WWW.HUBERT-BRUNE.DE |
-
Kulturenvergleich - |
Urdenker | Vordenker | Frühdenker | Hochdenker | Spätdenker | Nachdenker | Enddenker |
Früh-Denker |
- Frühdenker sind Denker kindlicher Art -Wenn die ältere, die elterliche Theologie internalisiert ist, dann wird diese eigene Theologie auch sogleich begleitet; sie führt zur eigenen Philosophie. Bevor die Frühdenker beginnen, sich zu denken, müssen allerdings einige kultur-familiäre Rahmenbedingungen erfüllt sein. Was innerhalb einer Kultur auf geistig-seelischer Ebene die Frühdenker sind, das sind auf politisch-ökonomischer Ebene die Frühkämpfer. Für die frühe Antike übernahmen die Mykener, die auch schon bei den Vorkämpfern besonders wichtig gewesen waren, die Rolle der Frühkämpfer und die Rolle der Frühdenker insofern, als daß sie fähig waren, im Zusammenhang mit der nun entstehenden Zeus-Götterwelt, ihre Mythen weiterzugeben, die als Vorläufer der späteren homerischen Epen auch schon bei den Vordenkern () besonders wichtig gewesen waren. Sie entwickelten die Zeus-Götterwelt von einer Feudal-Theologie über eine Monopol-Theologie zu einer Adels-Theologie. Letztere wurde z.B. von Homer (8. Jh. v. Chr.) beschrieben, aber nicht nur von ihm.Die Geschichte der antiken Philosophie hat sehr viel zu tun mit der Geschichte der Alphabetschrift, ist fast sogar identisch mit ihr, wenn man von der Alphabetschrift-mit-Vokalen (!), der griechischen Schrift ausgeht. Zwar entwickelten die Phöniker (Phönizier) die erste Alphabetschrift - vollendet war sie sie gegen Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr.-, doch diese erste Alphabetschrift bestand nur aus Konsonanten. Vielleicht noch im 14., aber wohl eher im 13. Jahrhundert v. Chr., als auch die Dorische Wanderung begann, übernahmen die Griechen die phönikische Schrift und erweiterten sie, denn die Griechen führten erstmals Vokale in das Alphabet ein, weil für sie einige der phönikischen Konsonanten überflüssig waren. Diese Redundanz war es also, die es den Griechen ermöglichte, das konsonantischeische Alphabet um Vokale zu erweitern, indem sie die überflüssigen Konsonanten nicht einfach eliminierten, sondern zu Vokalen erklärten und dadurch ein revolutionäres Alphabet einführten. Das griechische Alphabet ermöglichte durch die eingeführten Vokale erstmals eine lautgetreue Wiedergabe der Silben, Wörter, Sätze, des Textes. Das ist die griechische Schrift! Die griechische Schrift hatte enorme Auswirkungen, denn allein durch das Ereignis der griechischen Schrift konnte sich die ... Leser-Subjektivität entwickeln, deren starkes Merkmal in der Fähigkeit zum »Umgang mit Texten«, das heißt zum situationsunabhängigen Sinnverstehen, bestand. .... Dank aufgeschriebener Texte emanzipiert sich die Intelligenz vom Zwang des In-situ-Aufhalts () in mehr oder weniger verstehbaren Umständen. Das hat zur Konsequenz: Um eine Situation kognitiv zu bewältigen, muß ich nicht länger als ihr Teilnehmer in sie eintauchen und mit ihr in gewisser Weise verschmelzen, es reicht aus, ihre Beschreibung zu lesen - dabei steht es mir frei, zu bleiben, wo ich bin, und zu assoziieren, was ich will. (Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 395). Die Schriftgeschichte ist in etwa identisch mit der Geschichte der Historiographie () und kann auch als eine Geschichte der Historienkultur beschrieben werden, doch muß berücksicht werden, daß diese eine Historienkultur aus mehreren Historienkulturen () besteht, und genau mitten in dieser Geschichte finden wir die antik-apollinische Kultur sowie das erste Alphabet und das revolutionäre Alphabet, das wir die griechische Schrift nennen. Dieser Einschnitt in die Schriftgeschichte war so gewaltig, daß man sogar sagen kann, er war für die von ihm betroffenen