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Frühkulturelle Historiographie - |
Tontäfelchen aus Uruk (Mesopotamien) mit Zeichen der ältesten bisher nachgewiesenen Schrift (4. Jahrtausend v. Chr.). Deren Bildzeichen (Piktogramme) wurden später zu den Zeichen der Keilschrift reduziert. Vielleicht entwickelten sich die Hieroglyphen aus ihnen. -
4. Jahrtausend v. Chr. - - 3. Jahrtausend v. Chr. - -
2. Jahrtausend v. Chr. - -
1200 bis 1150 v. Chr. - -
ca. 2. Jh. v. Chr. - - 13. bis 15.
Jh. n. Chr. - -
19., v.a. 20. Jh. n. Chr. - -
22. oder 23. Jh. n. Chr. - (Vgl. Linguistik) | Frühgeschichte ist nicht dasselbe wie
Frühkultur. Jedenfalls sind beide nicht immer deckungsgleich. Nicht jede
Frühkultur ist Objekt einer Frühgeschichte - nicht jedes kleine Kind
dieser Welt ist Objekt einer Erinnerungsaufzeichnung. Eine Frühkultur muß
keine Schrift entwickeln, aber ohne Schrift gibt es keine Frühgeschichte.
Vorstufen einer Schrift sind die Bilderschriften (Piktographien). Erste Ansätze
zu einer solchen Bilderschrift wurden in Höhlen entdeckt und stammen noch
aus der Steinzeit, genauer: aus dem Jungpaläolithikum.
Die Sumerer entwickelten im 4. Jahrtausend v. Chr. eine Bilderschrift für
ihren Warenaustausch: dargestellt wurden jeweils die konkreten Gegenstände
oder Symbole mit Mengenangaben. Solche Buchungstafeln wurden in Uruk
(Warka), aber auch bei nordamerikanischen Indianern, bei den Eskimo, bei verschiedenen
Völkern Nordasiens und Afrikas gefunden. Eine Bilderschrift, die nicht mehr
nur an Vorstellungen, sondern an eine bestimmte Sprache gebunden ist, entwickelt
sich zur Schrift nach graphemischen Regeln. Es wird dabei in folgender Reihenfolge
graphemisiert:
Auch eine Wortbildschrift kann noch unabhängig von einer bestimmten Lautform sein, wie z.B. die chinesische Schrift. Die Phonetisierung der Schrift, die Fixierung einer bestimmten Lautform, beginnt mit der gesonderten Kennzeichnung von Wortteilen, zunächst Silben, dann einzelnen Lauten. Die älteste voll phonetisierte Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.. Auch die Keilschrift geht auf Bildzeichen zurück, denn in Mesopotamien wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. die von den Sumerern im 4. Jahrtausend v. Chr. entwickelte Bilderschrift zu einer Keilschrift weiterentwickelt, indem man sie auf winklige Formen reduzierte, um sie besser mit einem gespaltenen Rohr in feuchten Ton drücken zu können. Dies gab den Zeichen die charakteristische Keil-Form. Im Aufbau ähnelte die Keilschrift jedoch sehr stark den ägyptischen Hieroglyphen. Bilderschriften, Bildzeichen (wie die Hieroglyphen) und Keilschriften weisen nicht zufällig Ähnlichkeiten mit den ersten Bilderschriften, Bildzeichen und Schriftformen der Kinder auf, die auch zunächst (jungpaläolithisch) gemalt, später (frühgeschichtlich) umgeformt und geschrieben werden.
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Man kann die Geschichte der Schrift in eine periodische Dreigliederung bringen: (1.) Bilderschrift (stark kontextuell und noch relativ schwach textuell), (2.) Alphabetschrift (stark textuell und nur noch relativ schwach kontextuell), (3.) Alphabet-und- Bilderschrift (stark textuell und stark [re-]kontextuell). Also scheint die Schriftgeschichte wohl eine Geschichte im Sinne der Hegelschen Dialektik zu sein: Die 1. Teilperiode bedeutet die Thesis der Bilderschrift und wurde von der mesopotamisch-sumerischen Kultur begründet (); die 2. Teilperiode bedeutet die alphabetische Antithesis dazu und wurde von der antik-apollinischen Kultur begründet (); die 3. Teilperiode bedeutet die Synthesis und wurde von der abendländisch-faustischen Kultur begründet (), wobei man noch nicht wissen kann, womit diese Synthesis tatsächlich enden wird, obwohl es nach der Theorie klar ist. Also: Die im 4. Jahrtausend v. Chr. entstandene Bilderschrift wurde im 2. Jahrtausend v. Chr. von der Alphabetschrift abgelöst, diese wiederum wurde im 1. Jahrtausend n. Chr. mit der Bilderschrift erneut verschmolzen und wird wohl im 3. Jahrtausend wieder von der Bilderschrift zurückgedrängt werden (doch das ist trotz aller heutigen Unkenrufe noch Zukunftsmusik bzw. Spekulation). Die Thesis (Bilderschrift) wurde oben bereits besprochen; kommen wir also zur Antithesis (Alphabetschrift):Die erste Alphabetschrift - sie bestand nur aus Konsonanten - ist die der Phöniker (Phönizier), die zu deren Entwicklung wohl mehre Jahrhunderte gebraucht haben dürften, jedenfalls war sie bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. vollendet und wurde im 13. Jahrhundert v. Chr., als auch die Dorische Wanderung begann, von den Griechen übernommen und dann erweitert, denn die Griechen führten erstmals Vokale in das Alphabet ein, weil für sie einige der phönikischen Konsonanten überflüssig waren; diese Redundanz war es also, die es den Griechen ermöglichte, das konsonantischeische Alphabet um Vokale zu erweitern, indem sie die überflüssigen Konsonanten nicht einfach eliminierten, sondern zu Vokalen erklärten und dadurch ein Revolutionäres Alphabet einführten. Das griechische Alphabet ermöglichte durch die eingeführten Vokale erstmals eine lautgetreue Wiedergabe der Silben, Wörter, Sätze, also des ganzen Textes:Die griechische Schrift hatte enorme Auswirkungen, denn allein durch das Ereignis der griechischen Schrift konnte sich die ... Leser-Subjektivität entwickeln, deren starkes Merkmal in der Fähigkeit zum »Umgang mit Texten«, das heißt zum situationsunabhängigen Sinnverstehen, bestand. .... Dank aufgeschriebener Texte emanzipiert sich die Intelligenz vom Zwang des In-situ-Aufhalts () in mehr oder weniger verstehbaren Umständen. Das hat zur Konsequenz: Um eine Situation kognitiv zu bewältigen, muß ich nicht länger als ihr Teilnehmer in sie eintauchen und mit ihr in gewisser Weise verschmelzen, es reicht aus, ihre Beschreibung zu lesen - dabei steht es mir frei, zu bleiben, wo ich bin, und zu assoziieren, was ich will. (Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 395). Die Schriftgeschichte ist in etwa identisch mit der Geschichte der Historiographie und kann auch als eine Geschichte der Historienkultur beschrieben werden, doch müssen wir berücksichtigen, daß diese eine Historienkultur aus mehreren Historienkulturen () besteht, und genau mitten in dieser Geschichte finden wir die antik-apollinische Kultur () sowie das erste Alphabet und das revolutionäre Alphabet, das wir die griechische Schrift nennen. Dieser