umkehrung, jene Unterscheidung der »wahren«
und der »scheinbaren« Welt zu überwinden. Die Umkehrung
ist freilich kein bloßes mechanisches Umdrehen, wodurch das Unterste,
das Sinnliche, an die Stelle des Obersten, des Übersinnlichen, zu
stehen kommt, wobei beide samt ihren Stellen unverändert bleiben.
Die Umkehrung ist Verwandlung des Untersten, des Sinnlichen, in »das
Leben« im Sinne des Willens zur Macht, in dessen Wesensgefüge
das Übersinnliche als Bestandsicherung einverwandelt wird.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
9-10).
Dieser Überwindung der Metaphysik, d. h. ihrer Verwandlung
in die letztmögliche Gestalt, muß dann auch die Beseitigung
des dabei ungedacht bleibenden Unterschiedes zwischen Was-sein
und Daß-sein entsprechen. Das Was-sein (Wille zur Macht) ist kein
»An sich«, dem das Daß-sein gelegentlich zufällt.
Das Was-sein ist als Wesen die Bedingung der Lebendigkeit des Lebens (Wert)
und in dieser Bedingnis zugleich das eigentliche und einzige Daß
des Lebenden, d. h. hier des Seienden im Ganzen. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 10).
Auf Grund dieses Zusammenhaltes des Daß-seins mit dem Was-sein
(der jetzt umgekehrt gerichtet ist als die anfängliche Eingeschlossenheit
des estin in das einai
des ontwV on als idea)
müssen Wille zur Macht und ewige Wiederkehr des Gleichen als Seinsbestimmungen
nicht mehr nur zusammengehören, sie müssen dasselbe sagen.
Der Gedanke der ewigen Wiederkehr des Gleichen spricht metaphysisch-endgeschichtlich
dasselbe aus, was neuzeitvollendend der Wille zur Macht als Grundcharakter
der Seiendheit des Seienden sagt. Der Wille zur Macht ist das Sichüberhöhen
in die Werdemöglichkeiten eines sich einrichtenden Befehlens, welches
Sichüberhöhen im innersten Kern Beständigung des Werdens
als solchen bleibt und, weil allem bloßen Fortlaufen ins Endlose
fremd und feind, sich diesem entgegenstellt. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 10).
Sobald wir imstande sind, die reine Selbigkeit von Wille zur Macht
und ewiger Wiederkehr des Gleichen nach allen Richtungen und in erfüllten
Gestalten zu durchdenken, ist der Grund gefunden, auf dem erst die beiden
Grundgedanken in ihrer Sonderung nach ihrer metaphysischen Tragweite zu
ermessen sind. So werden sie zum Anstoß, in den ersten Anfang zurückzudenken,
dessen Vollendung sie im Sinne der unbedingten Ermächtigung des mit
der idea schon hervortretenden Unwesens ausmachen.
Daraus entfaltet sich die Besinnung auf die unbestimmt und unbegründet
gebliebene Wahrheit des Seins, womit der Übergang in das Erfragen
dieser Wahrheit beginnt. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr
des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders.,
Nietzsche II, S. 10-11).
Das in der Wesenseinheit von Wille zur Macht und ewiger Wiederkehr
des Gleichen gesagte Selbe ist das letzte Wort der Metaphysik. Das »Letzte«
im Sinne der erschöpfenden Vollendung muß in gewisser Weise
das Erste sein. Dieses, die fusiV, fängt
an, indem es sich alsbald in den scheinbaren Gegensatz von Werden und
Sein zertrennt. Das aufgehende Anwesen, unerfragt und unentworfen auf
den »Zeit«charakter, wird je nur nach einer Hinsicht vernommen:
als Entstehen und Vergehen, als Änderung und Werden, als Bleiben
und Dauern. In der zuletzt genannten Hinsicht erblicken die Griechen das
eigentliche Sein, so zwar, daß zunächst jegliche Änderung
als ouk on, später als mh
on, also immer noch als on bestimmt
wird. Sein und Werden verteilen sich auf zwei Reiche, zwischen denen ein
cwrismoV besteht, d. h. sie gehören je
an den durch diese Reiche bestimmten Ort und haben hier ihren Aufenthalt.
Inwiefern hat Aristoteles den cwrismoV in der
ousia des tode ti (ekaston)
überwunden? Insofern das Sein erst als entelexeia
und energeia zur ousia
wird. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und
der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 11).
