Experimentalpolitik: die französische Revolution.
Georg
Christoph Lichtenberg |
Ich
ging durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause, und da ich die vorliegenden Treppen
hinausgestiegen war und in die Tür trat, fiel mir das reizendste Schauspiel
in die Augen, das ich je gesehen habe. In dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder
von eilf zu zwei Jahren um ein Mädchen von schöner Gestalt, mittlerer
Größe, die ein simples weißes Kleid, mit blassroten Schleifen
an Arm und Brust, anhatte. Sie hielt ein schwarzes Brot und schnitt ihren Kleinen
rings herum jedem sein Stück nach Proportion ihres Alters und Appetits ab,
gab's jedem mit solcher Freundlichkeit, und jedes rief so ungekünstelt sein:
Danke!Johann
Wolfgang Goethe, Die Leiden des jungen Werthers, 1774, S. 21 |
Versuche
nur einmal, ganz Natur zu sein - es ist nicht auszuhalten.Arthur
Schopenhauer, Tagebuch |
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Aber
es ist kein Zweifel, auch zu uns noch redet ein »du sollst«, auch
wir noch gehorchen einem strengen Gesetze über uns, und dies ist die
letzte Moral, die sich auch uns noch hörbar macht, die auch wir noch zu leben
wissen, hier, wenn irgendworin, sind auch wir noch Menschen des Gewissens: daß
wir nämlich nicht wieder zurückwollen in das, was uns als überlebt
und morsch gilt, in irgend etwas »Unglaubwürdiges«, heiße
es nun Gott, Tugend, Wahrheit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe; daß wir
uns keine Lügenbrücken zu alten Idealen gestatten; daß wir von
Grund aus allem feind sind, was in uns vermitteln und mischen möchte; feind
jeder jetzigen Art Glauben und Christlichkeit; feind dem Halb-und Halben aller
Romantik und Vaterländerei; feind auch der Artisten-Genüßlichkeit,
Artisten-Gewissenlosigkeit, welche uns überreden möchte, da anzubeten,
wo wir nicht mehr glauben denn wir sind Artisten ; feind, kurzum,
dem ganzen europäischen Feminismus (oder Idealismus, wenn man's lieber
hört), der ewig »hinanzieht« und ewig gerade damit »herunter
bringt«: allein als Menschen dieses Gewissens fühlen wir uns
noch verwandt mit der deutschen Rechtschaffenheit und Frömmigkeit von Jahrtausenden,
wenn auch als deren fragwürdigste und letzte Abkömmlinge, wir Immoralisten,
wir Gottlosen von heute, ja sogar, in gewissem Verstande, als deren Erben, als
Vollstrecker ihres innersten Willens, eines pessimistischen Willens, wie gesagt,
der sich davor nicht fürchtet, sich selbst zu verneinen, weil er mit Lust
verneint! In uns vollzieht sich, gesetzt daß ihr eine Formel wollt,
die Selbstaufhebung der Moral. Friedrich
Nietzsche, Morgenröte, 1881, Vorrede, S. 10 |
Man
sieht, was eigentlich über den christlichen Gott gesiegt hat: die christliche
Moralität selbst, der immer strenger genommene Begriff der Wahrhaftigkeit,
die Beichtväter-Feinheit des christlichen Gewissens, übersetzt und sublimiert
zum wissenschaftlichen Gewissen, zur intellektuellen Sauberkeit um jeden Preis.
Die Natur ansehn, als ob sie ein Beweis für die Güte und Obhut eines
Gottes sei; die Geschichte interpretieren zu Ehren einer göttlichen Vernunft,
als beständiges Zeugnis einer sittlichen Weltordnung und sittlicher Schlußabsichten;
die eignen Erlebnisse auslegen, wie sie fromme Menschen lange genug ausgelegt
haben, wie als ob alles Fügung, alles Wink, alles dem Heil der Seele zuliebe
ausgedacht und geschickt sei: das ist nunmehr vorbei, das hat das Gewissen gegen
sich, das gilt allen feineren Gewissen als unanständig, unehrlich, als Lügnerei,
Feminismus, Schwachheit, Feigheit mit dieser Strenge, wenn irgendwomit,
sind wir eben gute Europäer und Erben von Europas längster und tapferster
Selbstüberwindung.Friedrich
Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 1882, S. 227-228 |
Das
Du ist älter als das Ich ....
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883-1885, S. 73 |
Der
Mann soll zum Kriege erzogen werden und das Weib zur Erholung des Kriegers: alles
Andere ist Thorheit.Friedrich
Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883-1885, S. 81 |
Du
gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!Friedrich
Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883-1885, S. 82 |
Nicht
nur fort sollst du dich pflanzen, sondern hinauf! Dazu helfe dir der Garten der
Ehe! Einen höheren Leib sollst du schaffen, eine erste Bewegung, ein aus
sich rollendes Rad, - einen Schaffenden sollst du schaffen. Ehe: so heisse ich
den Willen zu Zweien, das Eine zu schaffen, das mehr ist, als die es schufen.Friedrich
Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883-1885, S. 86 |
Was,
in aller Strenge gefragt, hat eigentlich über den christlichen Gott gesiegt?
Die Antwort steht in meiner »fröhlichen Wissenschaft« (II, 227
f.): »Die christliche Moralität selbst, der immer strenger genommene
Begriff der Wahrhaftigkeit, die Beichtväter-Feinheit des christlichen Gewissens,
übersetzt und sublimiert zum wissenschaftlichen Gewissen, zur intellektuellen
Sauberkeit um jeden Preis. Die Natur ansehn, als ob sie ein Beweis für die
Güte und Obhut eines Gottes sei; die Geschichte interpretieren zu Ehren einer
göttlichen Vernunft, als beständiges Zeugnis einer sittlichen Weltordnung
und sittlicher Schlußabsichten; die eignen Erlebnisse auslegen, wie sie
fromme Menschen lange genug ausgelegt haben, wie als ob alles Fügung, alles
Wink, alles dem Heil der Seele zu Liebe ausgedacht und geschickt sei: das ist
nunmehr vorbei, das hat das Gewissen gegen sich, das gilt allen
feineren Gewissen als unanständig, unehrlich, als Lügnerei, Feminismus,
Schwachheit, Feigheit mit dieser Strenge, wenn irgendwomit, sind wir eben
gute Europäer und Erben von Europas längster und tapferster Selbstüberwindung.«
Friedrich
Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 344 bzw. 898 |
Der
Parsifal wird in der Kunst der Verführung ewig seinen Rang behalten,
als der Geniestreich der Verführung .... Ich bewundere dies Werk,
ich möchte es selbst gemacht haben; in Ermangelung davon verstehe ich
es .... Wagner war nie besser inspiriert als am Ende. Das Raffinement im Bündnis
von Schönheit und Krankheit geht hier so weit, daß es über Wagners
frühere Kunst gleichsam Schatten legt sie erscheint zu hell, zu gesund.
Versteht ihr das? Die Gesundheit, die Helligkeit als Schatten wirkend? als Einwand
beinahe? .... So weit sind wir schon reine Toren .... Niemals gab es einen
größeren Meister in dumpfen hieratischen Wohlgerüchen nie
lebte ein gleicher Kenner alles kleinen Unendlichen, alles Zitternden und Überschwänglichen,
aller Feminismen aus dem Idiotikon des Glücks! Trinkt nur, meine Freunde,
die Philtren dieser Kunst! Ihr findet nirgends eine angenehmere Art, euren Geist
zu entnerven, eure Männlichkeit unter einem Rosengebüsche zu vergessen
.... Ah dieser alte Zauberer! Dieser Klingsor aller Klingsore! Wie er uns
damit den Krieg macht! uns, den freien Geistern! Wie er jeder Feigheit der modernen
Seele mit Zaubermädchen-Tönen zu Willen redet! Es gab nie einen
solchen Todhaß auf die Erkenntnis! Man muß Zyniker sein,
um hier nicht verführt zu werden, man muß beißen können,
um hier nicht anzubeten. Wohlan, alter Verführer! Der Zyniker warnt dich
cave canem .... Friedrich
Nietzsche, Der Fall Wagner, 1888, S. 37 |
Man
könnte sagen, daß in gewissem Sinne das neunzehnte Jahrhundert das
alles auch erstrebt hat, was Goethe als Person erstrebte: eine Universalität
im Verstehn, im Gutheißen, ein An-sich-heran-kommen-lassen von jedwedem,
einen verwegnen Realismus, eine Ehrfurcht vor allem Tatsächlichen. Wie kommt
es, daß das Gesamt-Ergebnis kein Goethe, sondern ein Chaos ist, ein nihilistisches
Seufzen, ein Nicht-wissen-wo-aus-noch-ein, ein Instinkt von Ermüdung, der
in praxi fortwährend dazu treibt, zum achtzehnten Jahrhundert zurückzugreifen?
( zum Beispiel als Gefühls-Romantik, als Altruismus und Hyper-Sentimentalität,
als Feminismus im Geschmack, als Sozialismus in der Politik). Ist nicht das neunzehnte
Jahrhundert, zumal in seinem Ausgange, bloß ein verstärktes verrohtes
achtzehntes Jahrhundert, das heißt ein décadence-Jahrhundert?
So daß Goethe nicht bloß für Deutschland, sondern für ganz
Europa bloß ein Zwischenfall, ein schönes Umsonst gewesen wäre?
Aber man mißversteht große Menschen, wenn man sie aus der armseligen
Perspektive eines öffentlichen Nutzens ansieht. Daß man keinen Nutzen
aus ihnen zu ziehen weiß, das gehört selbst vielleicht zur Größe.Friedrich
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, 1889, in: Werke III, S. 471-472
bzw. 1025-1026 |
Wenn das Weib männliche
Tugenden hat, so ist es zum Davonlaufen; und wenn es keine männliche Tugenden
hat, so läuft es selbst davon.Friedrich
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, 1889, in: Werke III, S. 392 bzw.
951 |
Wie
die Thiere seit undenklichen Zeiten immer dasselbe thun, so würde auch das
menschliche Geschlecht, wenn es nur Weiber gäbe, in seinem Urzustände
geblieben sein. Aller Fortschritt geht vom Manne aus.Paul
Julius Möbius, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes,
1900, S. 18 |
Würde
das bloß Weibliche wirken, so würde die Individualität der Menschen
ausgelöscht werden, die Menschen würden alle gleich werden. .... Individualisierung
geschieht durch die Einwirkung des männlichen Geschlechts auf das weibliche.Rudolf
Steiner, Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, 1908-1909, S. 138 |
Eine
Kultur wird in dem Augenblick geboren, wo eine große Seele aus dem urseelenhaften
Zustande ewig-kindlichen Menschentums erwacht, sich ablöst, eine Gestalt
aus dem Gestaltlosen, ein begrenztes und Vergängliches aus dem Grenzenlosen
und Verharrenden. Sie erblüht auf dem Boden einer genau abgrenzbaren Landschaft,
an die sie pflanzenhaft gebunden bleibt. Eine Kultur stirbt, wenn diese Seele
die volle Summe ihrer Möglichkeiten in der Gestalt von Völkern, Sprachen,
Glaubenslehren, Künsten, Staaten, Wissenschaften verwirklicht hat und damit
wieder ins Urseelentum zurückkehrt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 143 |
Dies
ist der Sinn aller Untergänge in der Geschichte - der inneren und
äußeren Vollendung, des Fertigseins, das jeder lebendigen Kultur bevorsteht
-, von denen der in seinen Umrissen deutlichste als »Untergang der Antike«
vor uns steht, während wir die frühesten Anzeichen des eignen, eines
nach Verlauf und Dauer jenem völlig gleichartigen Ereignisses, das den ersten
Jahrhunderten des nächsten Jahrtausends angehört, den »Untergang
des Abendlandes«, heute schon deutlich in und um uns spüren.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
Jede
Kultur durchläuft die Altersstufen des einzelnen Menschen. Jede hat ihre
Kindheit, ihre Jugend, ihre Männlichkeit und ihr Greisentum.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
Jede
Kultur, jede Frühzeit, jeder Aufstieg und Niedergang, jede ihrer innerlich
notwendigen Stufen und Perioden hat eine bestimmte, immer gleiche, immer mit dem
Nachdruck eines Symbols wiederkehrende Dauer.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
Jede
Kultur hat ihre eigene Art, seelisch zu verlöschen, und nur die eine,
die aus ihren ganzen Leben mit tiefster Notwendigkeit folgt. Deshalb sind Buddhismus,
Stoizismus, Sozialismus morphologisch gleichwertige Ausgangserscheiningen.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 455 |
Der
faustische Nihilist ... zertrümmert die Ideale; der apollinische ... läßt
sie vor seinen Augen zerfallen; der indische zieht sich vor ihnen in sich selbst
zurück.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 456 |
Auch
der Begriff eines sozialistischen Nirwana ist zu rechtfertigen, sofern man die
Flucht vor dem Kampf ums Dasein ins Auge faßt, wie die europäische
Müdigkeit sie in Schlagworte Weltfriede, Humanität und Verbrüderung
aller Menschen kleidet.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 457 |
Das
Wesen aller Kultur ist Religion; folglich ist das Wesen aller Zivilisation
Irreligion.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 458 |
Der
letzte Mensch der Weltstädte will nicht mehr leben, wohl als einzelner,
aber nicht als Typus, als Menge ....Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 679 |
Nicht
nur weil Kinder unmöglich geworden sind, sondern vor allem weil die bis zum
äußersten gesteigerte Intelligenz keine Gründe für ihr Vorhandensein
mehr findet, bleiben sie aus.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 679 |
Die
große Wendung tritt ein, sobald es im alltäglichen Denken einer hochkultivierten
Bevölkerung für das Vorhandensein von Kindern »Gründe«
gibt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 681 |
Statt
der Kinder haben sie seelische Konflikte, die Ehe ist eine kunstgewerbliche Aufgabe
und es kommt darauf an, »sich gegenseitig zu verstehen«. Es ist ganz
gleichgültig, ob eine amerikanische Dame für ihre Kinder keinen zureichenden
Grund findet, weil sie keine season versäumen will, eine Pariserin,
weil sie fürchtet, daß ihr Liebhaber davongeht, oder eine Ibsenheldin,
weil sie »sich selbst gehört«. Sie gehören alle sich selbst
und sie sind alle unfruchtbar.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 680 |
Kinderreichtum,
dessen ehrwürdiges Bild Goethe im Werther noch zeichnen konnte, wird etwas
Provinziales. Der kinderreiche Vater ist in Großstädten eine Karikatur
- Ibsen hat sie nicht vergessen; sie steht in seiner »Komödie der Liebe«.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 681 |
Auf
dieser Stufe beginnt in allen Zivilisationen das mehrhundertjährige Stadium
einer entsetzlichen Entvölkerung. Die ganze Pyramide des kulturfähigen
Menschentums verschwindet. Sie wird von der Spitze herab abgebaut, zuerst die
Weltstädte, dann die Provinzstädte, endlich das Land, das durch die
über alles Maß anwachsende Landflucht seiner besten Bevölkerung
eine Zeitlang das Leerwerden der Städte verzögert. Nur das primitive
Blut bleibt zuletzt übrig, aber seiner starken und zukunftreichen Elemente
beraubt. Es entsteht der Typus des Fellachen.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 681 |
Deshalb
finden wir auch in diesen Zivilisationen schon früh die verödeten Provinzstädte
und am Ausgang der Entwicklung die leerstehenden Riesenstädte, in deren Steinmassen
eine kleine Fellachenbevölkerung nicht anders haust als die Menschen der
Steinzeit in Höhlen und Pfahlbauten.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 683 |
Damit
findet die Geschichte der Stadt ihren Abschluß. Aus dem usprünglichen
Markt zur Kulturstadt und endlich zur Weltstadt herangewachsen, bringt sie das
Blut und die Seele ihrer Schöpfer dieser großartigen Entwicklung und
deren letzter Blüte, dem Geist der Zivilisation zum Opfer und venichtet damit
zuletzt auch sich selbst.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 684 |
Der
Schauplatz dieser Revolution des Lebens, ihr »Grund« zugleich und
ihr Ausdruck ist die Großstadt, wie sie in der Spätzeit aller Kulturen
sich zu bilden beginnt. In dieser steinernen und versteinernden Welt sammelt sich
in immer steigendem Maße entwurzeltes Volkstum an, das dem bäuerlichen
Lande entzogen wird, »Masse« in erschreckendem Sinne, formloser menschlicher
Sand, aus dem man zwar künstliche und deshalb flüchtige Gebilde kneten
kann, Parteien, nach Programmen und Idealen entworfene Organsisationen, in dem
aber die Kräfte natürlichen, durch die Folge der Generationen mit Tradition
gesättigten Wachstums abgestorben sind, vor allem die natürliche Fruchtbarkeit
allen Lebens, der Instinkt für die Dauer der Familien und Geschlechter. Der
Kinderreichtum, das erste Zeichen einer gesunden Rasse, wird lästig und lächerlich.
Es ist das ernsteste Zeichen des »Egoismus« großstädtischer
Menschen, selbständig gewordener Atome, des Egoismus, der nicht das Gegenteil
des heutigen Kollektivismus ist - dazwischen besteht überhaupt kein Unterschied;
ein Haufen Atome ist nicht lebendiger als ein einzelnes -, sondern das Gegenteil
des Triebes, im Blute von Nachkommen, in der schöpferischen Sorge für
sie, in der Dauer seines Namens fortzuleben.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 63 |
Aber
wenn hier von Rasse die Rede ist, so ist das nicht in dem Sinne gemeint, wie er
heute unter Antisemiten in Europa und Amerika Mode ist, darwinistisch, materialistisch
nämlich. Rasseeinheit ist ein groteskes Wort angesichts der Tatsache, daß
seit Jahrtausenden alle Stämme und Arten sich gemischt haben, und daß
gerade kriegerische, also gesunde, zukunftsreiche Geschlechter von jeher gern
einen Fremden sich eingegliedert haben, wenn er »von Rasse« war, gleichviel
zu welcher Rasse er gehörte. Wer zuviel von Rasse spricht, der hat keine
mehr. Es kommt nicht auf die reine, sondern auf die starke Rasse an, die ein Volk
in sich hat. Das zeigt sich zunächst in der selbstverständlichen, elementaren
Fruchtbarkeit, dem Kinderreichtum ....Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 157 |
Aber
der Verfall der weißen Familie, der unentrinnbare Ausdruck großstädtischen
Daseins, greift heute um sich und verzehrt die »Rasse« der Nationen.
Der Sinn von Mann und Weib geht verloren, der Wille zur Dauer. Man lebt nur noch
für sich selbst, nicht für die Zukunft von Geschlechtern. Die Nation
als Gesellschaft, ursprünglich das organische Geflecht von Familien, droht
sich von der Stadt her in eine Summe privater Atome aufzulösen, deren jedes
aus seinem und dem fremden Leben die größtmögliche Menge von Vergnügen
- panem et circenses - ziehen will. Die Frauenemanzipation der Ibsenzeit
will nicht die Freiheit vom Mann, sondern vom Kinde, von der Kinderlast, und die
gleichzeitige Männeremanzipation die von den Pflichten für Familie,
Volk und Staat. Die ganze liberal-sozialistische Problemliteratur bewegt sich
um diesen Selbstmord der weißen Rasse.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 159 |
Die
Folgen liegen vor unseren Augen. Die farbigen Rassen der Welt waren bisher doppelt
so stark wie die weißen. Aber ... Indien hat 1921-31 um 34 Millionen zugenommen.
In Afrika werden die Neger bei ihrer ungeheuren Fruchtbarkeit sich noch gewaltiger
vermehren, seitdem die europäische Medizin dort »eingebrochen«
ist und die starke Auslese durch Krankheiten verhindert. Demgegenüber haben
Deutschland und Italien einen Geburtenüberschuß von weniger als einer
halben Million, England, das Land der öffentlich empfohlenen Geburteneinschränkung,
weniger als die Hälfte davon, Frankreich und das alteingesessene Yankeetum
der Vereinigten Staaten (ebenso das weiße Element in Südafrika und
Australien) keinen mehr. Das letztere, die bisher herrschende »Rasse«
germanischer Prägung, schwindet seit Jahrzehnten rasch dahin. Die Zunahme
der Bevölkerung liegt ganz auf Seiten der Neger ....Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 159-161 |
In
Frankreich haben manche Departments seit 50 Jahren über ein Drittel der Bevölkerung
verloren. In einzelnen ist die Geburtenzahl um die Hälfte niedriger als die
der Todesfälle. Einige kleine Städte und viele Dörfer stehen fast
leer. .... Es gibt schwarze Geistliche, Offiziere und Richter. Diese Zugewanderten,
weit über ein Zehntel der Einwohnerschaft, halten mit ihrer Fruchtbarkeit
allein die Kopfzahl der »Franzosen« annähernd auf der gleichen
Höhe. Aber der echte Franzose wird in absehbarer Zeit nicht mehr Herr in
Frankreich sein. Die scheinbare Zunahme der weißen Gesamtbevölkerung
der ganzen Erde, so gering sie im Verhältnis zum Anschwellen der Farbigen
ist, beruht auf einer vorübergehenden Täuschung: Die Zahl der Kinder
wird immer kleiner, und nur die Zahl der Erwachsenen nimmt zu, nicht weil es mehr
sind, sondern weil sie länger leben.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 160 |
Aber
zu einer starken Rasse gehört nicht nur eine unerschöpfliche Geburtenzahl,
sondern auch eine harte Auslese durch die Widerstände des Lebens, Unglück,
Krankheit und Krieg. Die Medizin des 19. Jahrhunderts, ein echtes Produkt des
Rationalismus, ist von dieser Seite her betrachtet ebenfalls eine Alterserscheinung.
Sie verlängert jedes Leben, ob es lebenswert ist oder nicht. Sie verlängert
sogar den Tod. Sie ersetzt die Zahl der Kinder durch die Zahl der Greise. Sie
kommt der Weltanschuung panem et circenses entgegen, indem sie den Wert
des Lebens am Quantum der Lebenstage mißt und nicht an deren Gehalt. Sie
verhindert die natürliche Auslese und steigert dadurch den Rasseverfall.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 160 |
Etwas vom Barbarentum der Urzeit muß noch im Blute liegen,
unter der Formenstrenge alter Kultur, das in schweren Zeiten hervorbricht,
um zu retten und zu siegen. - Dies Barbarentum ist das, was ich starke
Rasse nenne, das Ewig-Kriegerische im Typus des Raubtieres Mensch. (Ich
wiederhole: Rasse, die man hat, nicht eine Rasse, zu der man gehört.
Das eine ist Ethos, das andere - Zoologie.). Es scheint oft nicht
mehr da zu sein, aber es liegt sprungbereit in der Seele. Eine starke
Herausforderung, und es hat den Feind unter sich. Es ist nur dort erstorben,
wo der Pazifismus der späten Städte seinen Schlamm über
die Generationen wälzt, den müden Wunsch nach Ruhe um jeden
Preis, ausgenommen den des eigenen Lebens. Das ist die seelsiche Selbstentwaffnung
nach der leiblichen durch Unfruchtbarkeit
Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 161-162 |
Ja, ich habe mich an den heißen Kämpfen der
Frauen, Stimmvieh sein zu dürfen, nicht beteiligt, sondern
habe im Gegenteil schon in jungen Jahren den Frauen gezeigt, daß
die Kernfragen der Freiheit des Weibes die Mündigkeit in der Ehe
und die Pflichten am Volke seien, das Wahlrecht aber nichts anderes als
Trug am Volke, doppelter Trug aber an den Frauen sei.
Die
ersten Anzeichen des abendländischen Geburtenrückgangs machten sich
um 1800 in ... Frankreich ... bemerkbar. Die große Revolution, die hier
den Übergang von der innerlichen Kultur ... zur ... Zivilisation vermittelte,
bedeutet gewissermaßen auch den Wendepunkt von der Fruchtbarkeit zur Unfruchtbarkeit
des französischen Volkes.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
Die
Familie, die Keimzelle des Volkskörpers, ist in höchster Gefahr. Sie
ist in der inneren Zersetzung und in der Schrumpfung begriffen. Geht diese Entwicklung
weiter, muß der ganze Volkskörper zugrunde gehen.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
Es
hat schon Jahre gegeben, wo in Frankreich die Zahl der Geburten kleiner war als
die der Sterbefälle. .... Die Zahl der Fremden in Frankreich wird heute mit
2,5 Millionen angegeben. Tatsächlich dürfte ihre Zahl etwa 6 Millionen
betragen.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
Das
Abendland ist im Rückgang und Niedergang: das steht fest. Wo - mit Ausnahme
Rußlands - heute Weiße leben, mag es in Europa, in Amerika oder den
anderen Erdteilen sein, gehen die Geburten zurück. Der Weiße faselt
von der Übervölkerung der Erde und schränkt seine Geburten ein.
Er tritt die Welt damit an diejenigen ab, die weiterzeugen. Und das sind die fremden
Rassen, die immer mächtiger anwachsen.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
Das
abgestorbene Menschentum der Weltstadt geht zuerst am Geburtenrückgang zugrunde
.... Trotzdem wächst die Weltstadt ständig an. Aber nicht mehr aus eigener
Kraft wie die Stadt des Barock, sondern durch Zuzug vom Lande. Diese Entwicklung
hat bei uns schon lange eingesetzt: es ist die gewaltig anwachsende Landflucht,
der »Zug in die Stadt«, der das Land seiner besten Bevölkerung
beraubt und so das Leerwerden der Riesenstädte verhindert.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
Die
Erfolglosigkeit tritt uns in so ziemlich allen sterbenden Kulturem entgegen, und
zwar besonders in der trotz aller Gegenmaßnahmen ständig zunehmenden
Entvölkerung.Richard
Korherr, Geburtenrückgang, 1927 |
 |
Es
gibt drei große gesellschaftliche Veränderungsprozesse, die schon im
späten Kaiserreich begannen, sich unter Weimar wie auch unter Hitler fortsetzten
und in der Bundesrepublik und DDR immer noch reißend weitergehen. Das sind
erstens die Demokratisierung und Egalisierung der Gesellschaft, also die Auflösung
der Stände und Auflockerung der Klassen; zweitens die Umwälzung der
Sexualmoral, also die zunehmende Abwertung und Ablehnung christlicher Askese und
bürgerlicher Dezenz; und drittens die Frauenemanzipation, also die fortschreitende
Einebnung des Geschlechtsunterschiedes in Rechtsordnung und Arbeitswelt. ....
Am deutlichsten ist das bei der Frauenemanzipation, die vom Nationalsozialismus
bekanntlich verbal abgelehnt wurde. Tatsächlich aber hat sie, besonders in
der zweiten, kriegerischen Sechsjahresspanne des Regimes, große Sprünge
gemacht, und zwar mit voller Billigung und oft kräftiger Nachhilfe seitens
Partei und Staat. Niemals sind Frauen in so viele Männerberufe und Männerfunktionen
eingerückt wie im Zweiten Weltkrieg, und das war nicht mehr rückgängig
zu machen - wäre es wahrscheinlich auch nicht gewesen, wenn Hitler den zweiten
Weltkrieg überdauert hätte.Sebastian
Haffner, Anmerkungen zu Hitler, 1978, S. 48f. |
 |
Die
Beziehung einer humanitär-masseneudaimonistischen Gesinnungsmoral auf den
Paria scheint uns nur gewisse Fälle zu treffen, die These war im 19. Jahrhundert,
im Zeitalter des »Proletariats« sicher zutreffender als heute. Es
gilt auch, den unübersehbar femininen Einschlag richtig zu verstehen. Der
Pazifismus, der Hang zur Sicherheit und zum Komfort, das unmittelbare Interesse
am mitfühlbaren menschlichen Detail, die Staatswurstigkeit, die Bereitschaft
zur Hinnahme und Akzeptanz der Dinge und Menschen wie es so kommt - das sind doch
Qualitäten, die ihren ursprünglichen und legitimen Ort im Schoße
der Familie haben, und in denen folglich der Feminismus seine starke Farbe dazutut,
denn die Frau trägt instinktiv in alle Wertungen die Interessen der Kinder
hinein, die Sorge für Nestwärme, für verringertes Risiko und Wohlstand.
Hier liegen die Vorbedingungen zu einer endlosen Erweiterung des Humanitarismus
und Eudaimonismus, wenn die Gegengewichte, die im Staatsethos liegen, kompromittiert,
verboten oder verfault sind.Arnold
Gehlen, Moral und Hypermoral, 1969, S. 149 |
Unsere
soziologische Verortung der Moralhypertrophie, die Frage nach den Trägerschichten,
zielt keineswegs auf den Ersatz der Paria-Theorie durch den Feminismus hin, der
vielmehr nur eine Zutat zu dem ganzen Komplex ist. Es bietet sich vielmehr eine
einfache und plausible Lösung der Frage an, welche Kreise am der Propagierung
dieses Ethos und an der Detaildurchführung ein Interesse haben und darüber
hinaus in der Lage sind, es auch in voller Verve und Ausschließlichkeit
auszuben, einschließlich der Aggressivität, die jedesmal von der »Reindarstellung«
einer einzelnen Ethosform enthemmt wird. Und das sind gerade nicht die
Parias, sondern privilegierte Klassen, nämlich solche, die faktisch oder
gar rechtlich von den unlösbaren ethischen Konflikten freigestellt sind,
die auf jedem denkenden Menschen liegen, der in aktive, dauernde Kämpfe verwickelt
ist, seien sie politischer oder wirtschaftlicher Art. Privilegierte Kreise sind
auch solche, die die Folgen ihrer Agitation nicht zu verantworten haben, wiel
sie diese mangels Realkontakt gar nicht ermessen oder sich alles erlauben können.
Mit einem Wort, es handelt sich um die »Intellektuellen« und
hier insbesondere um die Kernbestände derer, die nicht in der Wirtschafts-
und Verwaltungspraxis tätig sind, wie Richter, Anwälte, Politiker, Volkswirtschaftler
u.s.w.. »Intellektuelle«, sagt Schumpeter, »sind in der Tat
Leute, die die Macht des gesprochenen und des geschriebenen Wortes handhaben;
und eine Eigentümlichkeit, die sie von anderen Leuten, die das gleiche tun,
unterscheidet, ist das Fehlen einer direkten Verantwortung für die praktischen
Dinge.«Arnold
Gehlen, Moral und Hypermoral, 1969, S. 150-151 |
Das
Selbstgefühl, das in der ... Privatisierung erreichbar ist, kann nur prekär
ausfallen, denn Familienvater zu sein ist zwar ehrenwert, aber kaum besonders
ruhmvoll, zumal die neuen Lebensbedingungen mit ihren nervösen und moralischen
Belastungen der stärkeren Vitalität der Frau und ihren ebenso guten,
aber problemloseren Gehirnen ein merkbares Übergewicht zuteilen. Hier liegt
wohl eine der Wurzeln des modernen Feminismus.Arnold
Gehlen, Moral und Hypermoral, 1969, S. 161-162 |
Die
der »Endlösung« gewidmete Aufmerksamkeit lenkt von wichtigen
Tatbeständen ... ab ..., vor allem ... von entscheidenden Fragen der Gegenwart
- etwa denjenigen des Seinscharakters von »ungeborenem Leben« oder
des Vorliegens von »Völkermord« gestern in Vietnam und heute
in Afghanistan.Ernst
Nolte, Die Vergangenheit, die nicht vergehen will, in: FAZ, 06.06.1986 |
Es
ist schlechterdings nicht mehr zu übersehen, daß der Liberalismus,
sofern er sich zum Liberismus fortentwickelt oder von diesem abgelöst wird,
die Nationen tötet und nach dem Ende einer gigantischen Bevölkerungsverschiebung
auch die Menschheit töten könnte.Ernst
Nolte, in: Die selbstbewußte Nation, 1994 |
Seinen
Höhepunkt erreicht dieser Antiokzidentalismus in dem radikalen Flügel
des Feminismus, wo er mit dem Antipatriarchalismus zusammengebracht und bis zu
Vernichtungsforderungen vorangetrieben wird.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 630 |
Die
letzte Konsequenz des proklamierten »Geschlechterkampfes«, der zugleich
ein »Kulturkampf« wäre, würde in der Tat die Vernichtung
aller oder doch mindestens der weißen Männer sein, und damit hätte
ausgerechnet die feministische Linke in ihrem radikalen Flügel den Vernichtungsimpuls
der Linken zum Extrem getrieben, denn was für mikroskopisch kleine Gruppen
wären im Vergleich dazu Müntzers »Gottlose« oder Lenins
»Kapitalisten«!Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 630 |
Aber
letzten Endes konnte die biologische, die »schicksalhafte« Ungleichheit
doch nur aufgehoben werden, wenn Schwangerschaft und Geburt von medizinischen
Geräten übernommen würden und also die Frauen ebenso frei wären
wie die Männer, »ihr eigenes leben zu leben«. Keine »Revolution«
in der Weltgeschichte würde sich dieser Veränderung auch nur entfernt
an die Seite stellen lassen, keine scheint aber auch so sehr bloß in einem
gedanklichen Überschwang zu bestehen und selbst von annähernder Verwirklichung
so weit entfernt zu sein.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 633 |
Als
radikale Möglichkeit wäre eher noch diejenige zu verwirklichen, die
den »Geschlechterkampf« nach Analogie des marxistischen Klassenkampfes
mit der Vernichtung des Feindes enden lassen würde, so daß die menschliche
Gesellschaft wie diejenige der Ameisen und der Bienen nur noch aus weiblichen
Mitgliedern bestände, die auf künstlichem Wege wie eine Bienenkönigin
zu einem für die Erhaltung ausreichenden Samenvorrat gelangt wären.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 633 |
Indessen
dürfte auch diese Möglichkeit der Vernichtung der Männer nicht
viel leichter zu realisieren sein als jene andere, aber innerhalb des radikalen
Feminismus ist insbesondere in den USA so viel an Haß zu finden wie in kaum
einer anderen Abwandlung der Linken, und wenn dort der Haß der schwarzen
Frauen am ehesten verständlich ist, so bringt er doch zugleich die Patriarchalismusthese
ins Wanken, denn die erste Feststellung muß die sein, daß der »Sexismus«
und »Machismus« der eigenen schwarzen Männer eine jahrhundertelange
Tradition besitzt und keineswegs aus dem okzidentalen Patriarchalismus abzuleiten
ist.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 633 |
Aber
die radikalen Feministinnen sind offensichtlich in einer schlechteren Lage, als
die radikalen Vorkämpfer des marxistischen »Klassenkampfes« es
waren. Wenn diese zunächst noch voller Verachtung auf die Klassenverräter
und »Überläufer ins Lager der Bourgeoisie« blicken konnten,
dann müssen die Feministinnen ob der Überzahl der alltäglichen
»Geschlechtsverräterinnen« schier verzweifeln, und wenn sie jemals
solche Erfolge erringen sollten wie die Kommunisten nach 1917, dann würde
die radikale Gegenpartei, die sich aller vermutung nach bilden würde, von
vornherein noch viel mehr »frauliche Frauen« auf ihre Seiten ziehen,
als die radikal-antikommunistischen Parteien nichtrevolutionäre Arbeiter
gewonnen hatten.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 633-634 |
Daß
der radikale Antifeminismus »antisemitisch« sein würde, wenn
er nicht - auf wenig überzeugende Weise - seine Solidarität mit den
»unterdrückten jüdischen Frauen« herausstellen könnte,
läßt sich gut an dem Buch von Gerda Weiler über das verborgene
Matriarchat im Alten Testament zeigen. Im Kern ist es eine einzige Anklageschrift
gegen den »menschenverachtenden Vernichtungswahn« des Deuteronomisten
gegen Andersgläubige und nicht weniger gegen »Jahwe, den Gott der Vertilgung«.
Daher ist es nicht überraschend, daß die Luther-Übersetzung von
II, Samuel 12, 31 - »und er verbrannte sie in Ziegelöfen«
- ohne Hinweis auf die andere Übersetzungsmöglichkeit übernommen
wird und daß von »platten Zuhältergeschichten« gesprochen
wird.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 742 |
Es
ist in der Tat schwer zu verstehen, inwiefern das Geschlecht in den »Rollen«
begründet sein soll und nicht die Rollen im Geschlecht. Ein noch größerer
Hochmut der »Kultur« gegenüber der »Natur« ist kaum
vorstellbar; insofern ist der radikale Feminismus paradoxerweise so »okzidentalistisch«
wie nur möglich. In feministischen Utopien erscheint »die menschliche
Natur« häufig als etwas »Auferlegtes« und daher zu Bekämpfendes.
Daraus resultiert das Postulat der »Veränderung der menschlichen Natur«,
und so kommt es zu dem Bild einer Gemeinschaft von Lebewesen, die keine feste
Geschlechtszugehörigkeit haben und mithin sowohl Mutter- wie Vaterschaft
kennen. Daß solche »Eutopien« im Kern ihrer Intention gleichwohl
»rückwärtsgewandt« sind, sticht ins Auge.Ernst
Nolte, Historische Existenz, 1998, S. 742 |
Liberismus
.... Dieser Begriff sucht ein bestimmtes Entwicklungsstadium dessen zu fassen,
was ich das »liberale System« genannte habe. »Liberismus«
ist ein Entwicklungsmoment dieser vielpoligen Gesellschaft, mit dem der Liberalismus
in gewisser Weise totalitär wird. Aber der totalitäre Liberalismus weist
grundsätzlich andere Merkmale auf als andere Totalitarismen: er ist hedonistischer
Individualismus und damit die Verneinung des Begriffs der Pflicht. Insofern ist
der liberale Totalitarismus von präzendenzloser Art. Darüber nachzudenken,
wird Aufgabe Ihrer Generation sein. Ich will mir nicht anmaßen, einen Endpunkt
anzugeben, obwohl eine solche Gesellschaft einen Endpunkt darstellen könnte.