Einschnitt in die Schriftgeschichte war so gewaltig, daß man sogar sagen kann, er war für die von ihm betroffenen Menschen sogar ein Einschnitt in deren In-der-Welt-Sein (), denn mit und nach diesem Einschnitt spaltete sich das In-der-Welt-Sein explizit in erlebte und in vorgestellte Situationen - besser gesagt, es gelingt den vorgestellten Situationen dank ihrer Verschriftlichung, das Monopol des Verstehens-durch-in-der-Situation-Sein zu brechen. Mit der griechischen Schrift beginnt das Abenteuer der Dekontextuierung von Sinn. (Peter Sloterdijk, ebd., S. 395-396). Es geht hier also um den Aufstand des Texts gegen den Kontext, das bedeutet: die Losreißung des Sinns von den gelebten Situationen. Die griechische Schrift emanzipierte mit der Einübung des dekontextuierenden Denkens - üblicherweise Lesen genannt - den Intellekt vom Zwang zur Teilhabe an realen Konstellationen. Die griechische Schrift erzeugte erstmals den rein theoretischen Menschen, der später Philosoph heißen sollte.Frühgeschichte ist diejenige Entwicklungstufe, die vor der durch schriftliche Quellen darstellbaren Geschichte liegt und vereinzelte, aber für eine historische Betrachtung nicht ausreichende Schriftzeugnisse aufweist, über die man jedoch durch Überlieferung auszugsweise Kenntnisse historischen Geschehens hat. Weil sie als Teil der Historiographie in den für mein Kernthema (Antike-Abendland) wichtigen Gebieten zu unterschiedlichen Zeiten anzusetzen ist, verweise ich auf die Tafel, die eine Übersicht für die Regionen West-, Mittel- und Südosteuropa sowie Griechenland, Anatolien und den Vorder-Orient gibt. In diesen Gebieten gab es Formen der Ur-, Früh-, Hoch- und Spätkultur, und das hing davon ab, ob die Menschen Nomaden blieben, z.B. als Wildbeuter (Urform) und als Spezialjäger (Frühform), oder ob sie bereits als Seßhafte (Hochform) Ackerbau und Viehzucht betrieben und sogar schon Metallverarbeiter (Spätform) waren, zu mehr Reichtum gelangten, d.h. Reiche wurden. (). Eine Schriftentwicklung darf man zumindest für Hoch- und Spätkulturen erwarten, die Besitz, Kapital und damit Macht sichern, ihre Forderungen über schriftliche Urkunden erfolgreich einklagen wollen u.s.w.; und einige taten dies auch, und zwar noch im Stadium der Frühkultur: zuerst die Sumerer, als sie begannen, die Schrift als Verwaltungshilfsmittel nutzten. So wurden die Sumerer zur Kultur der Besitz und Macht Versichernden und Verwaltenden, weil sie eine Schrift entwickelt hatten, zur Hochkultur aufstiegen und als Spätkultur eine erste Zivilisation begründeten. Die Zurückgebliebenen mußten mit den Verwaltenden eine eheähnliche Partnerschaft eingehen oder wurden auf eine andere Art erobert und, wenn es sich für die Eroberer lohnte, schon bald zu Gläubigern gegenüber einer überlegenen Kultur. (Vgl. Kulturehe und Schriftentwicklung ab ca. 4000 v. Chr. ). |
Historiographierende und HistoriographierteBeispiel: Fotos und Filme, die das Leben des Ungeborenen im Mutterleib dokumentieren, werden ja schon seit langer Zeit gemacht. Nach der Geburt des Kindes füllen sich die Fotoalben und Videoschränke. Den Unterschied, Beobachter oder Beobachteter zu sein, lernen kleine Kinder gerade erst kennen, weshalb sie oft zum Objekt der Beobachtung und historiographischen Berichterstattungen werden. Gerade in der heutigen Zeit dürfte den meisten Eltern bewußt sein, daß sie ihre Kinder gern filmten, solange sie klein waren, es aber tunlichst mieden, sobald die Kinder selbst damit bewußter umzugehen gelernt hatten und sich nicht mehr neutral vor der Kamera verhielten. Ähnlich sind die Verhältnisse für Vor-/Urkulturen und Frühkulturen einerseits, Hoch- und Spätkulturen (erwachsene Zivilisationen) andererseits. (Vgl. Kult-Uhr). Für sie gibt es Historiographierende und Historiographierte. Früh-Historiographik bedeutet, daß der Historiographierende zumindest die Frühkultur und der Historiographierte die Hochkultur noch nicht erreicht hat. Geschichte dagegen bedeutet, daß Historiographierende und Historiographierte Vertreter aller Kulturstufen bzw. Kulturquartale sein können, sogar Vertreter der zivilisierten Spätkulturen. Auch Erwachsene zeichnen sich gegenseitig auf. |
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Man
darf annehmen, daß die Griechen bereits frühhistoriographisch tätig
waren, als sie ab etwa 1200 / 1150 v. Chr. das phönikische Alphabet übernahmen
und bald erweiterten, indem sie aus den für sie überflüssigen Konsonanten
Vokale machten. (1. Vokalalphabet). | ||||||
Beispiel (Kultur) | Stufe der Historiographie | Text zur Kulturgeschichte | ||||
Mesopotamien * Antike * Abendland * |
Frühkultur (ca. 3550 bis 2850) Frühkultur (ca. 1400 bis 700) Frühkultur (ca. 750 bis 1453) | |||||
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Geschichtsstufe |
Historiographische Werkzeuge | Hauptmotive | ||||
| (1)
Bildkunst (1) + (2) Schrift | (1)
Religion, Gedenkbild (1) + (2) Ökonomie, Besitz | ||||
Kann man Menschen, die selbst noch keine Geschichtsschreibung betreiben, geschichtlich wirklich (besser) beschreiben? Germanische
Seefahrt ist, und zwar von Beginn an, eine wichtige Vor- und Urform
der abendländischen Kultur, |
Bei den Ägyptern, Babyloniern, Assyrern u.a. wurden die Taten der Herrscher in Tatenberichten von diesen Herrschern selbst oder von anderen Personen meist in Inschriften, gelegentlich auch in Annalen, festgehalten und verherrlicht. (Im oben erwähnten Beispiel wäre das eine Kind-Kind- bzw. Frühkultur-Frühkultur-Aufzeichnung). Ansätze zu einer eigentlichen Geschichtsschreibung mit historischer Kritik und der Frage nach geschichtlicher Wahrheit gab es jedoch schon bei den Hethitern. (Im oben erwähnten Beispiel wäre das eine Kind-Jugend- bzw. Frühkultur-Hochkultur-Aufzeichnung, weil die Hethiter bereits Vorbilder hatten). Auch alle folgenden Kulturen konnten bereits auf die Erfahrungen älterer Kulturen zurückgreifen, so daß man ab jetzt nur noch für den Historiographierten annehmen darf, ein frühgeschichtliches Objekt für den nicht mehr frühgeschichtlich vorgehenden Historiographierenden zu sein. Mit anderen Worten: ab jetzt war der Geschichtsschreiber nicht mehr ebenbürtig mit seinem Objekt bzw. selbst das Objekt, sondern Vertreter einer Hochkultur, später einer zivilisierten Spätkultur. (Vgl. Kult-Uhr).Die Israeliten verstanden ihre eigene Vergangenheit als Heilsgeschichte und entwickelten daraus ein festes Geschichtsbild, das zu einem der wichtigsten Merkmale und Stützpfeiler der magischen Kultur werden sollte. (Vgl. Consensus). Übereinstimmungen als Kulturhauptmerkmal haben allerdings den Nachteil (oder Vorteil), daß sie, weil sie ihrer kulturimpliziten religiösen Wahrheit über die gesamte eigene Kulturgeschichte hinweg zu entsprechen haben, ständig neu interpretiert und deshalb häufig uminterpretiert werden müssen, was auch tatsächlich geschah bzw. geschehen mußte. Eine besonders stark an Bedingungen geknüpfte Geschichtsschreibung dient aber letzten Endes nicht der Wahrheitsfindung, sondern allenfalls dem eigenen Geschichtsbild, und in diesem Fall ist das ein Religionsbild bzw. Wunschdenken. Eher das Gegenteil beanspruchte die Antike für sich; um Erfahrung weiterzugeben, wollten die Griechen das Traditionsgut mit einem unbedingten Wahrheitsanspruch überliefern sowie Gründe und Zusammenhänge historischer Vorgänge aufzeigen (v.a. Herodot: ). |