Schließlich tritt das Sein in den Gegensatz und Wettbewerb
zum Werden, sofern dieses die Stelle des Seins beansprucht. (Für
mich ist dies ein Zeichen für die Befreiung von der Herrschaft
der die statische Form bevorzugenden antik-griechischen Philosophe
bzw. apollinischen Kultur, an der sich die die dynamische Form
bevorzugende faustische Kultur abgearbeitet hat; HB.)
Die Gegensätzlichkeit beider entfaltet sich auf dem nicht eigens
beachteten Boden des »Wirklichen«, dessen Wirklichkeit auf
das Sein Anspruch erhebt, weil sie gegen das Unwirkliche und Nichtige
steht, welche Wirklichkeit aber zugleich den Werdecharakter für sich
fordert, da sie kein erstarrtes, »leb«-loses Vorhandenes sein
möchte. Hegel vollzieht den ersten Schritt in die Aufhebung dieses
Gegensatzes zugunsten des »Werdens«, wobei dieses aus dem
Übersinnlichen, aus der absoluten Idee als deren Selbstdarstellung
begriffen wird. Nietzsche, der den Platonismus umkehrt, verlegt das Werden
in das »Lebendige« als das »leibende« Chaos. Dieses
umkehrende Auslöschen des Gegensatzes von Sein und Werden macht die
eigentliche Vollendung aus. Denn jetzt ist kein Ausweg mehr, weder in
die Zertrennung noch in eine gemäßere Verschmelzung. Dies bekundet
sich darin, daß das »Werden« den Vorrang vor dem Sein
übernommen haben will, während doch die Vormacht des Werdens
nur die äußerste Bestätigung der unerschütterten
Macht des Seins im Sinne der Beständigung des Anwesens (Sicherung)
vollbringt; denn die Auslegung des Seienden und seiner Seiendheit als
Werden ist die Beständigung des Werdens zur unbedingten Anwesenheit.
Das Werden selbst bringt sich, um seine Vormacht zu retten, in die Botmäßigkeit
der Beständigung des Anwesens. In dieser Beständigung waltet
die anfängliche, obzwar unerkannt-ungegründete Wahrheit des
Seins, nur ausgebogen in ihr sich selbst vergessendes Unwesen. Solche
Ermächtigung des Werdens zum Sein nimmt jenem die letzte Möglichkeit
des Vorranges und gibt diesem sein anfängliches (das fusiV-hafte)
Wesen, allerdings in das Unwesen vollendet, zurück. Jetzt ist die
Seiendheit Alles, und Alles zumal bestreitet sie: Wechsel und Beständigkeit.
Sie genügt unbedingt den Ansprüchen des Seienden (des »Lebens«).
In solchem Genügen erscheint sie als das Fraglose und als die weiteste
Unterkunft. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 11-12).
Die Wesensfolge dieses Letzten der Metaphysik, d. h. des Entwurfs
der Seiendheit auf die Beständigung des Anwesens, bekundet sich in
der zugehörigen Bestimmung des Wesens der »Wahrheit«.
Jetzt schwindet der letzte Hauch eines Anklangs an die aleqeia.
Wahrheit wird zur Gerechtigkeit im Sinne der befehlshaften Einschmelzung
des Sichbefehlenden in den Drang seiner Überhöhung. Alle Richtigkeit
ist nur Vorstufe und Gelegenheit der Überhöhung, jedes Festmachen
nur Anhalt für die Auflösung in das Werden und damit in das
Wollen der Beständigung des »Chaos«. Jetzt bleibt nur
die Berufung auf die Lebendigkeit des Lebens. Das anfängliche Wesen
der Wahrheit ist in einer Weise verwandelt, daß die Verwandlung
einer Wesensbeseitigung (nicht Vernichtung) gleichkommt. Das Wahrsein
löst sich in die jeweils in der Wiederkehr begriffene Anwesenheit
einer Ermächtigung der Macht auf. Wahrheit wird jetzt wieder dasselbe
wie das Sein, nur daß dieses inzwischen die Vollendung in sein Unwesen
übernommen hat. Wenn aber die Wahrheit als Richtigkeit und als Unverborgenheit
in die »Lebensgemäßheit« eingeebnet, wenn die Wahrheit
so beseitigt ist, dann hat das Wesen der Wahrheit jede Herrschaft
eingebüßt. Es kann im Bezirk der Vormacht der aussichtslosen,
d. h. lichtungsberaubten »Perspektiven« und »Horizonte«
nicht mehr eines Erfragens würdig werden. Was aber ist dann? Dann
beginnt die Sinngebung als »Umwertung aller Werte«. Die »Sinnlosigkeit«
wird zum einzigen »Sinn«. Wahrheit ist »Gerechtigkeit«,
d. h. höchster Wille zur Macht. Dieser »Gerechtigkeit«
wird nur die unbedingte Erdherrschaft des Menschen gerecht. Die Einrichtung
in das Planetarische aber ist bereits nur die Folge der unbedingten Anthropomorphie.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
12-13).