Das ist cura posterior.Ernst
Nolte, im Gespräch mit der JF, 03.07.1998 |
So
mag es als »Antifeminismus« gelten, wenn im Kapitel über die
Linke die »Vernichtung der Männer« für ein tendenzielles
Ziel des radikalen Feminismus erklärt wird, aber die Bemerkung will nur die
extremste Erscheinungsform der Vernichtungsintention der Linken überhaupt
kenntlich machen, während das auch heute noch utopisch scheinende Streben
nach einem Frauenanteil von 50% an allen führenden Positionen als grundsätzlich
legitim und im Rahmen des Liberalen Systems erreichbar verstanden wird.Ernst
Nolte, Die Frage nach der historischen Existenz, 2001, ((26)) |
Tatsächlich
ist der »Antisemitismus« in der Gegenwart ja keineswegs auf einen
winzigen »lunatic fringe« zurückgedrängt, sondern er ist
in der »post-modernen« Kritik am okzidentalen Logozentrismus und in
der feministischen Anklage gegen den fanatischen Patriarchalismus der Priester
und Propheten des Alten Testaments höchst lebendig, obwohl immer sorgfältige
Kautelen vorgebracht werden, die gegen den verheerendsten aller Vorwürfe
schützen sollen, so offen man sich in der Regel zum »Antiamerikanismus«
und zum »Antigermanismus« bekennt. Ich bin mir darüber im klaren,
daß die These vom »Sieg der jüdischen Idee« mit einem negativen
Akzent versehen werden und möglicherweise eines Tages zu politischen Zwecken
instrumentalisiert werden kann.Ernst
Nolte, Die Frage nach der historischen Existenz, 2001, ((30)) |
Ökologisten,
welche die Naturfrömmigkeit der Indianer beschwören, und Feministinnen,
die bei den Kanaanäern die Freizügigkeit eines orgiastischen Geschlechtslebens
rühmen, ... greifen den Fanatismus der monotheistischen Propheten mit ebenso
scharfen Worten an, wie einst die Nationalsozialisten den angeblichen »Händler-
und Zuhältergeist« des Alten Testaments angegriffen hatten.Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 266-267 |
In
der Tat dürften diese Menschen auch die Tatsache als positiv werten, daß
die Fertilitätsrate der Ehen ... auf 1,3 Kinder abgesunken ist, d.h. zur
Selbsterhaltung längst nicht mehr ausreicht. Das wiederum ist die Folge eines
weltgeschichtlich völlig neuartigen Tatbestandes: eines der zahllosen Lebewesen
hat sich infolge seiner Ausstattung mit Vernunft und bestimmter geschichtlicher
Umstände so weit von dem »Gattungscharakter« entfernt, der alles
individuelle Leben beherrscht, daß für zahlreiche Einzelne die egoistische
»Selbstverwirklichung« zum obersten Ziel wird. Jenes »humanistische«
Konzept und diese Wirklichkeit eines neuen »Liberismus« verstärken
einander wechselseitig, und das Resultat ist zwingend: in spätestens 200
Jahren wird es die Nationen der Deutschen, der Franzosen und der Italiener nicht
mehr geben, und Europa wird von einer gewiß recht heterogenen »Bevölkerung«
bewohnt sein, für die der Begriff der »europäischen Kultur«
ein Fremdwort ist - es sei denn, die fernliegende, aber nicht völlig auszuschließende
Möglichkeit habe sich verwirklicht, daß eine einflußreiche Minderheit
der Nachkommen von Chinesen, Ghanaern und Indonesiern ein näheres Verhältnis
zu Goethe und Hegel, zu Beethoven und Schubert, zu Dante und Manzoni entwickelt
hätte als die zu bloßen Supermarktkunden herabgesunkenen »Alteinwohner.«Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 269-270 |
Und
wo läßt sich zu bedrängenden Fragen des Alltagslebens in der Diskursethik
eine eindeutige Antwort finden? Wer sind z.B. die »Betroffenen«, deren
Interessen konsensuell gewahrt werden sollen, bei der Frage der Abtreibung? Gehört
nicht in allererster Linie der Embryo dazu, dessen ... Leben durch die »diskursive«
Konnivenz von zwei vielleicht höchst egoistischen Personen, nämlich
seiner Eltern, vernichtet wird? Was wird das angeblich konsensuelle Resultat eines
intensiven Diskurses zwischen den Insassen eines bereits überladenen Rettungsbootes
sein, dem sich ein Schwimmer, mithin ein anderer Betroffener, mit der Bitte um
Aufnahme nähert, die doch das Leben aller Insassen in Gefahr bringt? Zeigt
die Diskursethik auf einleuchtende Weise irgendeinen gangbaren Weg, wenn ein Wissenschaftlerteam
eines Tages ein Mittel entdeckt, das die Lebensdauer der gegenwärtigen Generation
um das dreifache verlängert und eben dadurch eine junge Generation zum Nichtsein
oder zur Überflüssigkeit verdammt, so daß einige Anhänger
einer »materialen Ethik« das Tun der menschenfreundlichen Forscher
als ein »Menschheitsverbrechen« singulärer Art qualifizieren
würden?Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 314-315 |
Der
Fanatismus jüdischer Priester, so kann man bei radikalen Feministinnen und
übrigens schon bei Voltaire und den französischen Blanquisten des 19.
Jahrhunderts lesen, habe einen Ausrottungskampf gegen die Kanaaniter und deren
lebensfreudige, nicht-asketische Religion in Gang gesetzt, die englischen Puritaner
hätten die verhängsnisvolle Idee des »auserwählen Volkes«
aus dem Alten Testament übernommen und die eingeborene Bevölkerung Nordamerikas
nicht minder gnadenlos vernichtet, als es die spanischen Konquistadoren in Südamerika
getan hätten, am »Megaholocaust« des Sklavenhandels hätten
gerade Juden einen großen Anteil gehabt und heute seien Israelis, größtenteils
Osteuropäer ihrer Herkunft nach, wie einst ihre Vorväter unter Josua,
die entschlossenen Verfechter von Eroberung und Vertreibung.Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 344 |
Die
Gleichförmigkeit, die sich heute ausbreitet und die auch diejenigen zu erschrecken
vermag, welche durch ihren Widerstand gegen den Bolschewismus und den Nationalsozialismus
migeholfen haben, ihr den Weg zu bereiten, trägt den Namen »Globalisierung«
und ist eine Wirklichkeit, die aus der europäischen Geschichte hervorgegangen
ist und doch für Europa gefährlicher sein könnte als alle Kritik
von Antiimperialisten und Feministinnen. Die Göttin dieser neuen Wirklichkeit
heißt »der Weltmarkt«, und man könnte sie auch ... die
»liberale Revolution« nennen. Ihre Tendenz geht dahin, aus Staatsbürgern
und Angehörigen bestimmter Kulturen bloße Individuen zu machen, die
in dem Streben nach Lust und Wohlergehen miteinander konkurrieren .... Unweigerlich
gibt es in diesem Ringen »Verlierer« und »Gewinner«Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 346-347 |
Die
Gleichförmigkeit, die sich heute ausbreitet und die auch diejenigen zu erschrecken
vermag, welche durch ihren Widerstand gegen den Bolschewismus und den Nationalsozialismus
migeholfen haben. ihr den Weg zu bereiten, trägt den Namen »Globalisierung«
und ist eine Wirklichkeit, die aus der europäischen Geschichte hervorgegangen
ist und doch für Europa gefährlicher sein könnte als alle Kritik
von Antiimperialisten und Feministinnen. Die Göttin dieser neuen Wirklichkeit
heißt »der Weltmarkt«, und man könnte sie auch ... die
»liberale Revolution« nennen. Ihre Tendenz geht dahin, aus Staatsbürgern
und Angehörigen bestimmter Kulturen bloße Individuen zu machen, die
in dem Streben nach Lust und Wohlergehen miteinander konkurrieren .... Unweigerlich
gibt es in diesem Ringen »Verlierer« und »Gewinner«.Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 346-347 |
Wenn
der Kommunismus sich von jener Wahnidee befreit hat, er könne die Masse der
Verlierer zu Siegern machen, indem er den Markt abschaffe, wenn er also einsieht,
daß ohne Markt und gegen den Markt bloß die Fortschritte einer quasi-militärischen
Mobilisierung zu erzielen sind, dann kann er sich von seiner gewalttätigen
Realisierung im Jahre 1917 lösen und zum Helfer und Beschützer der »Verlierer«
werden, wie es der ursprünglichen Intention jeder »Linken« entspricht.
Für eine solche Hilfe ist indessen der Nationalstaat unentbehrlich, und als
neue Linkspartei werden die Kommunisten und ihre Verbündeten »National-Sozialisten«
sein müssen, aber National-Sozialisten mit einem Bindestrich zur Unterscheidung
von dem historischen Phänomen des deutschen Nationalsozialismus, der in Wahrheit
ein aggressiver und antijüdischer Nationalexpansionismus und insofern ein
Radikalfaschismus war. Dann wäre der National-Sozialismus zum Bestandteil
des Systems geworden wie ebenfalls der Kommunismus und wie einst der Protestantismus,
und nicht zum Nachteil des Systems.Ernst
Nolte, Der kausale Nexus, 2002, S. 347 |
Der
»Westen« oder »der Okzident« oder »Europa«
bildete nicht länger das »liberale System« aus unterschiedlichen
religiösen oder ideologischen Kräften, welches die moderne Entwicklung
hervorgebracht hatte, sondern er repräsentierte nun einen »Liberismus«,
in dem der frühere Liberalismus, von einigen Restbeständen der Vergangenheit
abgesehen, zur Alleinherrschaft gelangt war und den zuvor immer eingeschränkten
Individualismus zum Höhepunkt geführt hatte.Ernst
Nolte, Der heutige Islam, 2004 |
Eine
ausdrückliche unter Gottes Gebot gestellte Ordnung ist die Familie. Das fünfte
(nach dem Luther-Katechismus das vierte) Gebot - »Du sollst Vater und Mutter
ehren« - schützt eine Lebensordnung, die nach biblischem Verständnis
wichtiger ist als der Staat. Die Geschichte des alttestamentlichen Gottesvolkes
zeigt: Bevor es die Nation, den Staat oder die Gesellschaft gab, war die Familie.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Vater
und Mutter stehen in der unmittelbaren Verantwortung vor Gott für ihre Kinder.
Aus dieser Verantwortung empfangen sie ihre Autorität, d.h. die Vollmacht,
das Leben der Kinder nach Gottes Gebot zu leiten. Diese gottesunmittelbare Autorität
und Ordnung war seit je ein Bollwerk gegen die Verabsolutierung des Staates.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Diese
Autorität der Familie, ihre von Gott gesetzte Ordnung, wird heute verneint.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Der
Kampf gegen die Familie verneint, daß überhaupt Autorität von
Gott empfangen und vor Gott verantwortet werden kann und soll.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Die
Verneinung der Autorität der Familie ist aber auch die Verneinung der Freiheit
der Familie, sie bedeutet (und will dies auch bewußt) die Auflösung
der Familie. Der Familie übergeordnet wird heute die Gesellschaft. Eltern
haben nicht mehr die "elterliche Gewalt" (Vollmacht im Sinne einer Gott
gegenüber zu verantwortenden, weil von ihm empfangenen Autorität), sondern
nur noch ein "Sorgerecht", das sie in der Verantwortung nun nicht mehr
gegenüber Gott, sondern gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Das
Wort Gott, Name und Inhalt der Gebote, überhaupt ein absolutes Ethos, das
man anerkennt, weil man es kennt, weil es in Worten gegeben ist, sind aus allen
Texten, die heute Regeln menschlichen Zusammenlebens vorschreiben, verschwunden.
Diese Gesellschaft verlangt (vgl. den "Zweiten Familienbericht" des
Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit von 1975) gegen noch
geltendes Recht (wie ausdrücklich in diesem Bericht zugestanden wird), "daß
die Eltern der einsichtsfähigen Kinder nach Möglichkeit Rücksicht
nehmen und bei Maßnahmen im Rahmen des Sorgerechts durch verständnisvolle
Aussprache eine Einigung mit dem Kinde anstreben.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Die
Gesellschaft - wir werden noch auf die Bedeutung dieses neuen Abgottes zu sprechen
kommen - ist allmächtig und allwissend. Sie selbst kennt keine absoluten
Maßstäbe, da sie - wie selsbt zugegeben wird - im ständigen Fluß
der Veränderungen lebt und mit ihr Gut und Böse, Wahrheit und Lüge,
Richtig und Falsch. Je weniger Autorität bei der Familie, um so mehr Macht
hat die Gesellschaft. Alle Macht der Gesellschaft - das ist das äußere,
sichtbare Kennzeichen einer Moralrevolution, die an jedem Verstoß gegen
jedes einzelne der Zehn Gebote nachgewiesen werden kann.Georg
Hermann Huntemann, Die Zerstörung der Person, 1981, 1. Kapitel |
Auf
andere Weise, als Karl Marx vermutet hat, könnte der Kapitalismus an seinen
Erfolgen zugrunde gehen, wenn ihm der Nachwuchs ausgeht. Im Sinne der ökonomischen
Theorie sind Kinder zu einem »öffentlichen Gut« geworden, an
dessen Produktion alle ein Interesse haben, die einzelnen jedoch keine oder ungenügende
Anreize erhalten, sich an der Produktion zu beteiligen.Franz-Xaver
Kaufmann, Schrumpfende Gesellschaft, 2005, S. 158 |
War
in der Entstehungsphase des Sozialstaats und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein
die Eingrenzung des Klassenkonflikts das Hintergrundthema aller sozialpolitischen
Auseinandersetzungen, so scheint dies im 21. Jahrhundert die Eingrenzung des Generationenkonflikts
zu werden.Franz-Xaver
Kaufmann, Schrumpfende Gesellschaft, 2005, S.201 |
Was
die »Progressiven« Fortschritt nennen, ist für ihre ideologischen
Gegner schlicht »ein Versinken«. »Dies alles wurde als Fortschritt
empfunden«, bemerkt der konservative Revolutionär Moeller van den Bruck
mit Bezug auf die liberalen Theorien ..., »und es war wohl doch
Verfall« ... Der soziale Aufstieg, ein Gewinn für den Einzelnen, ist
demnach also gleichzeitig ein Verlust für die Nation , weil er zum Bevölkerungsrückgang
führt. ... Der Geburtenrückgang ist ... ein »paradoxes Symptom«.
... Der Geburtenrückgang würde demnach kurzfristig und aus der Perspektive
des einzelnen Individuums ... als Vorteil, langfristig und vom Standpunkt des
Staates oder des Volkes als Nachteil erscheinen.Robert
Hepp, Der Aufstieg in die Dekadenz, in: Armin Mohler, Wirklichkeit als
Tabu, 1986, S. 199, 201-202 |
Der Gipfel
der Zivilisation ist zugleich der Anfang ihres Endes.Robert
Hepp, Der Aufstieg in die Dekadenz, in: Armin Mohler, Wirklichkeit als
Tabu, 1986, S. 203 |
Aber die Regierungen
der Bundesrepublik haben ... die »Emanzipation der Frau« und das »soziale
Aufstiegsstreben«; nach Kräften gefördert. Mit der »Legalisierung«
der Abtreibung (durch die Reform des § 218 in den Jahren 1974 und 1976),
mit der absichtlichen »Desinstitutionalisierung« von Ehe und Familie
(durch die Reform des Ehescheidungsrechts, des elterlichen Sorgerechts u.s.w.),
mit der »Bildungsreform«, mit der »Agrarpolitik«und mit
dem Ausbau eines familienunabhängigen »sozialen Netzes« - um
nur ein paar Beispiele zu nennen - haben sie zweifellos einen »Prozeß«,
der ohnehin »im Gang war«, noch beschleunigt und verstärkt.Robert
Hepp, Der Aufstieg in die Dekadenz, in: Armin Mohler, Wirklichkeit als
Tabu, 1986, S. 205-206 |
Wenn heute in
der Bundesrepublik ein Viertel der Ungeborenen auf Krankenschein abgetrieben werden
kann (Stand: 1980!), wenn in deutschen Großstädten auf zwei Eheschließungen
eine Scheidung kommt (Stand: 1980!), wenn die Heiratsziffern der Twens seit 1972
um die Hälfte gesunken sind (Stand: 1980!), während sich die Zahl der
unverheiratet zusammenlebenden jungen Paare seither versechsfacht hat (Stand:
1980!), wenn der Anteil der Schülerinnen an der weiblichen Bevölkerung
von 15 bis 23 Jahren 1980 dreimal und die Zahl der Studentinnen viermal größer
war als 1960, wenn die Erwerbstätigen in der Landwirtschaft in den letzten
20 Jahren um 70% und die landwirtschaftlichen Betriebe um 50% abnahmen (Stand:
1980!), wenn es nach den geltenden Regelungen der Altersversorgung 51% der künftigen
Versorgungsberechtigten den übrigen 49% überlassen können, ihre
Renten zu sichern (Stand: 1980!), dann ist das zweifellos auch ein Verdienst der
bundesrepublikanischen »Gesellschaftspolitik«.Robert
Hepp, Der Aufstieg in die Dekadenz, in: Armin Mohler, Wirklichkeit als
Tabu, 1986, S. 205-206 |
Über den
Einfluß dieser Politik auf das generativeVerhalten ... braucht man grundsätzlich
kein Wort zu verlieren. Die Bedeutung der Landwirtschaft als Bevölkerungsreservoir
läßt sich ebensowenig leugnen wie etwa der kontrazeptive Effekt der
Verstädterung, des Aufstiegs zum Angestellten, der Bildungsexpansion oder
eines familienunabhängen Systems der Altersversorge, das die kinderlosen
Doppelverdiener privilegiert. Da sich die »Errungenschaften des sozialen
Fortschritts« in der Sozialstruktur niedergeschlagen haben und zu »unverzichtbaren
Besitzständen« geronnen sind und da ... der Wähler von diesen
»Errungenschaften« profitiert, könnte es kein Politiker riskieren,
sie in Frage zu stellen.Robert
Hepp, Der Aufstieg in die Dekadenz, in: Armin Mohler, Wirklichkeit als
Tabu, 1986, S. 205-206 |
Ich hatte bei
den Diskussionen über meine Vorschläge immer den Eindruck, daß
ich es mit einer Gesellschaft zu tun hatte, die sich zur Ruhe begeben wollte.Robert
Hepp, im Gespräch mit der JF, 13.04.2006 |
Die
klassische Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie des 18. Jahrhunderts hat z.B.
ihre übergreifenden Ziele stets betont und auch ihre bevölkerungstheoretischen
Ansätze noch im Rahmen übergeordneter Sichtweisen entwickelt. Dies gilt
vor allem für die englische Nationalökonomie bzw. für die »politische
Ökonomie«. Ihre Grundüberzeugungen wurden in einprägsamen
Metaphern veranschaulicht, z.B. in der »Bienenfabel« Mandevilles und
in der Metapher der »unsichtbaren Hand« bei Adam Smith. Beide vermitteln
die gleiche Botschaft: Wirtschaftlicher Eigennutz ist gemeinwohlfördernd.
Ob diese Botschaft immer noch trägt, gerät immer mehr in Zweifel, weil
die demographische Basis der ökonomisch prosperierenden Länder durch
ihre niedrige Geburtenrate schwindet, und zwar als Folge von Prosperität,
die sich eben dadurch selbst in Frage stellt.Herwig
Birg, Die Weltbevölkerung, 1996, S. 61 |
Die
Voraussetzung der Bienenfabel Mandevilles ist die Existenz von Bienen und von
Blumen und Blüten als deren Lebensgrundlage. In die gesellschaftliche Realität
übersetzt heißt das: Die Existenz von Familien muß vorausgesetzt
werden, damit das wirtschaftliche und soziale Leben überhaupt stattfinden
und prosperieren kann. Wenn aber ökonomischer Wohlstand seine eigene Voraussetzung
schwächt, ist weder die Metapher der Bienenfabel noch die Botschaft von Adam
Smith bezüglich einer durch die »unsichtbare Hand« prästabilisierten
Harmonie in der Konkurrenz egoistischer Interessen realistisch. Der Egoismus hat
zwar, wie Adam Smith zu Recht betont, zweifellos zahlreiche unintendierte gemeinwohlfördernde
Nebenwirkungen, doch wird heute übersehen, daß seine Hauptwirkung gemeinwohlzerstörend
ist.Herwig
Birg, Die Weltbevölkerung, 1996, S. 61 |
Je
höher das Niveau und das Tempo der sozioökonomischen Entwicklung ...,
desto niedriger die Geburtenrate.Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 33 |
Zu
den Faktoren mit einer spezifischen Wirkung auf bestimmte Jahrgänge gehören
auch die Auf- und Abschwungphasen der wirtschaftlichen Konjunktur- und Wachstumszyklen.
So traf beispielsweise der Jahrgang 1950 bei seinem Eintritt in das Berufsleben
im Jahr 1970 auf einen Arbeitsmarkt mit einer extrem niedrigen Arbeitslosenquote
von 0,8% (!) und entsprechend günstigen beruflichen Aufstiegschancen, während
der nur fünf Jahre später geborene Jahrgang von 1955 infolge der ölpreisbedingten
Konjunkturkrise von 1973 eine damals als hoch empfundene Arbeitslosenquote von
5% und wesentlich schlechtere Berufsperspektiven vorfand. Dabei läßt
sich empirisch nachweisen, daß sich der Prozentsatz der zeitlebens Kinderlosen
bei jenen Jahrgängen überdurchschnittlich stark erhöhte, bei denen
die Arbeitsmarktlage in der Phase der Familienbildung (Alter 20 bis 25) besonders
günstige berufliche Perspektiven bot. Daraus läßt sich schließen,
daß die Verwirklichung beruflicher Ziele bei den meisten Menschen de facto
Vorrang vor den familialen Zielen hat.Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 83-84 |
Weitere
Beispiele für Faktoren mit generationsspezifischen Auswirkungen auf die Geburtenrate
sind die Maßnahmen und Gesetze auf dem Gebiet des Ehe-, Scheidungs- und
Familienrechts sowie die Maßnahmen der Familienpolitik, beispielsweise die
Einführung von Erziehungsgeld, Erziehungsurlaub und die Anerkennung von Erziehungszeiten
in der Rentenversicherung der Eltern (1986), der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz
sowie die (äußerst bescheidene) Anerkennung der Erziehungsleistungen
bei der Höhe des Beitragssatzes für die gesetzliche Pflegeversicherung
(2005).Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 84 |
Unter
den hier aufgeführten (und nicht aufgeführten) Beispielen kommt der
großen Rentenreform von 1957 und dem damals eingeführten Umlageverfahren,
auf dem auch die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung beruht, eine herausragende
Bedeutung zu. Durch diese Reform wurden die Ansprüche auf Altersversorgung
kollektiviert, aber die zur Erfüllung der Ansprüche notwendigen »generativen
Leistungen« in der Form der Erziehung künftiger Beitragszahler den
Familien aufgebürdet - eine nach meinem Dafürhalten verfassungswidrige
Reform, die den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung verletzt, indem sie die Gruppe
der Kinderlosen privilegiert, und die darüber hinaus den Artikel 6 des Grundgesetzes
- »Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung«
- in sein Gegenteil verkehrt, ein Tatbestand, der von Fachleuten als »Transferausbeutung
der Familien« bezeichnet wird (Jürgen Borchert).Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 84 |
Der
verfassungssrechtliche Skandal hat wahrscheinlich eine subtile, zerstörerische
Wirkung auf die kulturelle Substanz unserer Gesellschaft und auf unsere rechtsstaatliche
Kultur. Er ist der entscheidende Grund für den schwindenden Wunsch nach Kindern
und für die fehlende Bereitschaft der Bürger, durch ihre Wahlentscheidungen
eine Politik zu erzwingen, in deren Zentrum die Familie und nicht das abstrakte
Interesse des Individuums steht, dessen Existenz ohne Familien nicht vorstellbar
ist.Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 84 |
Die
familienfeindliche Fehlkonstruktion ... ist eine einzeln benennbare, wichtige
Ursache des Geburtenrückgangs ....Herwig
Birg, Die ausgefallene Generation, 2005, S. 84 |
Individualistische
Kulturen sind kinderarm.Meinhard
Miegel, Das Ende des Individualismus - Die Kultur des Westens zerstört
sich selbst, 1993, S. 62 |
Individualistische
Kulturen zerstören sich selbst.Meinhard
Miegel, Das Ende des Individualismus - Die Kultur des Westens zerstört
sich selbst, 1993, S. 64 |
Bedingt durch
den logisch zwingenden Gegensatz zwischen Individualismus und Kinderreichtum sinkt
in individualistischen Kulturen die menschliche Fruchtbarkeit. Dies ist der eigentliche
und zugleich einzige Grund für die Geburtenarmut in Ländern der individualistischen
Kulturen. Weiterer Begründungen bedarf es nicht.Meinhard
Miegel, Das Ende des Individualismus - Die Kultur des Westens zerstört
sich selbst, 1993, S. 64 |
Das aber heißt,
individualistische Kulturen zerstören sich selbst.Meinhard
Miegel, Das Ende des Individualismus - Die Kultur des Westens zerstört
sich selbst, 1993, S. 64 |
Kinder
kommen natürlich im Grundgesetz vor. Ein spezielles Grundrecht des Kindes
findet sich aber nicht. Das Grundgesetz verlangt der Rechtsordnung zwar wirksame
Vorkehrungen zum Schutz des Lebens ab. In der politischen und gesellschaftlichen
Praxis spiegelt sich aber der Lebensschutz nicht wider.Udo
Steiner, Generationenfolge und Grundgesetz, in: Herwig Birg, Auswirkungen
der demographischen Alterung und der Bevölkerungsschrumpfung auf Wirtschaft,
Staat und Gesellschaft, 2005, S. 26 |
Auf
etwa 40 Millionen Euro wurden z.B. für 2003 die Aufwendungen der öffentlichen
Haushalte in Deutschland geschätzt, um den Schwangerschaftsabbruch medizinisch
»lege artis« durchzuführen. Einsparungen an anderer Stelle gleichen
den Aufwand aus. So kann der »Freistaat« Bayern sein »Landeserziehungsgeld«
um 30 Millionen Euro auf Grund des Geburtenrückgangs verringern.Udo
Steiner, Generationenfolge und Grundgesetz, in: Herwig Birg, Auswirkungen
der demographischen Alterung und der Bevölkerungsschrumpfung auf Wirtschaft,
Staat und Gesellschaft, 2005, S. 26 |
Die
Dynamik dieses Aufstiegs und Falls des römischen Reiches ist von seinen Wissenschaftlern
- insbesondere Plinius dem Älteren - früh prognostiziert worden, im
Endeffekt aber nicht aufzuhalten gewesen. Dennoch resultieren aus den kaiserlichen
Versuchen, die familiale Vermehrung und so die alte militärisch-kolonisatorische
Dynamik wieder herzustellen, gesetzgeberische Initiativen für eine politische
Erzwingung von Familienleben, d.h. für eine gewaltsame Brechung des individuellen
ökonomischen Interesses, das mit Hilfe von Verhütung, Abtreibung und
Kindestötung zu Kinderlosigkeit führt. Den letztendlich bevölkerungspolitisch
wirkungslosen Kaisern bietet sich zugleich mit den Christen eine Gruppe an ....Gunnar
Heinsohn, Das Apriori von Kindheit, in: Kindheit (2), 1980,
S. 305, § 8 |
Der
Mensch konnte nur überleben durch Zusammenhalt, durch Kooperation. Im Kern
seiner Lebensweise steht die Familie.Josef
H. Reichholf, Evolution, 2007, S. 64 |
Für
das Überleben zählt in der Evolution nur eines. Das sind die Nachkommen.
Wer keine Nachkommen hinterläßt oder zu wenige im Vergleich zu anderen,
stirbt mit seiner Linie aus.Josef
H. Reichholf, Evolution, 2007, S. 64 |
Die
Egoisten hatten auf Dauer keine Chance. Sie vereinzelten und waren letztlich zum
Aussterben verdammt.Josef
H. Reichholf, Evolution, 2007, S. 66 |
Ein
totalitärer Staat ist genauso unmenschlich wie ein extremer Individualismus
unverantwortlich ist. Der Mensch gehört als soziales Wesen in eine menschliche
Gesellschaftsform. Nur dann wird er zu jener Kooperation bereit sein, die allen
daran Beteiligten zugute kommt.Josef
H. Reichholf, Evolution, 2007, S. 68 |
Der
extreme Rückgang der Geburtenrate in den modernen westlichen Gesellschaften
ergab sich aus der weitgehenden Auflösung der Großfamilien. An ihre
Stelle trat auf höchst zweifelhafte und gänzlich unzureichende Weise
»der Staat« als anonyme Auffangorganisation. Die Folgen sehen wir
im gesamten Sozialbereich. Sie stehen in Zusammenhang mit der hohen Arbeitslosigkeit
und belasten die Zukunftssicherung durch die Renten. In der Natur würden
solche Sozietäten als »sterbend « eingestuft werden.Josef
H. Reichholf, Evolution, 2007, S. 77 |
Der
Feminismus ... hat eine Kaste von Funktionärinnen hervorgebracht, die inzwischen
mehr will als nur »ein eigenes Konto« wie einst Simone de Beauvoir.
Auf Betreiben dieser Feministinnen wird zum Beispiel mit Milliardenetats an Steuergeldern
ein totalitäres, demokratisch nicht legitimiertes Programm namens »Gender
Mainstreaming« durchgezogen, das darauf abzielt, Frauenförderung und
Frauenbevorzugung noch bis in den letzten Winkel und die letzte Amtsstube zu tragen.
Vordergründig ist das Ganze natürlich - wie üblich - geschlechtsneutral
formuliert, aber es ist fest in Frauenhand, und bislang dürfen Männer
das Ganze zwar maßgeblich finanzieren, bekommen aber absolut nichts dafür
zurück.Eugen
Maus, in: Junge Freiheit, 08.02.2008 |
Die
Schwierigkeit besteht darin, daß der Feminismus inzwischen mit gesetzlichem
Rückhalt institutionalisiert und bestens finanziert ist. Tausende von Frauenbeauftragten
alleine in Deutschland haben den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um
Frauenfragen zu kümmern. Der ganze Segen wird - nebenbei bemerkt - überwiegend
von Männern finanziert.Eugen
Maus, in: Junge Freiheit, 08.02.2008 |
Es
gibt heute keine größere Organisation, Universität, Gewerkschaft,
Rundfunkanstalt, Partei oder was auch immer, in der sich der Feminismus nicht
festgesetzt hat.Eugen
Maus, in: Junge Freiheit, 08.02.2008 |
Es
ist anthropologisch falsch, davon auszugehen, daß der Mensch ein Individuum
ist; er ist ein historisches Tier; er ist ein Paarwesen. .... Ich sage: Individuen
gibt es nicht, sondern es gibt nur Beziehungen. Es gibt keine Individuen!Peter
Sloterdijk, in der TV-Sendung: 45. Baden-Badener Disput, 1998 |
Mir
geht es ... darum, Menschen als Teile eines akuten Beziehungsgeheimnisses zu beschreiben.
Darum sage ich, es gibt keine Individuen, sondern nur Dividuen es gibt
die Menschen nur als Partikel oder Pole von Sphären.Peter
Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S.
144 |
In
Deutschland gültige Scheidungsgesetze. - .... Durch die Aufhebung des Schuldprinzips
kann sich ein Ehepartner vom anderen ohne jegliche weitere Begründung trennen.
Dazu genügt ein einfacher Auszug aus der Wohnung. Sollte der sich trennende
Partner die Ehefrau sein, die bislang als »Nur-Hausfrau« gearbeitet
hat, dann ist sie mit dem Auszug frei von allen weiteren ehelichen Verpflichtungen.
Nicht aber ihr Ehemann: dieser darf bei entsprechendem Einkommen unter Umständen
lebenslänglich weiter für seine Familie aufkommen, obwohl ihn möglicherweise
keinerlei Schuld trifft. Eventuell hat seine Ehefrau die Ehe beendet, weil sie
sich in einen anderen Mann verliebt hat. Das Problem besteht - vereinfacht ausgedrückt
- darin, daß die eine Seite einen auf ewig geschlossenen Vertrag kündigen
kann, die andere Seite dann aber nicht aus dessen Verpflichtungen entlassen wird.
Dies ist im deutschen Vertragsrecht einmalig.Peter
Mersch, Die Familienmagerin, 2007, S. 39 |
Dieser
Umstand hat maßgeblich dazu beigetragen, daß das patriarchalische
Ernährermodell für Männer uninteressant geworden ist. Feministinnen
behaupten gerne, Männer wollten ihre Frauen zu Hause in Abhängigkeit
behalten und bevorzugten deshalb und speziell in Deutschland die klassische Rollenaufteilung.
Dies ist unrichtig. Immer weniger Männer sind heute bereit, die unkalkulierbaren
finanziellen und emotionalen Risiken einer Scheidung auf sich zu nehmen, zumal
die Mehrzahl der Trennungen nicht von ihnen ausgeht. Studien belegen folglich,
daß denkbare Unterhaltsrisiken zu den gewichtigsten Gründen zählen,
warum Männer keine Kinder wollen. Dazu beigetragen hat auch die Erfahrung
von Männern, daß sie im Rahmen einer Scheidung als Vater häufig
gerichtlich benachteiligt werden und ihnen bei entsprechenden Absichten der Mutter
trotz regelmäßiger Unterhaltzahlung keine Durchsetzung ihrer Interessen
und er Interessen des Kindes gelingt. Allerdings sind Männer in der Kinderfrage
generell zurückhaltender als Frauen, ein Kinderwunsch ist bei ihnen in aller
Regel deutlich weniger ausgeprägt als beim anderen Geschlecht. Dies konnte
ebenfalls in Umfragen bestätigt werden.Peter
Mersch, Die Familienmagerin, 2007, S. 39-40 |
Man
könnte geradezu den Eindruck gewinnen, daß vielen feministisch orientierten
Politikerinnen diesbezüglich jegliches Problembewußtsein fehlt: Es
wird vermutlich auch dann noch das Hohelied der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf und anderer Dogmen gesungen, wenn der Staat längst versunken ist.Peter
Mersch, Die Familienmagerin, 2007, S. 83-84 |
Wenn
Männlichkeit heute in unserer Gesellschaft noch immer höher als Weiblichkeit
bewertet wird, dann ist ein Grund dafür die Trivialisierung, Marginalisierung
und Proletarisierung reproduktiver Tätigkeiten, wozu feministische Positionen
maßgeblich beigetragen haben. Die Folgen tragen nun in erster Linie die
Kinder. .... Den Preis für die bisherige Form der Emanzipation der Frauen
zahlen folglich die kommenden Generationen.Peter
Mersch, Hurra, wir werden Unterschicht!, 2007, S. 122 |
Seit
der Gleichberechtigung der Geschlechter steht der Erfolg im Leben ... dem genetischen
Überleben im Wege. Die weibliche Emanziptaion hat also ... massive Fehlsteuerungen
im gesellschaftlichen Selektionsmechanismus hinterlassen, die auf lange Sicht
das Ende unserer Kultur bewirken könnten.Peter
Mersch, Hurra, wir werden Unterschicht!, 2007, S. 201-202 |
Im
vorliegenden Buch wird der antibiologistische Feminismus vollständig widerlegt.Peter
Mersch, Die Emanzipation - ein Irrtum!, 2007, S. 79 |
Das
Feindbild Nummer 1 des Feminismus ist seit einiger Zeit nicht mehr der Mann, sondern
die Hausfrau (»Mutti«), die all das repräsentiert, was man hinter
sich gelassen zu haben glaubte.Peter
Mersch, Die Emanzipation - ein Irrtum!, 2007, S. 89 |
Heute
reichen durchschnittlich ca. 2,1 Kinder pro Frau aus, damit sich eine Bevölkerung
mengenmäßig erhalten kann. Im 18. Jahrhundert lag diese Zahl noch deutlich
über 4. Man kann deshalb durchaus behaupten: Der Rückgang der Sterblichkeit
war die Voraussetzung für die Emanzipation der Frauen.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 300-301 |
Mann
und Frau gehen beide arbeiten und verdienen dafür Geld. Außerdem teilen
sie sich die Familienarbeit und verdienen dafür beide kein Geld.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 316 |
Der
Geburtenrückgang in den entwickelten Ländern ist in erster Linie auf
das Verschwinden der Mehrkindfamilie mit drei oder mehr Kindern zurückzuführen.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 316 |
Individualisierung
bewirkt nicht nur eine stärkere Abhängigkeit des Einzelnen von Leistungen
Dritter und dabei zum Teil auch von (wohlfahrts)staatlichen Funktionen (Bildungseinrichtungen,
innere Sicherheit, Rechtsprechung, Altersversorgung u.s.w.), sondern setzt diese
geradezu voraus. Dies hat aber umgekehrt zur Konsequenz, daß der Wohlfahrtsstaat
immer mehr Funktionen übernehmen und garantieren muß, die gemeinhin
dem Kollektivverhalten zuzurechnen sind.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 357 |
Wird
dem Individuum also zugestanden, sich zeitlich möglichst vollständig
auf eine am Arbeitsmarkt angeforderte Leistung zu konzentrieren und seinen individuellen
Lebenslauf frei zu wählen, dann müssen bei sich einstellenden Defiziten
alle anderen Leistungen, die üblicherweise Teil seiner zu erbringenden Kollektivleistung
sind (zum Beispiel Herstellen von Sicherheit, Weitergabe von Wissen, Aufziehen
von Nachwuchs, Versorgung Älterer, Unterstützung von Notleidenden) von
Dritten und damit unter Umständen vom Wohlfahrtsstaat übernommen werden.
Dieser wird sich dabei häufig selbst des Arbeitsmarktes bedienen, beispielsweise
um dort geeignete Lehrer für das Unterrichten von Kindern zu rekrutieren.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 357 |
Im
Rahmen der Individualisierung verselbständigt sich der Einzelne nun
immer mehr gegenüber der Gemeinschaft. Dabei löst er sich von den traditionalen
Rollenvorgaben. Als Handelnder sucht er seinen individuellen Erfolg zum Beispiel
bei einer Erwerbsarbeit, wo er um so mehr Einkommen erzielen kann, je geringer
seine Aufwände (inklusive Opportunitätskosten) bei den Gemeinschaftsaufgaben
sind, denn er hat ja dann mehr Zeit für die Erwerbsarbeit. Für ihn lohnt
es sich also ganz besonders, bei den »sozialistischen« Gemeinschaftsaufgaben
»faul« zu sein, weswegen es dort zwangsläufig zur Tragik der
Allmende kommen wird.Peter
Mersch, Evolution, Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 357-358 |
Der
Rückgang der Sterblichkeit war die Voraussetzung für die Emanzipation
der Frauen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 5 |
Geschlecht ... besitzt ein bedeutendes
biologisches Fundament.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 8 |
Die Sexualität hat ... letztlich
unser modernes Leben erst möglich gemacht: Alle modernen Märkte, und
selbst Zivilisation und Demokratie basieren maßgeblich auf der sich aus
der sexuellen Selektion ableitenden »Gefallen-wollen-Kommunikation«.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 11 |
Den beiden Geschlechtern kommen also
bereits aus biologischen Gründen unterschiedliche Aufgaben zu. Nivellierte
man die Lebensentwürfe beider Geschlechter, entfiele der eigentliche Sinn
des männlichen Geschlechts. Möglicherweise ist die zunehmende Orientierungslosigkeit
der männlichen Jugend bereits Ausdruck dieser Entwicklung. Mittlerweile wünschen
sich Frauen in Deutschland durchschnittlich nur noch 1,75 Kinder, Männer
sogar nur 1,59. Ein solches Resultat ist alarmierend, denn der männliche
Kinderwunsch müßte aus biologischen Gründen (aufgrund der bereits
erwähnten »Angebots-Nachfrage-Asymmetrie auf dem Markt sexueller Transaktionen«,
die die Basis des biologischen Vorteils getrenntgeschlechtlicher Populationen
ist) stets höher sein als der weibliche. Offenbar wurden die spezifischen
männlichen Fortpflanzungsinteressen bislang nicht ausreichend evaluiert und
berücksichtigt.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 11 |
Es kann heute kein Zweifel mehr daran
bestehen, daß ein nennenswerter Teil des menschlichen Denkens, Fühlens
und Verhaltens eine biologische Basis besitzt, die im Überlebenskampf während
der Menschwerdung entstanden ist. Auch bei der Intelligenz kann von einer erheblichen
erblichen Komponente ausgegangen werden, wie die Zwillings- und Adoptionsforschung
belegt. Ferner scheint hier das Gleiche zu gelten, was bereits bei der Geschlechterverteilung
von Inselbegabten festgestellt wurde: die Varianz der Intelligenzverteilung bei
Männern ist deutlich höher als bei Frauen. Beispielsweise ergab ein
Test unter 2500 Geschwistern, daß sich unter den »klügsten«
und »dümmsten« zwei Prozent einer Bevölkerung offenbar doppelt
so viele Männer wie Frauen befinden (vgl. a.a.O.). Gemäß anderen
Untersuchungen (vgl. a.a.O.) haben doppelt so viele Männer wie Frauen einen
IQ oberhalb von 125 Punkten. Ab der Grenze von 155 kommt auf 5,5 Männer nur
noch eine Frau.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 12 |
In modernen menschlichen Gesellschaften
korreliert der IQ mit Bildungsniveau und beruflichem Erfolg. Beruflicher Erfolg
geht meist mit dem Erreichen verantwortungsvoller Positionen einher, wofür
aber wiederum ein besonders starkes persönliches Engagement und das Einbringen
umfangreicher zeitlicher Ressourcen erforderlich ist. Dies hat dann aber zwangsläufig
zur Konsequenz. daß beruflicher Erfolg einem hohen Engagement bei anderen
sozialen Aufgaben eher im Wege steht, was auch für die Familienarbeit gilt.
