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Wochenschau Tagesschau
W e r k e   v o n   O s w a l d   A .   G .   S p e n g l e r 
Spengler Spengler-Zitate Spengler
„DER UNTERGANG DES ABENDLANDES“, 1918-1922
(„Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte“)
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„Vorwort“ (S. I-X)
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Band I) „Gestalt und Wirklichkeit“
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„Einleitung“ (S. 3-70)
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„Vom Sinn der Zahlen“ (S. 71-124)
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„Das Problem der Weltgeschichte“ (S. 125-209)
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„Makrokosmos“ (S. 210-281)
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„Musik und Plastik“ (S. 282-380)
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„Seelenbild und Lebensgefühl“ (S. 381-481)
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„Faustische und apollinische Naturerkenntnis“ (S. 482-553)
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Band II) „Welthistorische Perspektiven“
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„Ursprung und Landschaft“ (S. 557-655)
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„Städte und Völker“ (S. 656-783)
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„Probleme der arabischen Kultur“ (S. 784-960)
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„Der Staat“ (S. 961-1144)
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„Die Formenwelt des Wirtschaftslebens“ (S. 1145-1195)
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NACH OBEN Anmerkungen:


„Demgegenüber ist es ein Symbol ersten Ranges und ohne Beispiel in der Kunstgeschichte, daß die Hellenen ihrer mykenischen Vorzeit (gemäß meiner Kulturtheorie war deren mykenische Zeit nicht die Vorzeit, sondern die Frühzeit; Anm. HB) gegenüber, und zwar in einem an Steinmaterial überreichen Lande, vom Steinbau zur Verwendung des Holzes zurückkehrten, woraus sich das Fehlen architektonischer Reste zwischen 1200 und 600 erklärt. Die ägyptische Pflanzensäule war von Anfang an Steinsäule, die dorische Säule war eine Holzsäule. Darin spricht sich die tiefe Feindseligkeit der antiken Seele gegen die Dauer aus.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 16; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Hat je eine hellenische Stadt auch nur ein umfassendes Werk ausgeführt, das die Sorge um kommende Generationen verrät? Die Straßen- und Bewässerungssysteme, die man in mykenischer, d.h. vorantiker Zeit (gemäß meiner Kulturtheorie war die mykenische Zeit keine vorantike Zeit, sondern eine frühantike Zeit; Anm. HB) nachgewiesen hat, sind seit der Geburt antiker Völker – mit dem Anbruch der homerischen Zeit also – verfallen und vergessen worden. Um das Bizarre der Tatsache zu begreifen, daß die Buchstabenschrift von der Antike erst nach 900 angenommen wurde, und zwar in bescheidenstem Umfang und sicherlich nur zu den dringendsten wirtschaftlichen Zwecken, was der Mangel an Inschriftfunden mit Sicherheit beweist, bedenke man, daß in der ägyptischen, babylonischen, mexikanischen und chinesischen Kultur die Ausbildung einer Schrift in grauer Vorzeit beginnt, daß die Germanen sich ein Runenalphabet schufen und später ihre Ehrfurcht vor der Schrift durch die immer wiederholte ornamentale Ausbildung von Zierschriften bezeugten, während die Frühantike (gemäß meiner Kulturtheorie die Hochantike; Anm. HB) die vielen im Süden und Osten gebräuchlichen Schriften durchaus ignorierte. Wir besitzen zahlreiche Schriftdenkmäler aus dem hethitischen Kleinasien und aus Kreta, aus homerischer Zeit nicht ein einziges, vgl. Bd. II, S. 737 ff..“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 16; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

Zum „magisch“ () anerzogenen Schema: „Altertum-Mittelalter-Neuzeit“ vgl. S. 21-22 (Spengler), 24 (Spengler), 26 (Spengler), 32 (Spengler), 32-34 (Spengler), 617-618 (Spengler), 785-786 (Spengler). Spengler erteilt diesem Schema eine Absage (Spengler) ! Er wurde dafür von einigen getadelt, von anderen aber auch gewürdigt, z.B. fast ein Jahrhundert später von Samuel Phillips Huntington (1927-2008)) in seinem Buch Kampf der Kulturen (1996Huntington): „Spengler verurteilte schon 1918 die im Westen vorherrschende, kurzsichtige Auffassung von Geschichte mit ihrer säuberlichen Einteilung in Antike, Mittelalter und Neuzeit, die nur für den Westen relevant ist: » ... (an dieser Stelle zitiert Huntington Spengler, a.a.O. S. 24Spengler) ... « Einige Jahrzehnte später geißelte Toynbee (Toynbee) die »Provinzialität und Impertinenz« des Westens mit seinen »egozentrischen Illusionen«, daß die Welt sich um ihn drehe, daß es einen »unwandelbaren Osten« gäbe und daß der »Fortschritt« unausweichlich sei. Wie Spengler hatte er keine Verwendung für die Annahme einer Einheit der Geschichte, die Annahme, daß es »nur einen einzigen Strom der Zivilisation, nämlich den unseren, gibt und daß alle anderen entweder Zuflüsse sind oder im Wüstensand versickern«. (Vgl. A. J. Toynbee, Study of History, 1934-1961, S, 149ff., 154, 157ff.). Fünfzig Jahre nach Toynbee hat auch Fernand Braudel (Toynbee) die Notwendigkeit betont, zu einer umfassenderen Perspektive zu gelangen und die großen Kulturen in der Welt und die Mannigfaltigkeit ihrer »Zivilisationen« zu verstehen. (Vgl. F. Braudel, Schriften zur Geschichte [2], 1992). Doch die Illusionen und Vorurteile, vor denen diese Autoren warnten, leben fort und treiben Ende des 20. Jahrhunderts neue Blüten in der verbreiteten und provinziellen Einbildung, die europäische Kultur des Westens sei jetzt die universale Weltkultur.“ (S. P. Huntington, Kampf der Kulturen, 1996, S. 74-75 ). Huntington, ein „Spenglerianer“ () ?

