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Kulturen sind |
1) Kultur
(*)
Mesopotamien/Sumer 2) Kultur (*) Ägypten 3) Kultur (**) Indien 4) Kultur (**) China 5) Kultur (*) Antike (apollinisch) 6) Kultur (*) Maya/Inka 7) Kultur (**) Persien/Arabien (mag.) 8) Kultur (**) Abendland (faustisch) | seit
43.
Jh. v. Chr. seit 36. Jh. v. Chr. seit 21. Jh. v. Chr. seit 21. Jh. v. Chr. seit 21. Jh. v. Chr. seit 14. Jh. v. Chr. seit 10. Jh. v. Chr. seit 1. Jh. n. Chr. |
Seelenbild und Ursymbol am Beispiel
von zwei gegensätzlichen Kulturen |
Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid () hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß () ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Spengler, 1918, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. auch das Germanentum (). |
Die
Antike war populär, weil nicht esoterisch. Das Abendland ist esoterisch,
weil nicht populär. |
Idee oder Theorie zur Geschichte und speziell zur KulturgeschichteGoethe (1749-1832) und Nietzsche (1844-1900) verdankte Spengler so gut wie alles, wie er selbst sagte. (). Spenglers Ansatz gehört zu den zyklischen Geschichtsvorstellungen, die davon ausgehen, daß die Geschichte nicht einfach nur linear verläuft, sondern auch zyklisch, sich also in einem ständigen Auf und Ab befindet. Weil besonders der westliche Kulturkreis, die abendländische Kultur, der Linearität gegenüber der Zyklizität höhere Priorität einräumt, gilt es, den Blick auf die Zyklizität zu richten: Völker und Kulturen entstehen, haben einen Höhepunkt und vergehen letztendlich wieder. So schließt sich immer wieder ein Kreis, in dem ständig dieselben Muster und Stufen durchschritten werden, obwohl dieser Kreis nicht zweidimensional, sondern dreidimensional ist: eine Spirale. (). Die Geschichte hat, so scheint es, keinen Anfang und kein Ende, sondern läuft ewig innerhalb dieser Kreisläufe weiter. Die großen Kulturen () durchlaufen nach Spenglers Vorstellung bestimmte Stadien, die man in Kurzform durch Vorzeit (bis zur Geburt!), Aufstieg, Blütezeit und Verfall definieren könnte. Laut Spengler entsteht jede Kultur fast urplötzlich, ihr Auftauchen ist fast rein zufällig und kaum zu erklären - nicht nur deshalb muß meiner Meinung nach auch die vorgeburtliche Zeit unbedingt berücksichtigt werden () ! Im Sinne Spenglers erlebt jede Kultur nach ihrer Geburt ein Bewußtsein, das in der Zeit vor ihrer Geburt nicht existiert hatte. (Vgl. meine Definition: Phasen). Auf das Erwachen () folgt das Sich-Bewußt-Werden () und darauf die erste sichere Symbol-Beherrschung () - insgesamt also eine Zeit des Aufstiegs, ein Frühling. (Vgl. meine Definition: Quartale). Eigentlich ist mit der Symbol-Beherrschung schon der kulturelle Höhepunkt erreicht, die Kultur schon fertig (so wie z.B. auch ein Kind mit ca. 3 Jahren schon fertig ist, weil es die Grundlagen für ein Leben in der Erwachsenenwelt bereits entwickelt und erworben hat, obwohl es immer noch viel dazulernen muß), weshalb ab jetzt keine allgemeinen, sondern immer mehr speziellere Höhepunkte erreicht werden, während insgesamt das einmal nur Erreichte, wenn auch zunächst langsam, bereits abgebaut wird, und weil Abbau Freisetzung von Energie bedeutet, entsteht der Eindruck, daß die Entwicklung immer noch im Aufbau wäre. Hat also die Kultur ihren Höhepunkt gerade eben erreicht, ist er auch schon fast wieder überschritten. Die Jugendlichkeit einer Kultur ist wie der Sommer eine Zeit, in der trotz und wegen der innerlich bereits ablaufenden Abbauprozesse eine Konsolidierung erreicht wird, die sich besonders durch Lernfähigkeit auszeichnet - beginnend mit der Reformation (), heftig und absolut mit der Tyrannis (), kritizistisch und förmlich-moralisch vollendend mit der Konvenienz (). Wenn aber auch diese Phasen zu Ende sind, werden die ersten Alterungsprozesse der Kultur registrierbar, denn: sie wird immer künstlicher, verliert immer mehr ihre ursprüngliche Schöpfungskraft, wird schwächer und schwächer, was das In-Form-Sein betrifft und seinen Grund nicht im Äußeren, sondern im Inneren hat. Zwar erlebt die Kultur häufig in dieser Zeit des Niedergangs noch einmal eine Größe von ungeahntem Ausmaß - ein Ausmaß sogar, das zuvor nie erreicht wurde (!) -, doch sind gerade diese Imperien ein deutliches Zeichen dafür, daß die Kultur innerlich zerfällt. Die Phasen dieser Zeit, des Herbstes der Kultur: Napoleonismus (), Weltkriege der kämpfenden Staaten (), Cäsarismus (). Am Ende steht der völlige Zerfall der Kultur, der oft nach außen hin lange nicht sichtbar ist, sich nach innen aber unaufhörlich fortsetzt. Wenn auch der Herbst der Kultur zu Ende ist, wird auch nach außen sichtbar, daß die Kultur vergreisen wird. Schließlich erstarrt die Kultur, nimmt ihre endgültige, versteinerte Gestalt an, die sie aus eigener