MetallikumEine neue Epoche (Teilperiode) war mit der Metallverarbeitung angebrochen, weil sie ebenfalls wesentliche sozio-ökonomische Veränderungen mit sich brachte. Die wirtschaftlichen Verhältnisse prägten auch die Sozialstruktur des Metallikums. In Asien war z.B. das Kupfermetallikum der Anfang späterer Hochkultur, in Europa war es mit den großen Völkerwanderungen der Becher-Leute () und der Streitaxt-Leute des Schnurkeramischen Kreises () verbunden, die wahrscheinlich Indogermanen waren, zumindest aber Anteil an der Indogermanisierung Europas hatten. In Mitteleuropa ging die Verarbeitung ziemlich schnell von Kupfer auf Bronze über. (Vgl. dazu die Tafel). Einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor stellte jeweils dasjenige Metall dar, das eine bestimmte Entwicklungsstufe prägte. Ein technologischer Fortschritt war v.a. der Brennofen mit großer Hitzeentwicklung für das Reduzieren der Erze. Die Verarbeitung war sehr arbeitsintensiv, weil auch viele weitere handwerkliche Tätigkeiten damit verbunden waren. Metallbau sowie Metallgewinnung und -verarbeitung erfordern bekanntlich die Zusammenarbeit einer größeren Gemeinschaft. Es war nicht mehr das autarke Dorf, sondern der Zusammenschluß mehrerer überregional organisierter Gruppen, der die Kultur prägte. Besitz und Kontrolle des Zugangs zu den erzreichen Gebieten verhalfen einigen Gemeinschaften zu besonderem Reichtum. Daraus entwickelte sich schon in der frühen Bronzezeit eine weiter differenzierte Sozialstruktur, an deren Spitze teilweise sogar herausragende Persönlichkeiten (Häuptlinge) standen, wie die Funde der überreichen Prunkbestattungen belegen. Später konzentrierten sich Macht und Reichtum zwar nicht mehr so sehr auf Einzelpersonen, beschränkten sich aber immer noch auf eine besondere Schicht.Mit der Metallverarbeitung entstand das spezialisierte Handwerk, d.h. es entstanden neue Berufe. Die wirtschaftliche Grundlage waren auch im Metallikum der Bodenbau und die Viehhaltung, wobei nun aber eine Mehrproduktion notwendig wurde, um auch die neu entstandenen Berufsgruppen zu versorgen und Kapital für den Tauschhandel zu gewinnen. Durch den großen Metallbedarf bedingt, wurde das Interessengebiet einer Gemeinschaft immer mehr erweitert. Neue Gebiete, besonders in erzreichen Bergen, wurden besiedelt, aber auch Machtbereiche einer gesellschaftlichen Einheit ausgedehnt. Gewisse Gruppen bauten sich dadurch wahrscheinlich eine Monopolstellung auf. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt in den Machtzentren (Fürstensitze) der Hallstatt-Kultur, die in Europa zum Synonym für die beginnende Eisenzeit wurde. (Vgl. dazu die Tafel). Imposant befestigte Burgen mit palastartigen Gebäuden und besonderen Handwerkervierteln, in denen mittelmeerisches Handels- und Ideengut verarbeitet und Gegenstände einer verfeinerten höfischen Kultur hergestellt wurden, nahmen eine wirtschaftliche Vorrangstellung ein; sie beruhte teilweise auf dem Salzreichtum einiger Gegenden und einiger Salzherren. Weniger wichtige Siedlungen in der Umgebung der Burgen standen in ihrer Abhängigkeit. Herausragende, überreiche Grabhügel zeugen von der Macht eines einzelnen Fürsten oder ganzer Fürstendynastien. Alles deutet darauf hin, daß diese Konzentration der Macht auf einem Feudalsystem basierte. Der Höhepunkt der Eisenzeit wurde etwa 450 v. Chr. durch die Latène-Kultur erreicht - beeinflußt von den Skythen über die Hallstatt-Kultur, von den Griechen über Massilia (und die Rhone aufwärts) und von den Etruskern über den Argonautenweg, d.h. den Po entlang über die Schweizer Pässe an Rhein und Rhone. In die kulturell zurückgebliebenen Gebiete (Böhmen, Britische Inseln und Iberische Halbinsel) brachten die Träger der Latène-Kultur (Kelten und Germanen) die städtische Kultur. |
Die Indogermanen, deren Sprache rekonstruiert werden kann (), besaßen offenbar kein Wort für Heimat, weshalb sie schon vor der Neolithischen Revolution existiert haben müssen - wahrscheinlich seit dem Jungpaläolithikum als nicht-seßhafte Hirten, die den Ort je nach Zustand der Weide wechselten. Im Indogermanischen findet man auch keine Wörter für Kupfer, Bronze und Eisen, weshalb sich die Indogermanen bereits vor dem Metallikum in Einzelvölker aufgelöst haben dürften - möglicherweise aber auch erst im nicht überall verbreiteten Kupfermetallikum:KupfermetallikumDie Grenze zwischen Kupfersteinzeit (Chalkolithikum)
und Kupfermetallikum ist nicht leicht zu ziehen, denn schon im reinen Neolithikum
gab es Kupferverarbeitung (Quelle: Artefakte aus Kupfer, z.B. in Çatal
Hüyük). Umgekehrt blieb auch in der Kupferzeit das Metall anfangs durchaus
eine Seltenheit, während wiederum Legierungs-Experimente, die schließlich
zur Erfindung der Bronze
führten, offenbar schon recht früh stattfanden. Das gilt besonders für
Mitteleuropa. (Vgl. dazu die Tafel). Allerdings
gibt es in mehreren Schichtfolgen, insbesondere in südöstlichen und
einigen westlichen Gebieten Europas und in Asien, tatsächlich eine Stufe,
die dem Namen Kupfermetallikum vollends gerecht wird, weil sie sich gegenüber
der vorhergehenden und der folgenden Stufe ganz klar abgrenzt und offenbar wie
ein Bruch wirkte. So brachte in Südosteuropa die Zeit der Kupferverarbeitung
die gleichen sozio-ökonomischen Veränderungen wie anderswo die Bronzezeit
(Bronzemetallikum),
weshalb es sich bei beiden auch nicht um Zeitabschnitte, sondern um Entwicklungsstufen
(Teilperioden)
handelt, die in verschiedenen Gebieten zu verschiedenen Zeiten einsetzten oder
auch gar nicht einsetzten. (Vgl. dazu die Tafel).