Als Ursymbole bezeichnet Spengler folgende: „Weg“ (ägyptische Kultur), „Nirwana“ (indische Kultur), „Tao (auch als Weg) oder auch Naturlandschaft, Naturarchitektur“ (chinesische Kultur), „Einzelkörper“ (antike Kultur), „Welthöhle“ (magische Kultur), „Unendlicher Raum“ (abendländische Kultur). Neben dem Ursymbol ist auch das Seelenbild wichtig. Beispielsweise sind das Seelenbild der Antike und das Seelenbild des Abendlandes gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid (Euklid) hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß (Gauß) ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. dazu das GermanentumGermanen).

„Mit der LEX JULIA DE MARITANDIS aus dem Jahr 18 v. Chr. und der LEX PAPIA POPPAEA aus em Jahr 9 v. Chr. werden unter der Herrschaft Kaiser Augustus’ Kinderlosen hohe Ämter verwehrt. Außerdem werden Kinderreiche durch das Erbrecht bevorzugt.“ (Meinhard Miegel, Das Ende des Individualismus - Die Kultur des Westens zerstört sich selbst, 1993, S. 163). „Die LEX JULIA des Kaisers Augustus aus dem Jahre 14 v.u.Z. bedroht Nachwuchsverweigerer damit, daß sie ihr eigenes Erbe nicht antreten dürfen. Ausnahmen aber müssen gemacht werden - damals für Prostituierte. Daraufhin lassen sich die feinen Damen Roms in die Hurenregister eintragen. Das Imperium geht weiter unter: »Bis man zu den Zeiten kam, in denen wir weder unsere Krankheiten noch ihre Heilmittel ertragen könne«, kommentiert das Livius (63 v.u.Z. - 17 u.Z.) in der Einleitung zu seiner Römischen Geschichte. .... – Damals im Römischen Reich verschwindet mit der Bankrottierung der Bauern die kleine ökonomischen Einheit, auf der das römische Familienleben beruht. Nach der Vollstreckung in ihr verpfändetes Land bleiben diesen Bauern nur noch ihre proles (Kinder), nach dem Wegsterben dieser Proletarier wächst dann nichts mehr nach. Am Ende soll das Imperium ... 2000 Familien gehört haben. Auf immer größer werdenden Latifundien der erfolgreichen Konkurrenten hat gerade noch der Aufseher der Sklavenkaserne eine eigene Familie. Sklavenzuchtversuche scheitern an den langwierigen Preiserwartungen, weil nach Investitionen in zehn oder mehr Lebensjahre plötzlich ein einziger großer Sieg in Parthien Zehntausende billigst auf die Sklavenmärkte des Imperiums spülen und die Aufzuchtkosten zum Verlust machen konnte. Am Ende erfüllt sich des älteren Plinius (23-79) Diagnose latifundia Italiam perdidere (die Latifundien haben Italien [bzw. das Römische Reich] zugrunde gerichtet; Naturgeschichte, Buch XVIII: 35).“ (Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht - Terror im Aufstieg und Fall der Nationen, 2003, S. 47-48). Spengler