Kraft nicht mehr verändern kann. Der Wiedereintritt in eine nahezu geschichtslose Zeit ist somit vollzogen, so Spengler, denn: was folgt, ist wieder das zoologische Auf und Ab des primitiven Zeitalters, mag es sich auch in noch so durchgeistigte religiöse, philosophische und vor allem politische Formen hüllen.Die Lebensdauer einer Kultur wird von Spengler auf einen Zeitraum von ungefähr tausend Jahren beziffert; nach meiner Theorie dauert eine komplette Umdrehung (Spiralbewegung) mindestens 2000 Jahre () - mein Richtwert: Ein Zwölftel des Platonischen Jahres (): 25850 / 12 = 2154,1666~ (Jahre)! Danach beginnt der Kreislauf von neuem, das heißt: nur scheinbar ist ein Punkt erneut erreicht, denn die Bewegung ist ja eine Spiralbewegung. Weil aber die Kreisbewegung deutlicher zu erkennen ist als die Spiralbewegung, kann der falsche Eindruck entstehen, daß Fortschritt gar nicht möglich wäre. Von den 8 Kulturen () haben bisher 7 Kulturen auch die zweite Umdrehung erreicht, und die 8. Kultur, das Abendland, steht heute am Beginn der letzten Phase (22-24 Uhr) ihrer ersten Umdrehung - das heißt für den Fall des Gelingens, daß sie im 22. oder 23. Jahrhundert ihre ersten Umdrehung vollendet haben wird. (Vgl. dazu die heutige Position des Abendlandes). Ich wiederhole: Für eine Umdrehung ist die Anzahl an Jahren lediglich ein Richtwert und kann somit um bis zu einigen hundert Jahren unter- oder überschritten werden. Dies gilt also sowohl für Spenglers als auch für meinen Richtwert. In diesem Zeitraum werden alle Stufen der Entwicklung durchlaufen - nach meiner Theorie sind es 12 Phasen (), die eine Kultur für eine Umdrehung braucht -, und weil eine Kultur schon nach dieser einen Umdrehung relativ alt ist, erstarrt sie danach, obwohl sie mehr als eine Umdrehung vollziehen und so ein extrem hohes Alter erreichen kann.Das Wesen und der Charakter einer jeweiligen Kultur werden bestimmt von ihrem Seelenbild und ihrem Ursymbol (). Spengler nennt z.B. folgende Ursymbole: Weg (ägyptische Kultur), Nirwana (indische Kultur), Tao (auch als Weg) oder auch Naturlandschaft, Naturarchitektur (chinesische Kultur), Einzelkörper (antike Kultur) Welthöhle (magische Kultur), Unendlicher Raum (abendländische Kultur). Diese Ausdrucksformen machen das Einzigartige einer jeden Kultur aus, das sie von jeder anderen immer unterscheiden wird. Alles, was überhaupt geworden ist, alles, was die Kultur im Laufe ihres Lebens erzeugt hat, geht zurück auf das kulturspezifische Ursymbol und ist Ausdruck einer Kulturseele. Nach Leo Frobenius (1873-1938 ): Paideuma.Ein zentraler Punkt in Spenglers Terminologie liegt in der Unterscheidung, die er zwischen Kultur und Zivilisation anstellt. Hat eine Kultur ihre Tag-und-Nacht-Gleiche überschritten, ist sie Zivilisation. Demnach ist der Eintritt der Kultur in ihre Zivilisation identisch mit dem Eintritt der Kultur in ihren Herbst. Die Zivilisation ist gekennzeichnet z.B. durch die Künstlichkeit von Architektur und Kunst, das Anwachsen der großen Weltstädte und durch generelle Dekadenzerscheinungen, die mit dem breitflächigen Absterben des ursprünglichen Lebensgeistes der Kultur verbunden sind. Für Spengler steht die Kultur näher am Zenit und die Zivilisation näher am Nadir.Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis (), so heißt es bei Spengler. Aufgrund der Gleichzeitigkeit passiert in Kulturen quasi immer wieder das Gleiche, das nur dadurch verschiedenartig wirkt, da es jeweils auf das Ursymbol zurückgeht und darum Ausdruck einer bestimmten Kulturseele ist, die die einzigartige Prägung verleiht. Alle Erscheinungen innerhalb einer Kultur - z.B. jeder Stil in Architektur und Kunst, jede Philosophie oder Wissenschaft, jede Staatsform, jedes Stadtbild u.s.w. - sind für sie ganz einzigartig und neu, innerhalb der Menschheitsgeschichte aber nur Symbole für das Ewig-Gleiche. Wir Menschen umkreisen das, worum es geht (Zentrum:), auf einer Bahn (M, siehe Abb.), die wir Menschheitsgeschichte nennen und die wiederum von jeder Historienkultur auf einer zweiten Bahn (H, siehe Abb.), die wir Kulturgeschichte nennen, umkreist wird. Wir müssen also mindestens zwei Bahnen oder Ebenen berücksichtigen, wenn wir die Entwicklung der Menschen - inklusive Eigendrehung () und Neigung () - verstehen wollen, wobei die erste Bahn natürlich wichtiger ist als die von ihr abhängige zweite Bahn. Wahrscheinlich wird die erste Bahn die zweite Bahn überdauern, aber es ist auch möglich, daß beide gleichzeitig verschwinden werden. (). Der Spenglerschen Theorie zufolge hat jede einzelne Kultur (nicht aber ihre Zivilisation) definitiv ein Ende. Laut Spengler ist das Ende einer Kultur dann erreicht, wenn sie ihre Möglichkeiten ausgeschöpft hat, wenn sie ihr Ursymbol und ihre Seele vollkommen verwirklicht und vollendet hat.