In Asien war das Kupfermetallikum der Anfang späterer Hochkultur, in Europa
war es mit den großen Völkerwanderungen der Becher-Leute ()
und der Streitaxt-Leute des Schnurkeramischen Kreises ()
verbunden, die wahrscheinlich Indogermanen waren, zumindest aber Anteil an der
Indogermanisierung Europas hatten. | Ist die Periode der Historisierung v.a eine Sache der Indogermanen-Familie? Das Indogermanentum stammt aus dem Jungpaläolithikum. Die Indogermanen standen im Zusammenhang mit der Streitaxt-Kultur der Schnurkeramiker, waren aber nicht deren alleiniger Träger. Aus linguistischer, archäologischer und anthropologischer Sicht dürften Trichterbecherkultur () mit ihren Nachfolgekulturen, darunter die Schnurkeramiker (), ferner die Bandkeramiker () und die Ockergrabkultur () als Indogermanen-Kulturen angesehen werden. Damit ist aber nur eine Zeitspanne erfaßt, die das Neolithikum betrifft (für Europa etwa 4500-1800). Ungeklärt bleibt auch die Herkunft der Glockenbecherkultur (). Um 4500 v. Chr. siedelten die Indogermanen wahrscheinlich zwischen Südskandinavien, Schelde, Rhone, Alpen, Schwarzem Meer und Don, nach Abschluß ihrer Wanderungen um 1800 v. Chr. in ganz Europa, in Anatolien und anderen Teilen Vorderasiens sowie im Iran und in Indien. (Siehe Karte). Die entscheidende Aussage über die Herkunft der Indogermanen wird wohl die Linguistik zu machen haben, denn ein Volkstum bestimmt sich in erster Linie nach der Sprache. Viele Befunde sprechen jedoch für ein in Europa gelegenes Ursprungsland der indogermanischen Völker, und es gibt nicht zu unterschätzende Anzeichen dafür, daß Indogermanen kontinuierlich, d.h. vom späten Jungpaläolithikum über das Mesolithikum bis ins Neolithikum in Europa gesiedelt haben. Danach begannen ihre Wanderungen und mit ihnen die Aufsplitterung des Indogermanischen in Einzeldialekte bzw. ins Restindogermanische Metallikum. Bergbau: |
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Hallstattzeit
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Kelten und Germanen in der Hallstattzeit
(Heimat im 8./7. Jh. v. Chr., Ausbreitung ab 7./6. Jh. v. Chr.)
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Mittlere Latènezeit
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[1][2][3][4][5][6][7]
Kelten und Germanen in der Mittel-Latènezeit
( 4. und 3. Jh. v. Chr..)
Starke Kelten-Expansion im 4. Jh. v. Chr.; sie
führte zur Keltisierung der einheimischen Bevölkerung.
Weil die antike Geschichtsschreibung zu dieser Zeit bereits gut entwickelt war, wissen wir heute mehr über die damaligen Völker, als wir ohne Berichterstattung der antiken Autoren über sie wüßten. Daß dadurch auch eine nicht als neutral zu bewertende Information weitergegeben wurde, dürfte jeden historisch Interessierten bewußt sein. Dennoch muß man solche Informationen als Quellen ernst nehmen, insofern es die Kritik erlaubt, und berücksichtigen, daß in jeder Kultur Informationen vorab zurechtgerückt werden. Weil die damaligen Kelten und Germanen selbst keine Schrift entwickelten, sind fremde Quellen einerseits unerläßlich, andererseits hinterließen Kelten und Germanen jede Menge Artefakte, so daß auch schon anhand der archäologischen Funde deutlich wird, daß beide Völker keineswegs Barbaren waren, wie die antiken Autoren immer behaupteten. Überdies entpuppten sich in der Geschichte schon häufiger die kulturell überlegenen Völker gerade dann als die wahren Barbaren, wenn sie dabei waren, diese Rolle auf andere, meistens unterlegene Völker zu projizieren. (). Projektionen gehören zu den urtümlichsten seelischen Regungen im Menschen. Ob innerhalb der Hominiden-Familie, der Primaten-Ordnung oder der gesamten Säugetiere-Klasse: je weiter man in der Evolution zurückgeht, desto natürlicher treten sie zutage, und je mehr man sich der Gegenwart nähert, desto mehr müssen sie kanalisiert werden. Um dem Gruppenzwang genügen zu können, müssen solche Lebewesen ihren Erfolg immer mehr durch Tarnung, Täuschung und Lüge sichern und sich in eine immer seelischer werdende Fluchtwelt retten. Projektionen haben offenbar einen stark mammalischen Zug und setzten sich seit dem Tertiär auch auf kulturelle Art immer mehr durch, weil sich die Kultur insgesamt immer mehr behaupten konnte. ().