Menschen sogar ein Einschnitt in deren In-der-Welt-Sein (), denn mit und nach diesem Einschnitt spaltete sich das In-der-Welt-Sein explizit in erlebte und in vorgestellte Situationen - besser gesagt, es gelingt den vorgestellten Situationen dank ihrer Verschriftlichung, das Monopol des Verstehens-durch-in-der-Situation-Sein zu brechen. Mit der griechischen Schrift beginnt das Abenteuer der Dekontextuierung von Sinn. (Peter Sloterdijk, ebd., S. 395-396). Es geht hier also um den Aufstand des Texts gegen den Kontext, das bedeutet: die Losreißung des Sinns von den gelebten Situationen. Die griechische Schrift emanzipierte mit der ständigen Einübung des dekontextuierenden Denkens - üblicherweise als Lesen bezeichnet - den Intellekt vom Zwang zur Teilhabe an realen Konstellationen. Die griechische Schrift erzeugte erstmals den rein theoretischen Menschen, der später Philosoph heißen sollte.- Delphi ein antikes Konzil? -Zwei wichtige Einrichtung in der Antike, die auch schon in der Zeit der Vordenker eine wichtige Rolle gespielt hatten, waren die Mysterien und die Orakel. Das Orakel prophezeite weniger als es Rat gab und anordnete; es verkündete nicht so sehr, was geschehen wird, als was getan werden soll. Auch theoretische Belehrung bot es nur selten. Man befragte es in Kulturangelegenheiten, bei Städtegründungen, in Kriegen, bei Hungersnot, Seuchen, Erdbeben und anderen öffentlichen Unglücksfällen; aber auch die Alltagssorgen wurden ihm vorgetragen: Ehe, Adoption, Geschäfte, Landbau, Liebeskummer, Reisen u.s.w.. Auch viele törichte Fragen kamen natürlich vor: ob das erwartete Kind nicht von einem anderen Mann sei, wo man nach Schätzen graben solle, wer die Matratzen gestohlen habe, wo Homer geboren sei u.s.w.. Delphi (Delfoi, Delphoi) war Kolonialamt, indem es für die Ortswahl und Anlage der neuen Niederlassungen Anweisungen gab, meist ganz vorzügliche, auch eine Art Völkergerichtshof, ebenso parteiisch und ohnmächtig, wie alle späteren, und in religiösen Fragen vom Range eines Konzils. (Vgl. Konziliarismus). Doch es erteilte niemals Bescheide in Dogmensachen, denn dies alles war Sache eines Priesterkollegiums, die Pythia aber hat auch prophezeit: von den Ausdünstungen der dampfenden Erdspalte berauscht, verkündete sie mit mit rasendem Munde, was der Gott aus ihr sprach. Sonst weissagte man aus den Träumen, zumal der Tempelschläfer, aus der Tierleber, dem Vogelflug, dem Blitz, dem Schwitzen der Götterbilder, dem Wiehern der Pferde, dem Niesen, das meist ein schlechtes Omen war, dem Werfen der Lossteinchen; aber erst in der Spätzeit, von Chaldäern belehrt, aus den Sternen. Von der Rolle, die derlei Vorbedeutungen in der Ökonomie des antik-griechischen Lebens gespielt hahen, können wir uns heute kaum mehr einen Begriff machen.
|
Tabelle |
16) . . (Vorläufer der homerischen Epen)
. . seit ca. - 15. Jh. / - 14. Jh. 17) Zeus-Götterwelt als Feudal-Religion seit ca. - 14. Jh. / - 13. Jh. 18) ................... ... .................... seit ca. - 10. Jh. / - 9. Jh. 19) Zeus-Götterwelt als Monopol-Religion seit ca. - 10. Jh. / - 9. Jh. 20) .................... ... ..................... seit ca. - 9. Jh. / - 8. Jh. 21) Zeus-Götterwelt als Adelsreligion, Homer seit ca. - 8. Jh. 22) ....... ... ..... (u.a. Olymische Spiele; 776) seit ca. - 8. Jh. 23) ....... ... ..... (u.a. Apollon-Kult in Delphi) seit ca. - 8. Jh. 24) Orientalisierende Renaissance seit - 8. / - 7. Jh. 25) Reformation (Orphiker) Renaissance seit - 7 Jh.; Neuzeit 26) Dionysos als letzter Gott im Olymp; seit - 7. Jh.; Neuzeit 27) Zeus-Götterwelt; Theogonie von Hesiod seit - 7. Jh.; Neuzeit 28) Gegenreformation Zeus-Welt seit - 7. / - 6. Jh.; Neuzeit - PURITANISMUS
seit - 7. / - 6. Jh.; Neuzeit
- |
