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Prägnant und möglichst knapp formulierte Gedanken

von

Ernst Nolte (1923-2016)

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„Es ist schlechterdings nicht mehr zu übersehen, daß der Liberalismus, sofern er sich zum Liberismus fortentwickelt oder von diesem abgelöst wird, die Nationen tötet und nach dem Ende einer gigantischen Bevölkerungsverschiebung auch die Menschheit töten könnte.“
Ernst Nolte, in: Die selbstbewußte Nation, 1994

„Ungleichmäßigkeit der Vermehrung ist eine der wichtigsten Differenzen überhaupt, und sie führt potentiell nicht mehr bloß zu Eroberungen, sondern zu Ausrottungskriegen.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 272

„Was wäre Europa ohne die Dome und Kirchen seiner Bischofsstädte, ohne die Schlösser seiner Könige, die Burgen seines Adels und die Stadtpaläste seiner Patriziat?“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 393

„Den Krieg beseitigen zu wollen, bevor er sein Werk vollbracht hat, nämlich die Erzeugung eines einheitlichen Bewußtseins und zugleich des Respekts vor den wachsenden Differenzen, war - und ist möglicherweise - eine törichte Utopie und die stärkste Kriegsursache für die Zukunft.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 399

„Eine »freie Regierungsweise« ist dann gegeben, wenn die drei Gewalten der Legislative, der Exekutive und der Judikative voneinander getrennt sind, denn »es gibt keine Freiheit, wenn in derselben Person oder in derselben Körperschaft die Macht der Gesetzgebung mit der ausführenden Gewlt vereinigt ist«, und das gleiche gilt für die richterliche Gewalt. Dieser Zustand existiert für Montesquieu nur in England; aber er sollte und könnte auch in Frankreich und Deutschland, ja in ganz Europa herrschen, denn seine Ursprünge sind bei den germanischen Stämmen zu suchen, die in der Völkerwanderunsgzeit den größten Teil Europas eroberten: »Wenn man das bewunderungswürdige Buch des Tacitus über die Sitten der Germanen liest, wird man sehen, daß die Engländer von diesen ihre Idee ihrer Regierunsgform genommen haben. Diese schöne System stammt aus den ›germanischen Wäldern‹.«“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 445

„Montesquieu ... ist ... als einer der bedeutendsten Vorkämpfer nicht nur des Konstitutionalismus oder der liberalen Demokratie zu betrachten, sondern auch des Vorrangs des aus germanischen Wurzeln stammenden, durch das System der Freiheit ausgezeichneten Okzidents.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 445

„So viel ist sicher, daß Frankreich während des ganzen 19. Jahrhunderts gegenüber England und Deutschland ein ökonomisch rückständiges und in der Hauptsache landwirtschaftlich orientiertes Land blieb.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 511

„Modernität ist Realisierung der Transzendenz ....“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 514

„Wir sagen daher nicht: »Modernität ist Transzendenz«, sondern »Modernität ist praktische Transzendenz« ....“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 515

„Es ist in der Tat schwer zu verstehen, inwiefern das Geschlecht in den »Rollen« begründet sein soll und nicht die Rollen im Geschlecht. Ein noch größerer Hochmut der »Kultur« gegenüber der »Natur« ist kaum vorstellbar; insofern ist der radikale Feminismus paradoxerweise so »okzidentalistisch« wie nur möglich. In feministischen Utopien erscheint »die menschliche Natur« häufig als etwas »Auferlegtes« und daher zu Bekämpfendes. Daraus resultiert das Postulat der »Veränderung der menschlichen Natur«, und so kommt es zu dem Bild einer Gemeinschaft von Lebewesen, die keine feste Geschlechtszugehörigkeit haben und mithin sowohl Mutter- wie Vaterschaft kennen. Daß solche »Eutopien« im Kern ihrer Intention gleichwohl »rückwärtsgewandt« sind, sticht ins Auge.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 742

„Als angegriffener, zu Opfern und Einbußen gezwungener Teil der Welt könnte dem Westen wieder erfahrbar werden, was so lange nur der restlichen Welt zugewiesen zu sein schien, nämlich Einschränkung und Bedrängnis. Eben dadurch könnte er jedoch lernen, nicht nur hilflos die Kritik von innen und außen über sich ergehen zu lassen, sondern seinerseits ein positives Selbstverständnis zurückzugewinnen ....“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 678