„In Rom und Byzanz wurden sechs- bis zehnstöckige Miethäuser - bei höchstens drei Metern Straßenbreite - errichtet, die bei dem Fehlen aller baupolizeilichen Vorschriften oft genug mit ihren Bewohnern zusammenbrachen. ein großer Teil der cives Romani, für die »panem et circenses« den ganzen Lebensinhalt bildeten, besaß nur einen teuer bezahlten Schlafplatz in den ameisenhaft wimmelnden »insulae« (Robert von Pöhlmann, Aus Altertum und Gegenwart, 1911, S. 199 ff.).“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 47; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Die deutsche Gymnastik ist seit 1813 und den sehr provinzialen, urwüchsigen Formen, die ihr Jahn damals gab, in rascher Entwicklung zum Sportmäßigen begriffen. Den Unterschied eines Berliner Sportplatzes an einem großen Tage von einem römischen Zirkus war schon 1914 sehr gering.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 49; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Die Philosophie dieses Buches verdanke ich der Philosophie Goethes, der heute noch so gut wie unbekannten, und erst in viel geringerem grade der Philosophie Nietzsches. Die Stellung Goethes in der westeuropäischen Metaphysik ist noch gar nicht verstanden worden. man nennt ihn nicht einmal, wenn von Philosophie die Rede ist. Unglücklicherweise hat er seine Lehre nicht in einem starren System niedergelegt; deshalb übersehen ihn die Systematiker. Aber er war Philosoph. Er nimmt Kant gegenüber dieselbe Stellung ein wie Plato gegenüber Aristoteles, und es ist ebenfalls eine mißliche Sache, Plato in ein System bringen zu wollen. Plato und Goethe repräsentieren die Philosophie des Werdens, Aristoteles und Kant die des Gewordnen. Hier steht Intuition gegen Analyse. Was verstandesmäßig kaum mitzuteilen ist, findet sich in einzelnen Vermerken und Gedichten Goethes wie den Orphischen Urworten, Strophen wie »Wenn im Unendlichen« (GoetheGoethe) und »Sagt es niemand«, die man als Ausdruck einer ganz bestimmten Metaphysik zu betrachten hat. Am folgenden Ausspruch möchte ich nicht ein Wort geändert wissen: »Die Gottheit ist wirksam im Lebendigen, aber nicht im Toten; sie ist im Werdenden und sich Verwandelnden, aber nicht im Gewordnen und Erstarrten. Deshalb hat auch die Vernunft in ihrer Tendenz zum Göttlichen es nur mit dem Werdenden, lebendigen zu tun, der Verstand mit dem Gewordnen, Erstarrten, daß er es nutze.« (Zu Eckermann). Dieser Satz enthält meine ganze Philosophie.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 68-69; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

Tafeln (Seite 70)
Tafeln (Seite 70)
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Charles Darwin war Malthusianer, wie Spengler richtig erkannt hat (SpenglerSpengler). So ist z.B. in Darwins Autobiographie zu lesen: „15 Monate, nachdem ich meine Untersuchungen systematisch angefangen hatte, las ich zufällig und zur Unterhaltung Malthus' Über die Bevölkerung, und da ich hinreichend darauf vorbereitet war, den überall stattfindenden Kampf um die Existenz zu würdigen, namentlich durch lange fortgesetzte Beobachtungen über die Lebensweise von Tieren und Pflanzen, kam mir sofort der Gedanke, daß unter solchen Umständen günstige Abänderungen dazu neigen, erhalten zu werden, und ungünstige, zerstört zu werden. Das Resultat hiervon würde die Bildung neuer Arten sein. Hier hatte ich nun endlich eine Theorie, mit der ich arbeiten konnte.“ (Darwin). Der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg (Birg): „Umso wichtiger ist es, sich zu vergegenwärtigen, daß schon seit den Anfängen der klassischen Bevölkerungstheorie ein Antagonismus zwischen der kulturtheoretischen und der biologischen Fundierung der Bevölkerungswissenschaft besteht. Anders als bei Süßmilch bilden bei Malthus biologische Reflexionen und nicht kultur- und sozialwissenschaftliche Grundtatsachen den Ausgangspunkt bei der Theorienbildung. Dabei überwiegt die biologische Sichtweise so stark, daß Charles Darwin in seinen biographischen Notizen bekannte, daß er die Idee für eine Theorie der Evolution der Lektüre von Malthus' »Bevölkerungsgesetz« verdanke. .... Malthus' biologische Argumentationsweise ...: »Im Tier- und Pflanzenreich hat die Natur den Lebenssamen mit der verschwenderischsten und freigiebigsten Hand weit umhergestreut. Dafür hat sie an Lebensraum und an Unterhaltsmitteln, die zur Ernährung nötig sind, gespart. Die Lebenskeime auf unserem Fleckchen Erde würden, falls sie ausreichend Nahrung und Platz zur Ausbreitung hätten, im Laufe einiger Jahrtausende Milionen von Welten anfüllen. Die Not als das übermächtige, alles durchdringende Naturgesetz hält sie aber innerhalb der vorgegebenen Schranken zurück. Die Pflanzen- und Tierarten schrumpfen unter diesem großen, einschränkenden Gesetz zusammen. Auch das Menschengeschlecht vermag ihm durch keinerlei Bestrebungen der Vernunft zu entkommen.« Wenn die Zahl der Nachkommen bei menschlichen Populationen ebenso wie bei Pflanzen und Tieren größer ist als die Zahl der Existenzmöglichkeiten, wie werden dann anhand welcher Kriterien aus der Menge der Lebenden die zum Überleben bestimmten Individuen selektiert?  Die in dieser Frage angesprochene Analogie zwischen dem Selektionsmechanismus der »checks« aufgrund des »Bevölkerungsgesetzes« und den Selektionsmechanismen in der Evolutionsbiologie bestand auch auf einem anderen wichtigen Gebiet: Alles Wirtschaften steht unter dem »kalten Stern der Knappheit«, und auch hier gab es einen Selektionsmechanismus, der die überschüssigen Marktteilnehmer zum Ausscheiden aus dem Markt zwingt, und zwar durch die Mechanismen der Konkurrenz und des Wettbewerbs auf den Güter- und Arbeitsmärkten. Aus der Sicht der Theoretiker des Wirtschaftsliberalismus mußte sich der Selektionsmechanismus der ökonomischen Konkurrenz und des Wettbewerbs auf den Wohlstand eines Gemeinwesens positiv auswirken, weil er die weniger Tüchtigen zurückdrängt und die Tüchtigen zum Zuge kommen läßt. Die Selektionstheorie hatte offensichtlich eine außerordentlich hohe Erklärungskraft: Im Falle der Biologie erklärte sie die Tendenz der Organismen zur Höherentwicklung im Verlauf der Evolution, wie Darwin auf Malthus gestützt erkannte, und im Falle der Wirtschaft die Tendenz zu wachsendem Wohlstand bei den Nationen, derern Wirtschaft sich an den Prinzipien des Marktes, der ökonomischen Konkurrenz und des Wettbewerbs orientierten.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 42-44). Man sollte nicht vergessen: „Malthus' »Bevölkerungsgesetz erfüllt keine der Voraussetzungen, die jede Theorie erfüllen sollte, um in der Wissenschaft ernstgenommen zu werden. .... Es ist sogar zu befürchten, daß der Malthusianismus nach seinem gegenwärtigen Wandel zum ökologischen Malthusianismus im 21. Jahrhundert noch verheerendere Auswirkungen haben wird als in den beiden vergangenen Jahrhunderten.“ (Ebd., S. 29-30). Schlechte Zeugnisnoten für Malthus und Darwin!