16) 2. Scholastik Früh-Scholastik (Universalienstreit)
seit 8.Jh. 17) 1. Mystik Früh-Mystik seit 9. Jh. 18) 3. Scholastik Hoch-Scholastik (Aristotelismus) seit 13. Jh. 19) 2. Mystik Hoch-Mystik seit 13. Jh. 20) 4. Scholastik Spät-Scholastik seit 14. Jh. 21) 3. Mystik Spät-Mystik seit 14. Jh. 22) Nominalismus Früh-Naturwissenschaft seit 14. Jh. 23) Ockhamismus Früh-Empirismus seit 14. Jh. 24) Humanistische Renaissance (Petrarca u.a.) seit 14. Jh. 25) Reformation (Luther) Renaissance seit 15./16. Jh.; Neuzeit 26) Neuscholastik (5) Reformation seit 15. / 16. Jh. Neuzeit 27) Neumystik (4) Paracelsus, Franck u.a. seit 16. Jh.; Neuzeit 28) Neuscholastik (6) Gegenreformation seit 16. Jh.; Neuzeit - PURITANISMUS
seit 16. Jh.; Neuzeit
- |
WEITER |
Nicht nur, daß die Frühdenker die Vordenker der Hochdenker
sind, |
Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.).Zum Kultursymbol-Erwerb vgl. auch die Vor-/Urgeschichte (Feuergebrauch, Sprachgebrauch u.s.w.): Homo erectus und das Feuer im (Alt-) Paläolithikum sowie die Geschichte der Sprache und Religion während der Hominisierung. Vgl. dazu (und zwar in der weiteren Kulturentwicklung) das jeweilige Ursymbol der Einzel-Kulturen. Eine besondere Bedeutung, weil stark richtumgsveränderlich, spielen dabei die Phasen, die eine ganz besondere Wende bewirken: Befruchtung (22-24) und Kultursymbol oder Kulturspracherwerb (10-12).Zeus (lat. Jupiter), der höchste Gott der Griechen (der Antike), Sohn des Kronos und der Rhea, Bruder und Gemahl der Hera, stürzte mit seinen Brüdern Poseidon (Neptun) und Hades (Pluto) die Herrschaft der Titanen ( 6 Söhne und 6 Töchter des Uranos und seiner Frau Gäa), zu denen sein Vater Kronos (Saturn) zählte. Er teilte nach dem Sturz der Titanen die Welt mit seinen Brüdern. Wie bei keinem olympischen Gott sonst sind bei Zeus die indogermanische Etymologie und Bedeutung und damit bereits vormediterane, aus der indogermanischen Religion stammende Ursprungs- und Wesensmerkmale zweifelsfrei. Zeus, mit diphtongischem Wurzelnomen, geht etymologisch zurück auf das indogermanische Nomen agentis * dieu-s mit der Grundbedeutung hell Aufleuchtender, Glänzer, Wetterleuchtender. Zeus wurde zwischen 2300-1900 v. Chr. von den einwandernden Indogermanen bzw. Protogriechen (Achäer, Ionier) importiert. Er kann aber sogar noch früher von diesen indogermanischen Gruppen in den Nordwesten Griechenlands importiert worden sein (vielleicht als * Teus). Erst im Verlauf des 2. Jt. v. Chr. trat zu dieser indogermanischen Komponente die mediterane, und erst in der Mittelmeerwelt wurde Zeus zum Kroniden. (Vgl. Tabelle und Zeus' Sohn Apollon).Kroniden (Hades, Neptun, Zeus sowie Hestia, Demeter, Hera) sind die 3 Söhne und die 3 Töchter des Kronos und der Rhea. Kronos entmannte seinen Vater Uranos (Himmel) und bemächtigte sich der Weltherrschaft. Um nicht von seinen Nachkommen ein ähnliches Schicksal zu erfahren, verschlang er alle Kinder, die ihm seine Gemahlin und Schwester Rhea gebar. Nur im Falle des jüngsten Sohnes Zeus gelang es Rhea, Kronos zu täuschen. An Stelle des Kindes verschluckte Kronos einen Stein. Später besiegte Zeus Kronos, zwang ihn, die Geschwister wieder auszuspeien, und verbannte ihn und die anderen Titanen in den Tartaros (Unterwelt, v.a. für den Aufenthalt von Dämonem und Büßern).Apollon, Sohn des Zeus und der Leo und Zwillingsbruder der Artemis, war der griechische Gott, v.a. der Mantik (Seher- bzw. Wahrsagerkunst) und Musik, dessen umfassende Kompetenz sich jedoch auf alle Bereiche göttlichen Waltens erstreckte. Die apotropäischen (nach Art des abwehrenden Zaubers), schützenden und heilenden Eigenschaften gehörten hingegen wohl noch vor den daraus ableitbaren mantischen und karthartischen zur älteren Wesensschicht des