Und genau hier kommt nun das Problem der weiblichen Emanzipation ins Spiel. Wenn
sowohl die berufliche Karriere als auch die Familienarbeit mit hohen zeitlichen
Aufwänden und damit mit jeweils hohen Opportunitätskosten verbunden
sind, und beide Geschlechter beide Aufgaben anteilsmäßig gleich erfüllen
sollen, dann wird im statistischen Mittel eine bessere Ausbildung und darauf aufbauend
eine größere berufliche Verantwortung immer mit einer geringeren Kinderzahl
korrelieren. Daran werden Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf nichts Entscheidendes ändern können.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 12 |
Grundsätzlich ist davon auszugehen,
daß sich mit einem Fortschreiten der weiblichen Emanzipation und insbesondere
einer weiteren Steigerung der Frauenerwerbsquote die Verhältnisse für
Frauen und Männer immer stärker angleichen werden, da es dann selbst
für beruflich erfolgreiche Männer immer schwerer werden dürfte,
eine adäquate Lebensgefährtin zu finden, die bereit ist, für die
Gründung einer größeren Familie für eine längere Zeit
auf ihren Beruf zu verzichten. Dafür sprechen allein schon die festgestellte
Bildungshomogamie bei Paaren und IQ-Korrelation bei Ehepaaren. Ferner übertragen
sich die hohen Opportunitätskosten von Kindern bei einer gesellschaftsweit
angestrebten paritätischen Aufteilung der Familienarbeit unmittelbar auch
auf die Männer. Obwohl Männer oftmals bis ins hohe Alter fortptlanzungsfähig
sind, entsteht dann für beide Geschlechter eine maximal 25-jährige «Rushhour
des Lebens«, in der sowohl die Karriere aufgebaut als auch die Familie gegründet
werden muß. Man kann mit einfachen Modellen zeigen, daß es unter solchen
Verhältnissen zwangsläufig zu einem langfristigen Nachlassen der durchschnittlichen
Intelligenz der Bevölkerung (und damit von aktuellen Erfolgsmerkmalen) kommen
muß, wobei der männlichen - und nicht der weiblichen - Fertilität
eine herausragende Bedeutung zukommt. Und in der Tat ist in den meisten entwickelten
Ländern seit Ende der 1990er Jahre ein Absinken des durchschnittlichen IQs
der Bevölkerung feststellbar. Da IQ-Verluste auch mit Wohlstandsverlusten
und erhöhter Arbeitslosigkeit einherzugehen scheinen - ein Zusammenhang,
der auch innerhalb Deutschlands nachweisbar ist -, dürfte dies zu einer signifikanten
Verletzung der Generationengerechtigkeit führen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 12 |
Auf Basis des Prinzips der natürlichen
Selektion der Evolutionstheorie könnte man geneigt sein zu fordern, in menschlichen
Gesellschaften müsse sozialer Erfolg mit Reproduktionserfolg korrelieren.
Eine solche Forderung gilt aber allgemein als sozialdarwinistisch. Allerdings
läßt sich argumentieren, daß die Evolution des Lebens nicht durch
das Prinzip der natürlichen Selektion, sondern primär durch die Selbsterhaltungs-
und Reproduktionsinteressen von Individuen vorangetrieben wird. Daraus ließe
sich dann aber ableiten, daß sozialer Erfolg nicht zu einer prinzipiellen
und statistisch nachweisbaren Reduzierung des Fortptlanzungsinteresses (bzw. Kinderwunsches)
führen darf. Eine entsprechende Forderung scheint regelrecht ethisch geboten
zu sein, denn es ist den Menschen nicht zumutbar, sich einerseits um sozialen
Erfolg zu bemühen, dafür dann allerdings den Preis eines statistisch
signifikant niedrigeren Fortpflanzungsinteresses zahlen zu müssen. Moderne
Industriegesellschaften erfüllen diese Forderung üblicherweise nicht,
und zwar aus den in diesem Artikel genannten ökonomischen und organisatorischen
Gründen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 12-13 |
Nun lassen sich die Zusammenhänge
dieses Abschnittes naturgemäß nicht »beweisen«. Beweisen
kann man nur in der Mathematik. Sie aber kaum begründet als nicht existent
abzutun, könnte sich für die nächste Generation als genauso fatal
erweisen, wie ein leichtfertiges Abtun der These, die globale Erwärmung würde
durch den gestiegenen CO2-Ausstoß der Menschheit verursacht.
Auch hat ein Hinweis auf biologische Zusammenhänge nichts mit einer Ablehnung
von gezielten Fördermaßnahmen für sozial benachteiligte Schichten
zu tun. Im Gegenteil: Damit diese gefördert werden können, muß
es vor allem eine ausreichende Zahl an Menschen geben, die andere fördern
können und nicht selbst auf Förderung angewiesen sind.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 13 |
Wir stellen fest: Hart kalkulierende
und durch und durch ökonomisch denkende, gewinnorientierte Unternehmen investieren
Milliardensummen in ihre Reproduktion, obwohl sich diese nicht unmittelbar »rechnet«.
Sie beschäftigen in diesen Bereichen üblicherweise ihre fähigsten
Mitarbeiter. Oft repräsentieren solche Abteilungen sogar die eigentliche
Kernkompetenz des Unternehmens, während fast alles andere ausgelagen werden
könnte und zum Teil auch wird. Dabei fällt aber vor allem eins auf:
Leistungsfähige Unternehmen organisieren sowohl ihre produktiven als auch
reproduktiven Bereiche marktwirtschaftlich, Staaten tun dies dagegen nicht. Oder
anders gesagt: Moderne, gleichberechtigte Gesellschaften weisen einen massiven
Organisationsfehler auf.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 16 |
Die in der Soziologie sehr weit akzeptierte
Individualisierungsthese besagt nun, daß sich der Einzelne in modernen Gesellschaften
immer stärker aus übergeordneten Vorgaben bezüglich Geschlecht,
Alter beziehungsweise sozialer oder regionaler Herkunft löst, so daß
es zu einer drastischen Zunahme der individuellen Entscheidungsspielräume
und einer Reduzierung des Grads der Außensteuerung kommt. Das Individuum wird zentraler Bezugspunkt für sich selbst und die Gesellschaft.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 16 |
Individualisierung bewirkt nicht
nur eine stärkere Abhängigkeit des Einzelnen von Leistungen Dritter
und dabei zum Teil auch von (wohlfahrts)staatlichen Funktionen (Bildungseinrichtungen,
innere Sicherheit, Rechtsprechung, Altersversorgung u.s.w.), sondern setzt diese
geradezu voraus. Dies hat aber umgekehrt zur Konsequenz, daß der Wohlfahrtsstaat
immer mehr Funktionen übernehmen und garantieren muß, die gemeinhin
dem Kollektivverhalten zuzurechnen sind.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 16 |
In traditionellen
Gesellschaften hatten die Menschen neben ihren individuellen Aufgaben auch kollektive
Pflichten zu erfüllen. Zur Sicherstellung der Erfüllung der Gemeinschaftsaufgaben
dienten gesellschaftliche Rollenvorgaben.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17 |
Im Rahmen der Individualisierung
verselbständigt sich der Einzelne nun immer mehr gegenüber der Gemeinschaft.
Dabei löst er sich von den traditionalen Rollenvorgaben. Als Handelnder sucht
er seinen individuellen Erfolg zum Beispiel bei einer Erwerbsarbeit, wo er um
so mehr Einkommen erzielen kann, je geringer seine Aufwände (inklusive Opportunitätskosten)
bei den Gemeinschaftsaufgaben sind, denn er hat ja dann mehr Zeit für die
Erwerbsarbeit. Für ihn lohnt es sich also ganz besonders, bei den »sozialistischen«
Gemeinschaftsaufgaben »faul« zu sein, weswegen es dort zwangsläufig
zur Tragik der Allmende kommen wird.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17 |
Die verbindliche
Ausführung von notwendigen Gemeinschaftsaufgaben muß nun also auf andere
Weise gewährleistet werden. Dazu dient die Institutionalisierung.
Statt die Kollektivaufgaben weiterhin dem Einzelnen anteilsmäßig aufzubürden,
werden sie an Dritte ausgelagert, und zwar ganz häufig an den Wohlfahrtsstaat.
Dieser erwartet dann aber von seinen Bürgern einen Obolus, üblicherweise
in Form von Steuern oder eines so genannten Parafiskus. Diese Steuern müssen
wiederum verpflichtend erhoben werden, andernfalls dürfte es bei der Steuerzahlung
selbst zur Tragik der Allmende kommen. Steuern stellen somit ein Äquivalent
für die Summe aller Kollektivaufgaben des Individuums dar.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17 |
Der Wohlfahrtsstaat
wird dann neue Institutionen schaffen, die die freigesetzten Gemeinschaftsaufgaben
in seinem Sinne und Auftrag erfüllen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17 |
Finanziert
werden die Institutionen durch die Steuerzahlungen der Bürger. Die Mitarbeiter
der neu erschaffenen Organe rekrutiert der Staat wie jedes andere Unternehmen
über den Arbeitsmarkt, so daß auch diese von den Vorteilen der Individualisierung
profitieren können. Die bisherige Kollektivaufgabe wird auf diese Weise professionalisiert
und damit indirekt aufgewertet. Am Ende ist sie ganz häufig eon integraler
Bestandteil der arbeitsteiligen Wirtschaftswelt.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17 |
Die Individualisierung auf Seiten
der Männer hatte Staatenbildung, staatliches Gewaltmonopol, Polizei und Schulen
zur Folge, bei der weiblichen Individualisierung, bei der es sich möglicherweise
um die größte soziale Umwälzung der letzten zwei Millionen Jahre
handelt, dürfte deshalb deutlich mehr erforderlich sein als ein paar zusätzliche
Vereinbarkeitsmaßnahmen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 17-18 |
Die Individualisierungsthese geht
unter anderem von einer zunehmenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung aus. Im
Rahmen der weiblichen Individualisierung wird aber seit Jahrzehnten in die umgekehrte
Richtung (»Zusammenführung der allerersten menschlichen Arbeitsteilung«)
argumentiert. Man könnte deshalb auch sagen: Die Vereinbarkeitsthese
(»Familien bekommen heute deshalb so wenig Kinder, weil die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf noch nicht ausreichend gegeben ist, obwohl dies prinzipiell
möglich wäre«) steht im Widerspruch zur Individualisierungsthese.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 18 |
Für die
Mehrkindfamilie gibt es unter der Gleichberechtigung der Geschlechter kein funktionierendes
Familienmodell. Dies liegt ganz wesentlich an der Wirtschaftsfunktion der Familie,
an der man im Rahmen der Emanzipation der Frauen nicht gerüttelt hat. Da
in gleichberechtigten Gesellschaften mit zunehmender Kinderzahl sowohl die Familienkosten
steigen als auch die Familieneinnahmen sinken, können sich größere
Familien praktisch nicht mehr selbst finanzieren. Die Wirtschaftsfunktion der
Familie ist nicht mit der Gleichberechtigung der Geschlechter kompatibel.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 18 |
Eine gesellschaftsweite
Angleichung der Lebensentwürfe beider Geschlechter ist aus biologischen Gründen
nicht möglich. Gesellschaften, die die Geschlechter auf diese Weise gleichstellen,
würden sich sukzessive vieler ihrer Erfolgsmerkmale entledigen. Empirische
Daten scheinen zu belegen, daß dieser Prozeß in den entwickelten Ländern
längst stattfindet.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 18 |
Vereinbarkeitsmaßnahmen
... - und das wird in der Öffentlichkeit meist nicht ganz korrekt dargestellt
- können ... das Nachwuchsproblem gleichberechtigter Gesellschaften nicht
einmal ansatzweise lösen ....Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 18 |
Der Geburtenrückgang
ist in erster Linie auf das Verschwinden größerer Familien zurückzuführen.
Diese können aber mit Vereinbarkeitsmaßnahmen wenig anfangen, da bei
ihnen meist so viel Familienarbeit anfällt, daß eine Person ohnehin
zu Hause bleiben muß. Größeren Familien fehlt es dagegen an Einkommen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 19 |
Den einzigen Nutzen, den Eltern heute
aus ihren Kindern ziehen können, ist der sogenannte Konsumnutzen. Als Konsumnutzen
von Kindern wird in erster Linie die Erfüllung emotional-expressiver Elternschaftsmotive
verstanden: Man hat Kinder, weil man ihnen Liebe geben kann und durch sie Liebe
erfährt. Der Konsumnutzen von Kindern erlaubt bei Abwägung gegenüber
anderen Kosten eine Einschränkung der Kinderzahl. Dieser sich so trocken
anhörende Satz heißt nichts anderes als: Alles das, was einem an Kindern
Freude bereitet, kann man eigentlich auch schon mit ein bis zwei Kindern erfahren.
Wenn man nur über begrenzte zeitliche oder finanzielle Mittel verfügt,
dann dürfte der Konsumnutzen von weiteren Kindern in der Regel nicht groß
genug sein, um die durch zusätzliche Kinder verursachten Kosten zu rechtfertigen,
denn die Kosten für die Kinder steigen fast linear mit der Kinderzahl, der
Konsumnutzen üblicherweise dagegen nicht. Die Konsequenz daraus ist: Selbst
wenn Deutschland das Schlaraffenland der Kinderbetreuung wäre, werden sich
berufstätige Eltern im Normalfall auf maximal zwei Kinder beschränken.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 19 |
Der Geburtenrückgang
ist in erster Linie auf das Verschwinden größerer Familien zurückzuführen.
Diese können aber mit Vereinbarkeitsmaßnahmen wenig anfangen, da bei
ihnen meist so viel Familienarbeit anfällt, daß eine Person ohnehin
zu Hause bleiben muß. Größeren Familien fehlt es dagegen an Einkommen.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 19 |
Den einzigen Nutzen, den Eltern heute
aus ihren Kindern ziehen können, ist der sogenannte Konsumnutzen. Als Konsumnutzen
von Kindern wird in erster Linie die Erfüllung emotional-expressiver Elternschaftsmotive
verstanden: Man hat Kinder, weil man ihnen Liebe geben kann und durch sie Liebe
erfährt. Der Konsumnutzen von Kindern erlaubt bei Abwägung gegenüber
anderen Kosten eine Einschränkung der Kinderzahl. Dieser sich so trocken
anhörende Satz heißt nichts anderes als: Alles das, was einem an Kindern
Freude bereitet, kann man eigentlich auch schon mit ein bis zwei Kindern erfahren.
Wenn man nur über begrenzte zeitliche oder finanzielle Mittel verfügt,
dann dürfte der Konsumnutzen von weiteren Kindern in der Regel nicht groß
genug sein, um die durch zusätzliche Kinder verursachten Kosten zu rechtfertigen,
denn die Kosten für die Kinder steigen fast linear mit der Kinderzahl, der
Konsumnutzen üblicherweise dagegen nicht. Die Konsequenz daraus ist: Selbst
wenn Deutschland das Schlaraffenland der Kinderbetreuung wäre, werden sich
berufstätige Eltern im Normalfall auf maximal zwei Kinder beschränken.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 19 |
Es soll nun ein alternatives Familienmodell
und eine alternative Familienfinanzierung ...: Jeder Bürger müßte
gemäß seiner individuellen Leistungsfähigkeit für ein Kind
Unterhalt zahlen. Allerdings könnte er sich von dieser Verpflichtung durch
das Aufziehen eines eigenen Kindes befreien. Der eingenommene Unterhalt könnte
wie folgt verwendet werden: Wenn viele Menschen kinderlos bleiben, kommen insgesamt
zu wenig Kinder auf die Welt. Die Differenz zu einer bestandserhaltenden Geburtenrate
könnte dann von staatlich beschäftigten Familienmanagerinnen
abgedeckt werden, die in aller Regel größere Familien mit drei oder
mehr Kindern gründen. Da die Familienarbeit dabei zum Fulltimejob generiert,
würden solche Familienfrauen (oder auch -männer) vom Staat für
die von ihnen geleistete Erziehungsarbeit - in Abhängigkeit von der Zahl
ihrer Kinder - bezahlt. Allerdings benötigten sie entsprechende Qualifikationen,
da sie einen Beruf mit sehr hoher Verantwortung ausüben. Auch müßten
sie sich regelmäßig fortbilden. Sie gingen einer echten Erwerbsarbeit
nach. Für sie würde das folgende ergänzende Familienmodell zum
Einsatz kommen: Der Mann geht arbeiten und verdient Geld,
die Frau zieht die Kinder auf und verdient dafür ebenfalls Geld.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 20 |
Dieses Familienmodell trägt
den Namen Familienmanager-Modell. Es dürfte das einzige Familienmodell sein,
welches einen nennenswerten Anteil gut ausgebildeter Frauen unter der Rahmenbedingung
der Gleichberechtigung der Geschlechter zur Gründung einer Mehrkindfamilie
bewegen könnte. Natürlich würde auch die umgekehrte Variante (Die
Frau geht arbeiten und verdient Geld, der Mann zieht die Kinder auf und verdient
dafür ebenfalls Geld) funktionieren, allerdings dürften solche Konstellationen
eher selten sein. Ferner würde das Modell Alleinerziehung (Die Frau zieht
die Kinder auf und verdient dafür Geld) - gegebenenfalls im Zusammenleben
mit unterschiedlichen Partnern - unterstützen, was für moderne Gesellschaften
unerläßlich zu sein scheint. Es umgeht die Problematik der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, indem es Familie zum Beruf macht.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 21 |
Grundlage des Familienmanager-Modells
könnte die folgende »Norm« beziehungsweise modifizierle veranlwortete
Elternschaft sein, die die Nachwuchsarbeit als eine gesellschaftliche Kollektivaufgabe
versteht, die prinzipiell von allen Bürgern anteilsmäßig in direkter
oder indirekter Form zu erbringen ist.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 21 |
Entweder man zieht selbst ein Kind
auf, oder man zahlt Unterhalt, damit größere - ausreichend qualifizierte
- Familien ihre eigenen Kinder in Würde aufziehen können.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 21 |
Man kann nun zeigen, daß die
Maßnahme mit einem Finanzierungsbedarf deutlich unter 100 Milliarden Euro
pro Jahr binnen weniger Jahre eine gesicherte bestandserhaltende Reproduktion
bewirken könnte. Gleichzeitig dürften dabei etwa vier Millionen neue
Arbeitsplätze entstehen. Auch kann man zeigen, daß sich bei Scheidungen
(selbst ohne Beteiligung einer Familienmanagerin) viele der heute bekannten Unterhaltsproblematiken
entschärfen ließen. Und schließlich könnten die Familienmanagerinnen
einen Großteil der von berufstätigen Eltern benötigten Vereinbarkeitsinfrastruktur
stellen, und zwar in einer viel umfassenderen Weise, als dies mit staatlichen
Einrichtungen möglich ist.Peter
Mersch, Die Familie und die Gleichberechtugung der Geschlechter, 2008,
S. 21 |
Im
Falle einer Differenz zwischen dem physischen und dem »gefühlten«
Geschlecht eines Menschen stellt sich die Frage, ob der Körper oder das Ich
sein Geschlecht definiert: Was ist die Konstante, und was ist die Variable? Meiner
Auffassung nach ist das Ich die Konstante. Anderenfalls ist es nicht zu erklären,
warum ein Mensch zu einer physischen Geschlechtsumwandlung drängt bzw. eine
solche, wenn sie ohne seinen Willen erfolgt ist, dauerhaft ablehnt, eventuelle
sogar daran zerbricht, wie im Falle Reimers. Verhält es sich so, wie ich
es annehme, dann kann eine Lesbo-Feministin nicht mehr aus dem Grunde als Frau
bezeichnet werden, daß ihr physischer Körper weiblich ist. Eine geschlechtliche
Kennzeichnung hat sich dann vielmehr an ihrem Ich, d.h. an ihren Persönlichkeitsmerkmalen
und an ihren selbstgesetzten Zielen zu orientieren.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Hauptsächliches
Ziel des Lesbofeminismus ist eine Welt, in der physische Frauen die Rollen von
(nicht nur) physischen Männern spielen und sie diesen zumindest ebenbürtig
sind. Männer erscheinen nun nicht mehr als Partner und gar Elemente einer
notwendigen Ergänzung, sondern vielmehr als Konkurrenten und Störer,
mit denen bestenfalls eine Ko-Existenz möglich ist. Diese Einstellung aber
ist wesentlich männlich. Daraus leite ich ab und lege fest: Lesbo-Feministen
sind Männer, und dies ungeachtet der primären, manchmal auch sekundären
weiblichen Geschlechtsmerkmale ihres Körpers.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Meiner
unumstößlichen Überzeugung nach beruht die Identifikation des
Geschlechts eines Menschen mit dem seines Körpers auf einer biologistisch
begrenzten Sichtweise, die nicht mehr zeitgemäß ist, da sie die heute
zunehmend auftretenden Phänomene des militanten Lesbofeminismus sowie der
geschlechtlichen Identitätsprobleme nicht erklären kann.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Jedoch
verhalten sich Männer in männlichen Körpern und Männer in
weiblichen Körpern keineswegs gleich. Letztere, Lesben also, verhalten sich
gewissermaßen heterosexuell, wenn sie Frauen lieben. An Männern finden
sie sowenig Gefallen, wie normale Männer ihrerseits an Männern keinen
Gefallen finden. In der Interpretation sexueller Signale als Belästigung
sind sich Männer und Lesben also gleich. Daß umgekehrt auch Männer
an Lesben infolge von deren ausbleibenden Signalen und oft unweiblichem Aussehen
oft keinen tiefgründigen Gefallen finden, mildert den Konflikt anscheinend
nicht.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Wir haben
es nämlich mit zwei Gruppen von Männern zu tun: Eine sehr große
Gruppe, welche die andere Hälfte der Menschheit prinzipiell bejaht; und eine
kleine Gruppe, welche das gleiche Dominanzstreben entwickelt wie die erste, sich
aber die Vollfrauen mit der ersten Gruppe teilen muß - auch wenn eigentlich
klar ist, daß die meisten Frauen den Lesben ohnehin nicht zur Verfügung
stehen. Ihre Körper üben dennoch Reize aus. Und das führt zur Eifersucht.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Im Ergebnis
sehen die Lesben - also die Männer in Frauenkörpern - in den Voll-Männern
nicht nur überflüssige Wesen, sondern sie erleben in ihnen eine existenzielle
Bedrohung. Das erklärt den maßlosen ideologischen Männerhaß
z.B. einer Alice Schwarzer.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Abschließend
sei das Gegenstück der »Kampf-Lesben« in den Blick genommen,
nämlich die »Lila Pudel«. Es handelt sich meinem Verständnis
nach um Frauen in Männerleibern. Auf den ersten Gedanken könnte man
meinen, daß sie einen ähnlich großen Haß auf Voll-Frauen
entwickeln wie die Lesben auf die Voll-Männer. Das ist aber nicht der Fall,
denn als eigentliche Frauen kennen sie kein ausgeprägtes Dominanzstreben.
Vielmehr zeigen sie das Bestreben zur Selbst-Unterwerfung. In diesem Bestreben,
sich zu unterwerfen, suchen sie sich die dominantesten Elemente. Das aber sind
die Männer, die mit ihren Körpern Probleme haben, also die Lesben. Etwas
verwirrend ist vielleicht noch, daß sowohl Kampflesben als auch Lila
Pudel nicht unbedingt kinderlos sein müssen, sondern sich bisweilen auch
fortzeugen. Das widerlegt aber nicht die prinzipiell notwendige Erweiterung der
Sexualcharakteristika auf das Ich des Menschen, sondern sollte als Aufforderung
verstanden werden, diesen Phänomenen noch weiter auf den Grund zu gehen.Thomas
R. E. Lentze, Warum homosexuelle Frauen oft gefährlich sind und homosexuelle
Männer nicht, 12.11.2008 |
Auf die
Frage, was sie von der (ernstgemeinten) Empfehlung Sally Miller Gearharts halte,
den männlichen Anteil der Weltbevölkerung auf 10% zu reduzieren und
festzuschreiben, antwortete Mary Daly: »Ich denke, es ist überhaupt
keine schlechte Idee. Wenn Leben heißt, auf diesem Planeten zu überleben,
dann bedarf es einer Entseuchung dieser Erde. Ich meine, dies wird begleitet werden
durch einen evolutionären Prozeß, der zu einer drastischen Reduktion
der männlichen Bevölkerung führen wird.«Thomas
R. E. Lentze, Mary Daly ist kein Mensch, sondern eine Frau, 25.11.2008 |
Was
wäre eigentlich, wenn es Männer nicht mehr geben würde, jedenfalls
nicht mehr in unmittelbarer Nähe von Frauen? .... Mit Technik ist da Schluß,
aber die ist ja auch nicht überlebenswichtig. Sie wird ersetzt durch magische
und telepathische Praktiken, so wie wir sie aus matrifokalen oder gynozentrischen,
also aus »primitiven« Gesellschaften bereits kennen. Das Dilemma ist
nur, daß die Kritikerinnen der männlichen Gier nicht dauerhaft so leben
wollen. Sie sind wie verwöhnte Kinder, die ihre Erzieher in Grund und Boden
kritisieren, andererseits aber sicher nicht froh wären, wenn sie sich in die
Banden marodierender Kinder einfügen müßten, die es in den Slums
gewisser Städte tatsächlich gibt.Thomas
R. E. Lentze, Das gierige Geschlecht, 22.04.2009 |
Wer
oder was finanziert eigentlich die Kulturform Feminismus ? Natürlich das
Patriarchat. Frauen leben überhaupt zum großen Teil vom Geld, das Männer
erwirtschaften und u.a. in die Sozialkassen einzahlen.Thomas
R. E. Lentze, Das gierige Geschlecht, 22.04.2009 |
Der
Vergleich von Frauen mit Kindern vermag auch das heutige emotionale Verhältnis
von Männern und Frauen zu beleuchten. Männer haben keine Angst vor »starken«,
d.h. erwachsenen Frauen; sie fürchten keine gleiche Augenhöhe, im Gegenteil,
sie wären froh, wenn es sie gäbe, und wenn Frauen auch mal bereit wären,
»nach unten« zu heiraten. Männer sind einfach genervt von Frauen,
die schlecht erzogenen Kindern gleichen. Wer kennt sie nicht: Kinder, die alles
besser wissen, die uns Vorträge halten über unsere Rechte und Pflichten
als Erzieher, ja die uns aufklären über die Höhe unseres Strafmaßes
im Falle einer Ohrfeige, während sie gleichzeitig ihre eigene Straffreiheit
ausnützen. Ähnlich steht es nämlich mit der Machtverteilung zwischen
Mann und Frau: Auch wenn der Mann physisch stärker ist und das materielle
Wohl der Familie garantiert, so ist regelmäßig er es, der auf bloße
Anschuldigung seitens der Frau die Wohnung zu verlassen hat. Die faktische Beweislast-Umkehr
macht's möglich. Massenhafter Kindklau in Tateinheit mit Unterhalts-Abzocke
ist eine weitere Ursache für die zunehmende Verunsicherung von Männern.Thomas
R. E. Lentze, Das gierige Geschlecht, 22.04.2009 |
Und
somit ist das Patriarchat, der Garant von Ernährung, Versorgung und Sicherheit
- das ist nämlich sein Sinn und sein Zweck -, obselet geworden. Das Patriarchat
beruht auf Freiwilligkeit, so wie jede Elternschaft, aber es bedarf auch
der Dankbarkeit, um seine Träger nicht zu entmutigen.Thomas
R. E. Lentze, Das gierige Geschlecht, 22.04.2009 |
Um
es ganz direkt zu sagen: Es ist weibliche Gier, welche das Patriarchat degradiert,
so wie es auch die Gier von schlecht erzogenen (oder genuin schwer erziehbaren)
Kindern ist, welche die Eltern entmutigt. Und ebenso wie es Kinder gibt, die uns
sehr vernünftig erklären können, was wir alles falsch machen und
besser zu machen hätten, so gibt es feministische Theologinnen, die uns sehr
nett erklären können, was menschliche Gier bewirkt. Und wo wir sie antreffen
- eben im Patriarchat.Thomas
R. E. Lentze, Das gierige Geschlecht, 22.04.2009 |
Entweder
stehen Frauen nicht auf der Stufe von Erwachsenen. Dann allerdings bräuchten
wir unbedingt ein Patriarchat. Denn im Patriarchat genießen Frauen die Vorzugsrolle
beschützenswerter Wesen. Oder wir betrachten Mann und Frau als hierarchisch
gleich. Dann haben sie aber auch gleiche Leistungen zu erbringen. Und zwar überall
und nicht nur da, wo es ihnen vorteilhaft erscheint! Wie wäre es, wenn auch
Frauen einmal mehr als das Doppelte zahlen ? Wir könnten es dann ja »positive
Diskriminierung« nennen!Thomas
R. E. Lentze, Was ist Sexismus?, 07.10.2009 |
Rassismus
und Sexismus - ihre Unterschiede. - Die Zielgruppen des Rassismus existieren
regional und / oder partial, d.h. sie konzentrieren sich auf geographisch
begrenzte Gebiete, ansonsten auf einen verstreut wohnenden, aber meist eher kleinen
Teil der Erdbevölkerung. Die Zielgruppen des Sexismus existieren global,
denn die beiden Geschlechter sind auf der Erde gleich verteilt. Von geographisch
bestimmter Konzentration kann keine Rede sein. Anders als der Rassismus hat der
Sexismus kaum Schwierigkeiten mit der Definition seiner Zielgruppen. Denn Mann
und Frau sind nicht nur durch ihre körperlichen Merkmale, sondern auch über
ihre bürgerlichen Namen viel eindeutiger definiert als die Angehörigen
bestimmter Ethnien. Zudem sind uns die Geschlechter der Anschauung nach viel
weniger fremd, weil immer und überall »mitten unter uns«:
als Eltern, oft auch als Geschwister, mit denen wir gemeinsam aufgewachsen sind.
Später begegnen uns beide Geschlechter fast immer auch in Gestalt von Arbeitskollegen.
Daß uns hingegen Vertreter anderer Ethnien begegnen, ist weitaus weniger
selbstverständlich.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Rassismus
und Sexismus - ihr Gemeinsames. - Um als rassistisch oder sexistisch zu gelten,
muß eine Einstellung - in meinem Verständnis - folgende Bedingungen
erfüllen: Die Rasse oder das Geschlecht unterliegt einer polarisierenden
Wertung. Kategorien einer solchen Wertung sind z.B. lebenstüchtig-degeneriert;
schöpferisch-parasitär; machtbesessen-friedensstiftend; gewalttätig-schutzbedürftig.
Die Bewertung oder Zuschreibung wird in den Dienst von Interessen gestellt,
vor allem von politischen Interessen. Hierbei geht es also immer um Macht, wobei
Wertungen den Zweck von Legitimation erfüllen. Eine Legitimation wird
nicht unbedingt offengelegt; oder sie wird es nur teilweise. So beruhte die
Einführung des Gewaltschutzgesetzes auf einer polarisierenden Wertung von
Männern als gewalttätig und Frauen als schutzbedürftig; das gilt
auch heute noch für seine Exekution. Dennoch ist die Formulierung des Gesetzes
weitgehend geschlechtsneutral. - Mit Gesetzen, die ethnische Gruppen betreffen,
verhält es sich teilweise ähnlich.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
So
seltsam es klingt: Auch die Existenz definierter Geschlechter wird zunehmend geleugnet.
Aber das liegt eigentlich nur in der Konsequenz einer Gleichheits-Ideologie
oder »Diktatur des Relativismus«, welche unter dem Vorwand
einer angeblich wünschenswerten »Freiheit von Herrschaft und Hierarchie«
die allgemeine Vermassung anstrebt und vorbereitet, um darauf dann eine umso brutalere
Zwangs-Herrschaft zu begründen. Innerhalb der Geschlechterdebatte wird die
bloße Konstruktion nicht nur des sozialen, sondern sogar des biologisch
verankerten Geschlechts u.a. durch Judith Butler behauptet. Eine andere
Erscheinungsform dieser Tendenz ist die sogenannte »Queer«-Theorie.
In jedem Falle geht es darum, bisher als natürlich geltende (Werte-)Ordnungen
zu durchbrechen, was natürlich immer nur für Menschen vorteilhaft ist,
die aus diesen Ordnungen bisher herausgefallen sind. Nicht mehr diese gelten jetzt
als kriminell oder krank, sondern jene, die weiterhin Ordnungen anerkennen. Darunter
fallen z.B. überzeugte Christen. Es ist klar, daß es unter dieser Voraussetzung,
käme sie voll zum Zuge, auch keinen Sexismus im strengen Wortsinne mehr geben
kann. Tatsächlich gibt es bereits ein Ersatzwort: den »Heterosexismus«.
Ein Heterosexist ist demnach ein Mensch, der die Heterosexualität als Norm
betrachtet und dafür auch eintritt. Und als solcher gilt er natürlich
als kriminell oder krank. Darin bekundet sich die Intoleranz der Toleranten, welche
regelmäßig auf eine totalitäre Steigerung derjenigen Grausamkeit
hinausläuft, die sie zu bekämpfen vorgibt.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Vertreter
des Sexismus bzw. Differenz-Feminismus sind nicht nur Frauen, sondern - erstaunlicherweise
- auch Männer. Was sie anzielen, sind aber ausschließlich Männer
- niemals Frauen. Einen umgekehrten ideologischen Sexismus (der also Männer
als höherwertig ansieht) gibt es nicht. Dies gilt sowohl empirisch wie theoretisch.
Empirisch gibt es, soweit ich weiß, keinen ideologischen Sexismus, der sich
gegen Frauen richtet, d.h. der Frauen als minderwertig oder sogar als eingeschränkt
lebenswürdig betrachtet. .... Theoretisch ist ein ideologischer Sexismus,
der sich gegen Frauen richtet, also ein »Maskulismus« als Spiegelbild
des Feminismus, unmöglich. Denn diese Annahme hätte zur Voraussetzung,
daß Mann und Frau prinzipiell gleich seien. Sie sind es aber nicht. Die
Gleichheit von Mann und Frau ist vielmehr ein links-ideologisches Konstrukt,
das weder durch Tatsachen noch durch ein gesundes Empfinden bestätigt wird.
So ist es eine (von Feministinnen) oft beklagte Tatsache, daß auch wirtschaftlich
erfolgreiche Frauen grundsätzlich »nach oben« oder gar nicht
heiraten. Das liegt aber eben nicht an ihren vermeintlichen »Vorurteilen«
- dafür sind diese Frauen durchaus zu intelligent -, sondern an ihrem gesunden
Empfinden.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Es
bleibt somit als einziger ideologischer Sexismus nur der Feminismus. Er
beruht darauf, daß die natürliche Befähigung des Mannes zur Herrschaft
über die Frau im Grunde gefühlt, nicht aber ertragen wird. Der Feminismus
ist die Kompensation eines Minderwertigkeitsgefühls von Männern
in Frauenleibern, unterstützt von Frauen in Männerleibern (»Lila
Pudel«). Erstere wollen die Herrschaft an sich reißen; letztere wollen
sich ihnen unterwerfen. Während die ersteren an ihrer Pathologie leiden,
dieses mit einer Ideologie der eigenen Höherwertigkeit kompensieren, ihr
tatsächliches Versagen mit Unterdrückung erklären und zur Rechtfertigung
ihrer »Entschädigungs«-Ansprüche eine ständige Schuldzuweisung
betreiben, profitieren die letzteren aus dem entstehenden Sittenverfall und spenden
den Erzeugerinnen Beifall. Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Der
Sexismus beruht auf der weitreichendsten Verschwörungstheorie aller
Zeiten. Die erste ihrer Art war die des Kommunismus, welcher eine verschworene
Ausbeuterklasse unterstellte. Im nationalen Sozialismus wurde die Klasse
der Verschwörer ausgeweitet auf das »Weltjudentum«. Der
Feminismus hat dann die Verschwörungstheorie erweitert auf die gesamte
Mannheit, also die halbe Menschheit. Sie besagt: Frauen sind nicht auf natürliche
Weise »benachteiligt«, sondern auf eine künstliche. Diese besteht
seit Jahrtausenden in Gestalt der Unterdrückung durch ein Patriarchat. Anderenfalls
wären Frauen an Kultur und Zivilisation gleichbeteiligt. Die Methode der
Massenvernichtung hat im Sexismus ebenfalls seine bisher höchste Steigerung
erfahren. .... Im Sexismus (Feminismus) schließlich ist die Massenvernichtung
privatisiert worden. Nicht nur Urteile sind jetzt weggefallen, sondern
auch Schuldvorwürfe und Anklagen. Vollzugsort ist der geschützteste
aller Orte, der Mutterleib. Vollzugsberechtigt sind allein Mütter; Väter
haben kein Mitspracherecht über ihre eigenen Nachkommen mehr! Bezog sich
der Klassenkampf im Kommunismus lediglich auf eine soziale Schicht, die
man u.U. noch wechseln konnte, so ist der Klassenkampf im nationalen Sozialismus
bereits biologistisch inspiriert. Immerhin sind auch da die Grenzen noch durchlässig;
so kann man zum Judentum übertreten bzw. seine Herkunft bisweilen verleugnen.
Hingegen ist der sexistisch-feministische Klassenkampf zutiefst biologistisch,
da kein Merkmal so tief körperlich verankert, so leicht erkennbar und so
schwer zu verändern ist wie die Geschlechtszugehörigkeit. Die Betroffenen,
also Männer, haben so gut wie keine Möglichkeit mehr zum Widerstand,
etwa um ihr ungeborenes Kind zu retten oder dem Kindesentzug mit angeschlossener
Unterhaltssklaverei zu entgehen. Der Sexismus ist somit als Metamorphose von Kommunismus
und Rassismus zu bewerten. Es handelt sich um die Ideologie des Klassenkampfes
in ihrer bisher letzten Steigerung.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Nach
allem, was ich erkennen kann, beruht der Sexismus auf einer - unsere gesamte Lebenswelt
bestimmenden - Ent-Hierarchisierung, die eine unmittelbare Folge von Kommunismus
und Nationalsozialismus und deren Erstursache die Säkularisierung ist. Sie
begann mit der Leugnung Gottes und setzte sich in der Selbst-Entwertung
des Mannes konsequent fort. Der Mann hätte niemals durch die Frau in Frage
gestellt werden können, wenn er sich seiner göttlichen Ebenbildlichkeit
bewußt geblieben wäre. Erst sein selbstverschuldeter Fall brachte ihn
um die Herrschaft über die Frau, und verschaffte der Frau den Willen zur
Selbstverkennung und zur Selbstüberhebung, ja zur Herrschaft über den
Mann. Es kennzeichnet die Herrschaft der Frau, daß der »Neue Mann«
eine weibliche Erfindung ist. Der einzige mögliche Weg zur Überwindung
des Übels ist die Anerkennung der ursprünglichen Hierarchie, in welcher
der Mann die Herrschaft (d.h. auch Fürsorge-Pflicht) über die Frau innehat.