Zum Parallelenaxiom: „Daß durch einen Punkt zu einer Geraden nur eine Parallele möglich sei, ein Satz, der sich nicht beweisen läßt.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 114). Euklid

„Es ist nicht überflüssig hinzuzufügen, daß diese reinen Phänomene der lebendigen Natur fernab von allem Kausalen liegen und daß der Materialismus ihr Bild erst durch Hineintragen von Zweckmäßigkeitsursachen verderben mußte, um ein System für den Alltagsverstand zu erhalten. Goethe, der vom Darwinismus ungefähr so viel vorweggenommen hat, als in fünfzig Jahren von ihm übrig sein wird, schaltet das Kausalitätsprinzip ganz aus. Es kennzeichnet das ursachen- und zwecklose wirkliche Leben, daß die Darwinisten das Fehlen des Prinzips hier gar nicht bemerkt haben. Der Begriff des Urphänomens läßt keinerlei kausale Annahmen zu, man müßte ihn denn erst mechanistisch mißverstehen.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 150).

Die „Angst“, die Spengler hier eindrucksvoll beschreibt (SpenglerSpenglerSpenglerSpengler) und der er „wesentliche Bedeutung als kulturellen Antrieb innerhalb der Weltgeschichte zuschreibt“ (Frank Lisson, Oswald Spengler - Philosoph des Schicksals, 2005, S. 21 Lisson), hatte bei ihm selbst eine ebenso wesentliche Bedeutung: „Wenn ich mein Leben betrachte, ist es ein Gefühl, das alles, alles beherrscht hat: Angst, Angst vor der Zukunft, Angst vor Verwandten, Angst vor Menschen, vorm Schlaf, vor Behörden, vor Gewitter, vor Krieg, Angst, Angst. Ich habe nie den Mut gehabt, das andren zu zeigen. Sie hätten mich auch nicht verstanden. Ich glaube, daß niemand in einer so ungeheuren inneren Vereinsamung lebte (ich erinnere mich an mein sechstes Jahr, wo es auch schon so war). Und so begann ich zu lügen, weil ich mich fürchtete, weil ich mich nicht verraten wollte, denn ich wagte es nicht, über mein Inneres zu reden.“ (Oswald Spengler, Eis heauton 79Spengler; zitiert in: Frank Lisson, ebd., S. 21). Lisson: „Es ist diese permanente Angst** vor allem Möglichen, die ihn seit Kindertagen verfolgt und quält und die er, trotz aller Stilisierung, doch als höchst problematisch wahrnimmt. **Das Gefühl scheinbar unbestimmter Angst ist bei sensiblen Kindern auffällig verbreitet. So berichtet etwa der junge Hermann Hesse fast wortgleich mit Spengler: »Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen Widerstreit auf ein Grundgefühl zurückführen und mit einem einzigen Namen bezeichnen sollte, so wüßte ich kein anderes Wort als: Angst. Angst war es, Angst und Unsicherheit, was ich in allen jenen Stunden empfand: Angst vor Strafe, Angst vor dem eigenen Gewissen, Angst vor Regungen meiner Seele, die ich als verboten und verbrecherisch empfand.« Vgl. Hermann Hesse, Kinderseele (Hesse), in: Gesammelte Erzählungen, Bd. 5, S. 183.