Dann und damit beginnt das Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit.
In dieser Be-nennung gilt das »Sinnlose« bereits als Begriff
des seinsgeschichtlichen Denkens, das die Metaphysik im Ganzen (auch ihr
Umkehren und Ausbiegen zu den Umwertungen) hinter sich läßt.
»Sinn« nennt nach »Sein und Zeit« den Entwurfsbereich,
und zwar in eigentlicher Absicht (gemäß der einzigen Frage
nach dem »Sinn des Seins«) die im Entwerfen sich öffnende
und gründende Lichtung des Seins. Dieses Entwerfen aber ist jenes,
das im geworfenen Entwurf als Wesendes der Wahrheit sich ereignet.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
13).
Das Sinnlose ist das Wahrheit-(Lichtung-)lose des Seins. Jede
Möglichkeit eines solchen Entwurfes ist auf dem Grunde der Beseitigung
des Wahrheitswesens innerhalb der Metaphysik versagt. Wo selbst die Frage
nach dem Wesen der Wahrheit des Seienden und des Verhaltens zu diesem
entschieden ist, muß die Besinnung auf die Wahrheit des Seins als
die ursprünglichere Frage nach dem Wesen der Wahrheit vollends ausbleiben.
Wahrheit hat sich im Durchgang durch den Wandel der adaequatio zur Gewißheit
als die Sicherung des Seienden in seiner ausmachbaren Machbarkeit
eingerichtet. Dieser Wandel errichtet die Vormacht der so bestimmten Seiendheit
als Machsamkeit. Die Seiendheit als Machsamkeit bleibt dem Sein botmäßig,
das sich in das Ausmachen seiner durch die Berechnung und in die Machbarkeit
des ihm gemäßen Seienden durch unbedingte Planung und Einrichtung
losgegeben hat. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 13-14).
Die Vormacht des Seins in dieser Wesensgestalt heiße
die Machenschaft. Sie verhindert jegliche Art von Begründung
der unter ihrer Macht nicht minder mächtigen »Entwürfe«,
da sie die Vormacht aller fraglosen Selbstsicherheit und Sicherungsgewißheit
selbst ist. Die Machenschaft kann sich allein unter dem unbedingten Befehl
zu sich selbst in einem Stand halten, das ist: sich beständigen.
Wo dann mit der Machenschaft die Sinnlosigkeit zur Macht gelangt, muß
das Niederhalten des Sinnes und damit jedes Erfragens der Wahrheit des
Seins durch die machenschaftliche Aufstellung von »Zielen«
(Werten) ersetzt werden. Man erwartet folgerichtig die Aufrichtung neuer
Werte durch das »Leben«, nachdem dies zuvor total mobilisiert
ist, als ob die totale Mobilmachung etwas an sich wäre und nicht
die Organisation der unbedingten Sinnlosigkeit aus dem Willen zur Macht
und für diesen. Solche machtermächtigenden Setzungen richten
sich nicht mehr nach »Maßen« und »Idealen«,
die noch in sich gegründet sein könnten, sie stehen »im
Dienste« der bloßen Machterweiterung und werden nur nach dem
so geschätzten Nutzwert gewertet. Das Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit
ist daher die Zeit des machtmäßigen Erfindens und Durchsetzens
von »Weltanschauungen«, die alle Rechenhaftigkeit des Vor-
und Herstellens ins Äußerste treiben, weil sie ihrem Wesen
nach einer auf sich gestellten Selbsteinrichtung des Menschen im Seienden
und dessen unbedingter Herrschaft über alle Machtmittel des Erdkreises
und über diesen selbst entspringen. (Martin Heidegger, Die
ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 14-15).