Apollon. Der schreckliche Bogenschütze, mit den lautlosen Pfeilen nach Belieben treffend, schickte zwar Tod und Verderben über Menschen und Vieh, doch wurde der Pestbringer ganz folgerichtig auch um Abwehr des Übels angegangen. Es bleibt festzuhalten, daß an der vielschichtigen Gestalt des Gottes offenbar prähellenische bzw. indogermanisch-protohellenische und (kleinasiatisch-) mediterane Komponeneten beteiligt waren. Apollon war die Verkörperung des griechischen bzw. antiken Ideals der strahlenden apollinischen Schönheit. (Vgl. antikes Seelenbild und Apollonkult).Mysterien (zu griech. muein, die Augen schließen; muew, [in die Mysterien] einweihen, schulen, unterrichten), was verschwiegen wird, gemeint ist der in Kultfeiern erlebte unaussprechliche Heilsgehalt. (). Intellektuelle Belehrung gab es bei diesen populären Initiationen nicht. Auch wurden die heiligen Riten einer großen Menge ohne Rücksicht auf individuelles Verdienst gespendet. Deshalb wohl neigten die Philosophen dazu, die Mysterien gering zu schätzen. Diogenes meinte, es sei absurd anzunehmen, jeder Steuereintreiber könne, nur weil er eingeweiht sei, in der nächsten Welt am Lohn der Gerechten teilhaben, während Ungeweihte verdammt seien, dort im Schlamm zu liegen. Heraklit und Anaxagoras sowie Sokrates äußerten sich ähnlich negativ über die Mysterien. Auch Platon spottete über sie; aber er hielt auch seine Philosophie für eine andere und bessere Art der mystischen Inititiation. Die Philosophie, so meinte er, erreiche durch bewußtes Forschen für wenig Auserwählte dasselbe, was die Mysterien dem gemeinen Volk durch das Schüren von Emotionen vermittele: Läuterung der Seele, die freudige Begrüßung des Todes, die Kraft, mit dem Jenseits in Verbindung zu treten, die Fähigkeit, auf rechte Art zu rasen, d.h. verrückt zu sein. All diese Vorzüge, die Platon als übliche Leistungen mystischer Initiation anerkannte, sollten in seiner Philosophie durch geistige Schulung erreicht werden, durch Übung in der Kunst der Dialektik, deren Ziel es war, die Seele vom Irrtum zu reinigen. Die kultischen Initiationen und Rituale wurden von ihm durch intellektuelle oder geistige Mysterien ersetzt. Später, im Neuplatonismus, bei Plotin, wurde die Übernahme ritueller Terminologie systematisiert.Apollon war der griechische Gott (wahrscheinlich kleinasiatischer Herkunft) und galt als Sohn des Zeus und der Leo, Zwillingsbruder der Artemis. Apollon war die Verkörperung des griechischen bzw. antiken Ideals der strahlenden apollinischen Schönheit (Vgl. Apollonkult und das antike Seelenbild).Orakel (zu lat. oraculum, eigtl. Sprechstätte) ist Weissagung, Aussage über Zukünftiges (z.B. als Handlungsanweisung), räumlich Entferntes, über den gebotenen Vollzug bestimmter Handlungen und herrscherliche Ansprüche, ferner auch Bezeichnung des Ortes, an dem diese Wahrsagungen erteilt werden. In fast allen Kulturen und Religionen haben Orakel eine beträchtliche Rolle gespielt. Man unterscheidet zwischen einer kultischen Orakelgebung, die durch Medien und Priester erfolgt, und einer direkten Orakelerteilung durch charismatisch veranlagte Personen. Berühmte Orakelstätten waren das kanaanäische Kadesch und vor allem Delphi mit der Pythia, deren Äußerungen von Priestern gedeutet wurden. Das antike Orakel war ursprünglich ein Losorakel und beruhte erst später auf der Inspirationsmantik der Pythia. (Vgl. die mit Runen versehenen Buchenstäbe (Buchstaben) als Lose bzw. Orakelform bei den Germanen).Delphi war schon seit Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. Siedlung und Kultstätte (urspr. Verehrung der Erdmutter Gäa, seit dem 8. Jh. Apollonkult). Das Apollonheiligtum, die Pythischen Spiele, besonders aber das Orakel machten Delphi zu einer der