“ (Frank Lisson, ebd., S. 21 bzw. S. 82 [**Anm. 39 z. S. 21]). So wie Frank Lisson bezüglich der Weltangst (als der Angst des Schöpferischen in der Weltgeschichte) Oswald Spenglers Ähnlichkeiten bei Hermann Hesse sieht, so sieht Andreas Hetzel (Benjamin) bezüglich der ästhetischen Welterschließung Oswald Spenglers Ähnlichkeiten bei Walter Benjamin (Benjamin). Die drei Dichter-Ästheten gehören derselben Generation an, was dazu verleiten könnte, sie allein schon wegen dieser Parallele über alle Unterschiede hinweg, die es zwischen ihnen zweifellos ja doch auch gibt, zu verkuppeln. Aber trotzdem sind die von Lisson und Hetzel festgestellten Ähnlichkeiten nicht unerheblich. Wie dem auch sei, auch als Autor kann man die eigene Kindheit wohl nie so richtig abschütteln, sollte man auch gar nicht, wie man an Spenglers Verarbeitung seiner Kindheit als Angstgeschichte sehen kann. „Später schreibt er dem Phänomen der Angst wesentliche Bedeutung als kulturellem Antrieb innerhalb der Weltgeschichte zu: »Es ist jene tiefe Weltangst der Kinderseele, welche den höheren Menschen, den Gläubigen, den Dichter, den Künstler in seiner grenzenlosen Vereinsamung niemals verläßt .... Es ist etwas ganz Unfaßbares, das Zukunft in Vergangenheit verwandelt, und dies gibt der Zeit im Gegensatz zum Raume jenes widerspruchsvoll Unheimliche und drückend Zweideutige, dessen sich kein bedeutender Mensch ganz erwehren kann. Die Weltangst ist sicherlich das schöpferischste aller Urgefühle« (Spengler).“ (Frank Lisson, ebd., S. 21-22). Jürgen Naeher (*1947Naeher) stellte 1984 in seinem Buch Oswald Spengler (mit Selbstzeugnissen und BilddokumentenNaeher) fest, daß der von Angst und Einsamkeit bestimmte „Teufelskreis“ nur punktuell zu durchbrechen sei: „Gerade Spenglers »Einsamkeit« läßt ihn immer wieder mißverstehen, wie sehr solche Einsamkeit doch auch die anderer Menschen sein könnte, wie sehr sie tatsächlich, in vielem, die anderer ist. Sie läßt ihn immer auch mißkennen, wie sehr die durch solche Einsamkeit mitbedingte »Angst« gleichfalls andere empfinden, wie sehr diese Angst ein Grundgefühl seiner Zeit bestimmt. Solche Angst, die wiederum zu einer Bedingung von Einsamkeit wird, sie fand auch prägnanten Ausdruck etwa bei George, Thomas Mann und Kafka, in Werken, die nach Hegels Einsicht Philosophie, ihre Zeit in Gedanken erfassen, durch ästhetische Form vermittelt. Jene Einsamkeit, jene Angst, sie sind - umgekehrt von jenen anderen, von jedenfalls vielen, verstanden, als ihre eigene Erfahrung empfunden worden. Spengler hat sie im Untergang des Abendlandes, zumindest für die damalige Leseerfahrung offensichtlich, mitgestaltet. Was er immer wieder auch als seine Besonderheit empfindet, ist das Gefühl einer Einsamkeit und Angst, »wie sie vielleicht niemand hat«. In dieser «Besonderheit» kann er sich auch als Prototypus, als Symbol von «allgemeiner» Bedeutung auffassen. Dem Untergang des Abendlandes ist dies unterlegt. Will man es auf diese Weise sehen, hat sich Spengler mit dem Hauptwerk auch als er selber mitgeteilt: auf dem Umweg, von seiner Biographie so weit abzusehen, daß er sie als »Biographie« seiner Zeit, einer »Zwischenzeit« (Spengler), zusammenfassen kann. Von hier schließlich konzipiert er sie als »Biographie« derjenigen Geschichte, die diese Zeit hervorbrachte (»Biographie« ist ein - Goethesches - Stichwort im Untergang des Abendlandes).“ (Jürgen Naeher, ebd., S. 52-53). Einige Zeilen weiter ist zu lesen, was auch (oder sogar nur!?!) auf Naeher selber zutrifft: „Dies ist zunächst krude Individualpsychologie, «Psychoanalyse» im verkürzenden Sinne, und benennt dabei kaum den Begründungszusammenhang von »Einsamkeit: Verzweiflung, Angst und Schuldgefühl« als Zusammenhang, als kreisende Struktur.“ (Ebd., S. 53-54).