Das, was das Seiende je in den einzelnen Bereichen ist, das vormals
im Sinne der »Ideen« bestimmte Was-sein, wird jetzt zu dem,
womit im voraus die Selbsteinrichtung rechnet als mit jenem, das angibt,
was und wieviel das her- und vorzustellende Seiende als solches (Kunstwerk,
technisches Erzeugnis, staatliche Einrichtung, menschliche persönliche
und gemeinschaftliche Ordnung) wert ist. Das sich einrichtende
Rechnen erfindet die »Werte« (Kultur- und Volkswerte). Der
Wert ist die Übersetzung der Wesenheit des Wesens (d. h. der Seiendheit)
in das Berechenbare und demzufolge nach Zahl und Raummaß Abschätzbare.
Das Große hat jetzt ein eigenes Wesen von Größe - nämlich
das Riesige. Dieses ergibt sich nicht erst aus der Steigerung vom Kleinen
zu immer Größerem, sondern ist der Wesensgrund, der Antrieb
und das Ziel der Steigerung, die ihrerseits nicht im Quantitativen besteht.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
15).
Der Vollendung der Metaphysik, d. h. dem Errichten und Verfestigen
der vollendeten Sinnlosigkeit, bleibt daher nur die äußerste
Auslieferung an das Ende der Metaphysik in der Gestalt der »Umwertung
aller Werte«. Denn Nietzsches Vollendung der Metaphysik ist zunächst
Umkehrung des Platonismus (das Sinnliche wird zur wahren, das Übersinnliche
zur scheinbaren Welt). Sofern aber zugleich die Platonische »Idee«,
und zwar in ihrer neuzeitlichen Form, zum Vernunftprinzip und dieses zum
»Wert« geworden ist, wird die Umkehrung des Platonismus zur
»Umwertung aller Werte«. In ihr kommt der umgekehrte Platonismus
zur blinden Verhärtung und Verflachung. Jetzt besteht nur noch
die einzige Fläche des sich selbst um seiner selbst willen zu sich
selbst ermächtigenden »Lebens«. Sofern die Metaphysik
eigens mit der Auslegung der Seiendheit als idea
beginnt, erreicht sie in der »Umwertung aller Werte« ihr äußerstes
Ende. Die einzige Fläche ist jenes, was nach der Abschaffung
der »wahren« und der »scheinbaren« Welt bleibt
und als dasselbe von ewiger Wiederkehr und Wille zur Macht erscheint.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
15-16).
Als Umwerter aller Werte bezeugt Nietzsche, ohne daß er
die Tragweite dieses letzten Schrittes weiß, seine endgültige
Zugehörigkeit zur Metaphysik und mit ihr die abgründige Trennung
von jeder Möglichkeit eines anderen Anfangs. Doch - hat Nietzsche
nicht einen neuen »Sinn« gesetzt durch alle Hinfälligkeit
und Vernichtung der bisherigen Ziele und Ideale hindurch? Hat er nicht
den »Übermenschen« als den »Sinn« der »Erde«
vorgedacht? (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 16).
Aber »Sinn« ist ihm wieder »Ziel« und
»Ideal«, »Erde« der Name für das leibende
Leben und das Recht des Sinnlichen. Der »Übermensch«
ist ihm die Vollendung des bisherigen letzten Menschen, die Fest-stellung
des bislang noch nicht festgemachten, des immer noch nach vorhandenen,
»an sich wahren« Idealen süchtigen und ausbrechenden
Tieres. Der Übermensch ist die äußerste rationalitas in
der Ermächtigung der animalitas, ist das animal rationale, das sich
in der brutalitas vollendet. Die Sinnlosigkeit wird jetzt zum »Sinn«
des Seienden im Ganzen. Die Unerfragbarkeit des Seins entscheidet darüber,
was das Seiende sei. Die Seiendheit ist sich selbst als der losgelassenen
Machenschaft überlassen. Der Mensch soll jetzt nicht nur ohne »eine
Wahrheit« »auskommen«, sondern das Wesen der
Wahrheit ist in die Vergessenheit entlassen, weshalb denn Alles nur auf
ein »Auskommen« und auf irgendwelche »Werte« abgestellt
wird. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und
der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 16).