Eine bloße Dokumentation der tatsächlichen Benachteiligung des Mannes
in rechtlicher Hinsicht wird gar nichts nützen; sie wird, im Gegenteil, die
Frau letztlich in der vermeintlichen Legitimität ihrer Herrschaft nur bestätigen
und eine totalitäre Struktur, d.h. die perfekte Gynokratie herbeiführen.
Das sicherste Hindernis auf diesem Wege ist die Gutgläubigkeit in die Einsichtsfähigkeit
des Aufrührers. Es gehört zum innersten Wesen des Kindes gegenüber
dem Erwachsenen und des Weibes gegenüber dem Manne, daß es die Grenzen
seiner tyrannischen Macht erkunden und nach Möglichkeit überschreiten
wird. Das Ideologem der Gleichheit, welches Ungleiche gleichzustellen sich bestrebt,
hat noch immer Unglück bewirkt. Es bedarf eines weltweiten Erwachens der
Mannheit, also der wahren Menschheit, um den Sexismus zu überwinden.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Zwar
kennt der Feminismus keine Vernichtungslager aus Holz oder Stein. Dafür aber
sterben die Menschen jetzt in warmen Mutterleibern, und ihre Opferzahl ist nicht
geringer als in den Vorgängersystemen. .... Keine Anklage und kein Prozeß
geht der Tötung voran, lediglich die Willenserklärung einer Frau. Die
Erklärung, daß ihr die Sorge um einen kleinen Menschen lästig
ist. In diesem System sind wir alle, die wir seit der Neufassung des § 218
(StGB) am Leben sind, Überlebende. Nicht unsere
politische Linientreue, nicht unsere Verteidigung, sondern allein die Laune einer
Frau, eine glückliche Laune, hat es verursacht, daß wir noch am Leben
sind. Es hätte auch anders kommen können. Doch die Frau hat von ihrer
Möglichkeit der straffreien »Abtreibung« keinen Gebrauch gemacht,
so wie viele Lageraufseher von ihrer Möglichkeit des straffreien Abknallens
von Gefangenen keinen Gebrauch gemacht haben. Aber der Feminismus hat auch eine
neue Form der Folter geschaffen. Sie besteht nicht in der Zufügung von körperlichem
Schmerz. Das ist altmodisch. Sie besteht vielmehr in einer neuen Qualität
der Demütigung und Verunsicherung, wie sie bisher niemals in der Menschheitsgeschichte
systematisch ausgeübt worden ist - nämlich in der polizeilichen Wohnungsverweisung
aufgrund des Gewaltschutzgesetzes. Dabei genügt es, daß die Frau den
Mann beschuldigt. Der Rest ist ein Automatismus der Exekutive. Ermittlungen werden
nicht durchgeführt, können es auch gar nicht gemäß der Intention
des Gesetzes; nachträgliche Klagen der betroffenen Männer (sie sind
zu fast 100% betroffen) haben noch niemals Erfolg gehabt. Das Gesetz suspendiert
durch seine bloße Existenz den Rechtsstaat - der ja ohnehin, wie Feministen
sagen, nur eine patriarchale Erfindung ist. Es ist so, wie wenn ein verantwortlicher
Unternehmensleiter, der als solcher Löhne zu zahlen hat, jederzeit auf Wunsch
der Belegschaft vor die Tür gesetzt werden kann, er selbst aber niemanden
entlassen darf. Umgekehrt darf jeder Lohnnehmer kündigen, Weiterzahlung des
Lohnes verlangen, Lehrlinge mitnehmen und deren Entlohnung ebenfalls verlangen.
Einem solchen Unternehmensleiter würde damit gesagt: »Du stehst nicht
in führender Position, ja nicht einmal auf gleicher Augenhöhe. Nein,
du stehst hierarchisch weit unterhalb deiner Lohnnehmer.« Wer würde
dann noch ein Unternehmen gründen wollen, zumal ein solches, das wächst?Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Es
geht dem System ... um die Demütigung des Mannes, um seine Erfahrung der
Unbehaustheit. Es ist eine Art von innerer Blut- und Bodenpolitik: Nach der Wegnahme
des Kindes, in dem sein Blut fließt, nun auch noch die Wegnahme der Behausung.
So wie seine erste Behausung, der Uterus, sich als potentielles Todeslager
herausstellt; so wie seine zweite Behausung, das Elternhaus, oft ein trostloses
Durchgangslager war; so erweist sich sein selbstgeschaffenes Zuhause jetzt
als Endlagerstätte verbrannter Hoffnungen und verlorenen Vertrauens.
Im Namen der »Selbstbestimmung« der Frau wird Leben vernichtet, wird
familiäre Heimatlosigkeit geschaffen und wird die Unbehaustheit zur existenziellen
Erfahrung gemacht. Das hatten die Überlebenden der Vernichtungslager den
Überlebenden des Feminismus voraus: Ihre Vernichtung und ihre Vertreibung
war nocht nicht privatisiert. Konnten sie der staatlichen Verfolgung entkommen,
so blieb ihnen die Hoffnung auf eine Familie und eine Behausung. Diese Hoffnung
gibt es heute nicht mehr - und das gilt allein für die Angehörigen eines
der beiden Geschlechter. Staatliche systematische Repression im Namen der Frau
ist vorgedrungen bis in die letzten Räume.Thomas
R. E. Lentze, Das ist Sexismus!, 07.10.2011 |
Eine
hierarchisch übergeordnete Menschengruppe kann die ihnen untergeordnete Gruppe
zwar verachten und mißhandeln. Dazu benötigt sie aber meist keine Ideologie,
denn die Überlegenheit ist ihr Rechtfertigung genug. Dagegen hat es die hierarchisch
untergeordnete Gruppe nicht so einfach. Sie bedarf nicht nur einer besonderen
Organisation zur Mobilisierung der Massen, sondern auch einer Art »Bibel«
oder Heilslehre, also einer Ideologie. Und darum gibt es zwar eine Reaktion
auf den Feminismus ingestalt von Feminismuskritik und Antifeminismus, aber keine
maskulistische Ideologie, die über eine vergleichbare Organisation verfügt
und ebenso extreme Ziele verfolgt.Thomas
R. E. Lentze, Sexismus-Kritik, 24.10.2011 |
Der
feministische Klassenkampf richtet sich nicht gegen die »Bourgoisie«
oder das »Weltjudentum«, sondern gegen das »Patriarchat«;
Ziel ist die Diktatur des Feminats. Im Parteiprogramm der Volkspartei SPD finden
wir das so formuliert: »Wer die menschliche Gesellschaft will, muß
die männliche überwinden.« Aber schon lange vorher begann der
feministisch orientierte Umbau der Gesellschaft, individuell am fühlbarsten
wohl im Familien-, und dort besonders im Scheidungsrecht. Familienoberhaupt ist
heute faktisch die Mutter.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Vergegenwärtigen
wir uns den hohen Idealismus, den begeisterten und begeisternden Schwung,mit dem
die Sozialisten jeglicher Couleur den »Neuen Menschen« schaffen (oder
den »Alten Menschen« verbessern) wollten! Endete nicht der Höhenrausch
fast immer in einer kalten, vernichtenden Bürokratie? Das galt für den
Kommunismus, sodann für den Nationalsozialismus; und alles spricht dafür,
daß es auch für den Feminismus gilt. Denn das Karma des Feminismus
ist der Genderismus, ist eine neue Bürokratie, nämlich die Gynokratie,
»wo der Mensch zur Menschin wird« und natürlich
die Frauenquote eingeführt wird.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Feminismus ist die
Metamorphose und Steigerung von Kommunismus und Nationalsozialismus.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Der feministische
»Klassenkampf« (Anführungszeichen von
mir; HB) kennt nur noch zwei gleich große Klassen. Diese sind jeweils
sehr scharf begrenzt, so daß ein Wechsel allenfalls durch chirurgische Maßnahmen
möglich ist. Und vor allem: Sie sind weltweit gleichverteilt. Das bedeutet,
daß beide einander nicht ausweichen können. Ja, ihr Zusammentreffen
ist überlebensnotwendig. Folglich ist ihr »Klassenkampf« der
am weitesten verinnerlichte: Nicht mehr international, nicht mehr im Heimatland,
sondern in der Familie und im Mutterleib findet er statt.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Gibt es noch eine weitere,
vielleicht die letzte Steigerung .... Sie wäre gegeben, wenn die Menschheit
als Ganzes zur Disposition stünde. Es würden dann nicht mehr definierte
Teile ihrer selbst (»Klassen«) gegeneinander auftreten, sondern sie
hätte gemeinsam anzutreten gegen einen Gegner, der von außerhalb, unterhalb
ihrer selbst in Erscheinung tritt. Dies wäre das Tier, wie es in der Apokalypse
des Johannes beschrieben wird. Dann würde Gynokratie abgelöst durch
Theriokratie. Diese wird vorbereitet im Politischen Genderismus,
der bereits begonnen hat, den Sexus zu individualisieren (jeder wählt sich
sein eigenes Geschlecht) und zugleich zu kollektivieren (Sex wird öffentlich).
Für Ausdrücke wie »Vater« und »Mutter« wurden
bereits Verbotsanträge gestellt: Es handle sich um »sexistische Zuschreibungen«
(Anführungszeichen von mir; HB). Ein
weiteres Zeichen ist das Kommen der Tierrechts-Bewegung, deren Ziele über
den bloßen Tierschutz hinausgehen. Gefordert wird nämlich ein Verbot
des »Speziesismus«, d.h. der ontologischen Höherstellung des
Menschen über das Tier. Natürlich wird im Grunde keine Gleichstellung
angestrebt, sondern, ebenso wie im Feminismus, eine Kopfstellung. Das heißt
in Konsequenz, daß die einstmals herrschende Klasse, hier: der Mensch, dem
Tiere wird dienen müssen, zum Ausgleich für dessen »Benachteiligung«
in der Vergangenheit. Natürlich werden die Tiere als angeblich zu befreiende
Klasse nur vorgeschoben, also mißbraucht, denn das wahre Tier ist der oberste
Tier«schützer«, der Antichrist.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Es war kein Kommunist
und kein Nationalsozialist, sondern es waren Feministinnen, die sich - kalt und
klar, nicht im Affekt - für eine physische »Entseuchung der Erde«
ausgesprochen haben.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Jede Klassenkampf-Ideologie,
ob sie nun die »Bourgoisie«, das »Weltjudentum« oder das
»Patriarchat« bekämpft, trennt die Menschen. Anthroposophen dürfen
sich nicht von ihnen vereinnahmen lassen. Sie mögen sich über das Trennende
erheben und eine Gemeinschaft bilden, die insofern sichtbar wird und Orientierung
gibt wie eine auf dem Berge gelegene Stadt.Thomas
R. E. Lentze, Feminismus in der anthroposophischen Bewegung - Dagmar Müller,
01.01.2012 |
Michael Klein weist
in seinem Weblog »Kritische Wissenschaft« auf wissenschaftliche Ergebnisse
hin, wonach Frauen im Durchschnitt weniger häufig als Männer Lust zu
einer Berufstätigkeit haben bzw. eine solche nur gegen ein höheres Entgelt
annehmen würden. .... Daraus folgert M. Klein ganz richtig: »In jedem
Fall steht am Ende das, was bei sozialistischen Experimenten immer am Ende stand:
Die Diskreditierung von Leistung, der Niedergang wirtschaftlicher Prosperität
und der Ruin einer Gesellschaft. Dies alles ist bekannt, die entsprechenden Experimente
in der Sowjetunion und der DDR liegen noch nicht so lange zurück, als daß
man sie vergessen haben könnte. Aber: Sozialisten im allgemeinen und Staatsfeministen
im besonderen sind nicht lernfähig, und entsprechend muß Geschichte
sich offensichtlich doch wiederholen.« Soweit also stimme ich zu. Nur: Braucht
es dafür wissenschaftliche Untersuchungen? Wissen wir nicht sowieso, daß
Frauen anders sind als Männer; daß sie für die Aufzucht von Kindern
bestimmt sind, die Männer hingegen für die Ernährung der Familie?
Wieso muß das wissenschaftlich »untermauert« werden? Das muß
es doch nur, wenn die gesunde Intuition weitgehend verlorengegangen ist!Thomas
R. E. Lentze, Brauchen wir »kritische Wissenschaft«, um den Feminismus
zu kritisieren?, 31.08.2012 |
Meine
Kritik an der gegenwärtigen Männerbewegung besteht seit eh und je darin,
daß immer noch so getan wird, als müßte die prinzipielle Menschenfeindlichkeit
des Feminismus erst bewiesen werden. In Wahrheit ist das schon unzählige
Male bewiesen worden, und zwar durchaus auf wissenschaftlichem Wege. Das alles
wird aber nichts nützen, solange keine Alternative aufgezeigt wird. Die Alternative
lautet: Patriarchat. Dagegen erhebt sich in den Männerrechtlern sofort ein
Abwehr-Reflex, weil sie die sozialistische und feministische Definition davon
übernommen haben, welche dann natürlich unangenehme Gefühle in
ihnen weckt. Die Alternative aber lautet: Feminismus oder Patriarchat. Nur eben
muß man sich von einem Patriarchat, das als Alternative für Feminismus
in Frage kommt, den richtigen Begriff bilden. Das ist bisher nicht geschehen.
Und solange das nicht geschehen ist, wird leider gültig bleiben, was Françoise
dEaubonne als Buchtitel formuliert hat: »Feminismus oder Tod«.
Das muß nicht erst wissenschaftlich bewiesen werden.Thomas
R. E. Lentze, Brauchen wir »kritische Wissenschaft«, um den Feminismus
zu kritisieren?, 31.08.2012 |
Erkenntnisse
haben wir immer und überall genug; was fehlt, sind Kräfte des Willens
und des Mutes. Aber mir scheint, daß da jeder Einzelne bei sich selbst anfangen
muß. Man kann nicht Kämpfer zusammenrufen, die es nicht gibt. Man kann
zwar Interessierte ständig - überflüssigerweise - »informieren«,
wie das in den unzähligen männerrechtlichen Weblogs (vorzüglich
bei Arne Hoffman, bei »Agens« etc.) geschieht. Aber das nützt
ja nichts, wenn die Leser dann sagen: »Das stimmt ja eigentlich«,
und dann doch nichts tun. Die meisten können ja auch gar nichts tun, was
über ihr ganz persönliches Umfeld hinausgeht. Und selbst da tun viele
aus Bequemlichkeit oder Resignation nicht, was sie tun könnten. Es gilt also,
das Bewußtsein mit der Moral und mit dem Glauben (soweit vorhanden) zu verbinden.
Und man muß sich damit abfinden, daß die meisten unserer Gegner auch
durch die besten Argumente niemals überzeugt werden. Man kann ja auch einen
Räuber nicht überzeugen, sondern nur überwinden. Man muß
der angreifenden Kraft die eigene Kraft entgegensetzen.Thomas
R. E. Lentze, Damit habe ich meinen Standpunkt geändert, 01.09.2012 |
Und
so lautet die Grundthese des konsumistischen Manifests: Das 21. Jahrhundert beginnt
mit der Kritik der liberalen Vernunft, die von religiösen Fanatikern in der
Weltsprache der Gewalt geschrieben wird. Im Terror islamischer Fundamentalisten
manifestiert sich ein Antiamerikanismus, gegen den die westliche Welt keinen erfolgreichen
Krieg führen kann, weil man - das war schon die Lektion von Vietnam - unter
Bedingungen einer feminisierten Öffentlichkeit ohnehin keinen erklärten
Krieg mehr führen kann. Doch wenn das zutrifft, bleibt dem Westen nur eine
Hoffnung: der Marktfriede. Konkret besteht diese Hoffnung darin, daß sich
der Virus - oder wie man im Anschluß an Richard Dawkins formulieren könnte:
die Meme des kapitalistischen Wirtschaftens - auch in den heute noch vom antiamerikanischen
Ressentiments besetzten Seelen reproduziert. Wirtschaftlicher Erfolg als Opium
für die Fanatiker.Norbert
Bolz, Das konsumistische Manifest, 2002, S. 15-16 |
Der
Arbeit der Hausfrau fehlt die vertragsmäßige Freiwilligkeit; sie ist
keine Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt - und wird deshalb nicht anerkannt. Statt
dessen sieht sich die traditionelle Mutter und Hausfrau mit einer Fülle hochmoderner
Unterscheidungen umstellt, die ihr heiliges Familiengefühl antiquiert erscheinen
lassen. Vor allem ist sie ständig mit Frauen konfrontiert, die sich für
Produktion, also Karriere, und gegen Reproduktion, also Kinder, entschieden haben.
Hinzu kommt eine subtile Regierungspropaganda, die Frauen, die »nur«
Mütter und Hausfrauen sind, ein schlechtes Gewissen verpaßt.Norbert
Bolz, Produktion und Reproduktion, in: F.A.Z, 22.03.2003 |
Gerade
wenn man einsieht, daß der Feminismus als Kreuzzug gegen die Familie triumphal
erfolgreich war, kann man auch erkennen, daß er heute in eine Sackgasse
geraten ist, weil er sich überdehnt hat - frau hat sich zu Tode gesiegt.
Könnte das die Chance für eine Wiederkehr des Familienlebens sein? Es
ist durchaus denkbar, daß die Erfolgreichen des 21. Jahrhunderts das
Familiäre als Quelle entdecken ....Norbert
Bolz, Produktion und Reproduktion, in: F.A.Z, 22.03.2003 |
Kinder
sind, um in diesem spröden Jargon der Wirtschaftswissenschaftler zu bleiben,
dauerhafte Konsumgüter, die psychische Befriedigung verschaffen. Und sie
machen fähig, in die Zukunft zu blicken und sie zu gestalten.Norbert
Bolz, Produktion und Reproduktion, in: F.A.Z, 22.03.2003 |
Wer
keine Kinder hat, hat auch kein existentielles Interesse an der Zukunft.Norbert
Bolz, Produktion und Reproduktion, in: F.A.Z, 22.03.2003 |
Es
gibt keine tiefer angelegte Analyse zu unserem Thema als die von Oswald Spengler
in seinem Hauptwerk über den Untergang des Abendlandes. Der Ton dieser
Analyse, vor allem in dem zentralen und für uns einschlägigen Kapitel
über die Seele der Stadt, ist aber so überspitzt polemisch und ressentimentgeladen,
daß bisher kaum jemand Lust hatte, zu fragen, ob Spengler recht behalten
hat. Dabei hat seine Hauptthese über die »Unfruchtbarkeit des zivilisierten
Menschen« durchaus die Qualität, unsere aktuellen Erfahrungen mit der
Kinderlosigkeit von Wohlstandsbürgern zu resümieren.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 9 |
Spengler
unterstellt dem modernen Menschen, nicht mehr leben zu wollen. Genauer: Er möchte
wohl noch als Einzelner leben, und zwar möglichst lange, wie Nietzsche das
vom »letzten Menschen« vorausgesagt hat, aber er möchte nicht
mehr als Typus leben. Der Gedanke an das Aussterben seiner Familie schreckt ihn
nicht mehr. Auf die Frage »Wozu Kinder?« findet er keinen Grund und
hat deshalb auch keine.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 9-10 |
Bekanntlich
hat Spengler den Untergang des Abendlandes analog zum Untergang der Antike konstruiert.
Und gerade im Blick auf die zivilisatorische Unfruchtbarkeit funktioniert dieser
Vergleich ... besonders gut.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 10 |
Beide
leben sie in Frieden, sind gut organisiert und hochgebildet. Trotzdem schwindet
die Bevölkerung rasch dahin. Und daran können auch die verzweifelten
staatlichen Maßnahmen nichts ändern, die Kinder besserstellen, unbemittelte
Eltern unterstützen, Adoptionen fördern und Einwanderung erleichtern.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 10 |
All
diese politischen Maßnahmen verpuffen, weil das Problem auf einer anderen
- wie Spengler meint: metaphysischen - Ebene liegt.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 10 |
Auch
wenn wir den Niedergang der bürgerlichen Familie nicht gleich metaphysisch
zum Untergang des Abendlandes steigern wollen, müssen wir doch feststellen,
daß eine Fülle spezifisch moderner Entwicklungen das Spenglersche Szenario
in den letzten fünfzig Jahren erheblich verschärft hat. Dazu gehören
die sexuelle Freizügigkeit und die antiautoritäre Erziehung seit den
1960er Jahren, der unaufhaltsame Aufstieg des Feminismus und die Eroberung der
Kulturbühnen, aber auch der Straßen der Metropolen durch die Homosexuellen.
Dazu gehören aber auch die enorm erweiterten wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen
- und die Erfindung der Pille.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 10-11 |
Ehen
waren ja nicht primär produktive, sondern reproduktive Einheiten. .... Heiraten
»bis daß der Tod euch scheidet«, ist die Entscheidung mit den
höchsten Opportunitätskosten. Es kann deshalb nicht überraschen,
daß immer mehr Leute immer später heiraten; und wenn sie dann heiraten,
immer häufiger auf Kinder verzichten.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 18 |
Monotonie,
hohe Kosten und Streit in der Ehe haben eine hohe Sichtbarkeit. Das schreckt viele
davon ab, sich auf dieses moderne Abenteuer einzulassen. Und in der Tat hat die
Ehe von allen Lebensformen das größte Konfliktpotential - aber eben
auch das größte Glückspotential. All jene Untersuchungen zeigen,
daß Einkommen einen sehr geringen, die Ehe dagegen den größten
Einfluß auf die Lebenszufriedenheit hat. Trotzdem hängt die Politik
der Frauenemanzipation fast völlig an Erwerbstätigkeit, und die Folgen
des Zerfalls der Familie werden bagatellisiert.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 19 |
Die
Differenz der Lebenslater ist heute genauso tabu wie die Differenz der Geschlechter.
Wer zu diesem Thema Stellung nimmt und das Scherbengericht der »Polical
Correctness« vermeiden will, sit dsehalb gut beraten, wenn er der Maxime
folgt: Über Frauen und Alte nur Positives!Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 26 |
Selbstverwirklichung
ist das Opium aller Iche. Man berauscht sich an sich selbst - das Ich nimmt sich
selbst als Droge. Anders gesagt: Weil die absoluten Iche der Moderne Bindung brauchen,
wird die Individualisierung zur Religion. Was Individualität heißt,
ist unter modernen Lebensbedingungen allein Sache des jeweiligen Individuums.
Es begründet sich zureichend in dem bloßen Anspruch, ein Individuum
zu sein. Damit ist aber das humanistische Definitionsmonopol des Menschen gebrochen.
Jeder kann nun nach seiner eigenen Fasson »menschlich« werden. In
einer individualistischen Kultur gibt es weder ein Maß des Humanum noch
ein Mehr an Menschlichkeit. Individualität kann man nämlich nicht steigern;
sie ist ja immer Sache des Individuums.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 32-33 |
In
der modernen Gesellschaft herrscht der soziale Rollenzwang, ein Individuum zu
sein. Sei unverwechselbar! So lautet die paradoxe Anweisung des Individualisierungszwangs.
Und eben diese Paradoxie steckt auch in der Existenzprogrammformel »Selbstverwirklichung«.
Hier hilft nur der Schein weiter. Doch das Als-ob wird rasch selbst zur stabilen
Lebensform. Denn wir alle spielen Theater.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 33 |
Wenn
man keine Aufgaben hat, die einen von sich selbst ablenken, wird man sich selbst
zum Problem - so entsteht die Sinnkrise und der Therapievorschlag der Selbstverwirklichung.
Das eigentliche Problem der Selbstverwirklichung - das hat Hermann Lübbe
genau gesehen - liegt also darin, Freiheit in Sinn zu verwandeln. Autonomie ist
heute Selbstprogrammierung, also die Aufgabe, sich selbst zu verwirklichen, indem
man sich selbst zu Aufgaben herausfordert, die man selbst bestimmt.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 33-34 |
All
das wäre nicht möglich, wenn es uns die Gesellschaft nicht tatsächlich
erlauben würde, die eigene Biographie als Wahl zu konzipieren. Die Kaskade
der Möglichkeiten des je eigenen Lebenslaufs läßt sich kaum andeuten.
Und das gilt auch für die Beziehung zu anderen. Auch hier herrscht die Logik
von Versuch und Irrtum. Die Ehe ist ein Beziehungstest nach dem Prinzip der Wahlverwandtschaft;
und die Scheidung versteht sich als Selbsterlösung aus der Beziehungsfalle.
Und je mehr die Menschen den Sinn einer Ehe nicht mehr im Aufziehen von Kindern,
sondern in der Verwirklichung ihrer Selbste suchen, um so wahrscheinlicher ist
es, daß sie sich scheiden lassen.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 34 |
Die
Grundunterscheidung der Selbstverwirklichungskultur ist die Geste, mit der das
Selbst seine eigene Grenze als unantastbar markiert. Und weil es diese Unantastbarkeit
zugleich allen anderen unterstellt, entsteht ein paradoxer Individualisierungszwang.
Ganz generell wird einem zugemutet, unverwechselbar zu sein. .... »Individualität
ist Unzufriedenheit«, heißt es lapidar bei Luhmann. (Vgl. Niklas Luhmann,
Gesellschaftstruktur und Semantik, 1989, Band III, S. 243).Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 34 |
Als
hätte die DDR einen späten ideologischen Sieg errungen, predigen die
meisten Politiker heute ganz selbstverständlich die Verstaatlichung der Kinder.
Denn die Kinderkrippen, Kindertagesstätten und Ganztagsschulen sind nicht
als Hilfestellungen für notleidende Eltern, sondern als neue familienpolitische
Norm konzipiert. Die Schule wird zum Kinderbetreuungszentrum, in dem die Kinder
nicht primär lernen sollen, sondern »intergriert« werden. . .... »Statt die öffentliche Erziehung als Erweiterung der häuslichen
aufzufassen, wird sie zur wesentlichen, und das Endziel ist sichtbar, die Kinder
den Eltern fortzunehmen, um sie zu Kindern allein des Ganzen zu machen.«
(Karl Jaspers, die geistige Situation der Zeit, 1930, S. 53).Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 39 |
Pazifismus,
Feminismus, Weltmoral und die Religion der Solidarität sind nur verschieden
Formen desselben Prozesses. Das Familiäre emanzipiert sich von der Familie.
Deutschland ist hier deshalb führend, weil das spezifisch deutsche Tabu über
die Nation zu einem Kurzschluß zwischen Familiären und »Menschheit«
führt. Man könnte von einer Feminisierung der Öffentlichkeit sprechen.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 42-43 |
Der
Klan war die präfamiliare Familie; die Menschheit soll nun die postfamiliare
Familie sein. .... Die Familien sind ... segmentär. Deshalb verlieren sie
in unserer funktional differenzierenden Moderne an Orientierungs- und Bindungskreft.
Nicht aber »das Familiare«. Und eben das ist der Grund für den
heutigen Menschheitskult: Das Familiäre emanzipiert sich von der Familie.
Damit ist die Kulturbühne frei für die Pathosformeln des Pazifismus,
die Rhetorik der Weltmoral, die Gesten der Solidarität und die Feminisierung
der Öffentlichkeit.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 44 |
Wir
leben länger und lieben kürzer.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 45 |
Und
wer die Optionen Kinder oder Karriere abwägt, lernt rasch: Kinder machen
mich auf dem heiratsmarkt weniger begehrenswert; karriere macht mich begehrenswerter.
Je weniger Kinder man hat, um so leichter läßt sich die Ehe auflösen,
und um so einfacher ist es für die Geschiedenen, neue Partner zu finden.
Schon ein zweites Kind reduziert die Chance für eine zweite Ehe dramatisch.
Deshalb orientiert sich der karrierebewußte Lebensabschnittspartner eher
am Modell des puritanischen »Lebensgefährten« als an dem der
roamntsichen Liebe.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 45-46 |
Jede
Emanzipation hat bekanntlich ihren Preis. Den Preis für die Emanzipation
der Frauen zahlen die Kinder.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 47 |
Wir
können analog zur Emanzipation des Familiären von der Familie eine Emanzipation
des Kindlichen von den Kindern beobachten.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 57 |
Wirtschaftspolitik
und Frauenemanzipation tanzen gemeinsam um das goldene Kalb »Ganztagsbetreuung«
- und man darf nicht fragen, wie sich das auf die Kinder auswirkt. Frauen, die
statt dessen ihre Kinder lieber selbst erziehen möchten, »verweigern«
sich dem Arbeitsmarkt und sabotieren die Volkswirtschaft, die auf die Leistungskraft
der Frauen »nicht verzichten kann«. Deshalb ist es tabu, nach der
Verträglichkeit von Kinder- und Karrierewunsch zu fragen.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 63-64 |
Wie
dem Puritanismus ist dem Feminismus die Arbeit heilig. Und nichts trifft die Signatur
der Gegenwart genauer als Paul Lafargues Formel von der »Religion der Arbeit«.
In ihrem Kultzentrum steht heute die unverheiratete, berufstätige Frau. Sie
verkörpert die Identität von Emanzipation und Erwerbsarbeit.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 64 |
So
steht das Verhältnis von Arbeit und Familie heute auf dem Kopf: Im Büro
fühlt man sich zu Hause, und zu Hause wartet die »entfremdete«
Arbeit. Die Arbeit wird gesellig, das Familienleben wird taylorisert. Da es nun
in einem von Zeitknappheit geprägten Familienleben immer entschiedener um
effizientes Management geht, könnte man von einer Maskulinisierung des Zuhause
sprechen, während wir gleichzeitig eine fortschreitende Feminiserung des
Arbeitsplatzes beobachten können ....Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 65-66 |
Die
Emanzipation vollzieht sich als Entwertung der Mutterschaft und der Männlichkeit.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 67 |
Mit
Ritalin und Prozac erzeugt man Political Correctness, nämlich Feministen
und Softies.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 84 |
Schon
1969 hat Patricia C. Sexton den feminiserten Mann identifiziert - Produkt eines
Schulsystems, das zunehmend von Frauen bestimmt wird und deutlich weibliches Verhalten
belohnt (»soziales Lernen«, »Kommunikationstraining«).Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 84 |
So
werden die Jungen sozialverträglicher, die Mädchen selbstbehaupteter,
und alle tendieren zur androgynen Mitte, für die Figuren wie David Beckham
oder Ulrike Folkerts in den Medien werben. Charles Horton Cooley hat schon vor
hundert Jahren beobachtet, daß die demokratische Nivellierung der Geschlechtsdifferenz
in Organisationen und Wettbewerbssituationen tatsächlich zu einer Mskulisierung
der Frauen und einer Feminisierung de Männer geführt hat.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 84 |
Wenn
... die Biologie das Schicksal ist, dann versteht sich der Feminismus als Sabotage
dieses Schicksals.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 85 |
Das
Wissen um die sexuelle Designdifferenz zwischen Mann und Frau geht in der westlichen
Welt allmählich verloren. .... Da die Differenz der Geschlechter aber ständig
in die Augen springt, muß der Feminismus vor allem Wortpolitik betreiben
und versuchen, Sex durch »Gender« zu verdrängen. Wenn also allerorten
Gender Studies aufblühen, darf man vermuten, daß es dabei vor
allem um eine Kampfansage gegen die Evolutionsbiologie geht.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 85 |
Die
feministische Sabotage des Schicksals der Biologie kämpft aber nicht nur
gegen das Reproduktionsdesign der Frau, sondern auch gegen das archaische Begehren
des Mannes. .... Deshalb sind die Folgen der feministischen Lustfeindlichkeit
für Männer mindestens so schwerwiegend wie für Frauen.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 85-86 |
Das
verzögerte Erwachsenwerden, wie es früher nur für Studenten typisch
war, ist zur Lebensnormalform geworden.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 86 |
Im
Blick auf die Zukunft heißt das konkret: Man probiert mehr Partner aus;
deshalb wachsen die Ansprüche an den Partner. Und damit wird es immer unwahrscheinlicher,
daß sich passende Paare finden; folglich gibt es immer mehr Scheidungen
und immer mehr Singles.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 86 |
Ein
Mädchen, das sich entscheidet, bis zur Hochzeit unberührt zu bleiben,
erscheint uns heute komisch. Warum eigentlich? Nach dem bisher Gesagten muß
die Antwort wohl lauten: weil es die Einheit von Sexualität, Liebe und Ehe
repräsentiert. Genau diese Einheit nämlich hat die moderne Intimität
zersetzt. Nicht nur Sexualität und Fortpflanzung sind entkoppelt worden,
sondern auch Liebe und Ehe.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 87 |
Der
Siegeszug der Homosexuellen in den modernen Metropolen zeigt, daß es unserer
Gesellschaft heute einleuchtet, Sexualität als vollkommen formbar zu begreifen.
Man entscheidet sich für seine Sexualität und akzeptiert Heterosexualität
längst nicht mehr als natürlichen Standard. Der Ökonom Edward Miller
hat vermutet, daß die Feminisierung der Öffentlichkeit die Entwicklung
der Homosexualität fördert; er deutet Homosexualität nämlich
als Nebenprodukt, das bei der Produktion femininer Züge in unserer Gesellschaft
anfällt: Mitgefühl, Sensibilität, Sanftheit, Freundlichkeit. Bei
einigen Männern gelingt diese Temperierung ihrer Männlichkeit - die
anderen werden schwul.Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 88 |
Was
verdrängt wird, kehrt wieder - aber in entstellter Form..Norbert
Bolz, Die Helden der Familie, 2006, S. 91 |
Die
Emanzipation stirbt rein biologisch aus, zumal ja gerade diejenigen, die sie tragen,
also die Intellektuellen, besonders unfruchtbar sind und fast nichts zum Genpool
beitragen. Am Ende werden uns diejenigen fehlen, die wir am dringendsten brauchen:
die Intelligenten, die Kompetenten, die Hochausgebildeten.Norbert
Bolz, Mehr Steuern für Kinderlose!, in: Focus, 06.03.2006 |
Die
Kinderlosen ... stärker ... besteuern. Es wäre absurd, nachdem man also
lange Zeit die klassischen Familien diskriminiert hat, jetzt umgekehrt die Double-Income-No-Kids-Welt
zu diskriminieren; nur zeigt eine simple Überlegung über die Finanzströme
einer Gesellschaft, daß diese Leute mehr herausbekommen, als sie einzahlen
in das Gesamtsystem.Norbert
Bolz, Mehr Steuern für Kinderlose!, in: Focus, 06.03.2006 |
Ich
finde es ohnehin erstaunlich, daß sich der Feminismus so naiv auf eine Art
Produktionsfetischismus hat einschwören lassen, daß man also die Erwerbsarbeit
wie eine heilige Kuh umtanzt. Die Soziologie hat in den vergangenen Jahrzehnten
immer mehr Materialien beigeschafft, die deutlich machen, daß die Karriereleiter
als Metapher für das eigene Leben zerbrochen ist. Der Feminismus ist im Grunde
gar keine Emanzipationsbewegung mehr, sondern eine Art Nebenmotor des Turbokapitalismus.Norbert
Bolz, Mehr Steuern für Kinderlose!, in: Focus, 06.03.2006 |
Man
kann das Thema »Zukunft der Familie« öffentlich nicht diskutieren,
weil man in den Medien naturgemäß nur auf berufstätige Frauen
und kulturgemäß nur auf eingeschüchterte Männer trifft. Hausfrauen
und Mütter greifen nicht zur Feder oder zum Mikrophon.Norbert
Bolz, Verstaatlichung der Kinder, in: Die Welt, 06.04.2006 |
Ich
glaube, je moderner die Welt geworden ist, umso größer wurde der Konformismus
im Denken. Wir sind zwar wahnsinnig nonkonformistisch in unserem Alltagsverhalten,
in Bekleidung u.s.w., aber das Denken wird immer konformistischer.Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Die
moderne Welt favorisiert Weiblichkeit. Es gibt eine Prämie auf weibliche
Züge in der modernen Welt. .... Kurzum: Moderne Welt heißt sehr, sehr
viel mehr Weiblichkeit als Männlichkeit. Es scheint so zu sein, als seien
die Frauen die Gewinner und die Männer die Verlierer. .... Nur, fragen wir
die Frauen mal selber: .... Ist es denn tatsächlich so, daß die Frauen
glücklicher sind mit Männern, die gar keine Männer mehr sind? Wenn
die Männer genauso sind, wie die emanzipierten Frauen es heute verlangen,
... begehren die Frauen tatsächlich diese Softis, diese Weicheier?Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Was
ich mich frage, ist eben dies: ob diese ... Feminisierung der modernen Welt ...
nicht uns zum Nachdenken dazu bringen sollte, ob wir nicht in vielen Zusammenhängen
mehr Männlichkeit bräuchten.Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Dimensionen
wie Stolz und Ehre, die würde ich nach wie vor sehr gerne mit diesem Begriff
der Männlichkeit assoziieren; und da sehe ich außerordentliche Defizite
in unserer modernen Gesellschaft; und das gilt eben auch ... für den für
mich viel wichtigeren Bereich ...: unserer Denkfreiheit.Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Die
moderne Welt hat mal mit der Forderung der Denkfreiheit angefangen, und ich glaube,
wir haben uns von nichts so weit entfernt wie von der Denkfreiheit. Wir waren
noch niemals in der Geschichte so sklavisch abhängig von öffentlich
durchgedrückten Meinungen wie heute. Also selbst unsere Diskussion ... läuft
ja schon wieder in vorgefertigten Bahnen; nämlich: ... der Mainstream in
der Meinung zu unserem Thema nach Männlichkeit; es gibt keinen Unterschied
zwischen Frauen und Männern; männlich und weiblich sind überholte
Kategorien - das können Sie in jeder Verlautbarung der Bundesregierung nachlesen.