bedeutendsten Kultstätten der Antike. Nach der griechischen Mythologie erschlug hier Apollon den Drachen Python. Im Apollontempel befanden sich der Omphalos (Nabel der Erde), ein Marmorblock, der als Mittelpunkt der Erde galt, und der Erdspalt, dem ein Luftstrom entstieg, der die Orakelpriesterin Pythia, auf ehernen Dreifuß über dem Erdspalt sitzend, zur Prophetie anregte. Das Orakel war ursprünglich ein Losorakel und beruhte erst später auf der Inspirationsmantik der Pythia, deren von Apollon eingegebene Äußerungen von der Priesterschaft in Form metrischer, meist mehrdeutiger Sprüche verkündet wurden.Python (puqon) war nach der griechischen Mythologie ein erdgeborener Drache, der das Orakel seiner Mutter Gäa in Delphi behütete und von Apollon getötet wurde. Nach Python war die Apollonpriesterin Pythia am Orakel in Delphi benannt, führte der Gott den Beinamen Pythios und wurden die Spiele in Delphi Pythischen Spiele (Pythien) genannt, die alle vier Jahre zu Ehren des Apollon gefeiert wurden.Pythia (von puqon, Python) war Apollonpriesterin in Delphi, benannt nach dem erdgeborenen, das Orakel seiner Mutter Gäa behütenden, schließlich von Apollon getöteten Drachen Python.Hippokrates (um 460-370), griechischer Arzt aus Kos, gilt als Begründer der Medizin als Erfahrungswissenschaft auf Grund unbefangener Beobachtungen und Beschreibung der Krankheitssymptome und einer kritischen, spekulationslosen Diagnostik. Die Hippokratiker verstanden Gesundheit und Krankheit als Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht von Körpersäften und Elementarqualitäten. (Humoralpathologie). Umweltfaktoren, Lebensweise und Ernährung wurden dabei besonders berücksichtigt. Sie beobachteten scharf die Krankheitssymptome, aber ihre Hauptanliegen waren die Prognose und die Prophylaxe, während sie sich in der Therapie zurückhielten und hauptsächlich die Heilkraft der Natur wirken ließen bzw. unterstützten. Die historische Bedeutung der hippokratischen Medizin liegt einmal darin, daß sie das ärztliche Handeln einem hohen ethischen Verantwortungsbewußtsein unterstellte (Hippokratischer Eid), zum anderen darin, daß sie bewußt von religiös-magischer Krankkheitsauffassung und Therapie abrückte und ein rational-natürliches Verständnis der Krankheit versuchte, allerdings (noch) nicht im Sinne modern-abendländischer Naturwissenschaft. Die Kanonisierung der hippokratischen Medizin durch Galen (um 129-199) machte diese zum Hauptfundament der Medizin - insbesondere auch der abendländischen (bis zum Ende des 18. Jahrhunderts).Humoralpathologie ist die in mehreren Kulturen - v.a. in der Antike - ausgebildete Lehre von den Körpersäften (Blut, Lymphe, Schleim, gelbe und schwarze Galle u.s.w.), deren rechte Mischung Gesundheit, deren Ungleichgewicht dagegen Krankheit bedeutet. (Vgl. Hippokrates und Galen).Platon (eigtl. Aristokles, 427-347); vgl. Platons Philosophie der Weltverabschiedung und Einübung ins Sterben (), besonders seine Lehre von der Umkehr durch Ausstieg aus der Höhle (Höhlengleichnis). Platon war zuerst Dichter, wandte sich von der Dichtung jedoch ab, weil sie seit 387 v. Chr. (Gesetz) ziemlich grausame Theaterstücke aufführen durfte (Götter-Blasphemie u.s.w.). Er gründete wahrscheinlich deshalb 385 v. Chr. eine Schule, die (dem altattischen Heros) Akademos gewidmet war. Die Ältere Akademie war stark pythagoräisch beeinflußt: das Problem von Idee und Zahl spielte erkenntnistheoretisch eine große Rolle. Später folgten die Mittlere Akademie (seit 315 v. Chr.) und die Neuere Akademie (seit 160 v. Chr.); vgl. die Akademien im Altplatonismus, den Mittleren Platonismus, die Auswirkungen auf die Gnosis, den Neuplatonismus, die Patristik. Alle Philosophie nach Platon scheint aus Fußnoten zu der