Daß historiographische Informationen mit Vorsicht zu genießen sind, zeigen auch die vielen Begriffe, d.h. Wörter, deren Referenz verrät, wer die Welt in wessen Namen interpretierte. Trotzdem gibt es zu ihnen keine historiographisch verwertbare Alternative, wenn die historiographierten Völker selbst keine schriftliche Sprache entwickelten: Oppida (Singular: Oppidum) war niemals ein keltisches, sondern ursprünglich ein lateinisches Wort und bezeichnete zunächst altitalische Burgen und stadtähnliche Siedlungen, dann (nach Cäsar) große keltische Stadtanlagen des 2. und 1. Jhs. v. Chr., die von Frankreich bis zum Karpatenbecken verbreitet waren. Diese keltischen Stadtanlagen ähnelten sich in Befestigung, Innenbebauung (stadtviertelähnliche Gliederung) und Funktion, z.B. als Orte der Münzprägung und damit wohl als Sitz der Zentralgewalt eines Stammes. Bedeutende Oppida waren z.B. Alesia, Gergovia, Magdalensberg. (Vgl. Spät-Latènezeit). Mit der römischen Eroberung war die Latènezeit zu Ende; damit aber auch die Sprache, die Kunst und die weitere eigenständige Entwicklung der Kelten. Doch muß man gerade im Hinblick auf die Kelten daran erinnern, daß sie ohnehin im Schatten einer apollinischen Kultur gestanden hatten: der Antike. |
- Germanen - |
Die Germanen, zu den Indogermanen bzw. zur indogermanischen Sprachfamilie gehörend, gingen im End-Neolithikum aus Trägern der nach Westen vorstoßenden Megalithkultur, der Trichterbecherkultur () und Schnurkeramik- bzw. Streitaxtkultur () hervor. Sie bewohnten anfangs Südskandinavien und Schleswig. (Vgl. dazu die Tafel). | ||||
Um 750 v. Chr. siedelten die Germanen bereits weiter südlich, auch im deutschen Mittelgebirge, wo sie die Kelten als Nachbarn hatten. Man weiß nicht genau, wann und wo die germanische Runenschrift entstanden ist. Sie muß aber im 2. Jahrhundert vor Christus bereits entwickelt gewesen sein, weil sie in dieser Zeit der ersten Zeugnisse - d.h. der ersten, uns bekannten germanischen Schriftquellen - bereits so fertig ausgebildet war wie im Mythos: eine Lautschrift, geordnet in einer festen Reihe, dem sogenannten Futhark. Runen wurden auf Schildbuckeln, Schwertortbändern, Lanzenspitzen, Fibeln, Kämmen angebracht, aber hauptsächlich in Stein, Metall oder Holz geritzt (engl. write ist verwandt mit dt. ritzen). Diese graphischen Zeichen wurden mit dem Aufkommen der christichl-mittelalterlichen Frühkultur des Abendlandes immer seltener und wichen schließlich ganz der lateinischen Schrift. Ursprünge für den Grundstock des germanischen Alphabets könnten auch in der antik-magischen Zeichenwelt liegen, während andere Zeichen rein germanischen Ursprungs bzw. germanische Neuschöpfungen sein dürften. Die Runenschrift ist auch eine Begriffsschrift, d.h. die Runen besitzen nicht nur einen Lautwert, sondern repräsentieren auch einen Begriff, der mit dem betreffenden Laut beginnt.
Schon das Wort Rune enthält Zauberisches, denn es teilt mit dem Wort raunen dieselbe Wortwurzel. | -
Germanische Runenschrift - Germanisches Futhark (Runen-Alphabet) - benannt nach den ersten 6 Zeichen. Der Zeichenvorrat umfaßt 24 Runen (mit graphischen Varianten). Sie sind in 3 sogenannte Geschlechte zu je 8 Runen eingeteilt. Neben ihren Lautwert bezeichnet jede Rune auch einen bestimmten Begriff, der mit dem betreffenden Laut beginnt: f
= Fahrhabe, Vieh; u = Ur, Auerochse; Umstritten ist, inwieweit die Runen nach Anzahl und Stellung in der Reihe auch zahlensymbolischen Wert hatten. Damit hängt das Problem der Runenmagie zusammen. Der Name Rune deutet auf eine Kunst, die Eigeweihten vorbehalten war (gotisch runa ist die Übersetzung von griech. mysterion = Geheimnis), in der literarischen Überlieferung Islands gelten die Runen als reginkunnar (den Göttern entstammend), die isländischen Sagen erzählen wiederholt vom magischen Gebrauch der Runen. |
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Fortsetzung:
Anmerkungen:
Indogermanen-Kulturen entstanden wahrscheinlich aus einer einzigen indogermanischen Vor-/Urkultur im Paläolithikum (wohl im Jungpaläolithikum). Die indogermanischen Sprachen sind auch nur unter Annahme einer gemeinsame Ursprache erklärbar. Das Indogermanische, der Name wurde 1823 von H. J. Klaproth für die 1812 bis 1816 von Franz Bopp entdeckte Sprachfamilie geprägt, umfaßt die äußersten Glieder der Gruppe im Südosten (Ceylon) und Nordwesten (Island). Bezogen auf das Wort Hundert wurden die indogermanischen Sprachen unterschieden in eine westliche (Kentum-Sprachen; phonetisch: [k]) und eine östliche Gruppe (Satem-Sprachen; phonetisch [sch]). Weltweite Untersuchungen an Menschen aus den 1970er und 1980er Jahren haben ergeben, daß sprachliche und genetische Merkmale der Indogermanen weitgehend übereinstimmen. Aus linguistischer, archäologischer und anthropologischer Sicht dürften Trichterbecherkultur () mit ihren Nachfolgekulturen, darunter die Schnurkeramiker (), ferner die Bandkeramiker () und die Ockergrabkultur () als Kulturen der Indogermanen angesehen werden. Damit ist aber nur eine Zeitspanne erfaßt, die das Neolithikum betrifft (für Europa etwa 4500 v. Chr. bis 1800 v. Chr.). Ungeklärt bleibt auch die Herkunft der Glockenbecherkultur (). Obwohl man andere Möglichkeiten einer indogermanischen Herkunft nicht ganz ausschließen kann, darf als gesichert angenommen werden, daß die Indogermanen zum größten Teil der nordischen Rasse entstammen und deshalb nur ein europäischer Ursprung dieses Volkstums in Betracht kommt. Die Wirtschaftsweise eines Wildbeuters gibt es natürlich auch heute noch, z.B. bei den sogenannten Buschmännern. Wildbeuter leben in kleinen Gruppen, deren Größe für die Jagd günstig ist, in temporären Lagerplätzen. Die Rohstoffe für die Herstellung der Werkzeuge werden aus der nächsten Umgebung bezogen, die Produktion derselben erfolgt innerhalb der Gruppe. Feuerstein; ein