.... Und ich glaube hier liegt ein massives Problem.Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Das,
was für die Griechen das Leben überhaupt lebenswert gemacht hat, das,
was damals thymós hieß, und das war eben Stolz und Ehre und
der Kampf darum, das ist in der modernen Welt verschwunden.Norbert
Bolz, in der TV-Sendung: Nachtstudio, 18.11.2007 |
Einer
der phantastischsten Texte der Philosophiegeschichte hat sich als der realistischste
erwiesen: Also sprach Zarathustra. Schon die Vorrede inszeniert die »Posthistorie«,
also die Zeit nach dem Ende der Geschichte und des Hegelschen Menschen. Nietzsche
zeichnet dort den Letzten Menschen als Gegenteil des Übermenschen.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 53 |
So
steht der Letzte Mensch zwar für das Ende des Menschen, doch dessen Verschwinden
in der Spur des toten Gottes hat für Nietzsche nichts Eschatologisches. »Posthistorie«
ist als Zeit des Endes der Geschichte kein endgeschichtlicher Begriff. Gerade
der Letzte Mensch wird am längsten leben. Seine Arbeit der Nivellierung zielt
auf den Insektentypus, den die großen Ameisenbauten der modernen Städte
fordern. Diese totale Uniformierung, die Abschleifung zum Sand der Menschheit,
hat Nietzsche dem Christentum und der Demokratie zur Last gelegt.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 53 |
Um
1900 verbreitete sich der Eindruck, daß die westliche Zivilisation in eine
Endphase der Kristallisation eingetreten ist. Ein bloß noch biologisches
Auf und Ab ersetzt die Geschichte, die Form erstarrt zur Formel und der Lebensstil
versteinert zum Typus. So hat Oswald Spengler den Faust des II. Teils als Herold
der traumlosen Erstarrung begrüßt und die Lehre von der Entropie als
säkularisierte Götterdämmerung verstanden. Ist die kristalline
Zivilisation erst einmal in ihrem Grundriß fertig, so gibt es keine Geschichte
mehr, sondern nur noch das Kaleidoskop der »Posthistorie« - eine Welt
fortwährender Veränderungen, in der nichts anders wird.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 53-54 |
Der
berühmte Buchtitel Francis Fukuyamas - Das Ende der Geschichte und der
Letzte Mensch - faßt ja ganz einfach die Positionen Hegels und Nietzsches
zusammen.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 54 |
»Posthistorie«
ist das Weltalter der Langeweile.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 55 |
Dekadenz
heißt politisch: die soziale Frage.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 56 |
In
der Religion des Letzten Menschen gibt es nichts Schlimmeres als die Sünde
wider den heiligen Teamgeist.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 57 |
Und
überall wo der Sozialismus real existiert, programmiert er die Gleichheit
der Unfreien. Als Wohlfahrtsstaat besteuert er den Erfolg und subventioniert das
Ressentiment.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 58 |
Gerecht
zu scheinen, ohne es zu sein, ist jene höchste Ungerechtigkeit, die man »soziale
Gerechtigkeit« nennt.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 58 |
Vater
Staat will nicht, daß seine Kinder erwachsen werden. Und auch diejenigen,
die ihr Leben weitgehend unabhängig von staatlicher Betreuung gestalten,
bleiben oft genug politische Kinder.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 59 |
Die
»Posthistorie« des Letzten Menschen kultiviert ... die Menschheit
ohne Männlichkeit, die geschlechtsneutrale Gesellschaft. Wenn aber, wie die
Griechen meinten, Wahrheit etwas ist, was der Vergessenheit entrissen werden muß,
dann führt uns die Frage nach der Dekadenz zu jenen Formen, die nun als männlichkeitsfeindliche
Ersatzreligionen erkennbar werden: Feminismus, Pazifismus, Environmentalismus,
Konsumismus - und über allem thronend die »Politische Korrektheit«
als Ersatzreligion der Akademiker.Norbert
Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 60 |
Es
gibt eine berechtigte Leidenschaft für die Gleichheit, die die Menschen anspornt,
sich um die Anerkennung und Achtung von ihresgleichen zu bemühen - man könnte
sagen: eine Leidenschaft für die Gleichheit aus Stärke. Aber es gibt
auch eine Leidenschaft für die Gleichheit aus Schwäche, wo die Schwachen
versuchen, die Starken auf ihr Niveau herabzuziehen. Und in dieser Gleichheitssucht
steckt die größte Gefahr der modernen Demokratie, nämlich die
Verlockung, einer Ungleichheit in Freiheit die Gleichheit in der Knechtschaft
vorzuziehen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 9 |
Beide,
Freiheit wie Gleichheit, kosten etwas. Der Preis der Freiheit ist sofort spürbar,
der Preis der Gleichheit macht sich erst allmählich bemerkbar. Der Preis
der Freiheit ist sofort spürbar, der Preis der Gleichheit macht sich erst
allmählich bemerkbar. Und umgekehrt gilt: Die Wohltaten der Freiheit zeigen
sich erst allmählich, aber die Wohltaten der Gleichheit spürt man sofort.
Es kann deshalb nicht überraschen, daß ... man im Zweifel die Freiheit
der Gleichheit opfert. Historisch betrachtet kämpfen Freiheit und Gleichheit
zunächst gemeinsam, aber sie trennen sich nach dem Sieg. D.h. nur solange
die Gleichheit die Freiheit politisch benutzen kann, verbünden sich Gleichheit
und Freiheit. Nur im Kampf gegen autokratische Machthaber stehen Freiheit und
Gleichheit auf derselben Seite der Barrikade. Der Kult der siegreichen Gleichheit
forden dann aber rasch das Opfer der Freiheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 9-10 |
Es
ist eine traurige Ironie der Weltgeschichte, daß das Ideal der Gleichheit
den Haß verewigt, den die Realität der Ungleichheit erzeugt hat.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 10 |
Es
gibt Dinge, die besser sind als andere. Es gibt Kulturen, die fortschrittlicher
und humaner sind als andere. Und es gibt Menschen, die anderen überlegen
sind - die Aristoi, die Elite, die Seltenen, die Besten, die Stars, die
Reichen, die Mächtigen, die Berühmten. Dieses Besser- und Überlegensein
artikuliert sich traditionell als Vornehmheit, Größe, Stil und Wille
zur Distinktion.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 11 |
Man
kann sich Kultur aber nur als ein System der Unterschiede und Humanität nur
als Differenziertheit denken. Das zeigt gerade unsere eigene Erfolgsgeschichte:
Europa war und ist das Leben der Differenz. Und jeder, der Lebenserfahrung hat,
weiß, daß es kein Glück gibt ohne die Erfahrung des Unterschieds.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 11 |
Weil
die Menschen unterschiedlich sind, folgt gerade aus ihrer Gleichbehandlung die
materielle Ungleichheit ihrer Lebenslagen. Erfolg ist in hohem Maße eine
Sache des Zufalls. Jeder hat Eltern und deshalb gibt es eine unvermeidliche Chancenungleichheit.
Wer eine glückliche Kindheit hatte und von liebevollen Eltern gut erzogen
wurde, hat Möglichkeiten der Lebensfreude und des Kulturgenusses, die durch
keine Umverteilungspolitik kompensiert werden können.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 12 |
Weder
Natur noch Kultur sprechen für Gerechtigkeit. Die Natur nicht, denn nicht
alle Frauen sind gleich schön; nicht alle Männer sind gleich kompetent.
Aber auch die Kultur nicht, denn sie hat sich immer nur unter Bedingungen ungerechter
Besitzverteilung entfaltet. All das klingt deprimierend, und die moderne Gesellschaft
neigt dazu, weiteres Nachfragen zu verbieten. Gene, Intelligenz und Rasse sind
die Tabus unserer Zeit - wie Sex im Viktorianischen England. Mit anderen Worten,
archaisches Erbe, genetische Determination, angeborenes Verhalten und Geschlechtsrolle
sind die Skandale der egalitären Gesellschaft. Geist, Schönheit, Stärke,
Geschicklichkeit, Talent, Fleiß - all das ist ungleich verteilt und läßt
sich nicht umverteilen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 12 |
Nicht
Armut sondern soziale Knappheit und erlernte Hilflosigkeit sind die zentralen
Probleme der westlichen Welt. Deshalb erwarten die Bürger ihre Lösung
auch nicht von der Wirtschaft, sondern vom Staat. In der Demokratie sind alle
Bürger unabhängig und schwach. Zunehmend mischt sich der Staat auch
in die geringfügigsten Angelegenheiten der Bürger ein. Er sorgt für
die Gesundheit, die Arbeit, die Erziehung und Bildung seiner Bürger. Aber
er sorgt auch für unsere geistige Gesundheit und flößt uns die
korrekten Gefühle und Ideen ein. In den modernen Massendemokratien sind die
Regierenden keine Tyrannen mehr, sondern Vormünder. Und die Regierten bewegen
sich im Hamsterrad der kleinen Lüste und Vergnügungen gleich, einförmig
und rastlos.
Norbert Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 16 |
Alle
Sozialleistungen, an die wir uns gewöhnt haben, nehmen die Form von Rechtsansprüchen
an. Dadurch verwandeln sich alle Unfälle in Sozialfälle. Eine Politik,
die davon lebt, kann dauerhaft natürlich nur betrieben werden, wenn die Gesellschaft
ständig Ungleichheit produziert bzw. die Empfindlichkeit für Unterschiede
steigert. Diese wachsende Abweichungsempfindlichkeit hat ihren Preis. An die Stelle
von Freiheit und Verantwortung treten Gleichheit und Fürsorge.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 18 |
Vor
allem in Fragen des Geschlechterverhältnisses, der Gesundheit und der Bildung
erwartet die moderne Gesellschaft ganz selbstverständlich gleiche Behandlung
für alle, die durch immer neue »Rechte« gewährleistet werden
soll. Da diese Erwartung aber so unrealistisch wie selbstverständlich ist,
erzeugt sie bei den Begünstigten eine permanente Unzufriedenheit. Um diese
Unzufriedenheit von sich abzulenken, verspricht die Regierung dann regelmäßig
»mehr Gleichheit«. So können die Bürger Begünstigungen
von Anrechten kaum mehr unterscheiden.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 18 |
Wir
müßten begreifen, daß das Wort »sozial« selbst keinen
juristischen Sinn hat, sondern ein rein politischer Zielbegriff ist, der vor allem
auf die Güterverteilung bezogen ist. Der Kern des Rechtsstaats ist die Verfassung,
die gewährleistet, der Kern des Sozialstaats ist die Verwaltung, die gewährt.
Diese Spannung kann man nicht abbauen, sondern nur institutionalisieren. Und aus
all dem folgt für unser Thema: Man sollte die Entzweiung von Rechtsstaat
und Sozialstaat positivieren, statt sie durch den Tabubegriff der »sozialen
Gerechtigkeit« zu verdecken. An der Gerechtigkeit muß man arbeiten
wie an einem Mythos. Und hier ist der Bürger der Held.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 19 |
Es
gibt keine gerechte Gesellschaft.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 19 |
Und
man kann die berühmte Parole der französischen Revolution -
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - eben so verstehen, daß man das
Phantom der Brüderlichkeit braucht, um den Widerspruch zwischen Freiheit
und Gleichheit zu verdecken.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 25 |
Freiheit
und Gleichheit kämpfen zunächst gemeinsam, aber sie trennen sich nach
dem Sieg. Nur solange die Gleichheit die Freiheit politisch benutzen kann, stehen
Gleichheit und Freiheit im Bündnis. Nur im Kampf gegen autokratische Machthaber
sind Freiheit und Gleichheit Verbündete. Der Kult der siegreichen Gleichheit
fordert dann aber rasch das Opfer der Freiheit. Er wird so fanatisch, daß
er die Knechtschaft in Kauf nimmt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 26 |
Die
Umweltaktivisten sind Schüler des Monisten Ernst Haeckel. Er hat nicht nur
den Begriff Ökologie geprägt, sondern auch erstmals Rechte für
Tiere gefordert und vorgeschlagen, den christlichen Gottesdienst durch die Verehrung
der Großen Mutter Natur zu ersetzen. Dem entspricht heute ein biozentrischer
Gleichheitsbegriff, der allen Organismen der Erde den gleichen inneren Wert zuschreibt.
Tiere haben aber keine Rechte. Wir verbieten uns nur, sie zu quälen. Und
wir gebieten uns, sie zu schützen. Es ist einfach ein logischer Fehlschluß,
aus Gesetzen gegen Tierquälerei ein Recht der Tiere abzuleiten. Menschen
und Tiere sind nicht gleich.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 27-28 |
Aber
am Ende wird man wohl auch das Lebensrecht der Pflanzen auf die humanitaristische
Agenda setzen. Und bereits heute gibt es Leute, die nur Früchte essen, die
schon vom Baum gefallen sind. Hier wird die Evolutionstheorie zur kosmischen Religion
umfunktioniert: Die Natur ist unsere Mutter! Jeder Christ sollte aber wissen,
daß das falsch ist. G. K. Chesterton sagte einmal, daß jeder, der
die Natur als seine Mutter verehrt, herausfinden wird, daß sie nur seine
Stiefmutter ist.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 28 |
Zu
den wichtigsten Aufgaben der Politischen Korrektheit gehört es, die Diagnose
eines Zusammenpralls der Zivilisationen, eines Kampfs der Kulturen als Diskriminierung
und gefährliche Stimmungsmache zu diskreditieren. Damit verschleiert die
Politische Korrektheit ihre eigene Strategie. Es gibt heute nämlich nicht
nur einen Kulturkampf sondern zwei. Zum einen, und das ist bekannt, steht der
Westen gegen den Rest der Welt. Zum zweiten, und das wird von jener Sprachpolitik
geschickt verdeckt, gibt es einen Kampf gegen den Westen innerhalb des Westens
selbst. Gemeint ist der antibürgerliche Affekt, der von den Linksintellektuellen
kultiviert wird.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 29 |
Wer
Gleichheit fordert, will Privilegien. Das gilt vor allem für Intellektuelle.
Sie sind es, die betrügen wollen, indem sie »Menschheit« sagen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 29 |
»Wo
Unterschiede fehlen, droht Gewalt.« Dieser Satz des Kulturanthropologen
René Girard müßte über dem Eingangstor zur modernen Massendemokratie
stehen. Kultur ist immer Differenzierung, und Entdifferenzierung provoziert Gewalt.
Denn nicht die Unterschiede, sondern ihre Auflösung erzeugen Rivalität.
Der Rivale ist mein Modell; sein Wunsch zeigt mir das Objekt meines Begehrens.
Früher haben Religion und Stratifikation diese Imitationskonflikte in Schach
gehalten. Und es ist eine bittere Ironie der Weltgeschichte, daß der moderne
Demokratisierungsprozeß die Macht der Rivalität nicht geschwächt,
sondern gesteigert hat. Gerade der moderne Gleichheitsgrundsatz erzeugt Gewalt.
Der Verlust der Unterschiede ruft allererst die Rivalität ins Leben, für
die dann die Unterschiede verantwortlich gemacht werden. Das ist die Sprengladung
des Begriffs »soziale Gerechtigkeit«.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 31 |
Und
auch im Alltagsleben haben wir uns längst an die Zensur der Politischen Korrektheit
gewöhnt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 32 |
So
erzählt die Politische Korrektheit ungehindert phantastische Wohlfühlgeschichten
und verwandelt Geschichte in eine Therapie für Minderheiten. »Diversität«,
also die gleichmäßige Repräsentation aller Religionen, Kulturen
und Ethnien in einer Gesellschaft, ist ein klassischer Fall von Orwellschem Neusprech.
Denn Diversität bedeutet im Klartext Konformismus. Wir haben es hier mit
einer schlichten Inversion des Kulturchauvinismus zu tun. Der Westen gilt nichts,
Asien und Afrika sind Vorbilder. Diversität heißt also: alle minus
eins. Und dieses Eine ist die westliche Kultur der weißen Männer.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 34 |
Weil
das Selbstwertgefühl der Leistungsschwachen nicht bedroht werden soll, darf
der IQ nicht mehr getestet werden und wird Wettbewerb zum Unwort. Stattdessen
fordert man »Teamarbeit« - ein in aller Welt beliebtes Wort, mit dem
man Ehrgeiz und harte Arbeit tabuisiert.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 45 |
Der
fanatische Feminismus ist eine psychische Epidemie, eine Geisteskrankheit, die
aufgrund ihrer massenweisen Verbreitung in gewissen Medien und Bildungsanstalten
als neue Form von Intelligenz gefeiert wird.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 47 |
Indem
man die Gleichheit der Geschlechter erzwingt, degradiert man beide.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 47 |
Der
fanatische Feminismus mißversteht Gleichberechtigung als Gleichheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 47 |
Alle
Absurditäten des fanatischen Feminismus rühren also daher, daß
einige intelligente Frauen nicht in der Lage sind, zwischen Gleichberechtigung
und Gleichheit zu unterscheiden.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 48 |
Jede
Politik, die hier auf Identität statt auf Differenz setzt, ist monströs
und lächerlich.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. |
Der
fanatische Feminismus zielt heute weder auf Freiheit noch auf Chancengleichheit,
sondern auf Ergebnisgleichheit. Alle starren auf die Zahlen bei der Besetzung
von Führungspositionen. Wie hoch ist der Anteil weiblicher Professoren an
deutschen Universitäten? Wie viele Dax-Unternehmen werden von Frauen geführt?
Nie geht es um konkrete Frauen und die Anerkennung ihrer Leistung, sondern immer
nur um die Gruppe und ihre »Quote«. Die fanatischen Feministen heute
wollen Gleichheit statt Freiheit - und zwar Ergebnisgleichheit start Chancengleichheit
- und zwar Ergebnisgleichheit nicht für die einzelnen Frauen, sondern für
die »Gruppe« der Frauen als ganze, statistisch meßbar an der
Zahl von Frauen in bestimmten hoch bezahlten Berufen und Spitzenpositionen. Ja
eigentlich geht es ihnen auch nicht um Gleichheit, sondern um Macht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 48-49 |
Wie
Hegels Weltgeschichtsphilosophie dem arbeitenden Sklaven die Verwandlung der Welt
in ein menschliches Zuhause zugeschrieben hat, so schreibt die Politische Korrektheit
der arbeitenden Frau die Verwandlung der modernen Gesellschaft in ein menschliches
Zuhause zu.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 50 |
Seit
es die Pille gibt, ist Sex ohne Kinder selbstverständlich. Und umgekehrt
konfrontiert uns die Gentechnik heute mit der Möglichkeit, Kinder ohne Sex
zu haben. .... Und die Politische Korrektheit behandelt Frauen heute wie Männer,
die sich gelegentlich eine kleine Auszeit nehmen, um Kinder zu bekommen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 51 |
Da
die Differenz der Geschlechter aber ständig in die Augen springt, muß
der fanatische Feminismus vor allem Wortpolitik betreiben und versuchen, Sex durch
»Gender« zu verdrängen. Wenn also allerorten »Gender Studies«
aufblühen, darf man vermuten, daß es dabei vor allem um eine Kampfansage
gegen die Evolutionsbiologie geht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 53 |
Wohl
noch niemals in der Geschichte der Menschheit war das Verhältnis der Geschlechter
so vergiftet wie heute.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 53 |
Früher
lebten Männer und Frauen zusammen - aber nach unterschiedlichen Regeln. Heute
gelten für Männer und Frauen dieselben Regeln - aber sie leben nebeneinander
her wie Parallelen, die sich eben nicht kreuzen. Das ist eine Folgelast der Modernisierungsprozesse
....Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 53-54 |
Frauen,
die dem Zeitgeist huldigen, kopieren die Männer. Sie wollen das, was Männer
tun .... Viele Frauen wollen aber nicht nur das tun, was Männer tun, sondern
sie wollen auch das nicht tun, was Männer nicht tun wollen, zum Beispiel
putzen und Windeln wechseln. Gerade den Sinn der sexuellen Arbeitsteilung kann
man in der modernen Gesellschaft kaum mehr plausibel machen. Hinzu kommen die
unbezweifelbaren Fortschritte in der Ausbildung von Frauen, die sie für die
Wirtschaft attraktiv machen. Je erfolgreicher aber die Wirtschaft und je gebildeter
die Frauen, desto unfruchtbarer ist eine Nation. Frauen verdienen mehr und gebären
weniger. Die Emanzipation der Frau vollzieht sich demnach als Entwertung der Mutterschaft
und der Männlichkeit. Männer und Frauen leben das gleiche Leben.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 54 |
Doch
das gleiche Leben von Mann und Frau versöhnt nicht, sondern verbittert. Mehr
denn je scheint Nietzsche mit seiner Definition der Liebe recht zu behalten: »in
ihren Mitteln der Krieg, in ihrem Grunde der Todhaß der Geschlechter«
(Friedrich Nietzsche, Warum ich so gute Bücher schreibe, in: Ecce
homo, 1889, § 5). Diesern latenten Kriegszustand zwischen den Geschlechtern
versuchen sich immer mehr Menschen dadurch zu entziehen, daß sie die Identifikation
mit ihrer Geschlechterrolle verweigern. Frauen wollen nicht mehr Frauen und Männer
nicht mehr Männer sein. Man könnte das Geschlechtsflucht nennen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 54 |
Mädchen
werden offenbar auf sehr viel natürlichere Weise Frauen, als Jungen zu Männern
werden. Und deshalb können Frauen auch Männlichkeit imitieren, ohne
in eine Identitätskrise zu geraten. Männer sind künstlicher. Männlichkeit
hat immer den Charakter einer Performance: Mann kann man nicht einfach nur »sein«.
So ist Sex für Männer immer auch ein Identitätstest. Männlichkeit
definiert sich sehr viel stärker über eine Negation des Weiblichen als
umgekehrt. Deshalb sind Identitätskrisen bei Männern vorprogrammiert,
wenn diese Negation erschwert wird.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 55-56 |
Männer
dominieren, Frauen domestizieren.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 58 |
Frauen
domestizieren die männliche Natur - und das ist die Ultrakurzgeschichte der
»Zivilisation«. Aus dem Jäger ist mit der Zeit der Versorger
geworden: der Arbeiter und Familienvater. Und deshalb markiert die Rolle des Mannes
als Versorger die empfindlichste Stelle der modernen Gesellschaft. Die Karrierefrau
zerstört diese Rolle nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 58-59 |
Weil
schöne Frauen unter »Sexualobjekt« rubriziert werden und Schwangerschaft
als Behinderung verstanden wird, dominieren die Unfruchtbaren und die Häßlichen.
Die zufriedenen und schönen Frauen schreiben nicht gegen das biologische
Schicksal an.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 61 |
Wenn,
wie Freud erkannte, die Biologie das Schicksal ist, dann versteht sich der fanatische
Feminismus als Sabotage dieses Schicksals. Und hierbei spielt die Rechtfertigungsbedürftigkeit
der Fortpflanzung eine Schlüsselrolle. Sobald nämlich Kinder kommen,
wird die Geschlechterdifferenz unabweisbar. Deshalb ist die Abtreibung ein Sakrament
des fanatischen Feminismus.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 61 |
Zunächst
ging es dem Feminismus um die Beseitigung der Asymmetrie in der Unterscheidung
von Mann und Frau - die Frau ist genau so viel wert wie der Mann, es fehlt ihr
nichts, sie ist nicht organisch oder intellektuell minderwertig. Aber man sieht
dann rasch zweierlei. Der Feminismus muß, erstens, den Geschlechtsunterschied
als eine Unterscheidung betrachten, die nicht unterscheidet. Und zweitens erfordert
die Gleichstellung von Mann und Frau eine Ungleichbehandlung von Männern
und Frauen - die große Korrektur der historischen Ungerechtigkeiten durch
eine Bevorzugung der Benachteiligten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 61-62 |
Der
fanatische Feminismus akzeptiert die Unterscheidung von Mann und Frau eigentlich
nur noch, um statistisch erfaßbare Benachteiligungen zu markieren. Ansonsten
setzt man auf Ununterscheidbarkeit. So verschärft sich die feministische
Ideologie durch fortschreitende Gedankenlosigkeit. Erst war man gegen die Asymmetrie
in der Unterscheidung von Mann und Frau; dann wollte man, daß die Unterscheidung
nicht unterscheidet; und schließlich unterstellt man Ununterscheidbarkeit
- das androgyne Ideal, Transsexualität, Männer, die Kinder gebären.
Für die Tugendwächterinnen des Geschlechtsegalitarismus wird jede normale
- ja: normale! - menschliche Regung zum skandalösen Störfall.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 62 |
Der
Soziologe Harrison C. White hat gezeigt, daß die Leugnung des Geschlechtsunterschieds
als Unterschied die Überlegenheit des männlichen Geschlechts gerade
steigert. Man ist versucht, das unter »List der Vernunft« zu verbuchen.
In jedem Fall aber handelt es sich um eine Ironie der Geschichte. Seit die Gleichheit
der Geschlechter mit Nachdruck betont wird, wird die Sexualität nach dem
Mann modelliert. Sexualität wird zur Leistung, die optimiert werden kann.
Und den Orgasmus kann man an Männern einfach besser studieren als an Frauen.
Nichts ist prägnanter als der Phallus. Männliche Sexualität paßt
auch besser in den modernen Lebensalltag; sie ist, wie Soziologen so gerne sagen,
»ausdifferenziert« - neben Beruf, Freizeit und Sport. In Niklas Luhmanns
schönem Buch über Liebe als Passion heißt es dazu: »Wenn
eine Frau liebt, sagt man, liebt sie immer. Ein Mann hat zwischendurch zu tun.«
(Niklas Luhmann, Liebe als Passion, 1982, S. 294). Wenn nicht alles täuscht,
lieben Karrierefrauen heute wie Männer.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 62 |
Die
fanatischen Feministinnen sind die wahren »Phallozentriker«; sie können
nur wertschätzen, was Männer tun, und verachten alles spezifisch Weibliche
wie die Hausarbeit und die Sorge um die Kinder. Mütter und Hausfrauen werden
von den meisten Männern respektiert, von vielen Frauen nicht. Ein Männlichkeitskomplex
bringt Frauen dazu, Männer nachzumachen. Karrierefrauen mieten andere Frauen,
nämlich Putzfrauen und Tagesmütter, die die Arbeit machen, die sie verachten.
So verringert sich der Unterschied zu den Männern, indem sich der Unterschied
zu den statusniedrigeren Frauen vergrößert. Und ein Soziologe könnte
nüchtern anmerken, daß sich die Karrierefrauen damit die Möglichkeiten
verknappen, »nach oben« zu heiraten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 62 |
Die
Familie ist nichts als die Fessel, die Frauen von der Erwerbstätigkeit abhält,
und die Ehe ist nichts anderes als Prostitution und Vergewaltigung. Früher
haben die Linken den Arbeitern eingeredet, daß sie unterdrückt sind
- heute reden sie es den Hausfrauen ein. Buchstäblich geht es um eine Enthauptung
der Familie, sofern nämlich der Vater traditionell als Oberhaupt der Familie
verstanden wurde, und um die Durchsetzung des androgynen Ideals - die Geschlechterrollen
sind austauschbar.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 63 |
Der
Kampf für Gleichheit ist immer auch ein Kampf gegen die Familie. Denn Familien
produzieren asymmetrische Verhältnisse nach innen und nach außen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 63 |
Ein
klassischer Fall der Abweichungsverstärkung, also des positiven Feedback,
ist die sexuelle Arbeitsteilung. Mögen die biologischen Unterschiede zwischen
Mann und Frau im Blick auf die Aufzucht von Kindern auch noch so klein sein, so
führen sie doch dazu, daß die Unterscheidung von Haushalt und Markt
systematisch auf die Geschlechterdifferenz abgebildet wird. Wenn die Frau auch
nur ein wenig geschickter im Umgang mit Kindern ist und der Mann auch nur ein
wenig aggressiver im ökonomischen Wettbewerb ist, lohnt es sich, wenn beide
ihre Geschicklichkeiten kultivieren, um dann die jeweiligen Spezialisierungsgewinne
in die Ehe einzubringen. Und das läuft eben auf eine scharfe sexuelle Arbeitsteilung
voraus.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 64 |
In
der klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sorgt die sexuelle Arbeitsteilung
dafür, daß der Handel für beide profitabel ist. Die Solidarität
der Eheleute, dieses stärkste aller altruistischen Gefühle, entsteht
demnach aus der sexuellen Arbeitsteilung. Die Frau übernimmt dabei die emotionale
Führung, der Mann die instrumentale. Frauen sympathisieren, Männer systematisieren.
Der eine sorgt sich um die externe, die andere um die interne Grenzerhaltung des
Systems Familie. Um hier das durchaus brauchbare Stereotyp der feministischen
Kritik zu bemühen: Während die Frau sich um Haus und Kinder sorgt, geht
der Mann auf die Jagd.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 64-65 |
Es
liegt nahe, gegen die biologische Ableitung der sexuellen Arbeitsteilung eine
kulturelle Interpretation auszuspielen; doch das führt nicht sehr weit. Denn
gerade die strenge Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau bringt beiden Vorteile,
weil sich jeder Partner auf bestimmte Typen des Humankapitals spezialisieren kann.
Wenn aber die Spezialisierung in einer arbeitsteiligen Ehe beiden große
Vorteile bringt, weil in beiden Bereichen die Produktivität wächst,
dann genügen auch kleine biologische Differenzen im Blick auf Kindererziehung,
um die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Haushalt und Markt zu begründen:
die Frau zu Hause, der Mann auf der Jagd nach dem Profit. Kleinste Differenzen
schaukeln sich durch Abweichungsverstärkung zur Opposition der Geschlechterrollen
auf.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 65 |
Doch
was geschieht, wenn die Frau nun zum Jäger wird? Die Antwort, die Emile Durkheim
schon Ende des 19. Jahrhunderts auf diese Frage gab, ist heute von größter
Aktualität: Schraubt man die sexuelle Arbeitsteilung unter einen bestimmten
Punkt herab, so verflüchtigt sich die Ehe und läßt nur mehr äußerst
kurzlebige sexuelle Beziehungen zurück. Je weniger die sexuelle Arbeitsteilung
in der modernen Gesellschaft einleuchtet, desto schwächer wird die ökonomische
Reziprozität zwischen Mann und Frau - und desto schwächer werden die
Gefühle, die sie aneinander binden.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 65 |
Früher
gab es den Wettbewerb der Männer um Frauen; jetzt gibt es den Wettbewerb
mit Frauen. Und mit jedem Teilsieg in diesem Kampf gegen die sexuelle Arbeitsteilung
schwächt sich die Ordnungsleistung der sexuellen Asymmetrie weiter ab. Das
macht die Geschlechterrollen von Mann und Frau mehrdeutig. Zumal Männer stehen
vor der unlösbaren Aufgabe, dominant aufzutreten und zugleich mit Frauen
im Wettbewerb zu stehen. Rollenambiguität aber macht unglücklich - oder
doch zumindest unsicher.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 65 |
Damit
hat uns die sexuelle Emanzipation in die unerträglichste Ungleichheit gestürzt.
Was man heute Partnerschaft nennt, ist ein Schauplatz des gnadenlosen sexuellen
Wettbewerbs. Nie war es für die Mächtigsten und Reichsten leichter,
die Schönsten und Attraktivsten zu bekommen. Und nie war es für die
Schwächeren schwerer, ihre Partner zu »halten«. Der sexuelle
Wettbewerb hat bösartige Züge angenommen, seit er nicht mehr effektiv
durch das Gebot der Monogamie begrenzt wird. Monogamie verhinderte ja die Zerstörung
der Familie durch mächtige Frauen und Männer. Und die größte
Macht liegt eben bei den jungen schönen Frauen und den alten erfolgreichen
Männern.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 65-66 |
Da
wir alle Männer oder Frauen, heterosexuell oder homosexuell, schön oder
häßlich sind, gibt es in diesen Fragen keinen unbeteiligten Beobachter.
Schon deshalb wird diese knappe Darstellung dem Feminismus nicht gerecht. Sie
ist traditionalistisch und nimmt zuweilen die Position des unmodernen Außenseiters
in Kauf. Aber vielleicht gibt es in den Fragen des Geschlechterverhältnisses
ja keine prästabilierte Harmonie zwischen Modernität und gesundem Menschenverstand.
Der Geschlechtsunterschied ist die wichtigste Tatsache unseres Lebens. Seit Darwin
wissen wir, daß die Evolution Differenzen bewahrt, wenn sie nützlich
sind.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 66 |
Die
moderne Gesellschaft ist komplex und abstrakt; es fehlt ihr die Gefühlsstütze,
und deshalb kann man sie nicht lieben. Friedrich von Hayeks berühmte These,
der freie Markt sei die größte Entdeckung in der Geschichte der Menschheit,
läßt eigentlich jeden kalt. Hier gibt es also einen akuten Gefühlsbedarf,
die Notwendigkeit einer emotionalen Gestaltung der modernen Gesellschaft. Das
leisten die Massenmedien, indem sie ständig soziale Ungleichheiten zeigen.
So bedienen sie die rousseauistische Nostalgie nach einer von archaischen Gefühlen
geleiteten Gesellschaft, in der ein autoritärer Staat sichtbar »soziale
Gerechtigkeit« schafft.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 67 |
Die
Fassade der »sozialen Gerechtigkeit« zeigt besonders dramatische Risse,
wenn im Fernsehen gezeigt wird, wie mobil das große Kapital geworden ist.
Der Ehrliche ist bekanntlich der Dumme - und nur der Dumme wird besteuert. Mehr
Gleichheit durch Umverteilung scheint deshalb die selbstverständlichste politische
Forderung zu sein, und tagtäglich findet sie in den Massenmedien Resonanz.
Nur selten hört man allerdings die Komplementärinformation, daß
z.B. in Deutschland 20% derer, die Einkommen beziehen, 70% aller Einkommensteuern
zahlen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 67 |
In
der Immanenz der Welt gibt es offenbar nur soziale Ungleichheit - die Gleichheit
muß deshalb von außen kommen. Vor Gott waren ja alle Menschen gleich
als Sünder. Aber was ist, wenn Gott tot ist? Schon seit dem 19. Jahrhundert
konnte man beobachten, daß Gott zwar tot, aber das Schuldbewußtsein
geblieben ist. Es suchte sich einen neuen Gegenstand und entdeckte die Armut des
Industrierproletariats, die soziale Frage. So entstand eine ökumenische Liebesreligion
des Mitleids und der Toleranz. Der Reiche ist seither der Sündenbock. Und
tatsächlich kann wohl nur ein ungeheures Schuldbewußtsein den Erfolg
der Ökos, Multikultis und Antikapitalisten in der westlichen Welt erklären.
»Das Soziale« ist der Gottesersatz unserer Zeit. Wer nach einern zeitgemäßen
Glaubenssystem sucht, findet es hier. Es kultiviert den Krisenstolz als neuen
Sündenstolz.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 67-68 |
Früher
hätte man gesagt, daß es Ungleichheit gibt, weil es Schicksal gibt:
Glück ohne Verdienst, Verhängnis ohne Schuld. Das kann man nur meistern,
indern man es anerkennt. Und das ist eine Frage der Theodizee, nicht der Sozialpolitik.
Doch die modernen Massenmedien pflegen das primitive Denken, das allem Geschehen
eine Ursache und jeder Ursache einen Schuldigen zuschreibt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 68 |
Die
Massenmedien erzwingen weltweit eine Wahrnehmung der Ungleichheit, an die dann
Politiker und Intellektuelle ihre Programme anschließen können. Die
Intellektuellen positionieren sich in moralischer Überlegenheit als Kritiker
des Kapitalismus, des Systems oder der Gesellschaft, die an jenen Ungleichheiten
schuld sind. Denn die Zumutungen der Fernethik kann man offenbar am besten ertragen,
wenn man sich in die Position des Protestierenden bringt. Und die Politiker präsentieren
sich paternalistisch als Betreuer der Benachteiligten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 68 |
Wie
die Intellektuellen sind auch die Politiker Parasiten der Macht der Schwachen.
Denn in der »Massenmediendemokratie« haben gerade die Schwachen Macht,
sofern sie uns zum Mitleid zwingen; sie haben die Macht, wehzutun. Unzählige
Formate des Fernsehens ermöglichen ihnen, was Nietzsche das Zur-Schau-Tragen
des Unglücks genannt hat. Und das Entrüstungsvergnügen, das die
sozialkritischen Sendungen anbieten, stellt sich nicht nur auf der Seite der Zuschauer,
sondern auch auf der Seite der ins Bild gesetzten Benachteiligten ein; sie genießen
das Sich-Beklagen als Lebensreiz der Schlechtweggekommenen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 68 |
Der
Skandal ist der Sündenbockmechanismus der Massenmedien. Und dabei ist es
völlig gleichgültig, ob der Altruismus oder die Niedertracht Regie führen.
Die Bestrafung des Übeltäters ist ein öffentliches Gut - egal,
ob sie aus Gemeinsinn oder aus Bösartigkeit erwächst. Was zählt,
ist der Effekt der sozialen Kontrolle.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 68-69 |
Diese
ethische Plakatwelt der Massenmedien illustriert sehr schön die Dialektik
der Heuchelei, die Hegel schon vor zweihundert Jahren entwickelt hat. Sein Diderot
würde heute fragen: Was ist gut an den Gutmenschen? Ihre moralistische Aggression
ist ein unverzichtbarer sozialer Mechanismus zum Schutz der Altruisten. Denn je
dynamischer die Gesellschafr, um so wahrscheinlicher das Trittbrettfahren und
Betrügen - und desto notwendiger der Moralismus, der schon immer eine soziale
Technik der Kontrolle von Betrügern war. Man kann heute von Evolutionsbiologen
lernen, daß es eine genetische Selektion für moralistische Aggressivität
gegen Betrüger und Trittbrettfahrer gibt. Sie findet in den Massenmedien,
die den Markt für Achtung und Aufmerksamkeit regulieren, ein ideales Instrument.
Der dort zumeist erhobene Ton ist nicht der Ton der Kritik, sondern der modischen
Wut. Das erspart die Überzeugungsarbeit. Entrüstung gilt als Echtheitsbeweis.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 69 |
Diese
von den Massenmedien inszenierte öffentliche Meinung findet ihre stabilste
Einheit im Protest. Niklas Luhmann hat gezeigt, daß es zwei Techniken gibt,
mit denen man heute besonders leicht Protestpotential aktivieren kann. Man kann,
erstens, »die Sonde der internen Gleichheit in die Gesellschaft« (Niklas
Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft, 1997, S. 857) einführen,
um Ungleichheiten sichtbar zu machen. Das ist unser Thema im engeren Sinn - das
Thema Verteilung. Man kann aber auch, zweitens, »die Sonde des externen
Gleichgewichts« (Niklas Luhmann, Soziologie des Risikos, 1991, S.
147) in die Welt einführen, um zu zeigen, daß wir im ökologischen
Ungleichgewicht mit der Natur leben. So entstehen die Gefahrenthemen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 70 |
Die
Massenmedien stimulieren uns derart, gegen die Existenzbedingungen der modernen
Gesellschaft zu protestieren, nämlich eben gegen Ungleichheit - dagegen richtet
sich der »rote« Protest - und Ungleichgewicht - dagegen richtet sich
der »grüne« Protest. So entstehen Neidthemen und Angstthemen.
Die Angstthemen zeigen uns die Welt im Licht einer neuen Gleichheit der Unsicherheit:
Katastrophen nivellieren. Die Katastrophe ist die vollkommene Entlastung: ich
muß mir die Hilflosigkeit nicht selbst zurechnen. Heute wird vor allem der
Klimawandel zum Instrument für Egalitarismus und weltstaatlichen Zentralismus.
In seiner reinsten Gestalt zeigt sich der Egalitarismus der Massenmedien aber
bei den Neidthemen, die die gesellschaftliche Ungleichheit sondieren.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 70 |
Die
Sonde der Gleichheit, die die Massenmedien in die Gesellschaft einführen,
wirkt wie ein permanenter »Demokratietest«. Die Massenmedien zeigen
täglich den pornographischen Reichtum - und zwar nicht nur den Armen den
des Westens, sondern auch uns Wohlstandsbürgern den der Superreichen. Rasch
zeigt sich da unsere Toleranz gegenüber dem Reichtum anderer überfordert.
Bei der Wahrnehmung der Ungleichheit ist ja der Filter der Stände und Kasten
weggefallen - jeder ist ein Mensch wie du und ich. Und das macht jede Ungleichheit
tendenziell zum Skandal. Der sozialeVergleich erzeugt Neid und läßt
die Erwartungen explodieren.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 68 |
Daß
die Armen der Dritten Welt unglücklich über ihr Los sind, versteht jeder.
Die Massenmedien zeigen ihnen heute die Welt so, wie sie früher nur die Reichen
gesehen haben. Die Welt wie die Reichen zu betrachten, ohne reich zu sein, ist
aber eine Quelle ständiger Frustration. Die Bilder der Medien treiben deshalb
die neue Völkerwanderung an. Die Armen machen Ernst mit dem Egalitarismus
der Medien. Da muß das Fernsehen nur Bilder des Westens zeigen - und die
Erwartungen explodieren.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 71 |
Aber
warum sind wir, die Wohllebenden, die jenen Armen als Traumbild vorschweben, nicht
glücklich? Das wunderbare Ansteigen des Lebensstandards in der westlichen
Welt hat die Menschen wohlhabender, gesünder und freier werden lassen - aber
nicht glücklicher. Weil sie sich vergleichen, ist die Ungleichheit ihr Unglück.
Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 71 |
Menschen
können sich mit sozialer Ungleichheit arrangieren, so lange man ihre Wahrnehmung
der Unterschiede steuern kann. Das war in Stände- und Kastengesellschaften
der Fall. Im Zeitalter der »Massendemokratie« und der Massenmedien
ist die Wahrnehmung der Unterschiede völlig umgesteuert worden. Denn Zeitung,
Radio, Kino und Fernsehen sind egalitäre Medien - vom Internet ganz zu schweigen.
Alles, was Massenmedien senden, hat dieselbe Botschaft: Alle Menschen sind gleich.
Und jede offenbare Ungleichheit wird zum Skandal. Jeder vergleicht sich nun mit
jedem auf der Welt, und diese kollektive Praxis des sozialen Vergleichens läßt
sich nicht mehr steuern. Deshalb ist das Zeitalter der Massenmedien auch das Zeitalter
der permanenten Revolution ständig wachsender Erwartungen und Ansprüche.
Jede öffentlich zugängliche Information über die Verteilung von
Macht und Geld stärkt den Egalitarismus.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 71-72 |
Die
Leute vergleichen sich nicht nur mit ihresgleichen, sondern sie vergleichen auch
ihren heutigen mit dem früheren Konsum. Deshalb sind die Neureichen glücklich,
und diejenigen, denen es heute etwas schlechter geht als früher, z.B. weil
die Globalisierung ihre Privilegien zerstört hat, sehr unglücklich.
Und viele sind schon unglücklich, wenn die Wachstumsrate, an die man sich
gewöhnt hat, nicht etwa fällt, sondern sich lediglich abschwächt.
Nur 2,1% Wachstum, hört man im Fernsehen - bisher waren es doch 3,5%. Das
ist die statistische Depression: »mehr ist weniger«.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 72 |
Die
Massenmedien wissen: Mit Sex-Themen kann man heute niemanden mehr erregen, wohl
aber mit Statistiken über die Einkommensverteilung. Jede Boulevard-Zeitung
ergreift dankbar die Möglichkeit, die Höhe der Managergehälter
zu skandalisieren. Es ist aber unmöglich, zu sagen, was die angemessene Bezahlung
für die Erledigung hochkomplexer Aufgaben ist. So bleibt nur der Marktpreis.
Spitzenmanager sind so knapp wie überragende Fußballspieler und Popstars.
Deshalb können sie mehr Geld verlangen, als viele für nachvollziehbar
halten. Und die Medien berichten darüber.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 73 |
Mit
der Pareto-Verteilung sind wir am Gegenpol des Egalitarismus angekommen. In den
meisten Netzwerken herrscht die Pareto-Verteilung vor, die auch als 80/20-Regel
bekannt ist. 20% derer, die Einkommen haben, zahlen 80% der Einkommensteuer; 20%
der Mitarbeiter eines Unternehmens sind für 80% des Profits verantwortlich;
20% der Produkte eines Supermarktes machen 80% des Umsatzes aus; 20% der Wissenschaftler
bekommen 80% der Zitate ab, 20% der Wissenschaftler schreiben 80% der wissenschaftlichen
Texte. Und eben: 80% der Links im Internet zeigen auf 20% der Webpages.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 79 |
In
all den genannten Bereichen kann man natütlich bei empirischer Überprüfung
auf leicht veränderte Prozentzahlen kommen - es geht uns hier nur im die
Illustration einer Regel. In der Pareto-Verteilung gibt es einige gut sichtbare
Großereignisse und unzählig viele, kaum sichtbare Kleinereignisse.
Wer auf der zweiten Position ist, ist nur noch halb so viel wert wie der Erste.
Wer auf der fünften Position ist, ist nur noch ein fünftel so viel wert
wie der Erste. Und das Entscheidende ist: Es hat keinen Sinn, hier nach einem
Durchschnittswert zu suchen. Wenn sich dieses Power Law auch in der Einkommensverteilung
westlicher Länder zeigt, wenn also 20% der Bevölkerung 80% des Geldes
verdienen, dann bedeutet das, daß statistische Angaben über das Durchschnittseinkommen
genau so sinnlos sind wie die daran orientierten Berechnungen der Armutsgrenze.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 79 |
Es
gibt keine Gleichheit in der Nutzung der Chancengleichheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 80 |
Freiheit
ist immer Ungleichheit und sie impliziert immer unverdiente Erfolge und unverschuldete
Mißerfolge. Und wohlgemerkt: »unverdient« ist nicht »ungerecht«.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 82 |
Heute,
in Zeiten der Politischen Korrektheit, befinden wir uns auf dem Rückweg vom
Rechtsstaat zum Status.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 83 |
Der
Staat privilegiert wieder bestimmte Gruppen und begründet das als Wiedergutmachung
historischer Diskriminierungen. Statt Gleichheit zu gewähren, erzwingt man
Gleichstellung. Das politische Ziel der Ergebnisgleichheit - z.B. genau so viele
Professorinnen wie Professoren an Universitäten - zerstört die formale
Gleichheit vor dem Gesetz. So behält Carl Schmitt recht: Der gerechte Staat
ist der Feind des liberalen Rechtsstaats. Denn man muß unterschiedliche
Menschen unterschiedlich behandeln, um bei ihnen das gleiche Resultat zu erzielen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 83 |
Und
entsprechend gilt eben umgekehrt auch, daß unterschiedlichen Menschen dieselben
objektiven Gelegenheiten zu eröffnen nicht heißt, ihnen dieselben subjektiven
Chancen zu geben. Gesunder Menschenverstand genügt, um das einzusehen. Doch
daraus folgt, daß wir empfindlich auf jede Rhetorik reagieren sollten, die
Gerechtigkeit mit edlen Adjektiven schmückt. Denn überall da, wo Protest
gegen eine »bloß formale« Gerechtigkeit laut wird, lauert der
Totalitarismus. Um es in einem Vergleich zu sagen: Die Wissenschaft kann nur funktionieren,
wenn sie auf substantielle Wahrheit verzichtet; und die Gesellschaft kann nur
funktionieren, wenn sie auf substantielle Gerechtigkeit verzichtet.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 83-84 |
Und
entsprechend gilt eben umgekehrt auch, daß unterschiedlichen Menschen dieselben
objektiven Gelegenheiten zu eröffnen nicht heißt, ihnen dieselben subjektiven
Chancen zu geben. Gesunder Menschenverstand genügt, um das einzusehen. Doch
daraus folgt, daß wir empfindlich auf jede Rhetorik reagieren sollten, die
Gerechtigkeit mit edlen Adjektiven schmückt. Denn überall da, wo Protest
gegen eine »bloß formale« Gerechtigkeit laut wird, lauert der
Totalitarismus. Um es in einem Vergleich zu sagen: Die Wissenschaft kann nur funktionieren,
wenn sie auf substantielle Wahrheit verzichtet; und die Gesellschaft kann nur
funktionieren, wenn sie auf substantielle Gerechtigkeit verzichtet.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 83-84 |
»Massendemokratisch«
leben heißt, im vergleichenden Blick auf die anderen leben. Und je gleicher
die Lebensverhältnisse sind, um so hartnäckiger fixiert sich der neidische
Blick auf das überragende, die Exzellenz, den Besseren. So entsteht der Ärger
im sozialistischen Paradies, oder wie Alexis de Tocqueville es formulierte: die
Unruhe mitten im Wohlstand. »Ist die Ungleichheit das allgemeine Gesetz
einer Gesellschaft, so fallen die stärksten Ungleichheiten nicht auf; ist
alles ziemlich eingeebnet, so wirken die geringsten Unterschiede kränkend.
Deshalb wird der Wunsch nach Gleichheit um so unersättlicher, je größer
die Gleichheit ist.« (Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie
in Amerika, 1831-1932, S. 627).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 84 |
Der
Haß auf die Ungleichheit ist die »demokratische« Leidenschaft
par excellence. Und je weniger Ungleichheiten es gibt, desto größer
wird der Haß auf sie. Das Prinzip Gleichheit wirkt also paradox: Je mehr
Gleichheit praktisch durchgesetzt wird, desto unerträglicher wird jede noch
vorhandene Ungleichheit. Je größer die Gleichheit, desto unerbittlicher
das Verlangen nach noch mehr Gleichheit. Die statistisch erwiesene Ungleichheit
wird als Ungerechtigkeit interpretiert und dann als zentrales Beweismittel im
ideologiekritischen Prozeß gegen die bürgerliche Freiheit eingesetzt.
Gefälligkeitswissenschaftler arbeiten schon an der passenden Rhetorik. Weil
niemand mehr an »Klassengesellschaft« glaubt, setzt die kritische
Soziologie jetzt auf »neue Ungleichheit«.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 84-85 |
In
der Öffentlichkeit macht man diese neue Ungleichheit gerne an Managergehältern
fest - genauer gesagt: am Verhältnis der Einkommen eines Managers und einer
Krankenschwester, die heute als Idealtypus anständiger Arbeit figuriert.
Eine egalitaristische Gesellschaft beurteilt die Leistungen aller Bürger
ja als gleichwertig und muß deshalb die extrem unterschiedlichen Einkommen
als ungerecht empfinden. Daß niemand es wagt, zu fragen, warum diese Ungleichheit
begründet werden muß, oder ob sie begründet werden kann, zeigt,
daß es gelungen ist, Gleichheit als begründungsunbedürftig darzustellen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 85 |
Keiner
soll haben, keiner soll befehlen, keiner soll meinen. Alle egalitären Sozialisten
bekämpfen das Eigentum (mit Umverteilung), mißtrauen der Freiheit (mit
Umerziehung) und verachten das Individuum (mit Kollektivismus). In der Forderung
nach Umverteilung präsentiert sich der Egalitarismus als Feind des Privateigentums,
denn jedes Privateigentum impliziert Diskriminierung und das Recht auf Exklusion.
In den Projekten der Umerziehung präsentiert sich der Egalitarismus als eine
behavioristische Fortschrittsphilosophie: Man kann die Leute ändern, indem
man ihre Umwelt ändert.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 85 |
Die
eigentliche Attraktivität des Egalitarismus steckt aber im Kollektivismus,
d.h. in dem Angebot an die Individuen, sie von ihrer Individualität zu entlasten.
Die Propaganda für »Teamarbeit«, Partnerschaft und Gemeinschaft
verstärkt das kindliche Vorurteil für Verteilungsgleichheit. Teamwork
ist ein Euphemismus dafür, daß die anderen die Arbeit tun. Hannah Arendt
hatte den fabelhaften Mut, diese Wahrheit ganz unzweideutig auszusprechen: Es
gibt nichts, was der Arbeitsqualität fremder und schädlicher wäre
als Gruppenarbeit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 85 |
Nicht
zur Gruppe zu gehören, ist die Sünde wider den Heiligen Geist des Sozialismus.
Wer hervorragen will, gilt als asozial. Prämiert werden Anpassungsfähigkeit
und »Teamgeist«. Persönlicher Stolz ist die größte
Sünde im egalitären Sozialismus, Selbstauslöschung dagegen eine
Tugend. Wer nicht mitmacht in den »communities« und Kommissionen gilt
als Verworfener. Die Gruppe ist heute die Kirche, außerhalb derer kein Heil
ist. Ihr Kult und die genau komplementäre Fernethik des Humanitarismus zerstören
das Selbstsein und die Liebe zum Nächsten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 85-86 |
Jede
Gruppenzugehörigkeit macht abhängig, und jede Abhängigkeit reduziert
die Freiheit. Zuerst büßt man die Freiheit des Entscheidens ein und
dann die Freiheit des Denkens. Am Ende steht, wie der Rechtswissenschaftler Walter
Erbe mit bitterer Ironie bemerkte, auch »eine Freiheit: die Freiheit von
der eigenen Meinung.« (Walter Erbe, Die Freiheit im sozialen Rechtsstaat,
in: Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit, Hrsg.: Ernst Forsthoff,
1968, S. 317). Der Gemeinschaftsgeist ist der große Gegenspieler der Leidenschaft
für den Unterschied. Demokratie ist das Zeitalter der Diffusion und der Verachtung
für die Distinktion; sie honoriert Selbstvergessenheit mit einem Tugendstatus.
Jeder Unterschied wird als Ungleichheit interpretiert und jede Ungleichheit als
Ungerechtigkeit. Aber überall, wo menschliche Kräfte sich frei entfalten
dürfen, entstehen Ungleichheiten. Gerade sie bilden den Nährboden für
die bürgerliche Gleichheit, in der die Gruppenideologie zu Recht ihren natürlichen
Feind erkennt. Odo Marquard hat für dieses bürgerliche Grundmotiv freier
Gleichheit die schöne Formel gefunden: »Gleichheit ist angstloses Andersseindürfen
für alle.« (Odo Marquard, Philosophie des Stattdessen, 2000,
S. 43).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 86 |
Die
Gruppe dagegen ist die Gehirnwäsche, und es ist völlig gleichgültig,
ob es sich dabei um Gruppentherapie, Teamtraining oder soziales Lernen handelt
- stets geht es um die Austreibung von Individualität und Wettbewerb. Ein
Geschichtsphilosoph müßte sagen: Von Gruppen her und auf Gruppen hin
zu denken, ist anti-westlich. Denn Gruppe heißt immer: nicht Individuum.
Und ein Soziologe müßte sagen: Der Kult der Gruppe lenkt von den Strukturnotwendigkeiten
der modernen Gesellschaft ab. Egalitarismus funktioniert nämlich nur in kleinen
Gruppen. Nur hier gibt es Reziprozität, jeder sorgt sich um jeden, die Ressourcen
werden gleichmäßig verteilt. Doch je größer die Gruppe wird,
desto wichtiger wird Differenzierung: Man muß etwas Besonderes zu bieten
haben, und je größer der Beitrag, desto größer die Belohnung.
Gleichheit aber schließt Rollendifferenzierung aus. Und wo Gleichheit egalitaristisch
verordnet wird, bleibt dem Individuum nur noch die Flucht in die Institutionen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 86 |
Die
sozialistische Politik ist ein Kampf gegen die tausendköpfige Hydra der Ungleichheit.
Jeder staatliche Eingriff zur Reduzierung von Ungleichheit schafft unzählige
neue. Es gibt nämlich immer Leute, die durch Chancengleichheit begünstigt
werden, Kriegsgewinnler der Gleichstellung. Und es ist kein Herakles in Sicht,
der die sich selbst reproduzierenden Ungleichheiten ausbrennen würde. So
erzeugt der Egalitarismus selbst beständig Frustration.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 86-87 |
Weil
aus der Wahrnehmung von Differenzen Neid entsteht, muß der Egalitarismus
eine Schaufensterpolitik betreiben, also sichtbar machen, daß Gerechtigkeit
geschieht. Weil nicht die sozialen Unterschiede, sondern die Wahrnehmung dieser
Unterschiede den Zusammenhalt der Gesellschaft bedrohen, inszeniert die Politik
egalitaristische Maßnahmen. Dabei geht es nicht darum, daß Gerechtigkeit
geschieht, sondern darum, daß die Leute sehen, daß Gerechtigkeit geschieht.
Das kann man dadurch erreichen, daß man Bedürftigen etwas gibt, aber
genau so gut auch dadurch, daß man Erfolgreichen etwas nimmt («Reichensteuer«).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 87 |
Solche
egalitären Maßnahmen begünstigen unproduktive Menschen. Und sozialistische
Politik lebt heute fast nur noch von »sozialen Problemen«, die von
unproduktiven Menschen hervorgerufen werden. Das hat eine wahrhaft tragische Konsequenz:
Sozialistische Politik muß ein Interesse daran haben, daß es viele
unproduktive Menschen gibt, die von staatlichen Transferleistungen leben.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 87 |
Nicht
nur Rechtsstaat, sondern sozialer Rechtsstaat; nicht nur Gerechtigkeit, sondern
»soziale Gerechtigkeit«; nicht nur Politik, sondern Sozialpolitik;
nicht nur Demokratie, sondern Sozialdemokratie; nicht nur Marktwirtschaft, sondern
soziale Marktwirtschaft - und die Welt hebt an zu singen, sprichst du nur das
Zauberwort »sozial«. In dem Wort »Gesellschaft« fasziniert
das Versprechen der Gleichheit; in dem Wort »sozial« fasziniert das
Versprechen der Gleichverteilung des GlücksNorbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 89 |
Sobald
das Soziale mit Macht kontaminiert ist, haben wir es mit totaler Herrschaft zu
tun - durch Betreuung beherrschen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 89-90 |
In
der Kultur der Politischen Korrektheit hat der heilige Arbeiter schließlich
seine moralische Schlüsselstellung an den Benachteiligten abtreten müssen.
Wir haben es hier mit einem Schulbeispiel der Dialektik der Aufklärung zu
tun. Wer eigene Vorurteile bekämpfen will, erzeugt neue Vorurteile durch
Überkompensation: Man ist zu freundlich und zu hilfsbereit gegenüber
den Benachteiligten. Der Gutmensch begünstigt die Benachteiligten, diskriminiert
zugunsten der Marginalen - und konsumiert dabei das Hochgefühl der Nichtdiskriminierung.
Politisch schlägt sich das darin nieder, daß Minderheiten und Benachteiligte
immer mehr Rechtsansprüche auf staatliche Leistungen bekommen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 91 |
Heute
vollendet sich die Herrschaft der Minderheiten. Wer am Rand steht, auffallend
anders ist oder nicht mitkommt, bekommt immer mehr Rechtsansprüche auf staatliche
Leistungen. Der Begriff der »sozialen Gerechtigkeit« bezieht sich
eben primär auf die Schwachen und Unterlegenen unserer Gesellschaft. Er fordert
Gleichheit durch Ungleichheit; seine Allegorie ist das Handicap. .... Der Wohlfahrtsstaat
prämiert den Mangel. Wer ein Handicap vorweisen kann, sichert sich sozialstaatlichen
Beistand. Der Soziologe Heinz Bude meint sogar: »Es erweist sich als eine
fürs Überleben dienliche Cleverneß, sich einen wie auch immer
gearteten Behindertenstatus zuzulegen.« « (Heinz Bude, Die Ausgeschlossenen,
2008, S. 112). So entwickelt sich ein regelrechter Wettbewerb um den Status des
Benachteiligtseins. Und den Menschen mit Handicap stehen immer mehr Berater zur
Seite, die einen immer größeren Fürsorgebedarf durch die Erfindung
von Defiziten erzeugen. Prinzipiell kann man sagen: Je mehr Berater und Therapeuten
es gibt, desto mehr wird die Welt vom einem Gefühl der Benachteiligung gerahmt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 91 |
Alle
Sozialleistungen, an die wir uns gewöhnt haben, nehmen die Form von Rechtsansprüchen
an. Dadurch verwandeln sich alle Unfälle in Sozialfälle. Eine Politik,
die davon lebt, kann dauerhaft natürlich nur betrieben werden, wenn die Gesellschaft
ständig Ungleichheit produziert bzw. die Empfindlichkeit für Unterschiede
steigert. Diese wachsende Abweichungsempfindlichkeit hat ihren Preis. An die Stelle
von Freiheit und Verantwortung treten Gleichheit und Fürsorge.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 92 |
Der
Wohlfahrtsstaat ersetzt die Caritas durch politische Rechte auf bestimmte Lebensstandards.
Die Regierung verschenkt also Ansprüche und Rechte, die wiederum nur durch
Regierungshandeln eingelöst werden können. So sind wir unterwegs vom
Rechtsstaat zum Berechtigungsstaat. Die neue sozialistische Strategie besteht
darin, neue »Rechte« zu erfinden, die es dem Staat ermöglichen,
sich ins Privatleben einzumischen. Mit jedem neuen »Recht« verschafft
sich die Regierung nämlich Zutritt zu unserem Privatleben. Ein unbeliebiges
Beispiel: »Rechte für Kinder«. Das ist wohl nicht einmal gut
gemeint, aber es klingt sehr gut. Doch wer sich von dem Sirenengesang der Politischen
Korrektheit nicht betören läßt, erkennt rasch, daß »Rechte
für Kinder« nur heißt: Verstaatlichung der Kinder. Kinderrechte
entfremden die Kinder ihren Eltern und unterwerfen sie dem Staat.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 92 |
Jedes
wohlfahrtsstaatliche Programm begünstigt einige und benachteiligt fast alle.
Es ist eine unverächtliche Trivialität, daß der Staat den einen
nur geben kann, was er den anderen genommen hat; ja nicht einmal das, denn der
Transfer selbst verursacht hohe Kosten. So präsentiert sich der vorsorgende
Sozialstaat heute als legalisierter Robin Hood, der das »Recht« der
Schwachen und Unglücklichen auf einen »angemessenen » Lebensstandard
durchsetzt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 92 |
Hier
erweist sich die »soziale Gerechtigkeit« unmittelbar als eine Ideologie,
die Entrechtlichung rechtfertigt. Und das entspricht genau dem gerade beschriebenen
Sachverhalt, daß es in der modernen Gesellschaft Anrechte gibt, die zu nichts
mehr verpflichten. Niklas Luhmann hat sie »das ungerechte Recht« genannt.
(Vgl. Niklas Luhmann, Die Ausdifferenzierung des Rechts, 1981, S. 365).
Offenbar ist es die Arbeit des Begriffs der »sozialen Gerechtigkeit«,
die diesen Weg vom Rechtsstaat zum Berechtigungsstaat gebahnt hat.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 93 |
Der
Begriff der »sozialen Gerechtigkeit« markiert den Abschied von der
liberalen Gesellschaft. Und es gibt heute kaum mehr Politiker, die nicht im Namen
der »sozialen Gerechtigkeit« agieren. Niemand kann den Begriff definieren,
aber gerade deshalb funktioniert er so gut als Flagge des Gutmenschen, als Chiffre
für die richtigen moralischen Gefühle. Niemand muß konkret sagen
können, wer denn ungerecht gewesen ist. »Soziale Gerechtigkeit«
ist ein Gebet an die vergöttlichte Gesellschaft, das nur von einem totalitären
System erhört werden kann.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 93 |
Unsere
Ehrfurchtssperre vor dem Begriff der »sozialen Gerechtigkeit« ist
heute so mächtig, daß man schon zu theologischen Begriffen greifen
muß, um sie zu analysieren. Die Religion der »sozialen Gerechtigkeit«
herrscht uneingeschränkt über die Seelen der Massendemokraten, die längst
den Weg vom Seelenheil zum Sozialheil zurückgelegt haben. Und »Reaktionär«
heißt nun jeder, der nicht zur Glaubensgemeinschaft der Sozialreligion gehört.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 93 |
Je
weniger die Menschen an Gott glauben, um so mehr müssen sie an die »soziale
Gerechtigkeit« glauben. Deshalb können wir es nur schwer ertragen,
wenn analytische Denker wie David Hume und Nietzsche auf die Künstlichkeit
und Konstruiertheit ihrer Prinzipien und Vorschriften verweisen. In dieser Frage
erlaubt sich unsere restlos aufgeklärte Gesellschaft eine letzte große
Mystifikation, den Appell an ein unkommunizierbares Gefühl. »Soziale
Gerechtigkeit« ersetzt das Heilige.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 93 |
Die
Sakralisierung der Gerechtigkeit zerstört die Freiheit individueller Entscheidungen.
Friedrich von Hayek hat den Begriff der »sozialen Gerechtigkeit« deshalb
als das Trojanische Pferd des Totalitarismus bezeichnet. Und auch wer diese
Formulierung für überzogen hält, kann aus dem Bild des Trojanischen
Pferdes einen Erkenntnisgewinn ziehen. Denn auch die bürgerlichen Parteien
präsentieren ihren Wählern mitderweile »soziale Gerechtigkeit«
als ein Geschenk - ohne zu ahnen, daß in seinem hohlen Innern die Agenten
des Sozialismus stecken.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 93-94 |
Aldous
Huxleys These, daß Wohlfahrt Tyrannei ist, bewährt sich heute an der
politischen Rhetorik sozialer Probleme, die uns versklavt. Gerecht zu scheinen,
ohne es zu sein, ist jene höchste Ungerechtigkeit, die man »soziale
Gerechtigkeit« nennt. Sie ist nicht nur unsozial und ungerecht, sondern
auch unökonomisch, denn Verteilungsgerechtigkeit verwandelt das Wirtschaften
in ein Nullsummenspiel. Hier ist es sehr lehrreich, einmal auf die verschiedenen
Namen zu achten, die das Geld bezeichnen, das man für seine Arbeit bekommt:
Lohn, Einkommen, Gehalt, Bezüge - aber eben auch Verdienst. Ob jemand das,
was er verdient, auch tatsächlich verdient, könnte man an seiner Leistung
und ihrem Wert für den Markt messen. Aber genau dagegen richtet sich das
Konzept der »sozialen Gerechtigkeit«. Es treibt die Meritokratie durch
Mediokrität aus.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 94 |
Im
Wohlfahrtsstaat verschiebt sich das Zentrum der Identitätsbildung von der
eigenen Leistung auf die Ansprüche, die man geltend machen kann. Und gerade
auch politisch zählt nur der, der Ansprüche anmeldet. Man stellt einfach
einen Anspruch, wobei man sich an den Ansprüchen anderer orientiert - und
wartet, was passiert. Die Ansprüche finden Resonanz und ermöglichen
neue Programme der Fürsorge. So kommt es zu einer positiven Rückkopplung
von Ansprüchen und öffendichen Leistungen, die, wie Arnold Gehlen schon
früh gesehen hat, den Leviathan in eine Milchkuh verwandelt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 94 |
»Soziale
Gerechtigkeit« heißt im Klartext: Umverteilung von oben nach unten.
Entsprechend kann der Finanzminister das Loch in der Staatskasse als größte
soziale Ungerechtigkeit, nämlich als Umverteilung von unten nach oben, verkaufen.
Konkreter sollte man nicht werden. Der erfahrene Politiker hantiert mit Werten
wie mit Fahnen. Man tut so, als ob klar sei, was gerecht ist, und unterstellt
jedem, der darüber diskutieren will, er sei dagegen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 94 |
Doch
selbst der Begriff der Chancengleichheit, ohne den ja keine Demokratie denkbar
ist, bleibt meist unterbestimmt. Denn was sind gleiche Startbedingungen? Selbst
wenn man ererbten Reichtum wegsteuern und Statusdifferenzen nivellieren würde,
bleiben doch so gravierende Faktoren wie die Intelligenz der Eltern und eine behütete
Kindheit, Gesundheit, physische Stärke, Disziplin. Deshalb haben die klassischen
Liberalen das Konzept der Chancengleichheit bewußt unterboten: Es gibt keine
gleichen Startbedingungen, aber jeder hat die gleiche Chance zu starten. Der Zugang
zu den Bildungsanstalten und Berufen darf nicht eingeschränkt werden. Bei
Lichte betrachtet, geht es also nicht um Chancengleichheit, sondern um Gleichheit
des Zugangs. Daß daraus höchst unterschiedliche Karrieren erwachsen,
muß man hinnehmen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 94-95 |
Es
gibt keinen vernünftigen Maßstab für die Verteilung des wirtschaftlichen
Ertrags. Die Ergebnisse des freien Marktes sind rechtfertigungsunbedürftig.
Das ist die theoretisch elegante Lösung von Friedrich von Hayek und Milton
Friedman. Doch wie wenig sie politisch zu überzeugen vermag, kann man an
den Wahlergebnissen der FDP ablesen. Sehr viel überzeugender klang in den
Ohren der 68er die Diagnose einer »Legitimationskrise des Spätkapitalismus«
und klingt in heutigen Ohren die Zauberformel für ihre Überwindung:
»soziale Gerechtigkeit«. Das ethische Bedürfnis nach Rechtfertigung
ist heute stärker als jedes materielle.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 95 |
Die
Besessenheit vom Gedanken einer »fairen« Verteilung des Wohlstandes
macht blind gegenüber der Antinomie der »sozialen Gerechtigkeit«.
Einerseits soll niemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, andererseits
soll jeder bekommen, was er verdient. Doch wie steht es dann mit den Kranken,
Dummen und Unfähigen? Und wie steht es mit den Unwilligen? Wenn jeder bekommt,
was er verdient, bekommen einige gar nichts. Und wenn alle etwas bekommen, bekommen
einige nicht das, was sie verdienen. Im Streit über den fairen Anteil kann
dann leicht das, was verteilt werden soll, zerstört werden - kleine Kinder
führen uns das immer wieder vor Augen. Und was durch diesen Streit in modernen
Gesellschaften regelmäßig zerstört wird, ist genau das Wachstum,
das die Verteilungsprobleme lösen könnte.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 95 |
Wer
»soziale Gerechtigkeit« will, ist offenbar nicht zufrieden mit Gerechtigkeit
und übersieht dabei, daß Gerechtigkeit eigentlich kein Wert, sondern
das »Maß der Besinnung gegenüber den exzessiven Ansprüchen
aller Werte laquo; ist. (Vgl. Niklas Luhmann, Grundrechte als Institution,
1965, S. 181). Diese großartige Formulierung Luhmanns knüpft an das
aristotelische Verständnis der Gerechtigkeit als gleichmäßigem
Abstand zu allen Werten an. Dagegen meint »soziale Gerechtigkeit«
Verteilungsgerechtigkeit über Steuern und Abgaben, deren System absichtlich
undurchschaubar gehalten wird. Wer Herrschaft durch die Erfindung neuer sozialer
Bedürfnisse anstrebt, kann nämlich kein Interesse an einem einfachen
Steuersystem haben. Das Programm der »sozialen Gerechtigkeit« sorgt
so für die politische Stabilisierung der Unmündigkeit, die sich selbst
als »gesellschaftskritisch« empfinden darf.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 95-96 |
Mit
beißender Ironie hat Rüdiger Altmann den Kernbestand jeder Theologie
des Sozialen als das Recht auf Abhängigkeit definiert. Die Tyrannei der Wohltaten
erzeugt jene Sklavenmentalität, die Sozialpsychologen als erlernte Hilflosigkeit
charakterisiert haben. Und wenn wir diesen Sachverhalt in politischer Perspektive
beschreiben, kommen wir zu dem schmerzlichen Resultat: Der Paternalismus des »vorsorgenden
Sozialstaates« ist Despotismus.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 96 |
Gerade
aufgeklärte Geister, die sich in der Tradition Kants verstehen, müßten
es so sehen, denn in seinem Aufsatz Ȇber den Gemeinspruch, das mag
in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis« (1793)
heißt es: »Eine Regierung, die auf dem Prinzip des Wohlwollens gegen
das Volk als eines Vaters gegen seine Kinder errichtet wäre, d.i. eine väterliche
Regierung (imperium paternale), wo also die Untertanen als unmündige Kinder,
die nicht unterscheiden können, was ihnen wahrhaftig nützlich oder schädlich
ist, sich bloß passiv zu verhalten genötigt sind, um, wie sie glücklich
sein sollen, bloß von dem Urteile des Staatsoberhaupts, und, daß dieser
es auch wolle, bloß von seiner Gütigkeit zu erwarten: ist der größte
denkbare Despotismus.« (Ebd., A 236, auch in: Werke, Band XI, S. 145f.).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 96 |
Wohlfahrtsstaatspolitik
erzeugt Unmündigkeit, also jenen Geisteszustand, gegen den jede Aufklärung
kämpft. Und so wie es des Mutes bedarf, um sich des eigenen Verstandes zu
bedienen, so bedarf es des Stolzes, um das eigene Leben selbständig zu leben.
Wie für das Mittelalter ist deshalb auch für den Wohlfahrtsstaat der
persönliche Stolz die größte Sünde. Denn das Projekt der
Moderne war genau in dem Maße erfolgreich als es das Hobbes-Projekt war,
den Stolz durch die Angst zu ersetzen. Und Vater Staat will nicht, daß seine
Kinder erwachsen werden.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 96 |
Der
Begriff der Subsidiarität besagt, daß Entscheidungen auf dem unterst
möglichen Niveau getroffen werden sollten - der Staat sollte also keine Verantwortung
übernehmen, wo Familien eigendich zuständig sind. Doch der Staat neigt
dazu, den Leuten die Entscheidungen zu stehlen. Hildegard Schooß hat sehr
schön gezeigt, wie seit den 1970er Jahren die »Professionalisierung
der Sozialarbeit den zertifizierten Ausbildungsformen und Tätigkeiten einen
absoluten Vorrang vor den im Umgang mit Menschen und in der Familie erworbenen
Kompetenzen einräumte.« (Hildegard Schooß, Mütterzentren
als Antwort auf Überprofessionalisierung im sozialen Bereich, 1977, S.
232).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 96 |
Die
Familie erlaubt ja gerade ein extremes Ungleichgewicht der Leistungen und eine
extreme Ungleichheit der Kompetenzen. Genau das aber ermöglichte einmal jene
konkreten persönlichen Generationenverpflichtungen, die der Wohlfahrtsstaat
heute durch das Phantom der Solidarität, also ein abstraktes Verhältnis
der kollektiven Haftung aller für alle ersetzen will. Der Soziologe Helmut
Schelsky hat hierin den wichtigsten Grund für den kalten Krieg zwischen Staat
und Familien gesehen: »Daseimvorsorge und Daseinsfürsorge sind - schon
von der Bibel her - die wesentlichsten immanenten Sinngebungen des menschlichen
Daseins; indem man sie kollektiviert, d.h. dem Einzeinen und der einzelnen
Familie als ihre Uraufgabe wegnimmt zugunsten von großorganisatorischer
Betreuung, entmündigt man den Menschen und drängt seine Lebenspflichten
und -erwartungen in den Komum des bloß Gegenwärtigen ab.« (Helmut
W. F. Schelsky, Kritik der austeilenden Gerechtigkeit, 1981, S. 310f.).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 96-97 |
1930
hatte Karl Jaspers in seiner Schrift über »die geistige Situation der
Zeit« (1930) von »universaler Daseinsfürsorge« gesprochen,
ein prägnanter Begriff, der in leichter Abwandlung zur »Daseinsvorsorge«
durch Ernst Forsthoff dann in die Diskussion über den modernen Sozialstaat
einging. Seine philosophische Fundierung erhält dieser Begriff schon drei
Jahre früher, nämlich in Martin Heideggers Hauptwerk »Sein und
Zeit« (1927). Die Sorge um die Freiheit des Einzelnen, die gerade an dem
hängt, »was ihm niemand abnehmen kann« (Karl Jaspers, ebd., S.
54), und in der alles auf dem Spiel steht, »worum zu leben es sich lohnt«,
wird durch die wohlfahrtsstaatlichen Praktiken geweckt, die dem Menschen die Sorge
abnehmen, indem sie ihm besorgen, was er zum Leben braucht. »Diese einspringende,
die Sorge abnehmende Fürsorge« (Martin Heidegger, ebd.,
S. 122) ist charakteristisch für das Soziale der modernen Welt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 97 |
Heidegger
entwickelt diesen Befund »existenzialontologisch« in einer Analyse
des alltäglichen Selbstseins, die um den berühmt gewordenen Neologismus
»das Man« zentriert ist. Das Man ist die Diktatur der Anderen, zu
der jeder selbst beiträgt und die uns das Sein, d.h. die Verantwortlichkeit
abnimmt. Man genießt, man urteilt, man läßt gelten, man empört
sich. Die universale Daseinsfürsorge bietet uns Seinsentlastung. Dieser Entlastungseffekt
folgt unmittelbar aus der Nivellierung des Alltags, aus der Einebnung aller Seinsmöglichkeiten.
Jede Entscheidung ist vorgegeben, jedes Lebensrisiko vorgezeichnet. Die Diktatur
des Man ignoriert jeden Niveau-Unterschied, überwacht jede Ausnahme und hält
jeden Vorrang nieder.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 97 |
Die
Seinsentlastung der universalen Daseinsfürsorge, die uns die Verantwortung
abnimmt, wird also von einer »Sorge der Durchschnittlichkeit« angetrieben.
Doch Heidegger zeigt nun eindrucksvoll, wie diese Sorge der Durchschnittlichkeit
ihrerseits - man ist versucht zu sagen: dialektisch - aus der Sorge um einen Unterschied
entspringt. Gemeint ist der Unterschied gegen die Anderen, den wir egalitär
ausgleichen wollen; aber auch der Unterschied gegen die Anderen, die wir ehrgeizig
einholen oder elitär niederhalten wollen. Dem Dasein geht es also nicht nur
um sein Sein, sondern gerade auch um sein Anderssein. Das Geheimnis der universalen
Daseinsfürsorge, die heute vorsorgender Sozialstaat heißt, ist die
»Sorge um einen Unterschied gegen die Anderen« (Martin Heidegger,
ebd., S. 126).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 97-98 |
Ernst
Forsthoff unterscheidet den beherrschten vom effektiven Lebensraum. Im Prozeß
der Moderne schrumpft der beherrschte Lebensraum, in dem das Individuum eine gewisse
Autarkie hat, also als Herr auftreten kann, während sich der effektive Lebensraum
durch Technik und Medien enorm erweitert. Je moderner man lebt, um so größer
wird die Abhängigkeit von staatlichen »Versorgungsapparaturen«,
von Leistungen der Daseinsvorsorge. Im effektiven Lebensraum gewährleistet
der Staat die Existenz. »Wer vom Staat betreut wird; fiihlt sich auch von
ihm abhängig und ist geneigt, sich ihm zu beugen.« (Ernst Forsthoff,
Verfassungsprobleme des Sozialstaates, 1954, a.a.O., S. 153).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 98 |
Wie
Egalitarismus und Despotismus im vorsorgenden Sozialstaat zusammenstimmen, kann
man sich mit der Unterscheidung verdeutlichen, die Georg Simmel zwischen Autorität
und Prestige getroffen hat. Prestige reißt mit und bezaubert, während
Autorität eine gewisse Freiheit des Unterworfenen voraussetzt. Beiden Formen
ist aber gemeinsam, daß die Untergeordneten selbst an der Bildung der Rangordnung
mitwirken. Die Vielen suchen einen Führer, der ihnen die Selbstverantwortlichkeit
abnimmt - und zugleich opponieren sie dieser Führung. Diese eigentümliche
Einheit von Opposition und Gehorsam macht das »Lebenssystem der Gehorchenden«
aus. (Vgl. Georg Simmel, Soziologie, 1908, S. 109). Despotismus und Egalitarismus
vertragen sich also sehr gut: Wir sind alle gleich, sofern wir alle gleichermaßen
dem Führer unterworfen sind.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 98 |
Dieser
Führer ist heute Vater Staat. Wir beobachten die Wiederkehr des paternalistischen
Obrigkeitsstaats unter dem Namen des vorsorgenden Sozialstaats. Der vorsorgende
Sozialstaat operiert mit drei Kurzfehlschlüssen: er schließt von Ungleichheit
auf Benachteiligung, von Benachteiligung auf soziale Ursachen und von sozialen
Ursachen auf paternalistische Maßnahmen. Damit übernimmt er die Gesamtverantwortung
für die moderne Gesellschaft und besetzt souverän die Spitzenposition.
Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn Politiker zum Größenwahn
neigen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 98 |
Paternalismus
ist die Rückseite der Emanzipation. Der Staat schützt den Einzelnen
vor sich selbst, d.h. er behandelt ihn als unmündig, weil der unemanzipierte
Mensch noch nicht weiß, was gut für ihn ist. Und kaum jemand in den
Massenmedien, die doch so gerne warnen und mahnen, warnt vor den Risiken und Nebenfolgen
der paternalistischen Emanzipation. Wenn ständig Ungerechtigkeiten wieder
gutgemacht werden, treten Folgeschäden der Kompensationspolitik auf, die
ihrerseits nach Kompensation verlangen - das alte Thema des Philosophen Odo Marquard.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 98-99 |
Der
paternalistische Staat bildet also den Hintergrund aller modernen Emanzipationen.