„Der Mensch ... ist das zur Welt hin geöffnete, das transzendentale Wesen. Als solches kann und muß er Geschichte haben, und in dieser, der anthropologischen Geschichte, bleibt er, solange er existiert. Aber es ist zulässig, einen engeren Begriff der Geschichte von diesem weitesten zu unterscheiden und ihm sowohl Vor- wie Nachgeschichte entgegenzustellen, so daß es sinnvoll ist, in dieser Bedeutung nach der historischen Existenz und deren Grundbestimmungen zu fragen.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 683

„Aber wenn wir einen noch weiteren Abstand zu gewinnen versuchen, läßt sich sagen: Wie immer das letzte Schicksal der Menschheit aussehen mag - eines hat sie durch ihre Geschichte unter Beweis gestellt: daß der Mensch ... um ein Unendliches größer ist als der Mensch oder daß, mit Platonischen Begriffen, der Geist weitaus mächtiger ist als der Körper und die Sinne, so viel mächtiger, daß er sich als rechnender Verstand sogar in Apparaten vom Körper unabhängig machen kann.“
Ernst Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 684

„Die Geschichte des 20. Jahrhunderts kann nicht als der simple Kampf der »Guten« gegen die »Bösen« erscheinen, sondern als ein Konzentrat tragischer Verkehrungen, die zwar dem moralischen Urteil über persönliche oder parteimäßige Schuld oder Unschuld unterliegen und ihrer Unterschiedlichkeit nicht entkleidet werden dürfen, die aber dem selektiven Moralismus und den politischen Instrumentalisierungen in den Kämpfen der Gegenwart entzogen werden sollten.“
Ernst Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998

„ Ich schrecke vor der These nicht zurück, daß das Überschießen oder der Extremismus des Guten nicht weniger schlimm sein kann als das Überschießen oder der Extremismus des Schlechten.“
Ernst Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998

„Wer, um nur ein Beispiel zu nennen, die Beschreibung der Deportation von Kulakenfamilien in den Jahren 1930 bis 1932 liest, und nicht die Ähnlichkeit mit den späteren Deportationen von Juden erkennen will, dem fehlt etwas. Und wer sich, wenn er die beiden Geschichten kennt, weiterhin ausschließlich auf den einen Schrecken konzentriert und den anderen ausblendet, der denkt weder historisch noch ist er moralisch.“
Ernst Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998

„Die verspätete und heute ungefährliche Gegnerschaft zum Nationalsozialismus ist ein Religionsersatz. An die Stelle des absoluten Guten, das Gott war, ist das absolute Böse getreten: eine historisches Phänomen. Wenn nun jemand dieses »absolute Böse« auch nur im Ansatz verstehbar, nachvollziehbar machen will, dann hat das für einen Gläubigen etwas Entsetzliches. Für einen Gläubigen hat das etwas Entsetzliches. Die neue Pseudoreligiosität ist aber zu leicht durchschaubar, als daß ich großen Respekt davor hätte.“
Ernst Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998

„Liberismus .... Dieser Begriff sucht ein bestimmtes Entwicklungsstadium dessen zu fassen, was ich das »liberale System« genannte habe. »Liberismus« ist ein Entwicklungsmoment dieser vielpoligen Gesellschaft, mit dem der Liberalismus in gewisser Weise totalitär wird. Aber der totalitäre Liberalismus weist grundsätzlich andere Merkmale auf als andere Totalitarismen: er ist hedonistischer Individualismus und damit die Verneinung des Begriffs der Pflicht. Insofern ist der liberale Totalitarismus von präzendenzloser Art. Darüber nachzudenken, wird Aufgabe Ihrer Generation sein. Ich will mir nicht anmaßen, einen Endpunkt anzugeben, obwohl eine solche Gesellschaft einen Endpunkt darstellen könnte. Das ist cura posterior.“
Ernst Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998

„Die Geschichte geht notwendigerweise in die »Nachgeschichte« über, aber es könnte weit mehr an »Geschichte« in der Nachgeschichte erhalten bleiben, als die Lobredner einer harmonischen und konfliktfreien »Weltzivilisation« sich vorstellen.“
Ernst Nolte, Die Frage nach der historischen Existenz, 2001, (33)

„In der reinen Weite der Nachgeschichte könnte es für den Menschen kälter werden als je zuvor.“
Ernst Nolte, Die Frage nach der historischen Existenz, 2001, (33)

„Konzeption des Zweiten Dreißigjährigen Krieges ....“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 109