Aber das Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit besitzt mehr
Erfindungsgabe und mehr Beschäftigungsformen, mehr Erfolge und mehr
Fahrbahnen zur Veröffentlichung für all dieses als je ein Zeitalter
vor ihm. Daher muß es auf die Anmaßung verfallen, selbst erst
allem einen »Sinn« gefunden zu haben und »geben«
zu können, dem zu »dienen« es sich »lohnt«,
wobei die Lohnbedürfnisse eigener Art geworden sind. Das Zeitalter
der vollendeten Sinnlosigkeit wird am lautesten und gewalttätigsten
sein eigenes Wesen bestreiten. Es wird sich besinnungslos in seine eigenste
»Überwelt« retten und die letzte Bestätigung der
Vormacht der Metaphysik in der Gestalt der Seinsverlassenheit des Seienden
übernehmen. Das Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit steht daher
nicht für sich. Es erfüllt das Wesen einer verborgenen Geschichte,
so willkürlich und ungebunden es mit dieser auf den Wegen seiner
»Historie« zu verfahren scheint. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 16-17).
Im Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit erfüllt sich das
Wesen der Neuzeit. Wie immer man deren Begriff und Verlauf historisch
nachrechnen, aus welchen Erscheinungen auf den Gebieten der Politik, Dichtung,
Naturforschung, Gesellschaftsordnung man die Neuzeit erklären mag,
an den beiden in sich zusammengehörigen Wesensbestimmungen ihrer
Geschichte vermag keine geschichtliche Besinnung vorbeizukommen: daß
der Mensch als subiectum sich zur Bezugsmitte des Seienden im Ganzen einrichtet
und sichert und daß die Seiendheit des Seienden im Ganzen als Vorgestelltheit
des Herstell- und Erklärbaren begriffen wird. Wenn für die erste
ausdrückliche metaphysische Gründung der neuzeitlichen Geschichte
Descartes und Leibniz ihr Wesentliches geben - jener durch die Bestimmung
des ens als verum im Sinne des certum als indubitatum der mathesis universalis,
dieser durch die Auslegung der substantialitas der substantia als vis
primitiva mit dem Grundcharakter der doppel-»stelligen« Vorstellung,
repraesentatio -, dann bedeutet die seinsgeschichtlich denkende Nennung
dieser Namen nie mehr das, was die noch übliche historische Betrachtung
der Philosophie- und Geistesgeschichte daraus machen mußte.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
17).
Jene metaphysischen Grundstellungen sind weder eine nachträgliche
und beiher- und darüberhinlaufende begriffliche Prägung der
anderswo entstandenen Geschichte, noch aber sind sie zuvor aufgerichtete
Lehren, aus deren Befolgung und Verwirklichung erst die neuzeitliche Geschichte
entstanden sein soll. Jedesmal ist die geschichtsgründende Wahrheit
der Metaphysik zu äußerlich und in ihrer Wirkung zu unmittelbar
gedacht und deshalb so oder so durch Abwertung oder Überwertung unterschätzt,
weil wesentlich mißverstanden. Denn die Bestimmung des Menschen
zum subiectum und diejenige des Seienden im Ganzen zum »Weltbild«
können nur der Geschichte des Seins selbst (hier der Geschichte der
Verwandlung und Einebnung seiner ungegründeten Wahrheit) entspringen.
(Zum Begriff »Weltbild« vgl. den Vortrag von 1938: »Die
Begründung des neuzeitlichen Weltbildes durch die Metaphysik«;
veröffentlicht ... unter dem Titel »Die Zeit des Weltbildes«.)
Der Grad und die Richtung des jeweiligen wissenschaftlichen Wissens vom
Wandel der metaphysischen Grundstellungen, die Art und die Reichweite
der tätigen Umschaffung des Seienden im Lichte dieser Wandlung des
Menschen und des Seienden im Ganzen reichen niemals in die Bahn der Seinsgeschichte
selbst und dienen, aus der Aufgabe der Besinnung verstanden, stets nur
als Vordergründe, die sich als das Wirkliche schlechthin vor- und
ausgeben. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 17-18).
Die Sinnlosigkeit, in der sich das metaphysische Gefüge der
Neuzeit vollendet, ist nur dann als die Wesenserfüllung dieses Zeitalters
wißbar, wenn sie mit jenem Wandel des Menschen zum subiectum und
mit der Bestimmung des Seienden als Vor- und Hergestelltheit des Gegenständlichen
in eins gesehen wird. Dann zeigt sich: die Sinnlosigkeit ist die vorgezeichnete
Folge der Endgültigkeit des Beginns der neuzeitlichen Metaphysik.