Wir haben es hier mit einer handfesten Paradoxie zu tun: In den Befreiungen bekundet
sich die Liebe zur Sklaverei. Auch als er noch nicht so hieß, hat der vorsorgende
Sozialstaat die neuen Untertanen gezüchtet - die betreuten Menschen. Man
bekommt diese bittere Wirklichkeit gut in den Blick, wenn man mit Helmut Schelskys
einfacher Unterscheidung zwischen »selbständig« und »betreut«
operiert. Ihr grelles Licht entstellt den Paternalismus der Sozialingenieure zur
Kenntlichkeit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 99 |
Natürlich
weigern sich die Betreuten genauso wie die Betreuer, ihre Wirklichkeit mit dieser
Unterscheidung zu beobachten; aber nur mit ihr kann man jene Paradoxie der Befreiung
aus Liebe zur Sklaverei entfalten. Die Gleichheit der Unfreien gewährt Sicherheit.
Doch Sicherheit verdanken die meisten heute nicht mehr dem Gesetz, sondern der
staatlichen Fürsorge. Im vorsorgenden Sozialstaat schließlich wird
die Daseinsfürsorge präventiv: Es wird geholfen, obwohl es noch gar
keinen Bedarf gibt. Konkret funktioniert das so, daß die Betreuer den Fürsorgebedarf
durch die Erfindung von Defiziten erzeugen. Der Wohlfahrtsstaat fördert also
nicht die Bedürftigen sondern die Sozialarbeiter.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 99 |
Das
eigentliche Problem einer Politik der »sozialen Gerechtigkeit« liegt
... nicht darin, daß man - um die Lieblingsmetapher der Sozialreligion zu
zitieren - »die starken Schultern« immer stärker belastet. Vielmehr
sind die Begünstigten der wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen deren eigentliche
Opfer. Denn »soziale Gerechtigkeit« als Umverteilung sorgt für
die politische Stabilisierung der Unmündigkeit; sie bringt den Menschen bei,
sich hilflos zu fühlen. Bei wohlfahrtsstaatlichen Leistungen muß man
nämlich damit rechnen, daß der Versuch, den Opfern zu helfen, das Verhalten
reproduziert, das solche Opfer produziert. Wer lange wohlfahrtsstaatliche Leistungen
bezieht, läuft Gefahr, eine Wohlfahrtsstaatsmentalität zu entwickeln;
von Kindesbeinen an gewöhnt man sich daran, von staatlicher Unterstützung
abzuhängen. Und je länger man von wohlfahrtstaatlichen Leistungen abhängig
ist, desto unfähiger wird man, für sich selbst zu sorgen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 100-101 |
Die
Massenmedien besorgen dann den Rest: Man lernt, sich hilflos zu fühlen, wenn
man andere beobachtet, die unkontrollierbaren Ereignissen ausgesetzt sind - z.B.
Naturkatastrophen. Und so sehnt man sich nach dem schützenden Vater, der
in der vaterlosen Gesellschaft natürlich nur noch der Staat sein kann. Überall
in der westlichen Welt steht die politische Linke heute für den Sozialstaatskonservativismus.
Und überall wo der Sozialismus real existiert, programmiert er die Gleichheit
der Unfreien. Als Wohlfahrtsstaat besteuert er den Erfolg und subventioniert das
Ressentiment.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 101 |
Der
Wohlfahrtsstaat ist eine gute, humane Idee mit fatalen Folgelasten. Sie fordert
eine Politik der vollständigen Inklusion - keiner soll draußen bleiben.
Und durch kompensatorische Maßnahmen sollen Ungleichheiten beseitigt werden.
Doch jedes wohlfahrtsstaatliche Programm produziert selbst Ungleichheit. Da ausnahmslos
alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen sollen, müssen einige begünstigt
werden. Benachteiligt werden - wie Luhmann wunderbar ironisch sagt - »nur
alle« (Niklas Luhmann, Das Recht der Gesellschaft, 1993, S. 230).
Als Steuerzahler hält ein jeder die Umverteilungsmaschine in Gang. Und wir
haben uns so sehr daran gewöhnt, daß staatliche Interventionen schon
allein deshalb als legitim erscheinen, weil sie für Umverteilung sorgen.
Alles Unglück ist unverdient und begründet einen Anspruch auf Hilfe.
Deshalb ist Umverteilung per se gerecht. Das ist der Gefühlssozialismus,
auf dem der moderne Wohlfahrtsstaat ruht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 101 |
Der
Preis für den Zugang zu Leistungen ist die Abhängigkeit von ihnen. Der
vorsorgende Sozialstaat macht uns zu Gefangenen unserer Ansprüche. Schon
1927 brachte Martin Heidegger mit den wenigen Zeilen über »Fürsorge«
die sozialdemokratische Herrschaft der Betreuer auf den philosophischen Begriff.
Im Anschluß daran hat dann Ernst Fortshoff den durchschlagenden Namen für
den Inbegriff all dieser öffentlich-rechtlichen Leistungen geprägt:
»Daseinsvorsorge«. Heute überspannt sie die gesamte westliche
Welt mit einer globalen Sozialarbeit, die uns zwar das Leben sichert, aber das
Dasein abnimmt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 101 |
Wer
nicht für seine Subsistenz sorgen, also sich durch eigene Arbeit behaupten
kann, läuft Gefahr, zum Pöbel zu rechnen. Diesen Begriff hatte jedenfalls
Hegel für die unselige Kombination von Armut und Ressentiment gegen die Reichen
angeboten. Durch eigene Arbeit ein angemessenes Leben führen zu können,
ist demnach die Grundlage für das Gefühl der Ehre, und diese rechnet
Hegel neben der Scham zu den »subjektiven Basen der Gesellschaft«
(Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts,
1821, § 244, § 245). Der Pöbel hat diese Ehre der Subsistenz nicht;
stattdessen reklamiert er ein Recht darauf. Und das ist das spezifisch moderne
an der sozialen Frage nach der Armut: In der bürgerlichen Gesellschaft »gewinnt
der Mangel sogleich die Form eines Unrechts«.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 101-102 |
Die
totale Daseinsvorsorge nimmt den Selbständigen das Geld und den Betreuten
die Würde. Was die Würde des Menschen also wirklich antastet, ist gerade
die Wohltat des Staates, die ihn abhängig macht. So produziert die Politik
des Wohlfahrtsstaates, also typisch Umverteilung und Reichensteuer, paradoxe Effekte.
Die Wohlfahrtsempfänger verlieren ihre Würde, weil sie sich das, was
sie bekommen, nicht verdienen können. Die Produktiven folgen der Logik des
ökonomischen Darwinismus und werden noch produktiver, um tatsächlich
die »starken Schultern« zu enrwickeln, auf denen die Lasten der »sozialen
Gerechtigkeit« ruhen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 102 |
Umverteilungspolitik
reduziert also nicht die Armut, sondern die Kosten der Armut. Jede Transferleistung
reduziert nämlich den Anreiz, die Armut durch eigene Produktivität zu
überwinden. Mit anderen Worten: Die meisten politischen Hilfsprogramme ermutigen
eine Lebensführung, die zur Armut führt. Die schöne Formel »Hilfe
zur Selbsthilfe« verdeckt diese Paradoxie. Die ältere Redensart »Hilf
dir selbst, dann hilft dir Gott« scheint realistischer zu sein.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 102 |
Jeder
Versuch, den Armen zu helfen, subvertiert sich gerade durch seinen Erfolg selbst.
Es wächst nämlich die Abhängigkeit von wohlfahrtsstaatlichen Programmen.
Die Klasse der Abhängigen und Betreuten wächst. Das macht zwar die Sozialhilfeempfänger
nicht lebenstüchtiger, hält aber den Sozialstaat in Gang. Denn der stabilisiert
sich, indem er immer mehr Empfänger öffentlicher Leistungen produziert.
Die sozialistische Politik der globalen Sozialfürsorge muß dafür
Sorge tragen, daß die Armut nicht knapp wird. Die Bürokraten des Wohlfahrtsstaats
haben ein Interesse daran, daß sich die Lage der Abhängigen nicht ändert
- sie leben ja davon, daß die anderen nicht für sich selbst sorgen
können. Die Linke liebt die Misere.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 102 |
Die
Linke liebt die Misere.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 102 |
Wohlfahrt
ist heute eine Droge, von der immer mehr Menschen abhängig werden. Aus der
guten, humanen Idee wurde eine Art Opium fürs Volk. Denn die sozialistische
Politik, die diese Idee implementieren wollte, hat lediglich die Menschen von
der Regierung abhängig gemacht. Schon Alexis de Tocqueville kannte die Sklaven
des Wohlstandes und sah sehr klar, daß subventionierter Wohlstand unpolitisch
und hilflos macht. Und er hat den demokratischen Despotismus des vorsorgenden
Sozialstaats vorausgesehen, der Gleichheit ohne Freiheit bietet. (Anmerkung:
Auf den Schultern von Tocqueville stehend sehen wir heute, wie die Demokratie
ausgehöhlt wird, weil die Herrschaft der sozialistischen Parteien dazu tendiert,
die Mehrzahl des Wahlvolkes in Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen
zu bringen. Wohlfahrtsstaatspolitik nennt man ja den Transfer von den Habenden
zu den Nichthabenden. Die gesellschaftlichen Effekte liegen auf der Hand: Der
Wert der Familie als kooperatives und helfendes System schrumpft. Die Ehe wird
wertlos, Investitionen in die Erziehung und Bildung der Kinder zahlen sich nicht
mehr aus. Kinder haben kein Respekt mehr vor den Erwachsenen.)Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 102-103 |
Wer
erfolglos ist, kann diesen Mißerfolg entweder sich selbst oder den Umständen
zurechnen. Die anderen sind schuld - und daraus leite ich politische Ansprüche
auf Entschädigung ab. Ich selbst habe einen Fehler gemacht - und daraus lerne
ich. Der Markt interpretiert einen Fehler als Stimulans zur Entdeckung von Neuem.
Die Politik interpretiert einen Fehler als Ausdruck von Unfairneß und legt
ein Hilfsprogramm auf. Populistische Sozialpolitik neigt dazu, Fehler oder Unglück
der Marktteilnehmer als Ausdruck der Unfairneß des Marktes zu interpretieren
- z.B. Arbeitslosigkeit. Dann werden rasch politische Programme aufgelegt, um
den »Opfern« des Marktes zu helfen. Mitleidsgefühle können
dann natürlich sehr leicht von Interessengruppen und gut organisierten Minderheiten
ausgebeutet werden. Das funktioniert deshalb so gut, weil die politischen Hilfsprogramme
hochkonzentriert sichtbare Wohltaten verteilen, deren Kosten über Steuern
auf die Gesamtgesellschaft verteilt werden, also unsichtbar bleiben.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 103 |
Hier
zu helfen, zu betreuen und zu beraten, ist längst Sache eines großformatigen
Betriebs geworden, der von den Medien und dem Mitleid am Leben gehalten wird.
Betroffenheit durch die Hilfsbedürftigkeit der Opfer eines unfairen Marktes
- das ist die heute vorherrschende »demokratische« Empfindung, die
uns alle zu roten, grünen oder schwarzen Sozialisten macht. Und da die eigene
Stimme nicht wahlentscheidend ist, kostet es fast nichts, die Partei des Mitleids
zu wählen und sich gut dabei zu fühlen. Mitleid ist leicht, Mitfteude
ist schwer.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 103 |
Mitleid,
seit Rousseau das demokratische Urgefühl, ist die raffinierteste Maske des
Überlegenheitsgefühls. Im Mitleid gibt sich Ungleichheit als Gleichheit;
es ist die Eitelkeit des Egalitarismus. Allan Bloom hat das in seiner Analyse
der 1960er Jahre sehr schön auf den Punkt gebracht: Die bewegten Studenten
der 68er-Generation haben den zur Schau getragenen Konsum ihrer Eltern durch zur
Schau getragenes Mitleid ersetzt. Aus der Liebe zur Gleichheit einen Distinktionsgewinn
zu schlagen, war ihr dialektisches Meisterstück.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 103 |
Die
Hebelwirkung des Mitleids für eine radikale Gesellschaftskritik ist auch
heute noch beträchtlich. So hat Paul Farmer in seinem ebenso engagierten
wie enragierten Buch über die Pathologien der Macht sehr schön deutlich
gemacht, daß weder der Gedanke der Caritas noch der Gedanke der Entwicklungshilfe,
sondern allein das Konzept der »sozialen Gerechtigkeit« Entscheider
und Wissenschaftler dazu ermutigt, zu den Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
der Welt moralisch Stellung zu nehmen. Diese moralische Stellungnahme zum Leiden
der Welt fordert das Opfer der wissenschaftlichen Objektivität zugunsten
von Mitleid, Solidarität und Zeugenschaft. Nancy Scheper-Hughes versteht
diese Anthropologie des Leidens sogar als neue Form der Theodizee. Und in der
Tat trifft man heute immer häufiger auf Wissenschaftler, die die Welt nicht
mehr analysieren, sondern retten wollen - mit »Nachhaltigkeit« die
Natur und mit »sozialer Gerechtigkeit« die Gesellschaft.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 103-104 |
Gerade
der moderne Gleichheitsgrundsatz und verschärft noch die Gleichstellungspolitik
erzeugen Gewaltpotentiale.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 134 |
Menschen
sind unterschiedlich. Und wenn man sie zwingt, gleich zu sein, bleibt ihnen nur
noch eine Möglichkeit, anders zu sein als die anderen - nämlich die
anderen zu überwältigen. Ohne Rangordnung kann man diese Aggressivität
nicht neutralisieren. Sie ist heute zur sozialen Gereiztheit atomisiert und auf
Dauer gestellt. Hinzu kommt, daß die Abfuhr von Aggressivität immer
schwieriger wird, je moderner, d.h. bequemer und von körperlicher Arbeit
entlasteter das Leben ist. Unter »massendemokratischen« Bedingungen
richtet sich dann die angestaute Aggressivität gegen alle Formen von Rangordnung.
Folglich, so der Soziologe Arnold Gehlen, »ergibt sich eine sozusagen molekulare
Gehässigkeit, eine Annäherung an den Kampf aller gegen alle« (Arnold
Gehlen, Philosophische Anthropologie und Handlungslehre, in: Gesamtausgabe,
Band 4, S. 229).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 134-135 |
Wenn
man die Menschen dagegen unterschiedlich sein läßt, ja ihre heterogene
Individualität sogar fördert, entsteht ein Klima kreativer Interaktivität.
Wir können also resümieren: Gleichheit erzeugt Konflikt, Ungleichheit
ermöglicht Kooperation.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 135 |
Gesellschaftliche
Modernisierung war einmal der Weg vom Status zum Kontrakt. Heute treten die »Politisch
Korrekten« wieder den Rückweg an. Im Namen von Fairneß und Gleichstellung
propagieren sie die Privilegierung der Unterprivilegierten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 136 |
Früher
gab es Menschen, deren individuelle Leistung aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit
nicht anerkannt wurde. Heute werden Menschen aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit
gefördert, unabhängig von ihrer individuellen Leistung. Also hat sich
nur das Vorzeichen der Diskriminierung gewandelt. Früher hat man Schwarze
und Frauen diskriminiert - so gut ihre Leistungen auch waren. Heute werden Schwarze
und Frauen gefördert - so schlecht ihre Leistungen auch sind. Jede Gleichstellungspolitik
diskriminiert diejenigen, die es aus eigener Kraft geschafft haben, z.B. Frauen
auf C4-Professuren.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 136-137 |
Die
Forderung nach Quoten - bei uns ja zumeist: für Frauen - zielt auf eine Vorabzuschreibung
wertvoller Stellen an Gruppenmitglieder. Auch wenn sie politisch nicht erfüllt
wird, kann man die Quotenforderung als Warnung verstehen, daß die »Politisch
Korrekten« nicht bereit sind, das Ergebnis eines individuellen Wettstreits
um begrenzte Chancen hinzunehmen. Denn jeder Wettbewerb um knappe Positionen ist
ein Kampf um Vorrang, d.h. es entsteht immer eine Nachfrage nach Ungleichheit.
Man muß Männer benachteiligen, wenn man Frauen »nach vorne«
bringen will. Man muß begabte Kinder benachteiligen, wenn man lernschwache
Kinder zu denselben Lernergebnissen führen will. Nur im Witz können
alle Schüler überdurchschnittlich gut sein.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 137 |
Die
»Politik der Ungleichheitskompensationsungleichheit«, so spottete
Niklas Luhmann einmal, endet erst am »Jüngsten Tag der Herstellung
vollständiger Gleichheit«. (Vgl. Niklas Luhmann, Protest, 1996,
S. 126 und S. 130). Und seit der vorsorgende Sozialstaat nicht mehr zwischen Wohltaten
und Anrechten unterscheidet, können wir eine neue Segmentierung der Gesellschaft
durch die Ansprüche von Gruppen beobachten, die es gelernt haben, sich als
Opfer dieser Gesellschaft zu präsentieren. Die Politik der Antidiskriminierung
vollzieht sich als Viktimisierung. Früher war die Leistung Grundlage der
Wertschätzung, heute ist es die Benachteiligung. Im Kampf um Status ist der
ausschlaggebende Faktor der, daß man Wundmale der Diskriminierung vorzeigen
kann. Horst Dreier hat das »Kränkungsfetischismus« genannt. (Vgl.
Horst Dreier, Verfassungsstaat im Kampf der Kulturen, in: F.A.Z., 04.07.2007,
S. 10). Und der funktioniert auch im welthistorischen Maßstab. Immer mehr
Historiker und Soziologen arbeiten Diskriminierungen der Vergangenheit auf, um
heutige, »progressive« Diskriminierungen zu rechtfertigen - als Wiedergutmachung.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 137-138 |
Der
Gutmenschenkrieg gegen Diskriminierungen ist längst ein Krieg gegen den gesunden
Menschenverstand geworden. Arbeitgeber dürfen nicht mehr anstellen, wen sie
wollen. Vermieter dürfen nicht mehr vermieten, an wen sie wollen. Man macht
es den Eltern schwer, ihre Kinder auf gute Schulen zu schicken. Lehrer können
schlechte und bösartige Schüler nicht mehr loswerden. Das sind die bekanntesten
Praktiken der erzwungenen Integration. Sie schließt die Augen vor realen
Leistungsdifferenzen und Qualitätsunterschieden. Und vor dem Bösen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 138 |
Mehr
Gleichheit bedeutet ökonomisch fast immer: weniger Effizienz.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 141 |
Die
Logik der Positional Goods greift heute auch auf schulische Bildung und medizinische
Versorgung über. Die Nachfrage nach Gesundheit und Bildung wird in Zukunft
das Angebot weit übersteigen. Das liegt daran, daß es sich im Kern
um persönliche Dienstleistungen handelt, deren Produktivität kaum erhöht
werden kann. Auch hier ist wachsende Ungleichheit programmiert. Genau so dramatisch
ist die Situation im Erziehungssystem. Im Wettkampf um die guten Plätze spielt
die Bildung eine Schlüsselrolle. Wenn sie in Zukunft überhaupt noch
funktionieren sollen, müssen die Bildungsanstalten wieder Talente sortieren
und Fähigkeiten testen - und dann funktionieren sie als Kontrollstellen sozialer
Knappheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 146 |
Die
Herkunft ist unwichtig, die Zukunft unklar - das ist die moderne Gleichheit, die
ständig systemspezifische Ungleichheiten erzeugt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 146 |
Man
kann das Problem der Positional Goods auf eine ganz einfache Formel bringen: Der
Wettbewerb um die besten Plätze ist ein Nullsummenspiel. Jeder kann heute
CEO werden, denn die soziale Herkunft spielt formal keine Rolle mehr, aber nicht
jeder kann es sein, denn die Spitzenpositionen sind knapp. Das ist ein gutes Beispiel
dafür, wie Gleichheit Ungleichheit ermöglicht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 145 |
Die
Herkunft ist unwichtig, die Zukunft unklar - das ist die moderne Gleichheit, die
ständig systemspezifische Ungleichheiten erzeugt.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 146 |
Umverteilung
im Dienste des Kapitalismus - eleganter kann man sozialdemokratische Politik nicht
verkaufen. Doch gerade wenn es konkret wird, wird es auch philosophisch. Die entscheidende
Frage nämlich, wie hoch die Steuern denn sein sollen, läßt sich
nicht wirtschaftswissenschaftlich beantworten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 147 |
Das
meiste von dem schönen Leben, das uns die bunten Zeitschriften und Boulevard-Magazine
zeigen, ist für die meisten von uns unerreichbar. Und das, was die Vielen
dann doch erreichen können, verliert genau deshalb an Wert. Soziale Knappheit
heißt also: Was der Einzelne sich wünscht und als Einzelner auch bekommen
kann, kann die Gesellschaft niemals erreichen. Und die Politik hat nun die undankbare
Aufgabe, die Menschen mit diesem unaufhebbaren Unterschied zu versöhnen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 148 |
Was
man Stil nennt, ist die Rivalität um das knappe Gut der Distinktion: immer
zu den ersten zu gehören, die wissen, was angesagt ist. Hier handelt es sich
eindeutig um ein Nullsummenspiel, denn ich kann nur Trendsetter sein, indem ich
eben dadurch die anderen zu Leuten von gestern mache. Je mehr sich der Kapitalismus
als der große Gleichmacher der materiellen Lebensbedingungen bewährt,
um so mehr drängen sich die nichtmateriellen Aspekte des guten Lebens in
den Vordergrund der Aufmerksamkeit: Prestige und Privileg.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 149 |
Gleichheit
würde Marktwirtschaft unmöglich machen. Nicht jeder darf die gleichen
Bedürfnisse haben, denn die Waren müssen für die Menschen unterschiedlich
attraktiv sein. Daß der Nachbar 30000 Euro für ein Auto ausgibt, ist
mir unbegreiflich. Und auch das Geld muß ungleich verteilt sein. Die Urlaubsreise,
die ich mir gerade noch leisten kann, muß für den anderen unerschwinglich
sein. Das ist natürlich davon abhängig, welchen Beruf ich habe; und
dabei geht es nicht nur um Einkommensunterschiede, sondern auch um einen der größten
Faktoren von Ungleichheit: Arbeit, die Spaß macht. Meistens wird sie auch
noch gut bezahlt und verleiht hohen Status.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 152 |
Jeder
hat andere Talente. Aber einige Talente sind weit verbreitet, andere sind selten.
Und man muß sich damit abfinden, daß nicht die Anstrengung oder das
Talent an sich belohnt wird, sondern das Resultat auf dem Markt. So weh es auch
tut: Man muß lernen, Verdienst und Marktwert zu unterscheiden. Weder Geschäftserfolg
noch Prestige lassen sich aus Verdiensten ableiten. Nicht das, was man gut macht,
sondern das, was andere gut finden, zählt. Die von der Konkurrenz freigesetzten
Chancen und Risiken bilden den Gegenpol zum Gleichheitsprinzip: Ich kann viel
mehr bekommen als den gleichen Anteil, wenn ich auf meine riskante Chance setze.
So idealtypisch das liberale Credo.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 152 |
Colin
Crouch spricht im Blick auf die westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts
von »Postdemokratie«. Damit signalisiert er in aller wünschenswerten
Deutlichkeit, daß die Nationalstaaten nicht mehr das Heft des Handelns in
der Hand haben, daß aber auch die alte Idee eines Weltstaates einer globalisierten
Welt völlig unangemessen ist. Globalisierung heißt zunächst einmal
politisch: Überforderung der Nationalstaaten. Die Verantwortung für
den Stand der Weltdinge geht nun aber nicht in die Hände einer Weltregierung
über, sondern in die der Corporate Citizens: der großen Unternehmen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 155 |
Wenn
man heute von Global Governance spricht, meint man also gerade nicht die Regierung
eines Weltstaates, sondern das sozial verantwortliche Handeln großer Unternehmen
und Organisationen. Neben die Profitmaximierung tritt gleichberechtigt die Aufgabe
der Sorge für den blauen Planeten. Sie stützen sich nicht auf die planende
Vernunft der Eliten, sondern auf das Wissen der Vielen, das dezentral in der Weltgesellschaft
verteilt ist. Friedrich von Hayeks Einsicht, daß alle klüger sind als
jeder und daß der Marktmechanismus diese Klugheit technisch implementiert,
wird durch die Meinungsmärkte im Internet zur machtvollen Wirklichkeit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 155 |
Während
die Nationalstaaten also zunehmend an Einfluß verlieren, formiert sich heute
ein »neues Mittelalter« der Netzwerke und multiplen Autoritäten.
Ein neues Mittelalter der Netzwerke wohlgemerkt, nicht der Märkte. Von der
»Anarchie« des Marktes unterscheidet sich das Netzwerk durch gemeinsame
Werte, und von der formalen Hierarchie unterscheidet sich das Netzwerk durch seinen
informellen Charakter. Netzwerke lösen Probleme, die der Einzelne noch nicht
einmal formulieren kann. In Netzwerken zeigen Menschen Eigenschaften, die sie
nicht mit Wölfen sondern mit Insekten vergleichbar machen; hier zeigen sich
die Überrebensvorteile extremer gegenseitiger Abhängigkeit. Wenn uns
also die biologische Evolution den Vergleich des Menschen mit einem Wolf nahelegt,
so modelliert uns die soziale Evolution den Menschen als Insekt. Damit solche
Netzwerke funktionieren, muß ausreichend großes soziales Kapital vorhanden
sein. Das ethische Zauberwort des modernen Managements, Commitment, meint genau
diese überbrückende Kraft sozialen Kapitals.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 155-156 |
Wenn
man nach den religiösen Grundlagen des Kapitalismus fragt, stößt
man rasch auf zwei sich widersprechende christliche Botschaften: die perfektionistische
Botschaft des Neuen Testaments und die pragmatische Botschaft des Puritanismus.
Die perfektionistische Forderung lautet: Verkaufe alles, was du hast, und gib
es den Armen. Die pragmatische Forderung lautet: Sei aufrichtig und werde reich.
Wer wirklich leben will wie Jesus, muß die große Tugend der Caritas
praktizieren. Aber diese Forderung überfordert die meisten Menschen.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 156 |
Und
hier hat der Puritanismus einen genialen Ausweg gefunden, nämlich die unpraktizierbare
große Tugend durch viele kleine Tugenden zu ersetzen - nämlich harte
Arbeit, Mäßigung, Sparsamkeit, Nüchternheit, Pünktlichkeit,
Ehrlichkeit, Verläßlichkeit, Familiensinn. All diese kleinen Tugenden
steigern die Produktivität und damit den Lebensstandard. Das Christentum
der kleinen Tugenden ist also die beste Versicherung gegen Armut. Und umgekehrt
kann man Armut nun als Sünde verstehen, verursacht durch die kleinen Laster
wie Ungezügeltheit, Faulheit und Unehrlichkeit. Hilf dir selbst, dann hilft
dir Gott - so lautete die frohe Botschaft der protestantischen Mittelklasse. Der
Wirtschaftswissenschaftler Kenneth E. Boulding hat sie »Our Lost Economic
Gospel« genannt. (Vgl. Kenneth E. Boulding, Beyond Economics, 1970,
S. 203-206). Verloren haben wir diese frohe Botschaft der Mittelklasse durch den
Aufstieg der »social gospel«, der Sozialoffenbarung, die wieder an
den anti-ökonomischen Affekt des Neuen Testaments anknüpft.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 156 |
Formen
von Gleichheit können ... immer nur die ultimativen Luxusartikel einer freien
Wohlstandsgesellschaft sein. Arme Gesellschaften können sich Gleichheit gar
nicht leisten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 170 |
Ergebnisgleichheit
zerstört gerade die Chancengleichheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 171 |
Egalitarismus
ist eine Anleitung zum Unglücklichsein.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 171 |
Nur
vor Gott sind alle Menschen gleich - alles andere sind Säkularisationen und
Dummheiten.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 171 |
Gleich
sind die Menschen nur im Blick auf etwas, was außerhalb, oberhalb oder unterhalb
des gesellschaftlichen Lebens ist. Gleich sind die Menschen zum Beispiel, wenn
man sie mit dem Tier vergleicht - oder auf Gott bezieht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 171-172 |
Der
Gleichheit vor Gott folgt die Gleichheit vor dem Gesetz. Gleichheit heißt
hier, daß das Recht blind ist für die Ungleichheit. Das legt den Fehlschluß
von den gleichen Rechten auf die wesensmäßige Gleichheit aller Menschen
nahe. Doch daß wir in einer Gesellschaft von Individuen leben heißt
eben, daß wir nicht in einer Gesellschaft von Gleichen leben. Diese Individuen
werden vom Staat und vor dem Gesetz gleich behandelt. Aber man darf von der Gleichbehandlung
- und dem berechtigten Anspruch darauf - nicht auf Gleichheit schließen.
Die Gleichheit vor dem Gesetz schließt nicht Ungleichheit aus, sondern Willkür.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 172 |
Wir
sollten zufrieden sein mit dem, was gut genug ist, statt mit absurdem Aufwand
nach der optimalen Lösung zu suchen. Soziales Satisficing würde dann
besagen: genug statt gleich viel. Das hat nichts mit Bescheidenheit sondern lediglich
mit der Einsicht in den sinkenden Grenznutzen aller Gleichstellungsbemühungen
zu tun. Die Schwierigkeit liegt allerdings darin, daß sich »gleich
viel« vielleichter berechnen läßt als »genug«. Und
genug heißt heute: genug für ein gutes Leben.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 172-173 |
Man
sollte unterscheiden zwischen der vernünftigen Forderung, daß jeder
genug haben soll, und der utopischen Forderung, daß jeder gleich viel haben
soll. Daß es einem schlechter geht als anderen, kann immer noch heißen,
daß es einem gut genug geht. Wenn man viel von etwas hat, dann ist es moralisch
unerheblich, daß andere noch mehr davon haben. Man kann weniger haben, ohne
wenig zu haben. Wenn man einen schönen Garten hat, dann sollte es gleichgültig
sein, daß der Nachbar einen Park hat. Wer ein gutes Leben führt, will
es nicht maximieren. Ein beftiedigendes Maß an Befriedigung genügt.
Es kann mir schlechter als anderen gehen, ohne daß es mir schlecht geht.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 173 |
Bei
Lichte betrachtet, sakralisiert jede Gesellschaft ihre Gerechtigkeitsprinzipien
- und wehrt sich deshalb gegen ihre Analyse. Daß es sich dabei um Notwehr
handelt, kann man sich an einer Analyse des Staatsrechtlers Carl Schmitt vergegenwärtigen,
die eine Dreifachübersetzung des griechischen Urworts Nomos als Nehmen, Teilen
und Weiden anbietet.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 174 |
Dieser
Übersetzungsvorschlag sieht zunächst nach reiner Philologie aus, gewinnt
aber rasch eine ungeheure Brisanz. Die einfache Pointe liegt darin, daß
man nur teilen kann, was man vorher genommen hat. Das wird vergessen, wenn rechts-
und staatsphilosophisch von der ursprünglichen Teilung die Rede ist, in der
die Gerechtigkeit sich zeigt, indem jeder das Seine erhält und so das Recht
an Eigentum knüpft. Weiden schließlich meint Wirtschaften, also Produktion
und Konsum. »Das Teilen bleibt stärker im Gedächtnis als das
Nehmen.« (Carl Schmitt, Nehmen, Teilen, Weiden, in: Verfassungsrechtliche
Aufsätze aus den Jahren 1924-1954, 1958, S. 101). Doch wenn man radikal
denkt, also die Sache an der Wurzel packt, stößt man immer wieder auf
den Vorrang des Nehmens: Landnahme, Eroberung, Kolonisierung, Imperialismus, Migration.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 174-175 |
Die
drei Bedeutungen des Wortes Nomos treten sehr deutlich auseinander, wenn man die
drei großen Antworten auf die »soziale Frage« miteinander vergleicht.
Der Liberalismus löst die soziale Frage durch das Weiden, also durch die
Steigerung von Produktion und Konsum. Der Sozialismus löst die soziale Frage
durch das Teilen, nämlich durch radikale Umverteilung der Güter. Hier
knüpft der moderne Staat an, dessen Funktion im wesentlichen darin besteht,
das Bruttosozialprodukt umzuverteilen. Der Imperialismus löst die soziale
Frage durch das Nehmen, also durch koloniale Expansion. Und Carl Schmintt sagt
sehr schön: »Das Odium des Kolonialismus, das heute die europäischen
Völker trifft, ist das Odium des Nehmens.« (Carl Schmitt, Nehmen,
Teilen, Weiden, in: Verfassungsrechtliche Aufsätze aus den Jahren
1924-1954, 1958, S. 111).Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 175 |
Es
gibt keine gerechte Gesellschaft.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 177 |
Modern
setzen wir also nicht auf eine gerechte Gesellschaft, sondern auf eine funktionsfähigeNorbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 179 |
Alle
verbürgten Sozialleistungen gehen auf Kosten der Freiheit.Norbert
Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, 2009, S. 180 |
Buchstäblich
geht es um eine Enthauptung der Familie, sofern nämlich der Vater traditionell
als Oberhaupt der Familie verstanden wurde.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Männer
werden von der »politische Korrektheit« auf weich und sensibel, Frauen
auf kalt und berechnend programmiert.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Der
Geschlechtsunterschied ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht. Jede
Politik, die hier auf Gleichheit statt auf Differenz setzt, ist monströs
und lächerlich: Frauen im Kampfeinsatz an der Front; Männer, die Kinder
gebären.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Früher
lebten Männer und Frauen zusammen aber nach unterschiedlichen Regeln.
Heute gelten für Männer und Frauen dieselben Regeln aber sie
leben nebeneinander her wie Parallelen, die sich eben nicht kreuzen. Männer
und Frauen leben das gleiche Leben. Doch das gleiche Leben von Mann und Frau versöhnt
nicht, sondern verbittert.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Der
fanatische Feminismus akzeptiert die Unterscheidung von Mann und Frau eigentlich
nur noch, um statistisch erfaßbare Benachteiligungen zu markieren.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Im
Bereich des Geschlechterverhältnisses trägt die »politische Korrektheit«
den monströsen Namen »Gender Mainstreaming«. Das ist die regierungsoffizielle
Politik der fortschrittlichen westlichen Länder, die das biologische Geschlecht
von der sozialen Geschlechtsrolle abkoppeln möchte. Gender hat demnach nichts
mit Sex zu tun und kann im Grunde frei gewählt oder neu zugewiesen werden.