„Von einer überwältigenden Erfahrung ausgehend und von machtvollen Tendenzen in aller Welt unterstützt, hat die Konzeption von der weltgeschichtlichen, aber in der deutschen Geschichte begründeten Einzigartigkeit von Auschwitz - die ursprünglich alles andere als populär war und nicht von einem Vertreter der neuen Sozialgeschichte zuerst entwickelt wurde - einen solchen Vorrang gewonnen, daß sich ein Tabu gebildet hat, das weitaus stärker ist als irgendeins der Tabus, die sich früher im Grenzbereich von Politik und Geschichtswissenschaft gebildet hatten. Sogar eine Frage wie etwa »Ist Auschwitz ein Problem?« begegnet dem größten Mißtrauen und setzt sich dem Verdacht aus, eine »Verharmlosung« zu intendieren, die seit 1994 unter Androhung einer sehr schweren Strafe verboten ist, wenngleich eine Ausnahmeklausel für »wissenschaftliche Forschung« im Strafgesetzbuch nicht fehlt. Aber die Frage nach den »Problemen«, die sich mit einer geschichtlichen Gestalt oder einem historischen Phänomen verbinden, ist die Grundfrage der Geschichtswissenschaft überhaupt, der Geschichtswissenschaft in ihrer weitesten Bedeutung, und der Historiker sieht sich durch das praktische Verbot der Problematisierung vor das größte Problem gestellt, dem er begegnen kann. Allem zuvor ist nämlich festzustellen, daß es sehr gute Gründe für diese Tabuisierung gibt.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 183

„Jeder Mensch, der die Zeit des »Dritten Reiches« mit wachem Bewußtsein erlebt hat, erinnert sich nur allzu gut, welchen Angriffen und Herabsetzungen nicht etwa bloß die eingewanderten »Ostjuden«, sondern auch die jüdischen Staatsbürger einschließlich der ehemaligen und oftmals hochdekorierten Frontkämpfer unterlagen. Niemand, der Augenzeuge war, kann die Erinnerung an die Nacht vom 9. zum 10. November 1938 mit ihren Inbrandsetzungen von Synagogen, Verwüstungen von Geschäften und der Verhaftung von vielen Tausenden jüdischer Mitbürger aus seinem Gedächtnis verdrängen. Aber das Ziel aller dieser Vorgänge war die Emigration, die jeder Einzelne betreiben konnte, und grundsätzlich war die Rechtssicherheit noch nicht in Frage gestellt. Einen qualitativen Umbruch bedeutete nicht so sehr der Kriegsbeginn im September 1939, der bekanntlich für die meisten der deutschen Emigranten in Frankreich und Großbritannien und wenig später für die japanischstämmigen Staatsbürger der USA die Internierung nach sich zog, sondern der Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges, dessen - höchst strittige - Kennzeichnung als »Präventivkrieg« zu den kleineren Tabus der deutschen Geschichtsschreibung gehört.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 183-184

„Es springt ins Auge, daß dieser »absolute Humanismus« mörderischer sein muß als jede »Unmenschlichkeit«. Man muß vor Vorurteilen blind sein, wenn man nicht wahrnimmt, welche Art des Fanatismus die ursprüngliche und authentische ist.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 201

„So wird die kollektivistische Schuldzuschreibung, die als unzulässige Generalisierung einer der wichtigsten Anfänge des radikal-Bösen war, umgedreht und zu einer Waffe des Guten gemacht, und gerade dadurch bestätigt sich ihr böser Charakter.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 213-214

„In der Tat dürften diese Menschen auch die Tatsache als positiv werten, daß die Fertilitätsrate der Ehen ... auf 1,3 Kinder abgesunken ist, d.h. zur Selbsterhaltung längst nicht mehr ausreicht. Das wiederum ist die Folge eines weltgeschichtlich völlig neuartigen Tatbestandes: eines der zahllosen Lebewesen hat sich infolge seiner Ausstattung mit Vernunft und bestimmter geschichtlicher Umstände so weit von dem »Gattungscharakter« entfernt, der alles individuelle Leben beherrscht, daß für zahlreiche Einzelne die egoistische »Selbstverwirklichung« zum obersten Ziel wird. Jenes »humanistische« Konzept und diese Wirklichkeit eines neuen »Liberismus« verstärken einander wechselseitig, und das Resultat ist zwingend: in spätestens 200 Jahren wird es die Nationen der Deutschen, der Franzosen und der Italiener nicht mehr geben, und Europa wird von einer gewiß recht heterogenen »Bevölkerung« bewohnt sein, für die der Begriff der »europäischen Kultur« ein Fremdwort ist - es sei denn, die fernliegende, aber nicht völlig auszuschließende Möglichkeit habe sich verwirklicht, daß eine einflußreiche Minderheit der Nachkommen von Chinesen, Ghanaern und Indonesiern ein näheres Verhältnis zu Goethe und Hegel, zu Beethoven und Schubert, zu Dante und Manzoni entwickelt hätte als die zu bloßen Supermarktkunden herabgesunkenen »Alteinwohner.«“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 269-270