Die Wahrheit als Gewißheit wird zur einrichtbaren Einstimmigkeit
in das für die Bestandsicherung des auf sich gestellten Menschen
vorgerichtete Seiende im Ganzen. Diese Einstimmigkeit ist weder Nachahmung
noch Einfühlung in das »an sich« wahre Seiende, sondern
verrechnende Übermächtigung des Seienden durch die Loslassung
der Seiendheit in die Machenschaft. Diese selbst meint jenes Wesen der
Seiendheit, das sich auf die Machsamkeit einrichtet, in der Alles als
machbar auf seine Machbarkeit hin zuvor ausgemacht wird. Dieser Ausmachung
entsprechend ist das Vorstellen das verrechnende, sichernde Abschreiten
der Horizonte, die alles Wahrnehmbare und seine Erklärbarkeit und
Nutzung ausgrenzen. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des
Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders.,
Nietzsche II, S. 18-19).
Das Seiende wird in seine Werdemöglichkeiten freigegeben,
in diesen als machenschaftlichen beständigt. Die Wahrheit als sichernde
Einstimmung gibt der Machenschaft den ausschließlichen Vorrang.
Wo die Gewißheit zum Einzigen wird, bleibt nur das Seiende und nie
mehr die Seiendheit selbst, geschweige denn deren Lichtung wesentlich.
Das Lichtung-lose des Seins ist die Sinnlosigkeit des Seienden im Ganzen.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
19).
Die Subjektivität des subiectum, die nichts zu tun hat mit
der ichhaften Vereinzelung, vollendet sich in der Berechenbarkeit und
Einrichtbarkeit alles Lebenden, in der rationalitas der animalitas, worin
der »Übermensch« sein Wesen findet. Das Äußerste
der Subjektivität ist dann erreicht, wenn der Anschein sich festgesetzt
hat, die »Subjekte« seien zugunsten irgendeiner übergreifenden
Dienstbarkeit verschwunden. Mit der Vollendung der Neuzeit liefert sich
die Geschichte an die Historie aus, die mit der Technik desselben Wesens
ist. Die Einheit dieser Mächte der Machenschaft begründet eine
Machtstellung des Menschen, deren wesenhafter Gewaltcharakter nur im Horizont
der Sinnlosigkeit ihren Bestand zu festigen und, unausgesetzt sich jagend,
der Überbietung botmäßig zu bleiben vermag. (Martin
Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht,
Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 19).
In der ewigen Wiederkehr des Gleichen ist das endgeschichtliche
Wesen der letzten metaphysischen Auslegung der Seiendheit als Wille zur
Macht so begriffen, daß dem Wesen der Wahrheit jede Möglichkeit,
das Fragwürdigste zu werden, versagt bleibt und die damit ermächtigte
Sinnlosigkeit den Horizont der Neuzeit unbedingt bestimmt und ihre Vollendung
erwirkt. Diese aber zeigt sich ihr selbst, d. h. dem sie wesentlich treibenden
und sichernden historisch-technischen Bewußtsein, keineswegs als
Erstarrung und Ende eines Erreichten, sondern als Befreiung in das fortgesetzte
von-sich-weg-Schreiten zu Steigerungen von Allem in Allem. Das Maßlose
hat sich in die Gestalt der sich übermächtigenden Macht als
des einzig Beständigen gehüllt und kann in solcher Verhüllung
selbst zum Maß werden. Aus dem so gearteten Maß (der Maßlosigkeit
des Überbietens) lassen sich jene Stäbe und Stecken schneiden,
nach denen jedermann am billigsten messen und schätzen und wieder
für jedermann ein Eindrucksvolles leisten und sich selbst damit bewähren
kann. Solche Bewährung gilt zugleich als Bewahrheitung der Ziele
und Wege und Bereiche der eingerichteten Wirksamkeit. Jedes Machbare bestätigt
jedes Gemächte, alles Gemächte schreit nach Machbarkeit, alles
Handeln und Denken hat sich darein verlegt, Machbares auszumachen. Überall
und stets drängt die Machenschaft, sich selbst in den Schein der
maßvollen lenkenden Ordnung verhüllend, das Seiende in den
einzigen Rang und läßt das Sein vergessen. Was eigentlich geschieht,
ist die Seinsverlassenheit des Seienden: daß das Sein das Seiende
ihm selbst überläßt und darin sich verweigert.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
19-20).
Sofern diese Verweigerung erfahren wird, ist schon
eine Lichtung des Seins geschehen, denn solche Verweigerung ist nicht
Nichts, ist nicht einmal ein Negatives, kein Fehlen und kein Ab-bruch.