In den Universitäten wird diese politische Philosophie durch »Gender
Studies« verbreitet. Für sie scheint charakteristisch, daß das
Engagement in der Frauenbewegung zum entscheidenden Qualifikationskriterium für
die Frauenforschung erhoben wird.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Früher
gab es Menschen, deren individuelle Leistung aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit
nicht anerkannt wurde. Heute werden Menschen aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit
gefördert, und zwar unabhängig von ihrer individuellen Leistung. Also
hat sich nur das Vorzeichen der Diskriminierung gewandelt.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Früher
hat man Frauen diskriminiert, so gut ihre Leistungen auch waren. Heute werden
Frauen gefördert, so schlecht ihre Leistungen auch sein mögen.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Man
muß Männer benachteiligen, wenn man Frauen nach vorne bringen
will.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Seit
der vorsorgende Sozialstaat nicht mehr zwischen Wohltaten und Anrechten unterscheidet,
können wir eine neue Spaltung der Gesellschaft durch die Ansprüche von
Gruppen beobachten, die es gelernt haben, sich als Opfer dieser Gesellschaft zu
präsentieren. Früher war die Leistung Grundlage der Wertschätzung,
heute ist es die Benachteiligung.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Im
Kampf um Status ist der ausschlaggebende Faktor der, daß man Wundmale der
Diskriminierung vorzeigen kann.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Die
eigentlichen Opfer der Frauenquote sind die Frauen.Norbert
Bolz, Es lebe der Geschlechtsunterschied, in: Die Presse, 05.03.2011 |
Ein
rein individualistisches Prinzip ist ebenso radikal und einseitig wie ein rein
kollektivistisches.Klaus
Kunze, Geheimsache Politprozesse, 1998, S. 106 |
Die
vergangenen Jahre haben gezeigt, daß die unverändert aktuelle Liberalismuskritik
der letzten Jahrzehnte des 20. Jh. vollständigt berechtigt war. Allerdings
habe ich den Eindruck, daß immer weniger Menschen intellektuell imstande
sind, sie zu verstehen, und daß immer weniger der Jüngeren sich emotional
noch auflehnen. Der Liberalismus pulverisiert derzeit im »Westen«
und über ihn hinaus die Restbestände der Staaten, Völker und Kulturen
und wird nur volks-, staaten- und kulturlose, beliebig manipulierbare Verbrauchermassen
hinterlassen. Verglichen mit der Macht irgendwelcher Duodezfürsten des Absolutismus,
ja selbst verglichen mit der über Menschen ausgeübten Macht der Diktaturen
des 20. Jh. ist die latente Manipulationsmacht der internationalen Großkonzerne
potentiell grenzenlos. Bereits heute werden in Schulen die Funktionsbedingungen
des Massenproduzierens und -konsumierens als politisch korrekte Wahrheiten eingetrichtet
und über Reklamespots indoktriniert. Von der Freiheit des Individuums das
mancher politisch Liberale sich eigentlich erhofft, entfernen wir uns immer weiter.Klaus
Kunze, in: Korrektheiten, 02.03.2012, 13:29 |
Frank
Schirrmachers »Methusalem-Komplott« hat einen kalten soziobiologischen
Blick auf die Welt geworfen .... Mit »Minimum« hat er das Katastrophenszenario
fortgeschrieben und klargemacht, daß es die Familien sein werden, die in
den Erschütterungen, die vor uns liegen, die besten Überlebenschancen
haben. Mein Buch »Die vaterlose Gesellschaft« (1998) ist aktueller
als je zuvor. Vor acht Jahren hatte ich mit dieser Polemik vor dem Abräumen
der Väter gewarnt, die völlig chancenlos vor den Familiengerichten dastehen
und gedemütigt werden. Die nächste Generation ist einfach in den Zeugungsstreik
gegangen. Nun braucht das Land Väter, und sie fehlen. Damals hatte ich Prügel
bezogen von der feministischen Medienmafia in den Redaktionsstuben, die sich ihr
Single-Elend mit teuren Chardonnays als »Selbstverwirklichung« schönsoff,
und von ganzen Geschwadern der »neuen« Männer, die sich, politisch
korrekt, aus der Verantwortung stahlen.Matthias
Matussek, Wir Deutschen, 2006, S. 82-85 |
Der
Westen ist selbst der Grund für seinen Untergang! Mit seinem Liberalismus
(inkl.: Individualismus, Humanitarismus, Kosmopolitismus, Eudämonismus, Solipsismus
u.ä.) liefert der Westen selbst die Gründe dafür, daß die
westlichen Menschen aussterben, daß der Westen untergeht. Ich schimpfe zwar
- und auch mit Recht - auf den Westen, aber nicht, weil ich für den Untergang
des Westens wäre, sondern ganz im Gegenteil. Nicht ich und auch nicht die
Mehrheit der Westler, sondern die vermeintlichen »Verlierer« und die
Mehrheit der Nichtwestler sind dafür, daß der Westen, d.h. die abendländische
Kultur - die erfolgreichste Kultur aller Zeiten (!) - untergeht. Wenn der letzte
abendländische Wert zu Grabe getragen werden wird, wird niemand mehr trauern,
aber die Nichtwestler werden frohlocken wie nie zuvor (alledings nur für eine sehr kurze Zeit).Der ungesunde Egoismus namens »Individualismus«
und die ungesunde Emanzipation namens »Feminismus« bedeutet, daß
gerade die, die sie vertreten und von ihnen profitieren wollen, schon bald aussterben
werden. Diese beiden Autismen namens »Selbstverwirklichung« gehören
zum abendländischen »Liberalen System«, zu dem wiederum laut
Nolte »Liberalismus« und schließlich »Liberismus«
gehören. Auch deshalb muß die abendländische Kultur schließlich
auch diesen Schritt gehen. Der Untergang aller Kulturen ist wohl doch ein
Gesetz.Es ist ein Witz und dennoch mehr
eine Regel oder sogar ein Gesetz, daß ausgerechnet eine kleine Minderheit
- obendrein dabei, noch schneller auszusterben als die Bevölkerung der Kultur,
zu der sie gehört - einer riesigen Mehrheit ein System aufzwingt, unter dem
diese riesige Mehrheit zu leiden hat, während jene kleine Minderheit davon
profitiert (und das auch nur für eine relativ kurze Zeit). All das ist dieser
Minderheit bekannt, sie weiß es. Der Grund dafür, weshalb das (Sub-)System
Liberalismus mit all seinen (Sub-)Subsystemen durchgedrückt wird, ist - wie
immer - die Macht; der Wille zur Macht ist bei allen Lebewesen, also auch bei
Liberalisten, zwar nicht ganz so wichtig wie z.B. das Atmen, das Trinken, das
Essen, das Schlafen, aber eben doch genauso wichtig wie z.B. das Fortpflanzen,
der Sex u.s.w., folglich stärker als z.B. das Sozialverhalten und viel stärker
als z.B. die Vernunft oder der Diskurs.Die riesige Mehrheit wird beherrscht
von einer sehr kleinen Minderheit der westlichen Kultur, und diese kleine Minderheit
ist eine diktatorische Oligarchie (mit deutlich erkennbarer Tendenz zur Autokratie):
Herrschende und ihr Bürokratie-Apparat von Beamten und Funktionären
in Staat, Parteien, Medien, Justiz, Militär u.ä.; Reiche (v.a. Superreiche)
bzw. Kapitalisten (v.a. Superkapitalisten), Finanziers (v.a. Großfinanziers),
Unternehmer (v.a. Großunternehmer) und andere sehr einflußreiche Lobbyisten;
Lobby-Ausländer im Ausland und im Inland (z.B. Zentralrat der Juden,
Zentralrat der Muslime u.ä.), Lobby-Frauen (Feministinnen, Emanzen
u.ä.), Gewerkschaftler, Wissenschaftler, Kirchenvertreter und andere einflußreiche
Lobbyisten; Intellektuelle; Singles. Diese sehr kleine, vom Aussterben bedrohte
Minderheit will einer sehr großen, immer noch beschleunigt wachsenden Mehrheit
auf unserem Globus mehr vorschreiben als jeder Diktator vor ihr.Der Untergang des Abendlandes ist
dann besiegelt, wenn es sich nicht mehr verteidigen kann, wie es jene kleine Minderheit
fordert, weil sie selbst nur herrschen, ihre Macht weiter ausbauen will, dazu
ihr Geld und ihren Reichtum nur von ihren bis an die Zähne bewaffneten engsten
Vertrauten beschützen lassen und die zu beruhigende riesige Mehrheit der
Bevölkerung propagandistisch verführen, ihr einreden muß, an den
Liberalismus auch dann noch zu glauben, wenn er extremistischer geworden ist als
alle anderen Extremismen vor ihm. Der kleinen herrschenden Minderheit, die sich
auf den Liberalismus beruft, ist eigentlich der Liberalismus egal. Und in seiner
letzten Phase ist sogar selbst dem Liberalismus der Liberalismus egal. Das ist
nur die Konsequenz, denn der Liberalismus muß gemäß seines Selbstverständnisses
auch tolerant gegenüber denjenigen sein, die ihn abschaffen. Letztlich ist
Liberalismus nur noch Anarchismus. Wie gesagt: Der Liberalismus ist der Grund
für sein Verschwinden!Vergessen wir nicht: Nicht Religionen,
Weltanschauungen, Ideologien, Stammesfehden oder Armut sind die Hauptgründe
für den weltweit anwachsenden Terrorismus, sondern das ewige Streben des
Menschen nach Geltung, Positionen u.ä., also: Macht! Um die zu erlangen,
wird jedes Mittel eingesetzt, also auch die Unterdrückung bzw. Herabwürdigung
der Frauen zu Gebärmaschinen, damit die von ihnen zur Welt gebrachten
Kinder und unter ihnen vor allem die Söhne die väterliche Macht der
Männer unterstützen, verteidigen und erweitern. Dieser letzte Satz mag
als Bekenntnis zum Feminismus mißdeutet werden, in Wahrheit steht er hier
aus Gründen der Vernunft. Das Abendland hat den Rest der Welt stark gemacht,
denn es war und ist die abendländische Technik, die letztendlich allen
Menschen eine höhere Lebenserwartung, einen beispiellosen Luxus, also ein
besseres Leben ermöglichte und ermöglicht. Die Kehrseite davon ist,
daß die meisten Nichtabendländer ihre den Abendländern zu verdankende
und von ihren Gebärmaschinen auch noch verstärkte Bevölkerungsexplosion
fast genau zu der Zeit auf ihrem Höhepunkt erlebten, als im Abendland gerade
der Bevölkerungsrückgang, also tendenziell das Aussterben der Abendländer
und ihres Liberalismus und Individualismus begann.Wenn also die Abendländer ihr
Leben doch noch verlängern können und wollen, dann sollten sie dem äußeren
Feind, dem nichts so verhaßt ist wie der abendländische Liberalismus
und Individualismus, zuvorkommen und sich zumindest teilweise vom Liberalismus
und Individualismus trennen. Die Maximen von Liberalismus und Indfividualismus
sind für die Abendländer zur Droge geworden, und eine Droge ist nur
vorübergehend angenehm und schon bald nur noch schädlich - ein innerer
Feind. Besser ein Ende des Liberalismus und Individualismus (also: ein Ende eines
Teils der abendländischen Kultur) als ein Ende der gesamten abendländischen
Kultur. Noch haben die Abendländer nämlich selber die Wahl: mit dieser
Droge bald sterben oder ohne diese Droge länger leben.Das schlechte Gewissen der Portugiesen,
Spanier, Engländer, Holländer, Deutschen, Franzosen und US-Amerikaner
bezüglich der Negersklaverei, der Indianerausrottung, der Judenverfolgung
wird benutzt für den Festungsbau einer multikulturellen Gesellschaft, in
der alle möglichen Minderheiten auf Kosten der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung
gefördert werden. Der »Antisemitismus«-Vorwurf ist ein politisches
Kampfmittel, das seit den 1960er Jahren schon viele politische Schlachten entschieden
hat. Dabei sind meistens auch noch Persönlichkeiten unterlegen, denen eine
»antisemitische« Äußerung oder auch nur Einstellung überhaupt
nicht nachgewiesen werden konnte. Der »Antisemitismus«-Vorwurf ist
vernichtend, und auf mehr kommt es ja im politischen Kampf nicht an.Was speziell das Verhalten der Alliierten
des 2. Weltkriegs betrifft, so wurden und werden sogar auch noch ihre schrecklichsten
und grausamsten Kriegsverbrechen gegen zumeist völlig unschuldige Deutsche
- wie z.B. der Bombenkrieg gegen Frauen, Kinder, Alte, Kranke oder die Vertreibung
der mehr als 20 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat - mit einer angeblich zutiefst
nationalistischen Kollektivschuld gerechtfertigt.Nach 1945
und noch mehr nach 1968 entstand ein Schuldkult, mit dem sich die Deutschen, geführt
am Nasenring (Armin Mohler), sogar auch noch Millionen-Programme zur
eigenen Indoktrination aufzwingen und abknöpfen lassen, wie z.B. die massiven
Subventionierungen von hauptberuflichen Antifaschisten und Feministen, von an
der Nachfrage völlig vorbei ausgebildeten Geistes- und Sozialwissenschaftlern,
die sonst nur Taxifahrer wären.Der Schuldkult geht sogar so
weit, daß es mich nicht wundern würde, wenn den Deutschen in aller
Öffentlichkeit sogar auch die Schuld dafür gegeben würde, daß
Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben worden sind: »dagegen hätten
die Deutschen aufbegehren, sich wehren müssen; sie hätten nicht willfährig
hinnehmen dürfen, daß dieses Unglück passieren konnte; sie - und
nur sie - hätten von dem Unglück wissen können; sie - und
nur sie - hätten dieses Unglück vorhersehen können; sie
- und nur sie - hätten also dieses Unglück vermeiden können.«
- Wer glaubt denn das? - Warum wehrt sich eigentlich niemand gegen
die heutigen Diskriminierungen, den heutigen Rassismus gegenüber den Deutschen
und den ihnen von oben aufgezwungenen Masochismus?Diese diktierte Unterwürfigkeit
und Selbstverleugnung hat, wie auch der gemäßigt libertäre Hans-Olaf
Henkel meint, unseren Wohlfahrtsstaat erst so zerstörerisch, weil total internationalsozialistisch
gemacht. Der Staat mischt sich immer mehr ins Private ein, und je mehr er ausgerechnet
an den falschen Stellen nicht schrumpfen will, um so mehr muß eben das Volk
schrumpfen.»Individuelle Selbstverwirklichung«
(also: Selbstentwirklichung) betrifft Frauen, ja, aber auch Männer. Der Individualismus
ist schon vom Ansatz her falsch, denn der Mensch ist eher ein Dividuum als ein
Individuum und kann zwar kurzfristig in Einsamkeit leben (Mönche, Singles
u.ä), doch ohne Mitmenschen sind seine Tage gezählt. Selbstverwirklichung
ist Täuschung bzw. Enttäuschung, Entwirklichung.Das schwere Problem, das Singles
sich immer mehr in Selbstüberschätzung aufbürden, nehmen sie anfangs
gar nicht als schweres Problem wahr, sondern als leichtes Schweben. Dieser Schwebezustand
dauert jedoch umso länger je mehr Singles es gibt. Heute werden junge Erwachsene
im sozialen Sinne später reif als in der Vergangenheit, und das hat Konsequenzen
auch für Singles: weil sie sich ohnehin schon spät zum Single-Dasein
entschieden haben, brauchen sie nun noch einmal viel Zeit, nämlich zu
viel Zeit, um wieder in die Normalität zurückzukehren, zu lange,
um noch eine Familie gründen zu können, um noch Kinder zu bekommen.
Oft wird das Elternwerden, das Kinderkriegen so lange aufgeschoben, das
es einfach, zumindest für die Frauen, dafür dann auch biologisch zu
spät ist. So bleiben also am Ende sogar auch diejenigen Singles, die sich
doch noch für die Familie entscheiden, Kinderlose, ja von nun an sogar Ewig-Kinderlose
!Abtreibung und Emanzipation bedeuten
Lebens-, v.a. Menschenfeindlichkeit, Beschleunigung des Unterganges, Wille zum
Tod.Abtreibung, Euthanasie, wirtschaftspolitische
Geschlechtsumwandlung - allein schon diese drei Aspekte machen deutlich, was der
Untergang einer Kultur, also einer Gemeinschaft (Entschuldigung: »Gesellschaft«,
denn eine Gemeinschaft will sie ja schon lange nicht mehr sein), der Wille zum
Tod wirklich bedeutet. Aus der Abtreibung als Recht wird die Abtreibung als Pflicht,
aus der Euthanasie als Recht wird die Euthanasie als Pflicht, aus der (biologischen)
Geschlechtsumwandlung als Recht wird die (wirtschaftspolitische) Geschlechtsumwandlung
als Pflicht. Im Grunde kann man ja sagen: Ohne Abtreibungen gäbe es
kein Geburtendefizit, also keinen Bevölkerungsrückgang, sondern ein
(zwar geringes, aber ideales) Sterbedefizit, also ein (zwar geringes, aber ideales)
Bevölkerungswachstum.Die Abtreibung vergrößert
das Geburtendefizit, den Bevölkerungsrückgang, enorm. Auch die Euthanasie,
die vor allem zukünftig immer mehr eine Rolle spielen wird, vergrößert
das Geburtendefizit, den Bevölkerungsrückgang. Und »Gender«
- das heißt: politische Geschlechtsumwandlung - sorgt für noch mehr
Tötungen mittels Abtreibung und Euthanasie, vergrößert also das
Geburtendefizit, den Bevölkerungsrückgang, denn »Gender«
ist ja gerade wirtschaftspolitisch erwünscht, weil damit die Frauenerwerbsquote
erhöht wird. Die Tatsache, daß dabei die Geburtenzahlen und Bevölkerungszahlen,
noch mehr reduziert werden, wird als negativer Nebeneffekt gerne in Kauf genommen.Die gesamte Abtreibungspolitik -
, das Abtreibungswesen, das Abtreibungssystem -, kurz: die Abtreibunsgesellschaft
ist ein Skandal ersten Ranges. Und der Staat zahlt dafür auch noch gigantische
Summen.Nur eine dekadente Gesellschaft leistet
sich so viel Überfluß. Natürlich liegt es an einem liberalistisch-individualistischen
System wie dem Abendland, wenn es zu dem ohnehin schon vorhandenen Überfluß
auch noch - und zwar zumeist ohne Grund (abgesehen von den wirklich harten Fällen,
die aber eine sehr kleine Ausnahme sind) - die eigenen Nachkommen und letztendlich
sich selbst abtreibt und gar nicht mehr weiß, wer oder was Männchen
und Weibchen ist. Der Sinn dafür soll schon weg sein. Und die sehr wenigen
Frauen, die wirklich von der Emanzipation profitieren, tun dies auf Kosten aller
anderen Frauen, um über die Lobby an die Macht zu kommen und sie zu verteidigen
- nicht nur gegen Männer, sondern noch mehr gegen Frauen, also im Grunde
doch gegen sich selbst. Wie unfruchtbar! Wie menschenfeindlich!Emanzipation und Abtreibung, und
das auch noch auf Kosten des Staates, also: des Steuerzahlers!Nationalsozialismus unter nur
umgekehrten Vorzeichen!Lobbyisten, Politiker und deren Medien
behaupteten nach der gescheiterten Schweinegrippe 2009-2010, daß eine neue
Grippe nur deswegen im Anmarsch wäre, weil die Männer sich nicht die
Hände wüschen (das erinnert doch sehr an den Nationalsozialismus, wenn
er etwa - sinngemäß - geschrieben hätte, daß der Bolschewismus
einerseits und das internationale Finanzjudentum andererseits sich auf der Welt
nur deswegen verbreiteten, weil die Juden sich wie Ungeziefer benähmen).
Daß Männer seltener als Frauen sich die Hände waschen, mag ja
vielleicht sogar wahr sein - wahr ist aber auch, daß Frauen den Männern
in fast allem unterlegen sind, besonders in allen technisch-(natur)wissenschaftlichen,
aber natürlich auch in allen sportlichen, politischen, militärischen,
polizeilichen, wirtschaftlichen und sonstigen Bereichen (auch die besten Köche
und die besten Erzieher sind stets Männer). Die oben erwähnte Nachricht
könnte also wahrheitsgemäßer eher heißen, daß eine
neue Grippe nur deswegen im Anmarsch ist, weil diejenigen Männer, die die
Technik zur Verhinderung einer solchen Grippe erfinden könnten, von Frauen
nicht mehr zur Welt gebacht worden sind - denn die Frauen sind ja seit Beginn
der Moderne immer mehr in den Gebärstreik getreten. Folgende wahrheitsgemäßere
Nachricht hat die politisch-korrekte Diktatur ebenfalls verboten: Der Straßenverkehr
führt nur deswegen zu einem Infarkt, weil Frauen mit einem Fahrzeug nicht
umgehen können. In unserer micheligen Bundesrepublik sind neben Deutschen
bzw. Abendländern bzw. Christen bzw. Weißen die Männer die einzig
noch verbliebene Gruppe, die man diskriminieren darf und die auch darum um so
mehr diskriminiert wird. Diese Bundesrepublik hat die Diskriminierung, den Rassismus,
den Faschismus sogar noch mächtig verstärkt.Täglich werden in der EU und
Nordamerika zusammen ca. 8000 bis 10000 ungeborene Kinder getötet (in der
EU: ca. 5000 bis 6000 [davon allein in Deutschland ca. 800 bis 1000]; in Nordamerika:
ca. 2000 bis 4000)! Das sind pro Jahr ca. 2,92 Mio. bis 3,65 Mio. und pro 40 Jahre
(und man muß sogar davon ausgehen, daß die Zahlen sehr wahrscheinlich
noch drastisch steigen werden!) ca. 116,8 Mio. bis 146 Mio. getötete ungeborene
Kinder in der EU und Nordamerika. Weltrekord im Bösen! Extreme Unmenschlichkeit!Und diese ungeheurlich große
Zahl an Abtreibungen, diese ermordeten Kinder soll laut westlicher Propaganda
»Fortschritt« bzw. Modernität sein! Zynischer, dekadenter, nihilistischer
geht's nicht mehr!Die von Eva Herman in ihrem vielbeachteten
Essay »Die Emanzipation - ein Irrtum?« gestellte Frage beantwortet
Peter Mersch mit einem klaren »Ja«. Der Versuch einer Angleichung
der Geschlechter führt in menschlichen Gesellschaften selbst bei optimaler
Vereinbarkeit von Familie und Beruf dazu, daß die Opportunitätskosten
für Kinder sowohl bei Frauen als auch bei Männern umso höher sind,
je qualifizierter und beruflich engagierter die Eltern sind. Das daraus resultierende
Nachwuchsverhalten wird den betroffenen Bevölkerungen sukzessive alle ihre
Komponenten rauben. Das bedeutet, daß solche Gesellschaften schon aus biologischen
Gründen immer mehr verarmen und verdummen!Eva Hermans Buch ist ein Buch gegen
Egoismus / Individualismus, gegen alle Aussterbenden (Singles, Emanzen, Feministinnen,
Berufsfeministinnen, Weicheier, Frauenversteher & Co. u.s.w.), gegen die Diktatur
von Kinderfeinden, Frauenbeauftragten und allen anderen freiwillig Unfruchtbaren,
kurz gesagt: gegen die Dekadenz, gegen den Untergang!Und noch ein Beispiel für die
antidemokratische Verfaßtheit unserer oligarchisch organisierten Parteien-Diktatur:
Nicht die Mehrheit, sondern die Minderheit der Frauen wird bei uns vertreten -
nämlich die »Emanzen« (aus rein rhetorischen Gründen nennen
sie sich auch »Feministinnen«). Der größte Feind dieser
»Emanzen« sind nicht mehr die Männer (sie werden von den »Emanzen«
sogar nur noch nachgeahmt), sondern die Mehrheit der Frauen - nämlich die
Mütter und Hausfrauen. Das ist Diskriminierung bzw. Linksrassismus, ein weiteres
Indiz dafür, daß bei uns Demokratiefeinde mittels Diktatur herrschen.Während früher die »Emanzen«
wirklich noch als Frauen - also vor allem auch als Mütter und Hausfrauen
- gleichberechtigt und anerkannt sein wollten, wollen sie heute nur noch wie »Männer«
sein, also nur noch als das anerkannt sein, was aus rein biologischen Gründen
gar nicht möglich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie aus der
»Gleichberechtigung« das unmögliche »Gender« machen
und fordern, daß es nur noch »ein Geschlecht« geben dürfe.
Daß die Mehrheit der Frauen, zu denen auch die Mütter und Hausfrauen
gehören, das nicht will, interessiert sie nicht - im Gegenteil: diese Mehrheit
ist ihre größte Feindin, das Objekt ihres Hasses (erst danach kommen
die Männer - trotz oder auch wegen der Tatsache, daß sie mittlerweile
nur noch nachgeahmt werden).Die »Emanzen« diktieren,
weil sie eine kleine Minderheit sind und deshalb natürlich auch von
der Bundesregierung (sie ist ja ebenfalls - typisch für Minderheiten - ein
Gegner der Demokratie) vertreten werden, mit anderen kleinen Minderheiten, den
anderen Herrschenden, eine riesengroße Mehrheit, die die erzwungene »politische
Geschlechtsumwandlung« zur »politischen Geschlechtsneutralität«
angwidert ablehnt. Einer solchen »Emanzipation« geht es nicht wirklich
um Emanzipation, sondern nur (nur!) um Macht. Und die bekommt sie deshalb, weil
sie von anderen Minderheiten unterstützt wird. So funktioniert eine mit Dikriminierung
von links, also mit Linskrassismus und Antidemokratismus operierende, oligarchisch
durchorganisierte (Parteien-)Diktatur.Hört endlich auf mit der »Genderpolitik«!
Wer wirklich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist, kann nicht
wirklich für die »Genderpolitik« sein, die nicht Gleichberechtigung,
sondern Abschaffung der Geschlechter bedeutet, das Wahnsinnigste aller Zeiten!
Sowohl die Kinder, und zwar Jungen und Mädchen, als auch die Erwachsenen,
und zwar Männer und Frauen, müssen für die links-sozialistische/-faschistische
Umerziehungsdiktatur einer Lobby namens Feminismus büßen. Beendet diesen
Wahnsinn, werdet endlich vernünftig! Das Resultat dieser Wahnsinnspolitik
wird nämlich nicht die »Geschlechtslosigkeit« sein, sondern die
wegen Kinderlosigkeit und gleichzeitiger Überfremdung reaktivierte Unterdrückung,
und zwar zuerst der vielen kinderlosen Frauen, dann aller Frauen
und der verweiblichten und verweichlichten Männer, zuletzt aller
westlichen Menschen!Andreas K. von Manndat hat einen
Absatz aus Spenglers Preußentum und Sozialismus »paraphrasiert«,
indem er z.B. »Marxismus und Chistentum durch Feminismus
und Marxismus« und die wichtigsten der mit ihnen verbundenen
Wörter ebenfalls entsprechend ersetzt hat: »Der Feminismus verrät
in jedem Satze, daß er aus einer sozialistischen und nicht aus einer Denkweise
der Gleichberechtigung stammt. Seine gesellschaftliche Sicht ist erst die Folge
eines gleichmacherischen Grundgefühls und die Geschichtsauffassung der vorangegangenen
Unterdrückung der Frau bildet nur das Schlußkapitel einer Philosophie,
deren Wurzeln bis Marx' Kapital mit seiner seitdem für das linke Denken verbindlich
gebliebenen Ausbeutungsopferstimmung zurückreichen. So kommt es, daß
seine Grundbegriffe als antagonistische Gegensätze gefühlt sind. Die
Worte Feminismus und Patriarchat bezeichnen das Gute und Böse dieser politischen
Theorie. Der Mann ist der Kapitalist, die Gleichstellungsbeauftragte der Gewerkschaftsfunktionär
eines neuen Klassenkampfes, und man braucht sich nur ein wenig in das zickige
Pathos der Gender Mainstreaming-Verlautbarungen zu vertiefen, um den orthodoxen
Marxismus hinter der Maske zu erkennen. Die Gleichstellung ist das Paradies
der Werktätigen. Die gendergerechte Rollenverteilung hieß
früher Kommunismus, der Zusammenbruch des Patriarchats die Revolution
des Arbeiterstandes. Damit lehrt der Feminismus die Verachtung der Familie. Vielleicht
hat er das nicht einmal gefühlt. Lebensgemeinschaft von Mann und Frau ist
ein Unglück, hedonistische Vereinzelung ist ein Glück. Hinter der echt
amazonenhaften Verachtung des Mannes, der über seine Kinder für die
Zukunft lebt, steht der Instinkt der Lesbe, deren Begehren es ist, ihre Geschlechtsgenossinnen
in das Feld ihrer Homosexualität zu ziehen.« (Andreas K., 13. Februar
2010, 16:54).Besonders gefährlich ist der
Feminismus bzw. Genderismus, weil er den Mann abschaffen will - und zwar weltweit
-, also den globalen Androzid als die globale Endlösung der Männerfrage
will. Ein faschistischeres, rassistischeres, sexistischeres, menschenfeindlicheres
Unternehmen hat es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegegeben. Wahrscheinlich
haben die meisten Menschen sich mit diesem Projekt deswegen noch nicht
so sehr beschäftigt, weil sie es noch gar nicht bemerkt haben, weil es sehr
versteckt, heimtückisch - umgangssprachlich gesagt: hinten rum
-, auf typisch feminine Art abläuft. Das Projekt hat sich bereits
mit Hilfe der Methode namens Viktimologie bzw. Viktimismus
und selbstverständlich auch im Namen der angeblichen Menschenrechte,
die ja in Wirklichkeit Ausbeutungsrechte sind, viele Erfolge gegen
die angeblichen Täter Männer, die ja in Wirklichkeit die
Opfer sind, erstritten, also: erraubt, erstohlen, erbeutet. Es sind Männer, die diesen Frauen
diese Erfolge ermöglichen, und es sind ebenfalls Männer,
die dadurch verarmen, seelisch verkrüppeln, suizidal, nicht wenige aber auch
rachsüchtig werden. Je länger die Dauer dieses Prozesses, desto schlimmer
die Folgen. Das führt zu irreparablen Schäden. Das betrifft vor allem
die sich aus den einmal erreichten Erfolgen der Feministen (Femifaschisten,
Genderisten) und Feministinnen (Femifaschistinnen, Genderistinnen) ergebenden
Konsequenzen, weil diese dann als vollendete Tasachen zu akzeptieren sind bzw.
sein werden, wenn vielleicht auch nur vorübergehend - ein sich danach garantiert
ereignender Rachefeldzug würde wahrscheinlich ebenfalls alles
Mönströse der Vergangenheit in den Schatten stellen.Das erklärte Ziel des Genderismus
ist die geschlechter-sensible Neubewertung aller Bereiche des Lebens,
und das ist nichts anderes als Sexismus - dieses Wort in Analogie zum Rassismus
verstanden. So wie in einem rassistischen System alle Bereiche des Lebens rassen-sensibel
abgeklopft werden - also z.B. gefragt wird, ob Weiße (früher: Schwarze)
bestimmte öffentlichen Einrichtungen betreten dürfen, oder auch nur
die Frage aufkommt: Ist diese mentale Einstellung weiß (bzw. schwarz)?
-, so soll heute gleichsinnig in bezug auf die Geschlechter gefragt und entschieden
werden, und dies von den höchsten Ebene herunter, hierarchisch-bürokratisch
gestaffelt.Auch wenn, ja gerade weil
der Begriff Gender das soziale Geschlecht bezeichnet und nicht das
sexuelle, so handelt es sich im Gender Mainstreaming um Sexismus.
Analog handelte es sich im Rassismus um die sozialen Aspekte und die Bewertung
der Rassen und nicht um eine Untersuchung ihrer biologischen Merkmale. Und da
die Geschlechter weltweit gleichverteilt sind, wird die Sexualisierung des Sozialen
nicht von rassistischen bzw. sexistischen Staaten, sondern von übernationalen
Institutionen, nämlich von der UNO, dann von der EU herab, zur Hauptströmung
- das heißt zum vordringlichsten weltpolitischen Interesse (!) - erklärt.Durch die vordergründige Geschlechtsneutralität
darf man sich überhaupt nicht täuschen lassen. Es geht um die Überführung
der Zweigeschlechtigkeit des Menschen in seine Eingeschlechtigkeit - wohlgemerkt:
Eingeschlechtigkeit, nicht Un- oder Übergeschlechtigkeit! Ziel ist der weibliche
Klon. Um dies zu erreichen, wird die Mannheit demoralisiert, die Frauheit hingegen
aufgewertet und zur eigentlichen, emanzipierten, zukünftigen Menschheit erklärt
- offiziell nie in dieser Klarheit, aber mit der höchsten organisatorischen
Energie.Wenn man eine Rangfolge bei den Geschlechtern
feststellen will, dann kommt man eher zu dem Schluß, daß das weibliche
das erste und das männliche das zweite Geschlecht ist. Nicht die Tradition
hat geirrt, sondern die feministisch-femifaschistisch-genderistische Wahnsinn
irrt überall und jederzeit. Erst mit dem männlichen Geschlecht beginnt,
zunächst auf biologischer Ebene, d.h. durch Rekombination zweier Genome,
eine Steigerung in der Vielfalt und damit auch der Entwicklung. Und mit der kulturellen
bzw. seelischen und geistigen Evolution beginnt auch das eigentliche Mensch-Sein.
Erst durch den Mann wird der Mensch zum Menschen im Sinne eines Kulturträgers.
Matrifokale Gesellschaften, wie wir sie in rudimentären Formationen heute
noch aufsuchen können, sind schriftlose Gesellschaften. Paul Julius Möbius
brachte es 1900 auf den Punkt: »Wie die Thiere seit undenklichen Zeiten
immer dasselbe thun, so würde auch das menschliche Geschlecht, wenn es nur
Weiber gäbe, in seinem Urzustände geblieben sein. Aller Fortschritt
geht vom Manne aus.« (Paul Julius Möbius, Über den physiologischen
Schwachsinn des Weibes, 1900, S. 18).Wenn Kommunisten ihren
Massenmord (der bis heute größte der Geschichte) an gesellschaftlichen
Schichten und - vermeintlichen oder tatsächlichen - Regimegegnern durchführten,
so war ihnen sicher klar, daß es sich dabei um einen nie endenden Massenmord
handelt. Denn der Kampf gegen die Bourgeosie, Systemgegner, Produktionsmittelbesitzer
u.s.w. kann ja niemals endgültig sein. Er muß fortgesetzt werden, und
zwar ständig und administrativ.Der von den Nationalsozialisten
begangene Massenmord zielte hingegen auf Endgültigkeit. Sie ist auch erreichbar.
Denn wenn der letzte Angehörige einer bestimmten Rasse oder eines bestimmten
Volkes umgebracht oder gestorben ist, dann ist hiermit auch die Grundlage einer
Reproduktion beseitigt. Die Auslöschung ist also biologisch fundiert.Die Jungfernzeugung
(Parthenogenese) im Konzept gewisser Feministen und Feministinnen geht noch einen
gewaltigen Schritt weiter. Ist die Parthenogenese technisch erst einmal möglich,
dann ist ein globaler Androzid, wie ihn V. Solanas in ihrem SCUM-Manifest zur
Vernichtung der Männer gefordert hat, gar nicht mehr nötig.Wird die Möglichkeit einer Jungfernzeugung,
wenn sie technisch erst einmal möglich ist, auch jeder Frau zur Verfügung
gestellt? Wird es irgendwann überhaupt noch vermeidbar sein, daß Frauen
dieses Mittel ergreifen? Warum sollte ihnen das überhaupt verboten werden,
wenn sie jetzt schon über - durchaus blutige - Eingriffe an ungeborenen Menschen
in ihrem Leib entscheiden dürfen? Wird überhaupt ein öffentliches
oder staatliches Interesse bestehen, die Menschheit so zu klonifizieren, um
sie auf Frauen zu reduzieren? Wahrscheinlich, denn bereits jetzt findet ja auf
kultureller Ebene eine Verweiblichung und Klonifizierung statt. Geschichte wird
zunehmend ausgelöscht. Die sogenannte Shoa wird mißbraucht,
um eine Stunde Null für Deutschland festzusetzen, nämlich
die bedingungslose Kapitulation im Mai 1945. Die Geschichte wurde somit zwar nicht
ganz gelöscht, aber weitgehend umgeschrieben und entwertet, und das Ziel
bleibt, die gesamte Geschichte zu löschen. Das Bildungswissen heutiger Abiturienten
entspricht oft nicht einmal dem früherer Hauptschüler. Und das in Deutschland,
dessen Schul- wie auch das Hochschulsystem im 19. und 20. Jahrhundert weltweit
führend war und von den Völkern der Welt beneidet und nachgeahmt wurde.Weil das Ziel des Sexismus (des Feminismus)
die Klonifizierung der Menschheit ist, und zwar durch die Frau, die keines Mannes
mehr bedarf (die Frau kann Klone gebären - der Mann nur sehr bedingt), wäre
es die Aufgabe unserer Kultur oder aller Institutionen unserer Kultur, besonders
auch z.B. der Kirche, mit allerhöchstem Einsatz und auch persönlichem
Risiko den Feminismus zu denunzieren und zu bekämpfen. Denn auch der Feminismus
zielt auf das ewige Leben, allerdings auf ein solches, das (1.) die
Mannheit ausschließt (zumindest überflüssig macht) und (2.) keine
Entwicklung mehr ermöglicht, sondern die Verfestigung endgültig macht.
Das liegt an sich schon im Wesen des Weiblichen (und ist insofern nicht negativ
zu bewerten), ergibt sich aber bei der Klonung zusätzlich aus dem Fortfall
der Rekombination der Gene. Dabei ist der biologische Vorgang der Fortzeugung
durch Klonung nur das Instrument, das Vehikel einer gewollten Rückbildung:
Der Mensch soll zum Tier werden, nicht äußerlich, aber in jeder anderen
Hinsicht. Der Ausschluß des Mannes durch Klonung ist insofern nur ein Hilfsmittel,
das die jetzt schon laufende kulturrevolutionäre Geist-Kastration des Menschen,
also die Verweiblichung im Geiste, unterstützt.Der Mensch neigt zur Bequemlichkeit,
und das macht ihn verführbar. Kommt die Bequemlichkeit des Denkens hinzu,
dann läßt er sich die Sterilität der institutionalisierten Verweiblichung
und Homosexualität als das verkaufen, was sie gerade nicht ist: Selbstbestimmtes
Leben. Es handelt sich um Manipulation in allerhöchstem Maße,
welche die Verwaltung der Menschheit, an deren Spitze ein globaler Diktator (Cäsarist)
als der verkörperte Antichrist thront, nicht nur ermöglicht, sondern
sogar notwendig macht.Wenn nicht das abendländische
Volk und auch nicht die abendländische Kirche Widerstand gegen diesen längst
global operierenden Feminismus zu leisten vermögen, dann weiß ich nicht,
welche andere abendländische Institution oder welches der nichtabendländischen
Völker und welche der nichtabendländischen Institutionen das zu leisten
vermögen, zumal ja nicht zufälligerweise fast alle abendländischen
Institutionen bzw. Kollektivformen mittlerweile durchlöchert sind vom Nihilismus
und, weil dieser ja der abendländischen Kultur selbst entstammt und mittlerweile
die Welt beherrscht, der Vernichtung direkt ausgesetzt sind.Die Abendländer dürfen
den Widerstand nicht allein den Kirchen überlassen. Durch diese Laßt-die-da-oben-mal-machen-Einstellung
tragen sie sogar Mitschuld an der Schaffung von immer mehr parasitären, mafia-ähnlichen
und noch kriminelleren Gruppen. Was die Abendländer mehr denn je brauchen
- nicht wenige von ihnen sogar (wieder) erwerben müssen -, ist der Mut zu
ihrer Zukunft und als eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür der Mut
zu ihrer Herkunft (Vergangenheit, Geschichte). Denn ohne die gibt es auch keine
Zukunft. Das wissen natürlich auch die Nihilisten und Nihilistinnen, weshalb
sie ja ständig an der Auslöschung der Geschichte basteln.
Auch brauchen die Abendländer die klare Erkenntnis, daß die Toleranz,
zu welcher sie immer öfter und immer eindringlicher aufgefordert werden,
eine ganz und gar falsche, eine verderbliche Toleranz ist, der ihre Gegner zudem
mit immer mehr Intoleranz begegnen.Das, was hier für alle Abendländer
in Hinsicht auf den von ihnen zu bekämpfenden kultur(kreis)geschichtlich
bedingten Nihilismus gilt, gilt analog (!) für alle Weißen in
Hinsicht auf den zu bekämpfenden Rassismus gegenüber Weißen, wozu
auch deren Autorassismus bzw. Selbsthaß gehört, für alle Männer
in Hinsicht auf den zu bekämpfenden feministischen Rassismus bzw. Sexismus
gegenüber Männern, wozu auch deren Autorassismus bzw. Autosexismus gehört,
und für diejenigen Menschen, die den feministischen Rassismus bzw. Sexismus
bzw. Genderismus gegenüber Menschen nicht (mehr) tolerieren und bekämpfen
(hoffentlich bald mit Erfolg!). Und nicht vergessen: Auch Feminismus, Femifaschismus,
Sexismus, Genderismus sind Formen des Nihilismus - allerdings die schrecklichsten
aller Zeiten (und sie sind nicht zufällig abendländischer Herkunft)!Der
Vergewaltigungsvorwurf ist dank einer pervertierten Justiz zum nützlichen
Instrument geworden, mit dem Frauen ungestraft Männer loswerden können.
Wenn sich herausstellt, dass die Anschuldigung haltlos ist, wird das Verfahren
oft einfach nur eingestellt, und gegen die Frau wird nicht weiter ermittelt, obwohl
Falschanschuldigung ein Offizialdelikt ist.Emanzen
..., Feministinnen, ... Berufsfeministinnen bilden ihre eigene Lobby, sie schreiben
Artikel und Bücher, machen Politik und gestalten Gesetze. Hausfrauen und
Mütter haben diese Möglichkeiten nicht. Aus diesem Grund entstand dieses
Buch.Eva
Herman, Das Eva-Prinzip, 2006, S. 251 |
Die
braune Keule wird heute von vornherein geschwungen, wenn man sich für Werte,
Kinder, Familie einsetzt.Eva
Herman, bevor sie den Mediengerichtshof einer TV-Sendung (Kerners Inquisition)
verlassen mußte, 09.10.2007 |
Der
Krieg als großes, die verlorene Einheit wieder stiftendes Ereignis und der
Krieg als Fest das waren nietzscheanische Ideen. Sie haben in den Köpfen
und Herzen vieler, die sich im August 1914 freiwillig meldeten, neben und manchmal
vor der Idee, das Vaterland verteidigen zu müssen, eine Rolle gespielt. Die
Vorstellung, daß der Krieg eine »Erfahrung« ermögliche,
daß er im Zeitalter der Feminisierung die Männlichkeit rehabilitiere,
gab es auch außerhalb Deutschlands, aber wahrscheinlich nirgends gewann
sie eine solche Intensität.Karlheinz
Weißmann, in: Junge Freiheit, 25.08.2000 |
Nietzsches
Einfluß auf den revolutionären Konservatismus ist überhaupt nicht
zu trennen von seinem Einfluß auf alle Gebiete der Kultur, der seit der
Jahrhundertwende spürbar wurde und nicht zu trennen von seinem Einfluß
auf andere Ideologien, vom Anarchismus, Feminismus, Sozialismus und Zionismus
bis hin zu Faschismus und Nationalsozialismus. Während sich Hitler und seine
Gefolgschaft gelegentlich und plakativ des Denkers bedienten, aber nie das Unbehagen
loswerden konnten, das schon die völkischen Vorläufer verspürt
hatten, blieb der Einfluß Nietzsches auf die Konservative Revolution stärker,
gerade weil sie in sich disparater und geistiger war, jedenfalls ungeeignet zur
Organisationsbildung im großen Maßstab.Karlheinz
Weißmann, in: Junge Freiheit, 25.08.2000 |
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