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Anmerkungen:Phase ist für mich der Inbegriff einer wohltemperierten Abrundung durch geistig-politische Tätigkeiten in einer bestimmten Zeitspanne, oft ausgedrückt durch technische und künstlerische Richtungen, aber auch durch ökonomisch-politische und geistig-metaphysische Richtungen. Sie kann nur 60-80 Jahre andauern, wie im Falle des Rokoko, oder 200-300 Jahre, die etwa jeweils Karolingik, Romanik und Gotik ausmachten. Eine Phase umfaßt im Mittel etwa 180 Jahre. Ein Kulturquartal (eine Platonische Woche, Weltwoche , Kulturwoche, Kulturjahreszeit) umfaßt 3 Phasen und damit durchschnittlich 500-600 Jahre, manchmal auch nur 300-350 Jahre, wie im Falle der abendländischen Jugend (Renaissance, Barock und Rokoko). Ein Kulturquartal ist eine Jahreszeit in dem Sinne, daß an ihr erkennbar wird, was sie ist, wenn sie gewissermaßen innehält. Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind wie unterirdisches Wachstum, zarte Blüten, Hochblüte und Verfall, wie die pflanzliche Welt immer wieder bezeugt, aber nicht nur sie: die 4 Jahreszeiten () sind wie uterines, kindliches, jugendliches und erwachsenes Leben, z.B. auch vergleichbar mit dem der Säugetiere. Das erwachsene Leben kann mehrere Quartale umfassen; in dem Falle teilen die Älteren (Elter[e]n) ihr Leben mit den Kindern, Enkelkindern oder gar Urenkelkindern. In Kulturen war und ist dies auch möglich: China, Indien und die magische Kultur existieren als Zivilisationen (Erwachsene) schon länger als das Abendland.Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz Antike genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch Persien/Arabien genannt, macht es deutlich: Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. .... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).Heute ist der 1880 geborene und 1936 verstorbene Oswald Spengler in der Öffentlichkeit kaum noch bekannt. In den 1990er Jahren erlebte Spenglers Gedankengut eine Renaissance, als Samuel P. Huntington (1927-2008) in seinem Werk - Der Kampf der Kulturen (1996) - Spenglers Vorstellung weitgehend autonomer Kulturkreise wieder aufgriff und in seinem Modell einer neuen Weltordnung verwendete.Was immer auch unser Zentrum sei - z.B. Gott, sein Gegenspieler (Teufel) oder das Zentrum unserer Galaxie (), in dem sich ein gigantisches Schwarzes Loch () befindet (es ist ein riesiges Monster mit ungefähr 4 000 000 Sonnenmassen) -, immer sehen wir in ihm entweder einen Mittelpunkt des Glaubens (der Religion, der Theologie) und der Philosophie oder einen Mittelpunkt des Wissens (der Technik, der Wissenschaft) und des Glaubens. Letztendlich ist es also doch wieder der Glaube - auch wenn er mit mehr Denken und Wissen verbunden ist als anfangs. Ob wir Menschen unserse Sprache mehr auf das Seelische oder mehr auf das Geistige lenken und ob z.B. wir Abendländer unsere Kultursprache mehr auf das Seelenbild (das Faustische) oder mehr auf das Ursymbol (den Unendlichen Raum) lenken: (be-) greifbar werden beide natürlich immer nur am Körperlichen. Die Formen, die die Menschheit während ihrer Geschichte (auf ihrer Bahn M) und auch jede gesonderte Einzelkultur während ihrer Geschichte (auf ihrer Bahn H) in die Welt setzen, sind die Formen, die wir während unserer Umkreisung um das Zentrum bei unserer gleichzeitigen Eigendrehung und Neigung () als Spuren hinterlassen (wollen).
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