seinigen zu bestehen. Er schrieb Dialoge, tatsächliche und fiktive Gespräche mit Sokrates (470-399), seinem Lehrer. Platon lehrte die Scheinhaftigkeit und Abkünftigkeit der Sinnenwelt von archetypischen Urbildern oder Ideen. Mit der Ideenlehre setzte er sich von Sokrates ab, obwohl er sie in den (mittleren und späteren) Dialogen seinem Dialoghelden Sokrates in den Mund legte. Für Platon waren die unveränderlichen Ideen die Urbilder der veränderlichen Dinge, ihr Programm, ihr Ziel und Zweck. Platon nahm bei seiner Ideenlehre die Mathematik (Geometrie) zum Vorbild aller anderen Wirklichkeit, wie schon vor ihm Pythagoras (580-500) und seine Schüler. (Vgl. Tabelle).Das Höhlengleichnis ist laut Platons Staat (7.Buch) ein Vergleich des menschlichen Daseins mit dem Aufenthalt in einer unterirdischen Behausung. Gefesselt, mit dem Rücken gegen den Höhleneingang, erblickt der Mensch nur die Schatten der Dinge, die er für die alleinige Wirklichkeit hält. Löste man seine Fesseln und führte ihn aus der Höhle in die lichte Welt mit ihren wirklichen Dingen, so würden ihm zuerst die Augen wehtun, und er würde seine Schattenwelt für wahr, die wahre Welt für unwirklich halten. Erst allmählich, Schritt für Schritt, würde er sich an die Wahrheit gewöhnen. Kehrte er aber in die Höhle zurück, um die anderen Menschen aus ihrer Haft zu befreien und von ihrem Wahn zu erlösen, so würden sie ihm nicht glauben, ihm heftig zürnen und ihn vielleicht sogar töten. Vgl. Platon (427-347).Aristoteles (383-322); vgl. Ältere und Jüngere Aristoteliker (Peripatetiker) und Aristotelische Stoa. Dieser antike Universalgelehrte bestimmte mit seinen Klassifikationen und Begriffsprägungen die gesamte nachfolgende Philosophie, dominierte insbesondere die Scholastik. Die sich auf Aristoteles stützende Art des Philosophierens, der Aristotelismus, wurde später auch von den Arabern (z.B. Averroes, 1126-1198) und Juden (z.B. Maimonides, 1135-1204) gepflegt und beherrschte insbesondere seit dem 13. Jh. das philosophische Denken des Abendlandes, vermittelt vor allem durch Albert dem Deutschen (den Großen, 1193-1280) und Thomas von Aquino (1225-1274), allerdings mit wesentlichen, durch das Christentum bedingten Änderungen. Dieser auch Thomismus genannte Aristotelismus wurde (als Neuthomismus) die Grundlage der katholischen Neuscholastik (bis heute!). In der Zeit der Renaissance wurde der Aristotelismus in unscholastisch-humanistischer Art von nach Italien gelangten byzantinischen Gelehrten neu belebt: in Deutschland fußten also sowohl die protestantische Neuscholastik (z.B. durch Melanchthon, 1497-1560) als auch die katholische Neuscholastik (z.B. durch Suarez, 1548-1617) auf dem Aristotelismus. Aristoteles, der für seinen Sohn Nikomachos die Nikomachische Ethik geschrieben hatte, blieb für die Entwicklung der abendländischen philosophischen Ethik richtungsweisend bis Kant (!). (Vgl. Tabelle).Die Stoa, um 300 v. Chr. von Zenon (354-264) aus Kition gegründet, war eine weit verbreitete Strömung der griechischen Philosophie, die eine Alte, Mittlere, Neue und eine späte Aristotelische Stoa (vgl. Stoizismus) entwickelte. In der römischen Kaiserzeit war die Stoa so etwas wie eine ethische Religion des römischen Volkes geworden. Gott und Natur waren der Stoa eins, das Menschenwesen ein Teil der Gott-Natur. Die Stoa nahm nach Art des Globaleklektizismus bzw. Synkretismus die verschiedensten Lehren in sich auf. Andererseits übernahmen später Gnosis und Neuplatonismus Elemente auch aus der Stoa.Claudius Galenus (ca. 129-199), römischer Arzt griechischer Herkunft, war Arzt und Schriftsteller in Rom und neben Hippokrates der bedeutendste Arzt der Antike. In seinem z.T. erhaltenen Werk vereinigte er die Humoralpathologie und die