hartes, brüchiges Kieselgestein von derartig mikrokristalliner Struktur, daß es sich leicht zu Abschlägen und damit zu Artefakten beliebiger Form verarbeiten läßt. Weit verbreitet, war es vor dem Aufkommen der Metallverarbeitung wichtigstes Rohmaterial für menschliche Werkzeuge und Waffen, zugleich eines der wichtigsten Handelsgüter der Steinzeit, d.h. seit dem Jungpaläolithikum. Nur noch Obsidian (natürliches vulkanisches Glas) und die widerstandsfähigeren Gesteine, die im Neolithikum das Rohmaterial für Reibsteine bildeten, wurden ihm für bestimmte Zwecke vorgezogen. Ihre Form erhielten Feuersteine gewöhnlich durch Abschlag (bzw. Schlagretusche oder Dengeln), in geringerem Umfang durch Druckretusche, Reiben und Schleifen. Megalithkulturen sind die die im Mesolithikum bis Spätneolithikum (End-Neolithikum) aufgekommene, in der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum bzw. Kupfermetallikum) und Bronzezeit (Bronzemetallikum) fortgesetzte Gewohnheit einiger vor- bzw. urgeschichtlicher und frühgeschichtlicher Kulturen (siehe: Periodik), megalithische Gräber und Kultmale zu errichten; z.B. Menhire (Lange Steine), Alignments bzw. Steinkreise, bestimmte Henge-Monumente und verschiedene Typen von Kammergräbern. Megalithkulturen gab es auch im Nahen Osten, in Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika, obwohl man sie gewöhnlich nur auf Europa bezieht, wo sie tatsächlich am ausgeprägtesten waren und als Relikte heute noch mehr als anderswo zu bestaunen sind. Hier, in Europa, waren einge Megalithkulturen mit Keramik der Chaséen verbunden, andere mit Töpferware der Seine-Oise-Marne-Kultur, der Pasteur-des-Plateaux-Völkerschaften und der Glockenbecherkultur () in West-, Südwest- und Mitteleuropa, besonders in Nordwestdeutschland und ganz England sowie in Südirland. In Norddeutschland, Dänemark, Südschweden und westlichen Teilen Osteuropas waren die Megalithkulturen verbunden mit Gefäßen der Trichterbecherkultur (Vorläufer der Schnurkeramik- bzw. Streitaxtkultur). Der Transport und die Bearbeitung der Megalithe setzen eine relativ differenzierte Sozialstruktur voraus. Bernstein (eigtl. Brennstein; Mittelniederdeutsch: bernen = brennen) ist ein unterschiedlich gefärbtes (hellgelb bis orangerot, bräunlich oder gelblichweiß), undurchsichtiges bis klares (durchsichtiges), fettglänzendes, fossiles Harz; der chemischen Struktur nach ein brennbarer Polyester aus Abietinsäure und Diabietinol neben Harzsäuren und Bernsteinsäure. Die bedeutendste Bernsteinlagerstätte der Welt befindet sich in Ostpreußen, wo der Bernstein in der blauen Erde auftritt. Die Gewinnung erfolgt im Tagebau, v.a. bei Palmnicken (Ostseebad an der Westküste des Samlandes, Ostpreußen). Bernstein enthält oft Einschlüsse tertiärer Tiere (v.a. Insekten) und Pflanzenteile. Die ältesten Belege von Bernstein, der v.a. ein beliebter Rohstoff für die Anfertigung von Schmuck war, stammen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum). Seit Beginn der Bronzezeit trat Bernstein auch in anderen Gebieten Europas auf. Durch die Kartierung der Bernsteinfunde wurden hypothetische Handelswege erschlossen (Bernsteinstraßen), auf denen der Bernstein nach Süden gelangte. Bernstein wurde in den mykenischen Schachtgräbern entdeckt, dagegen fand man ägyptische Fayence-Perlen in England. Der Bernsteinhandel hatte also eine rein nordsüdliche Richtung: 1)
über den Fluß- und Landweg von der Ostssee (Ostpreußen) zur Adria; Hethiter (vom Landesnamen Chatti abgeleitet) - ein indogermanisches Volk - stießen um 2000 v. Chr. vom östlichen Kleinasien aus nach Westen vor und schufen ein sehr bedeutendes Reich. Ihre indogermanische Sprache (Hattili oder Hatti bzw. Nasili) hat viel Ähnlichkeit mit der indogermanischen Sprache der Luwier (Sprache: Luwili), mit denen die Hethiter in das Land der Protohattier vordrangen. Der Name Hethiter ist aus der Bibel entlehnt, also selbst nicht indogermanisch. Die Hethiter gründeten ein großes Reich in Anatolien, dessen Hauptstadt Kussar war, ab dem 16. Jh. v. Chr.: Hattusa (heute: Bogaskale). Das Alte Hethitereich (1640-1380) wurde von Labarna gegründet, dessen Name zum Titel der der auf ihn folgenden Hethiterkönige wurde. Labarnas Nachfolger Hattusili I. (etwa 1590-1560) verlegte das Zentrum nach Hattusa und eroberte Syrien. Er und sein Nachfolger Mursili I. konnten das Reichsgebiet beträchtlich vergrößern. Mursili I. eroberte auch Babylon (1531 v. Chr.). Nach seiner Ermordung wurde das Reich durch innere Wirren (Königsmorde) geschwächt, aber mit den Reformen von Telepinus (um 1460 v. Chr.) die Ruhe im Innern wieder hergestellt; die Nachfolger wurden per Gesetz geregelt, während die Rechte des Adels erhalten blieben. Unter Telepinus' Nachfolgern festigte sich das Reich wieder. Das Neue Hethiterreich (1380-1200) begann mit der weiteren Sicherung der Grenzen, v.a. gegen die Churriter (Hurriter; altoriental. Volk in Nordmesopotamien und Nordsyrien). Damit wurde das Hethiterreich als Großmacht - neben Ägypten und Babylon - anerkannt. Unter Muwatalli (etwa 1295-1282) brach der bisher vermiedene Konflikt mit Ägypten voll aus. Die Schlacht von Kadesch (1285 v. Chr.) brachte den Hethitern keinen klaren Sieg. Hattusili III. (etwa 1275-1250) kam im Friedensvertrag von 1270 v. Chr. mit Ramses II. von Ägypten zu einer festen Abgrenzung (etwa bei Homs) der beiderseitigen Machtsphären in Nordsyrien. Der Druck des erstarkten Assyrerreiches auf Nordmesopotamien und Nordsyrien gefährdete die hethitische Macht, die gegen 1200 v. Chr. den Ansturm der neuen Völkerbewegung aus dem Westen erlag, z.B. der Seevölker. Aus dem Hethiterreich gingen später die Reiche der Phryger, Meder (8. Jh. v. Chr.) und der Lyder (7. Jh. v. Chr.) hervor. Wirtschaftliche Macht besaß das Hethiterreich besonders durch sein Eisenmonopol. (Vgl. Eisenmetallikum). Der hethitische Staat war eine