Untergänge kommen immer primär von innen! Sie sind Vollendungen! (). Keine Katastrophen! Keine Zerstörungen! Zwar können auch äußere Einflüsse eine Kultur zerstören, aber bisher ist das in der Geschichte noch nie passiert. Die Natur wäre am ehesten in der Lage, eine Kultur zu zerstören, doch Naturkatastrophen wie z.B. Meteoriteneinschläge müßten schon von so großer Masse bzw. Energie sein, die für eine Verwüstung der Erde oder zumindest eines Erdteils ausreicht. Bisher ist Homo sapiens sapiens das noch nicht passiert. Auch die Kultur der Maya/Inka () war längst untergegangen, als die Spanier dort auftauchten und zerstörten, was davon noch erhalten war: eine bereits erstarrte Kultur (Zivilisation). Eine Zerstörung von außen hat bisher noch nie den Untergang einer historischen Kultur herbeigeführt oder - naturwissenschaftlicher formuliert - verursacht, allenfalls verstärkt, aber eben nicht verursacht. Noch nie! Auch z.B. der Untergang der Antike war primär ein innerlich ablaufender Prozeß, der von außen nur deshalb und um so mehr verstärkt und beschleunigt wurde, weil und je mehr diese Kultur ohnehin selbst schon schwächer und langsamer geworden war. Der Untergang einer jeden Kultur ist ein Prozeß der Vollendung, des Fertigwerdens, des allmählichen Versteinerns und Erstarrens (des „Einwinterns“ [„Einschneiens und Einfrierens“]), des Vergreisens! Der Untergang des Abendlandes ist also ebenfalls als ein solcher Prozeß zu verstehen.

Spengler verweist hier insbesondere auf Abhandlungen im 2. Teil (S. 152-209) des 2. Kapitels (S. 152 - 209), z.B.: „Das Zeitproblem“ (S. 158-165), „Die Zeit Gegenbegriff zum Raum“ (S. 165-169), „Die Zeitsymbole“ (S. 169-177). Zum Buch

„Für uns durch die christliche Zeitrechnung und das Schema Altertum – Mittelalter – Neuzeit geordnet; auf dieser Grundlage haben sich seit den Frühtagen der Gotik auch Bilder der Religions- und Kunstgeschichte entwickelt, in denen eine große Zahl abendländischer Menschen beständig lebt. Das gleiche für Plato oder Phidias vorauszusetzen – während es schon für Renaissancekünstler im höchsten Grade gilt und ihre Werturteile vollständig beherrscht hat – ist ganz unmöglich.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 173; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Helios ist nur eine poetische Gestalt. Er hatte weder Tempel noch Statuen noch einen Kult. Noch weniger war Selene eine Mondgöttin.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 192; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Man sollte das Wort Dimension nur in der Einzahl gebrauchen. Es gibt Ausdehnung, aber nicht Ausdehnungen. Die Dreizahl der Richtungen ist schon eine Abstraktion und im unmittelbaren Dehnungsgefühl des Leibes (der »Seele«) nicht enthalten. Aus dem Wesen der Richtung stammt der geheimnisvolle tierhafte Unterschied von rechts und links, und dazu kommt der pflanzenhafte Zug von unten nach oben – Erde und Himmel. Dieses ist eine traumhaft gefühlte Tatsache, jenes eine zu erlernende Wahrheit des Wachseins, die deshalb der Verwechslung unterliegen kann. Beides findet seinen Ausdruck in der Baukunst, nämlich in der Symmetrie des Grundrisses und der Energie des Aufrisses, und nur deshalb empfinden wir in der »Architektur« des uns umgebenden Raumes den Winkel von 90° als ausgezeichnet und nicht etwa den von 60°, der eine ganz andere Zahl von »Dimensionen« ergeben würde.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 218; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Weder im Griechischen noch im Latein; topoV (= locus) heißt Ort, Gegend, auch Stand im sozialen Sinne, soma (= spatium) Abstand (»zwischen«), Distanz, Rang, auch Grund und Boden (ta ek thV cwraV die Feldfrüchte); to cenon (= vacuum) bezeichnet ganz unzweideutig einen hohlen Körper, wobei der Akzent auf der Umschließung liegt. In der Literatur der Kaiserzeit, welche das magische Raumgefühl durch antike Worte wiederzugeben sucht, bedient man sich hilfloser Ausdrücke wie oratoV topoV (»Sinnenwelt«) oder spatium inane (»unendlicher Raum«, aber auch weite Fläche; die Wurzel des Wortes spatium bedeutet schwellen, fettwerden). In der echt antiken Literatur lag das Bedürfnis einer Umschreibung nicht vor, weil die Vorstellung völlig fehlte.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 218; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Was im Folgenden angedeutet ist, habe ich einem metaphysischen Buch entnommen, das ich in kurzem vorzulegen hoffe“  (Oswald Spengler). Das Buch, das Spengler meint, ist das unvollendet hinterlassene Werk „Urfragen“. Werke von Spengler