„Der Mensch, der die Modernität verkörpert, ist wie ein Atom, das jederzeit bereit wäre, sich im Wandel der Bedingungen mit anderen Atomen zu neuen Molekülen zusammenzuschließen, welche sich wieder auflösen, sobald sie die jeweilige Aufgabe erfüllt haben.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 294

„Erst mit der Unterscheidung von »theoretischer« und »praktischer« Transzendenz ist, wie ich meine, die angemessene Dimension für die Bestimmung von »Modernität« erreicht. Es ist nicht richtig zu sagen: Modernität ist Transzendenz. Modernität ist die bisher klarste Erscheinungsform von praktischer Transzendenz, aber Transzendenz als solche und gerade ihre früheste und beständigste Gestalt, die theoretische Transzendenz, liegt der Modernität voraus, macht Modernität überhaupt erst möglich. Mit einfachen Worten: der Mensch ist nicht weltoffen, weil er modern ist, sondern er kann nur modern sein, weil er von jeher schon weltoffen ist. Weltoffenheit, Transzendenz, ist nicht vom Menschen hervorgebracht, sondern sie ist die Bedingung der Möglichkeit allen Hervorbringens; sie ist, so könnte man sagen, das Geschenk der Welt an eins ihrer Wesen, und dieses Geschenk ist als solches nicht erforschbar, weil alles Forschen auf ihm beruht.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 299

„Die Diskursethik kann ... als das Sprachrohr einer machtvollen Zeittendenz angesehen werden. .... Aber mit ihrer Qualität als realer und anwendungsbezogener Ethik ist es schlecht bestellt. .... Man wird feststellen müssen, daß immer nur ein »strategisches« Reden vorliegt, welches man als die »Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln« definieren könnte und daß jene »strategiefreien«, nur der Eruierung der Wahrheit gewidmeten Diskurse sogar in einer Wissenschaft längst nicht mehr selbstverständlich sind, die mehr und mehr von kommerziellen Erwägungen oder von politisch-moralischen Zwecksetzungen bestimmt wird.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 314

„Und wo läßt sich zu bedrängenden Fragen des Alltagslebens in der Diskursethik eine eindeutige Antwort finden? Wer sind z.B. die »Betroffenen«, deren Interessen konsensuell gewahrt werden sollen, bei der Frage der Abtreibung? Gehört nicht in allererster Linie der Embryo dazu, dessen ... Leben durch die »diskursive« Konnivenz von zwei vielleicht höchst egoistischen Personen, nämlich seiner Eltern, vernichtet wird? Was wird das angeblich konsensuelle Resultat eines intensiven Diskurses zwischen den Insassen eines bereits überladenen Rettungsbootes sein, dem sich ein Schwimmer, mithin ein anderer Betroffener, mit der Bitte um Aufnahme nähert, die doch das Leben aller Insassen in Gefahr bringt? Zeigt die Diskursethik auf einleuchtende Weise irgendeinen gangbaren Weg, wenn ein Wissenschaftlerteam eines Tages ein Mittel entdeckt, das die Lebensdauer der gegenwärtigen Generation um das dreifache verlängert und eben dadurch eine junge Generation zum Nichtsein oder zur Überflüssigkeit verdammt, so daß einige Anhänger einer »materialen Ethik« das Tun der menschenfreundlichen Forscher als ein »Menschheitsverbrechen« singulärer Art qualifizieren würden?“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 314-315