Es ist anfängliche, erste Offenbarung des Seins in seiner Fragwürdigkeit
- als Sein. (Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen
und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche
II, S. 20).
Alles liegt daran, daß wir in dieser vom Sein selbst ereigneten,
nie von uns gemachten und erdachten Lichtung inständig werden. Wir
müssen die Sucht nach dem Habhaften ablegen und wissen lernen, daß
Ungewöhnliches und Einziges von den Künftigen gefordert wird.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
20).
Die Wahrheit kündigt die Herrschaft ihres Wesens an:
die Lichtung des Sichverbergens. Die Geschichte ist Geschichte des Seins.
Jene, die, getroffen von der Lichtung der Verweigerung, vor dieser nur
rat-los werden, bleiben Besinnungsflüchtlinge, die allzulange genarrt
durch das Seiende, dem Sein so entfremdet sind, daß sie ihm nicht
einmal mit Grund zu mißtrauen vermögen. Noch ganz in die Knechtschaft
der vermeintlich längst abgedrängten Metaphysik verfangen, sucht
man Auswege zu irgendeinem Hintergründigen und Übersinnlichen.
Man flüchtet in die Mystik (das bloße Gegenbild zur Metaphysik)
oder beruft sich, weil man in der Haltung des Rechnens verbleibt, auf
die »Werte«. Die »Werte« sind die ins Rechenhafte
endgültig abgewandelten, für die Machenschaft allein gebrauchsfähigen
Ideale: Kultur und Kulturwerte als Propagandamittel, Kunsterzeugnisse
als zweckdienliche Gegenstände für die Leistungsschau und als
Material für die Aufbauten der Festwagen bei den Umzügen.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
20-21).
Man weiß und wagt nicht das Andere, was künftig das
Eine sein wird, weil es im ersten Anfang unserer Geschichte, wenngleich
ungegründet, schon west: die Wahrheit des Seins - die Inständigkeit
in ihr, aus der sich allein Welt und Erde für den Menschen ihr Wesen
erstreiten und dieser in solchem Streit die Entgegnung seines Wesens zum
Gott des Seins erfährt. Die bisheringen Gotter sind die gewesenen.
(Martin Heidegger, Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille
zur Macht, Sommersemester 1939, in: Ders., Nietzsche II, S.
21).
Die Vollendung der Metaphysik als Wesenserfüllung der Neuzeit
ist nur darum ein Ende, weil ihr geschichtlicher Grund schon der Übergang
in den anderen Anfang ist. Dieser aber springt nicht aus der Geschichte
des ersten weg, verleugnet nicht das Gewesene, sondern geht in den Grund
des ersten Anfangs zurück und übernimmt mit dieser Rückkehr
eine andere Beständigkeit. Sie bestimmt sich nicht aus dem Erhalten
des jeweils Gegenwärtigen. Sie fügt sich in das Aufbewahren
des Künftigen. Dadurch wird das Gewesene des ersten Anfangs genötigt,
selbst auf dem Ab-grund seines bisher ungegründeten Grundes zu ruhen
und so erst Geschichte zu werden. (Martin Heidegger, Die ewige
Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester 1939,
in: Ders., Nietzsche II, S. 21).
Der Übergang ist nicht Fort-schritt und ist auch nicht Hinübergleiten
vom Bisherigen in Neues. Der Übergang ist das Übergangslose,
weil er in die Entscheidung der Anfänglichkeit des Anfangs gehört.
Dieser läßt sich durch historische Rückgänge und
historische Pflege des Überkommenen nicht fassen. Anfang ist nur
im Anfangen. Anfang ist: Über-lieferung. Die Vorbereitung zu solchem
An-fang übernimmt jenes Fragen, das die Fragenden an ein Antwortendes
überantwortet. Das anfängliche Fragen antwortet nie selbst.
Ihm bleibt nur das Denken, das den Menschen auf das Hören der Stimme
des Seins abstimmt und ihn zur Wächterschaft für die Wahrheit
des Seins ge-fügig werden läßt. (Martin Heidegger,
Die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht, Sommersemester
1939, in: Ders., Nietzsche II, S. 21-22).
Anmerkung:
Vgl. Band I, S. 594 die Anmerkung zum Abbruch
der Vorlesung »Der Wille zur Macht als Erkenntnis«.


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