diagnostisch-klinische Kunst der Hippokratiker mit der Anatomie und Physiologie des Aristoteles und der alexandrinischen Ärzte zu einem umfassenden System der Medizin, das über Jahrhunderte die Heilkunde beherrschte. Seine Schriften galten v.a. der Anatomie, Physiologie, Pharmakologie und Pathologie als Grundlagen der ärztlichen Ausbildung und Tätigkeit. Galen verfaßte neben medizinischen auch mathematische und philosophische Schriften, wobei er die Lehren der Peripatetiker mit denen der Stoiker zu verbinden suchte. (Vgl. auch: Aristotelische Stoa).Dionysios Areopagita (1. Jh. n. Chr.), angeblich erster Bischof Athens, war Mitglied des Areopagats (Areopag = Areshügel, ältester und berühmtester Gerichtshof in Athen, auf dem Areshügel, westlich der Akropolis) und wurde von Paulus bekehrt. Unter dem Namen Dionysios Areopagita und unter Berufung auf Apg. 17, 34 veröffentlichte ein griechisch schreibender christlicher Schriftsteller im 5. oder 6. Jh., der Pseudo-Dionysios Areopagita, eine Reihe theologisch-mystischer Schriften und Briefe und erlangte damit beinahe apostolisches Ansehen mit großem Einfluß insbesondere auf die Mystik.Das auf Vergangenheit und Zukunft bezogene Bild eines Abendländers ist das exakte Gegenstück zu dem eines Antiken, für den nur die Gegenwart zählte. Selbst das Römische Reich war nicht primär aus bewußtem Antrieb durch identitätsstiftende Geschichten, also durch eine Mythomotorik gebildet worden, sondern aus sich selbst heraus. Im Gegenteil dazu suchte das Abendland von Anfang an seinen Antrieb durch Geschichten; und gerade die Geschichte des Römischen Reiches, die doch selbst durch Gegenwart, durch ständige Präsenz gekennzeichnet war, wurde (vielleicht auch deshalb!) zur Basis jeder Übertragung. Das Reich wurde zur Grundlage jedes bildenden und einbildenden Projektes, d.h. jeder Projektion. Die maßgeblichen europäischen Mächte unternahmen immer neue Anläufe, ein Reich nachzuspielen, das ihrer politischen Phantasie als unverlierbares Paradigma vorgeordnet blieb. So könnte man geradezu sagen, daß Europäer ist, wer in eine Übertragung des Reiches verwickelt wird. Dies gilt besonders für Deutsche, Österreicher, Spanier, Engländer und Fransosen .... (Peter Sloterdijk, Falls Europa erwacht, 1994, S. 34).Mythomotorik bedeutet Antrieb durch formierende oder identitätsstiftende Geschichten. Den Ausdruck Mythomotorik hat m.W. Jan Assmann ... eingebracht. Vgl. Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerungen und politische Identität in den frühen Hochkulturen, München, 1992. (Peter Sloterdijk, Falls Europa erwacht, 1994, S. 64).Peter Sloterdijk, Falls Europa erwacht. Gedanken zum Programm einer Weltmacht am Ende des Zeitalters ihrer politischen Absence, 1994.Plotinos (205, Lykopolis, 270, Minturnae / Campanien) war in Alexandria Schüler des sagenhaften Ammonios Sakkas (um 175 - 242), danach, nach seiner Teilnahme an Kaiser Gordians persischen Feldzug, als Kaiser Gallienus' Schützling Vorsteher einer eigenen Schule in Rom. Plotin war sogar so sehr auf Vergeistigung bedacht, daß er sich schämte, einen Körper zu haben. (Vgl. Neuplatonismus).Thomismus ist die Philosophie des Thomas von Aquino (1225-1274) und seiner Anhänger, der Thomisten. Er ist gegliedert in den älteren Thomismus vor der Reformation und in den neuren Thomismus (Neuthomismus) nach der Reformation, d.h. seit Beginn der Gegenreformation. Er besteht also heute noch (vgl. Tabelle). Der Thomismus bedeutet Vereinigung des Aristotelismus mit der christlichen (katholischen) Weltanschauung. Er vertritt die Herrschaft des Intellekts über den Willen und Willensfreiheit innerhalb gewisser Grenzen, den Aufbau der Welt in sinnvollen Stufen und die Erkennbarkeit Gottes nur aus seinen Wirkungen