„Und müssen nicht gegen die Diskursethik sogar als solche schwere Einwände erhoben werden? Kann der ganze Aufwand wohlmeinender Intentionen die Tatsache überspielen, daß sich die Diskursethiker bei ihrem Kampf für eine »postkonventionelle« Moral häufig und positiv auf us-amerikanische Wissenschaftler beziehen, welche die These aufstellen, höchstens 5% der us-amerikanischen erwachsenen Bevölkerung seien bis zu der Stufe der eigentlichen Ausbildung dieser Moral gelangt? Ist nicht die Diskursethik die Konzeption einer »wissenden Minderheit«? Und ist es zufällig, daß meines Wissens weder von Habermas noch von Apel jemals die Frage gestellt wurde, ob das Scheitern des Progressivismus in Gestalt des Marxismus-Leninismus nicht auf die »überschießende« Aktivität einer »wissenden Minderheit« zurückzuführen war, die das Überschießen der Gegenkraft, nämlich des reaktionären und dennoch auf seine Weise und in seinen verschiedenen Erscheinungsformen gleichwohl progressiven Faschismus, überhaupt erst hervorrief?“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 315

„Wer »Interessen« als individuelle oder kollektive Neigungen versteht, wird niemals eine konsensuelle, nicht-strategische und eben dadurch ethische Übereinstimmung auch nur zwischen einer größeren Zahl von Individuen, geschweige denn zwischen »allen« erzeugen. Die einzige Möglichkeit wäre dann gegeben, wenn alle diese Individuen so sehr gleich wären, daß es zwischen ihnen keine Differenzen der Interessen, Neigungen sowie Überzeugungen und damit keine Herausbildung alter oder neuer Erscheinungsformen von Macht und Autorität gäbe. So muß vor dem Auge derjenigen, welche die Konzeption der Diskursethik zu Ende zu denken versuchen, das Schreckbild einer klonierten Menschheit auftauchen. ..... Diskursethiker ... übersehen, daß nicht nur die bisherige Geschichte voller Verkehrungen und Paradoxien war, sondern daß aller Vermutung nach auch die mögliche Nachgeschichte, zu deren Vorkämpfern sie sich machen, davon nicht frei sein wird.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 315-316

„Es wäre keine größere Ungerechtigkeit, kein schlimmeres Unglück vorstellbar, als ... wenn überall die Weltzivilisation der »Nachgeschichte« im Hochgefühl ihres Triumphes alles fortstieße, was sie für »antimodern« oder »archaisch« erklärt.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 344

„Die Geschichte des europäischen Adels ist voll von Persönlichkeiten, denen gegenüber die Politiker der Gegenwart als dürftige Figuren erscheinen ....“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 344

„Und wo wären jene Kritiker, wenn es diesen Okzident im ganzen nicht gegeben hätte, der so etwas wie Kritik und Selbstkritik, ja auch Weltgeschichte überhaupt erst ins Dasein gerufen hat?“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 345

„Daß man heute zum »Kampf gegen rechts« aufruft und sich nicht mit der Forderung begnügt, die Schutzpflicht des Staates gegenüber allen Einbwohnern und Besuchern mit größerer Energie wahrzunehmen, ist in hohem Grade verdächtig. .... Der systemgerechte Lösungsversuch ist das gerade Gegenteil der in Vorschlag gebrachten Verbotsstrategie: das Wirken einer radikalen rechten Partei - wie das in Italien bereits der Fall ist - als einen notwendigen Bestandteil des vollständigen, des nicht-amputierten Parteienssystems anzuerkennen und sie in Darstellung und Auseinandersetzung nicht anders zu behandeln als die radikale Linkspartei.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 364

„In totalitären Staaten ... sind auch die Meinungen strikt reguliert.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 370

„Das Gesetz gegen die sogenannte »Auschwitz-Lüge« bedroht eine Meinung mit Strafe, sobald sie geäußert wird, obwohl Äußerung zum Begriff der Meinungsfreiheit hinzugehört.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 371

„Weil der Kommunismus unrecht hatte, das historische Recht zu beanspruchen, muß auch der eigentümlichen Gegenbewegung ein historisches Recht zuzuschreiben sein: das begrenzte Recht »des Partikularen gegen das Universale, des Volkes gegen die Klasse, des Nationalen gegen das Internationale« (F. Furet, a.a.O., S. 43). Da aber der Glaube, daß der Kommunismus den Universalismus in seiner Reinheit verkörpere, nichts anderes als eine Illusion ist, steht der Faschismus, obwohl die zeitliche und inhaltliche »Priorität des Bolschewismus« (ebd., S. 38) unbestreitbar ist, doch auf der gleichen Stufe, nämlich als die »Pathologie des Nationalen«, die sich der »Pathologie des Universalen« (ebd., S. 43) entgegenstellt. Wer das 20. Jahrhundert begreifen will, der muß »die beiden großen Ideologien« ins Auge fassen und »die Neuartigkeit der Revolutionen« dieser Epoche herausarbeiten; sonst unterwirft er sich weiterhin trotz verbaler Vorbehalte jener Illusion, welche die ältere und stärkere Ideologie des Jahrhunderts und doch nur ein Teil seiner vollständigen Realität war - er bleibt Parteimann und wird nicht zum Historiker, schon gar nicht zum Geschichtsdenker.“
Ernst Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 389-390