Monarchie mit feudalen Zügen. Neben Rechtsprechung, Verwaltung, militärischer Führung und diplomatischer Korrespondenz hatte der König v.a. kultische Aufgaben. Die Entscheidungsrechte des Adels schwanden zunehmend zugunsten der Macht einer wachsenden Beamtenschaft. Die Hethiter besaßen mit dem Schutz der Rechte von Mann und Frau eine humane Gesetzgebung. Geld- und Freiheitsstrafen gab es natürlich auch. Geschichtsschreibung mit historischer Kritik und der Frage nach rein geschichtlicher Wahrheit war den Hethitern ein besonderes Interesse. Es verrät zusätzlich die indogermanische Herkunft dieses Volksstammes, weil es insbesondere die indogermanischen Völker waren, die einer nicht von der Religion dominierten Geschichtsschreibung zustrebten, während andere Völker, z.B. die Israeliten und der gesamte magische Kulturkreis, die Geschichte stets mit der Religion in Übereinstimmung zu bringen hatten (haben). Germanische Seefahrt ist, und zwar von Beginn an, eine wichtige Vor- und Urform der abendländischen Kultur, also eine ihrer Voraussetzungen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Vor- und Uraussetzung für alle späteren, noch grandioseren abendländischen Entdeckungen. (). Die altnordischen Stämme, in deren urmenschlicher Seele das Faustische () sich bereits zu regen begann, haben in grauer Vorzeit eine Segelschiffahrt erfunden, die sich vom Festland befreite. Sie reichte im 2. Jahrtausend v. Chr. von Island und der Nordsee über Kap Finisterre (spanische Nordwestküste) nach den Kanarischen Inseln und Westafrika, wovon die Antlantissagen der Griechen eine Erinnerung bewahrten. Das Reich von Tartessos an der Mündung des Guadalquivir scheint ein Mittelpunkt gewesen zu sein. Vgl. Leo Frobenius (1873-1938), Das unbekannte Afrika, S. 139. In irgendeinem Zusammenhang damit müssen die 'Seevölker' gestanden haben. Wikingerschwärme, die nach langer Länderwanderung von Nord nach Süd im Schwarzen oder Ägäischen Meer wieder Schiffe zimmerten und seit Ramses II (1292-1225) gegen Ägypten vorbrachen. (Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 428). Vgl. dazu auch: Germanentum. Himelskunde gab es z.B. im mitteldeutschen Raum wohl schon viel früher als bisher angenommen. In der Nähe von Goseck (Sachsen-Anhalt) fand man eine 7000 Jahre alte Siedlung mit Sonnenobservatorium; und die Himmelsscheibe von Nebra (bei Halle) stammt aus dem 17. Jh. v. Chr., ist also mindestens 4000 Jahre alt und damit die bisher älteste uns bekannte konkrete Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte. Diese Bronzescheibe belegt das stark ausgeprägte Interesse des Menschen am gestirnten Himmel. Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein Schlüsselfund der Archäoastronomie. Sie und die Beifunde deuten auch weiträumige Beziehungen bis in den östlichen Mittelmeerbereich an. Auch ergänzen sich Fundort und Bildinventar der Scheibe gegenseitig. Die beiden seitlichen goldenen Randbögen (einer davon nicht erhalten) können als östliche und westliche Horizontbögen aufgefaßt werden, die den Lauf der Sonnenaufgangs-und untergangspunkte über das Jahr darstellen. Deren Winkel entsprechen dem Sonnenlauf für die frühe Bronzezeit und dem Bereich der Breitengrade durch Sachsen-Anhalt. Vom Mittelberg (nahe der kleinen Unstrutgemeinde Wangen bei Nebra) aus gesehen ging für den Betrachter die Sonne zur Sommersonnenwende über dem Brocken unter, dem markantesten Berg des Harzes. Dieser ist bei klarem Wetter (und fehlenden Bäumen) trotz der Entfernung von ca. 80 km vom Mittelberg deutlich sichtbar. Mit dem im Sommer 2003 in Goseck (Sachsen-Anhalt) entdeckten Sonnenobservatorium, einer ringförmigen, etwa 2 Meter hohen Holz-Palisadenanlage mit 3 Toren, konnten die Menschen die Wintersonnenwende am 21.12. bzw. 22.12. exakt bestimmen. Dieser wichtige Termin wurde mit Sicherheit gefeiert. Man kann sagen, das Sonnenobservatorium war der erste konkrete religiöse Raum der Welt und in der Funktion mit einer romanischen Kathedrale vergleichbar, erläuterte der Archäologe Bertemes gegenüber dem Westfalenblatt (27./28.12.2003). 25 Kilometer entfernt vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelscheibe von Nebra, die die älteste genauere Sternenabbildung der Welt ist, fand man auch 7000 Jahre alte Tongefäße (), Klingen, Pfeilspitzen, Schaber und Reste eines ganzen Dorfes - wahrscheinlich von 150 Menschen, die hier dauerhaft in etwa 10 Langhäusern lebten. Hier in Mitteldeutschland gab es also bereits vor 7000 Jahren ein Sonnenobservatorium, und auch Zirkel sowie rechter Winkel waren hier im Gebrauch. (Zu diesem 7000 Jahre alten Sonnenobservatorium vgl.: Dorf bei Goseck; und zur 4000 Jahre alten Himmelscheibe von Nebra vgl.: www.himmelsscheibe-von-nebra.com). Zum 7000 Jahre alten Dorf bei Goseck sagte der Leiter des Institutes für Prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, F. Bertemes: Anzeichen für eine Siedlung sind hunderte, etwa 7000 Jahre alte Stücke, die beim Absuchen des Feldes gefunden wurden. Das Bielefelder Westfalenblatt berichtete am 27./28.12.2003, daß hier u.a. Tonscherben, Pfeilspitzen, Klingen und Schaber aus Stein entdeckt wurden und daß der Archäologe Bertemes erkärt habe, Tiere seien einfach als lebende Fleischkonserven gehalten worden. Die geistige Welt dieser Bauern sei eine Fruchtbarkeitsreligion mit kultischen Menschenopfern gewesen. Darauf deuteten menschliche Knochenteile hin, die in Gräbern gefunden wurden. Dank Goseck habe die Wissenschaft einen Einblick in die Welt der Jungsteinzeit-Menschen bekommen, schwärmt der Landesarchäologe Harald Meller. Die Anlage liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra () entfernt, die als älteste genauere Sternenabbildung der Welt gilt. Goseck zeigt, daß die Menschen schon seit Jahrtausenden die Himmelsphänomene kannten. Auf der Himmelsscheibe wurde dann viele Generationen