in der sichtbaren Schöpfung. Einer der ersten Gegner des Thomismus war Duns Scotus (1266-1308).Mystik: vgl. Ur-Mystik, Früh-Mystik, Hoch-Mystik, Spät-Mystik und Neu-Mystik und ihre Mündung in Idealismus und Romantik.Doppelte Wahrheit, das gleichzeitige Wahr-oder-Falsch-sein-Können einer Erkenntnis je nach der Grundlage dieser Erkenntnis, spielte im Mittelalter eine große Rolle, als die Glaubenswahrheiten rational gesichert werden sollten.Aporie (aus griech. a nicht und poros Weg, Brücke) ist die Weglosigkeit, die Ausweglosigkeit, d.h. die Unmöglichkeit, zur Auflösung eines Problems zu gelangen, weil in der Sache selbst oder in den verwendeten Begriffen Widersprüche enthalten sind. (Vgl. auch: Doppelte Wahrheit).Bernhard von Clairvaux (1090-1153) trat 1112 in das Reformkloster Citeaux ein, gründete 1115 das Kloster Clairvaux, von dem zu seinen Lebzeiten 68 Filialgründungen ausgingen.. Der Orden der Zisterzienser wurde von ihm wesentlich mitgeprägt, seine Mystik bestimmend für das ganze Mittelalter, sein Einfluß auf Predigt und geistliches Leben nachwirkend bis weit in die Neuzeit. Von Bernhards Werken sind fast 900 Handschriften erhalten: Predigten, Abhandlungen; Hauptwerk: De consideratione (1149-1152).Albert von Bollstädt (1193-1280), auch: Albert der Deutsche, Albert der Große (Albertus Magnus), trug den Ehrentitel Doctor universalis, wegen seiner Vielseitigkeit. Er war Philosoph, Naturwissenschaftler und Theologe und gehörte dem Dominikanerorden an. Als einziger Gelehrter hat er den sonst nur Staatsmännern vorbehaltenen Beinamen Magnus (der Große) erhalten. Albert ist Schutzpatron der Naturwissenschaftler. (Vgl. auch: Aristoteles und Aristotelimus).Unio mystica (lat.) bedeutet die mystische Vereinigung nit der Gottheit; sie wurde in den Mysterienkulten vollzogen. Von Platon und dem Neuplatonismus wurde die Unio mystica vergeistigt, noch mehr in der Mystik (besonders des deutschen Mittelalters), in der es um die Vereinigung des Einzelnen Schauenden mit Gott ging. Vgl. z.B. Johann (Meister) Eckhart.Via moderna, seit dem 14. Jh. im Unterschied zur Via antiqua (thomistischer oder gemäßigter Realismus) die Bezeichnung für die scholastische Position des Nominalismus, besonders für alle neueren Strömungen der Hoch-, vor allem aber der Spätscholastik. Es waren Wilhelm von Ockham (um 1285-1350) und die in seiner Nachfolge vertrenen philosophischen und theologischen Positionen, die dem Nominalismus zum Durchbruch verhalfen.Konzil (lat. concilium, Zusammenkunft, Versammlung; verwandt mit der griech. Synode) ist die Versammlung von Bischöfen und anderen kirchlichen Amtsträgern zur Erörterung und Entscheidung theologischer und kirchlicher Fragen. Das ökumenische oder allgemeine Konzil, das im 1. Jt. vom Kaiser und seit Beginn des 2. Jt. vom Papst berufen wurde, repräsentiert die allgemeine Kirche und besitzt nach katholischem Verständnis in seinen Glaubensentscheidungen Unfehlbarkeit. (Vgl. Konziliarismus).Konziliarismus ist die Bezeichnung für die Auffassung, daß das Konzil und nicht der Papst allein die höchste Instanz in der Kirche sei. Im Abendländischen Schisma erlangte der Konziliarismus praktische Bedeutung, die auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) bestätigt wurde, obschon die Päpste den Konziliarismus immer wieder verurteilten. Auch der Philosoph Nikolaus von Kues (1410-1464), der Cusaner, vertrat die Ansicht, daß das Konzil über dem Papst stehe. Die Gedanken des Konziliarismus wurden bis zum 1. Vatikanischen Konzil (1869/1870) permanent vertreten.Nikokaus von Kues
(eigtl. Krebs, 1401-1464), Werke u.a.:So ergibt
sich für das Abendland |
Urdenker | Vordenker | Frühdenker | Hochdenker | Spätdenker | Nachdenker | Enddenker |
WWW.HUBERT-BRUNE.DE |