„Der »Westen« oder »der Okzident« oder »Europa« bildete nicht länger das »liberale System« aus unterschiedlichen religiösen oder ideologischen Kräften, welches die moderne Entwicklung hervorgebracht hatte, sondern er repräsentierte nun einen »Liberismus«, in dem der frühere Liberalismus, von einigen Restbeständen der Vergangenheit abgesehen, zur Alleinherrschaft gelangt war und den zuvor immer eingeschränkten Individualismus zum Höhepunkt geführt hatte.“
Ernst Nolte, Der heutige Islam, 2004

„Ich glaube, wenn ich nicht Heidegger begegnet wäre, dann wäre ich ein politisch interessierter Studienrat geworden und geblieben.“
Ernst Nolte, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S. 101

„Ich habe schon früh in Heidegger den eigentlichen Begründer der »grünen« Bewegung gesehen, denn er war ja zumindest auch ein Philosoph des Umweltschutzes oder der Umweltbewahrung.“
Ernst Nolte, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S. 101

„Der englische Historiker Niall Ferguson hatte etwas ganz Ähnliches im Sinn, als er feststellte: »Wir Engländer haben es im 1. Weltkrieg ganz falsch gemacht, die Deutschen zu bekämpfen und mit Hilfe der USA zu besiegen; denn hätten die Deutschen gesiegt, dann wäre die gegenwärtig sich vollziehende Einigung Europas schon vierzig oder fünfzig Jahre früher eingetreten.“
Ernst Nolte, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S. 101

„Der Nationalsozialismus fiel ja nicht vom Himmel, und er kam auch nicht aus der Hölle.“
Ernst Nolte, Religion vom absoluten Bösen, 2006

„Wenn man ein Phänomen offiziell nur schwarz auf schwarz beschreiben darf, dann muß jeder Versuch, ein paar Grautöne beizumischen, sofort als Apologie verstanden werden. Das mußte ich in Kauf nehmen. Damals setzte sich allmählich durch, die Nationalsozialisten zum absoluten Bösen zu erklären. Mit Geschichtswissenschaft hatte das nichts zu tun, eher mit dem Entstehen einer neuen Religion ....“
Ernst Nolte, Religion vom absoluten Bösen, 2006

„Es geht darum, den Menschen als denkendes und damit über sich selbst hinausgehendes Wesen zu begreifen. Schon die Frühmenschen haben die theoretische Transzendenz gekannt, indem sie die Sonne, den Mond nicht einfach zur Kenntnis genommen haben, sondern vom Mondgott, vom Sonnengott sprachen, zu dem man in Beziehung treten kann. Das ist die theoretische Transzendenz, ohne die es eine praktische Transzendenz als Ausweitung der menschlichen Wirkungsmöglichkeiten auf der Erde nicht geben könnte. Transzendenz bringt keinen automatischen Fortschritt, sie ist das Hauptkennzeichen des endlichen Menschen und, wie ich einmal formuliert habe, zugleich »sein Thronsessel und sein Marterholz«. Man könnte diese Wendung ein Heideggersches Einsprengsel in meiner Arbeit nennen. Aber dahinter steht die Überlegung: Könnte Transzendenz, die Fähigkeit zur Selbstüberschreitung, eine Gefahr für den Menschen selber werden? Diese Frage hängt zusammen mit einem uralten philosophischen Konzept, daß nämlich ein endliches Wesen, das durch Transzendenz gekennzeichnet ist, also durch die Möglichkeit der Unendlichkeit, diese seine Endlichkeit im Streben nach Unendlichkeit zerstört. Der Mensch will Gott werden. Wenn man das säkular denkt, nicht mystisch, könnte man sagen, die Auszeichnung durch die Transzendenz könnte zur Katastrophe des endlichen Wesens Mensch werden.“
Ernst Nolte, Religion vom absoluten Bösen, 2006

„ Im Kern ging es mir immer um diese Frage der Transzendenz und damit verbunden um die Frage, ob sich der Mensch, indem er sich überschreitet, am Ende selber abschaffen könnte.“
Ernst Nolte, Religion vom absoluten Bösen, 2006

 

 

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