Die magische Kultur (Magische Kultur), Spengler nannte sie auch „Arabien“ (Arabien), hat ein dualistischem Seelenbild: „Geist und Seele“, ihr Ursymbol ist die „Welthöhle“. Vertreter der magischen Kultur berücksichtigen stets den „Consensus“ - die Übereinstimmung der Gelehrten als Grundlage für die religiöse (= „wahre“) Lehre. Das arabische Wort „Idschma“ ist auch in diesem Sinne zu verstehen, und es gilt immer noch als eines der vier Grundprinzipien der islamischen Rechtslehre. Der magischen Kultur haftet an, daß sie mit Schuldzuweisungen arbeitet, d.h. jedem Subjekt Schuld zuspricht, z.B. durch die Erbsünde. Die bekannten monotheistischen Religionen sind eine Schöpfung der magischen Kultur. (). Also: „Die arabische Kultur bleibt problematisch, weil sie nie einen eigenen Körper ausbilden, sich nie überzeugend territorialisieren konnte und darum nur als höhere Gespenstergeschichte möglich war - Spengler nennt das vornehm eine Pseudomorphose. (Pseudomorphose). Vergessen wir nicht, daß nach ihm das Christentum in seinem ersten Zyklus nur eine Metastase der übervölkisch herumspukenden arabischen Seele gewesen sein soll.“ (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 226-227).Spengler / Sloterdijk

„[Schon wenige Jahre später änderte Spengler, tiefer in die Materie eingedrungen, seine hier vorgetragenen Ansichten über die Frühgeschichte grundlegend und schied den seefahrenden »Alten Westen« von der jüngeren »nordischen« Frühkultur. Die Aufsätze »Zur Weltgeschichte des 2. vorchristlichen Jahrtausends« und über den Streitwagen (beides wiederabgedruckt in den »Reden und Aufsätzen« 1937, München, C.H. Beck) geben darüber Aufschluß. H.K.]“ (Hildegard Kornhardt, in: Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 457; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Und es müßte erst gesagt werden, ob mit dem Christentum der Kirchenväter oder mit dem der Kreuzzüge, denn dies sind zwei verschiedene Religionen unter derselben dogmatisch-kultischen Gewandung. Der gleiche Mangel an psychologischem Feingefühl tritt in dem beliebten Vergleich des heutigen Sozialismus mit dem Urchristentum zutage.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 457; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Man beachte die auffallende Ähnlichkeit vieler Römerköpfe mit denen heutiger Tatsachenmenschen amerikanischen Stils und, wenn auch nicht so deutlich, mit manchen ägyptischen Porträtköpfen des Neuen Reichs.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 459; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Der Japaner gehörte früher zur chinesischen und gehört heute auch noch zur abendländischen Zivilisation; eine japanische Kultur im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es nicht. Der japanische Amerikanismus ist also anders zu beurteilen.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 615; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Und nicht etwa »nicht vorhanden«. Es heißt das magische Weltgefühl () mißverstehen, wenn man in die Bezeichnung »der wahre Gott« eine faustisch-dynamische Bedeutung legt. (Faustisches). Der Götzendienst, den man bekämpft, setzt die volle Wirklichkeit der Götzen und Dämonen voraus. Die israelitischen Propheten haben nicht daran gedacht, die Baale zu leugnen und ebenso sind Mithras und Isis für die frühen Christen, Jehovah für den Christen Marcion, Jesus für die Manichäer teuflische, aber höchst reale Mächte. Daß man »an sie nicht glauben« soll, ist ein Ausdruck ohne Sinn für das magische Empfinden; man soll sich nicht an sie wenden. Das ist, nach einer längst geläufigen Bezeichnung, Henotheismus, nicht Monotheismus ().“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 800; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

Mandäer (zu aramäisch bzw. mandäisch als aramäischer Soziolekt einer religiösen Sekte: manda = „Erkenntnis“) sind die Anhänger einer gnostischen Religionsgemeinschaft (vgl. griechisch: gnosis = „Erkenntnis“), deren Lehre, ähnlich wie im Manichäismus (Manichäismus), durch die Annahme eines Widerstreits zwischen der Lichtwelt und dem stofflichen Bereich der Finsternis geprägt ist. Die menschliche Seele, die der himmlischen Lichtwelt entstammt, aber auf der Erde durch die Materie gefesselt ist, erlangt die Erlösung durch Erkenntnis dieses Zustandes. Unter den kultischen Mitteln, die die Erlösung fördern sollen, nimmt die möglichst oft im fließendem Wasser zu vollziehende Taufe eine vorrangige Stellung ein (vgl. Johannes der Täufer). „Im Neuen Testament, das seine endgültige Fassung ganz im Gebiet westlich-antiken Denkens erhielt, wird die mandäische Religion und die ihr zugehörige Sekte der Johannisjünger nicht mehr verstanden, wie überhaupt alles Östliche hier wie versunken erscheint. Es besteht aber außerdem eine fühlbare Feindseligkeit zwischen der damals weitverbreiteten Johannisgemeinde und dem Urchristentum (Apostelgeschichte, Kap. 18-19. Vgl. M. Dibelius, Die urchristliche Überlieferung von Johannes dem Täufer). Die Mandäer haben das Christentum später ebenso schroff abgelehnt wie das Judentum: Jesus war für sie ein falscher Messias; in ihrer Apokalypse vom Herrn der Größe wird das Erscheinen des Enosh weiterhin verkündet.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 818; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler). Die heiligen Schriften der Mandäer (heute noch ca. 25000 Anhänger) sind in Mandäisch, dem aramäischen Soziolekt dieser Sekte, verfaßt und im 7./8.Jh. kanonisiert worden.

„Auch wenn man nicht mit Oswald Spengler der Meinung ist, die Worte des drohenden Jesus gäben seinen Origanalton wider (vgl. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 818f.), ist nicht abzustreiten, daß der apokalyptische Furor seinen Reden eine charakteristische Tönung verleiht (Apokalyptik).“ (Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, 2006, S. 153).

Nach einem Ausdruck von Leo Frobenius (1873-1938 Frobenius), Paideuma, 1920, S. 92. Frobenius

Dieses erste Zeitalter gliederte Spengler später in 3 Epochen, andeutungsweise in „Der Mensch und die Technik“ (1931Spengler), ausführlich in den unvollendeten „Urfragen“. Spengler

Leo Frobenius (1873-1938 Frobenius) unterschied 3 Zeitalter! Vgl. z.B. „Und Afrika sprach“ (1912) und „Paideuma. Umrisse einer Kultur- und Seelenlehre“ (1920). Frobenius

„»Für den Herrscher der Mitte gibt es kein Ausland« (Kung-yang). »Der Himmel spricht nicht; er läßt durch einen Menschen seine Gedanken verkünden« (Tung Tschung-schu). Seine Verfehlungen wirken durch den ganzen Kosmos hindurch und führen zu Erschütterungen in der Natur (O. Franke, Zur Geschichte des konfuzianischen Dogmas, 1920, S. 212 ff., 244 f.). Dem antiken und indischen Staatsdenken liegt dieser mystisch-universale Zug gänzlich fern.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1021; vgl. Text zu dieser Anmerkung ).

„Was Diels, »Antike Technik«, zusammengetragen hat, ist ein umfangreiches Nichts. Zieht man ab, was noch der babylonischen Zivilisation angehört wie die Sonnen- und Wasseruhren, oder schon der arabischen Frühzeit wie die Chemie und die Wanderuhr von Gaza, oder was in jeder andren Kultur durch seine bloße Anführung beleidigen würde wie die Arten der Türverschlüsse, so bleibt kein Rest.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1186; vgl. Text zu dieser Anmerkung Spengler).

„Mögen also die Liberalen wie die Marxisten im 19. Jahrhundert folgenschwere Versuche unternommen haben, das Phänomen Industriegesellschaft zu interpretieren. Das Ereignis Fossilenergetik wurde weder in dem einen noch in dem anderen System wahrgenommen, geschweige denn begrifflich durchdrungen. Die dominierenden Ideologien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts blieben, indem sie den doktrinär überhöhten Arbeitswert an die Spitze aller Erklärungen des Reichtums stellten, chronisch unfähig, zu begreifen, daß die industriell geförderte und genutzte Kohle kein »Rohstoff« wie jeder andere ist, sondern der erste große Entlastungsagent (so wie ihn schon Spengler auf geniale Art scharf und deutlich gemacht hatSpengler!). Dank dieses universalen »Naturarbeiters« (den die Alchemisten über Jahrhunderte vergeblich gesucht hatten) hielt das Prinzip Überfluß seinen Einzug in das Treibhaus der Zivilisation.“ (Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 359-360Sloterdijk). Eigentlich hätte also schon seit Ende des 18. Jahrhunderts im Abendland die Einsicht dominant werden müssen, „die fossilen Energieträger und die drei Motoren-Generationen, die ihre Sprößlinge sind, die der Dampfmaschinen, der Verbrennungsmotoren und der Elektromotoren, als die primären Entlastungsagenten der Moderne zu begreifen, ja selbst wenn man so weit gehen will, in ihnen den genius benignus einer Zivilisation jenseits des Mangels und der muskulären Sklaverei zu begrüßen ....“ (Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 360Sloterdijk). Spengler

Ducunt fata volentem, nolentem trahunt: „Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin“.


NACH OBEN Quos Jupiter vult perdere dementat: „Wen Jupiter verderben will, dem raubt er den Verstand“.

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