später dieses Wissen bildhaft dargestellt, sagt Meller. (Westfalenblatt, 27./28.12.2003). Das 7000 Jahre alte Sonnenobservatorium bei Goseck ist also bei weitem das weltweit älteste. Italiker ist eine Bezeichnung für mehrere indogermanische Stämme, die etwa 1200 bis 1000 v. Chr. aus Mitteleuropa über die Alpen nach Italien einwanderten und im Gegensatz zur mittelmeerischen Urbevölkerung ihre Toten nicht bestatteten, sondern verbrannten. (Urnenfelder-Kultur). Die eine Gruppe bezeichnet man als Latino-Falisker, die zweite, jüngere, als Osko-Umbrer oder Umbro-Sabeller. Die Italiker waren Bauern und Hirten, siedelten in Einzelhöfen und Dörfern, hattem tempellose Heiligtümer und verehrten Totemtiere (Wolf, Specht, Stier). Unter etruskischen und griechischen Einfluß gingen sie zur polisartigen Stadtkultur über. (Vgl. Polis). Etrusker, eine nicht-indogermanische Bevölkerung mit umstrittener Herkunft, beherrschten seit etwa 900 v. Chr ihr Kernland Etrurien. Ihre Blütezeit war die Zeit zwischen dem 7. und 4. Jh. v. Chr.. Die Etrusker bildeteten - wie die Griechen - Stadtstaaten, die bis gegen Ende des 6. Jhs. v. Chr. unter Königen, seit dem 5. Jh. v. Chr. unter Oberbeamten standen. (Vgl. Polis). Die Stadtstaaten schlossen sich zu einem lockeren Zwölfstädtebund zusammen, der seinen kultischen Mittelpunkt im Heiligtum des Voltumna (lat. Voltumnus) in Volsinii (heute: Bolsena) hatte. Die Etrusker weiteten ihre Macht im 6. Jh. nach Norden und Süden aus; etwa 575 bis 500 (470) v. Chr. hatte das etruskische Geschlecht der Tarquiner das Königtum in Rom inne und wurde zum Schöpfer des römischen Stadtstaates und der meisten seiner politischen und vieler seiner religiösen Einrichtungen. Um 500 v. Chr. wurde in Rom die etruskische Herrschaft beendet, gleichzeitig die Monarchie abgeschafft und der Republik eine Verfassung gegeben. Im 4. Jh. v. Chr. führte Roms Aufstieg zum Niedergang der etruskischen Macht. 264 v. Chr. nahmen Römer die Stadt Volsinii ein und unterwarfen dadurch die Etrusker wie ganz Etrurien endgültig. Im Jahr 264 v. Chr. begann auch Roms erster Krieg gegen Karthago: der 1. Punische Krieg. Philister - mit unbekannter Herkunft - zogen um 1200 v. Chr. mit den sogenannten Seevölkern, deren Herkunft ebenfalls unbekannt ist, zunächst in den ägäischen Raum, nach Kaphtor (=Kreta), dann nach Ägypten, wo Ramses III. sie zurückschlagen konnte, und nach Südpalästina. Ihre Städte Gasa, Ashdod, Askalon, Ekron und Gath bildeten einen Fünfstädtebund (Pentapolis). Nach dem Rückgang der ägyptischen Macht drangen die Philister nach Osten in das Bergland Palästinas gegen die dort siedelnden Stämme des Volkes Israel vor. Die Philister bewahrten ihre Selbständigkeit trotz dauernder Grenzkämpfe - v.a. gegen das Nordreich Israel -, bis sie von den Assyrern Ende des 8. Jhs. v. Chr. unterworfen wurden. Antike Welt bedeutet eben nicht das jüngere Altertum, wie allgemein angenommen wird, sondern die hier explizit behandelte apollinische Antike, d.h. die in meinem Sinne verstandene antike Kultur. Sie ist charakterisiert durch ihr Ursymbol und durch ihr Seelenbild - wie alle Kulturkreise (Kulturen i.e.S.). Fälschlicherweise wird der Begriff Antike häufig nur auf einen Zeitabschnitt übertragen, d.h. auf alle damaligen Kulturkreise: die apollinisch-antike, die sumerische, die ägyptische, die chinesische, die indische, die indoiransiche, die assyrisch-babylonische, die ältere (hamitisch-semitische) und die jüngere magische Kultur oder auch die frühe Maya-Kultur in Mexiko. Manche Kulturkreise bzw. Kulturen werden räumlich und zeitlich zu eng gefaßt, andere zu sehr gedehnt. Aber die zeitliche Lineargliederung hilft nicht dabei, dieses Problem zu beseitigen. Eher im Gegenteil. Rein zeitliche Gliederungen führen zu Überschneidungen bzw. Schnittmengen, die vielen Regionen nicht gerecht werden. Wenn nur zeitliche Einteilungen zählen und sich Begriffe dafür gefunden haben, wird plötzlich festgestellt, daß auch sie selbst dadurch zum Problem geworden sind. Einige Kulturen der angeblichen antiken Welt existieren (greisenhaft) heute noch, und zwar in ihren nachzivilisatorischen Phasen (wenn auch zum Teil pseudomorph), z.B. China, Indien und die arabisch-morgenländische (magische) Kultur, während die abendländische (faustische) Kultur ihre nachzivilisatorische Zeit noch vor sich hat. Man muß bei den Gliederungen, die ja letztendlich auch Klassifizierungen darstellen, nicht nur Raum und Zeit gleichermaßen berücksichtigen, sondern auch die Struktur einer Einzelkultur und die in ihr liegenden Funktionen sehr gut kennen, um es modern auszudrücken. Einfach gesagt: man muß Seele und Sprache einer Kultur in ihrer Tiefe kennen. In der Tiefe liegen Seelenbild und Ursymbol einer Kultur vergraben, die man, wie ein kulturanalytischer Archäologe Schicht für Schicht ab- und durcharbeiten muß, bevor man sie beim Namen nennt. Wenn man jedoch eine nur auf Zeitabschnitte abzielende Gliederung gelten ließe, wären alle eben genannten Einzelkulturen, bis auf die abendländische, antike Kulturen. Das bezweifle ich. Deshalb ist hier mit Antike das Apollinische an ihr gemeint, d.h. in erster Linie das Griechische (wegen des starken Einflusses auch das Phönikische und das Etruskische) und in der Nachfolge das Römische (spätere Phasen). Salz (eigtl. das Schmutziggraue) spielte schon in prähistorischen Zeiten eine überragende Rolle und galt in vielen Gegenden als heilig. Der Bedarf an Salz wurde durch Eindampfen von Meereswasser bzw. von Wasser aus Salzquellen gedeckt. Bereits in der jüngeren Bronzezeiz (vgl. Spät-Bronzezeit) und älteren Eisenzeit (vgl. Hallstatt-Kultur) war der bergmännische Abbau von Salzlagerstätten bekannt. Zahlreiche Städte erhielten ihren Namen nach dem Salzbergbau bzw. den Kochsalzquellen, u.a. Halle, Hallstatt, Reichenhall (Mittellhochdeutsch: hal = Salzquelle; zu griech. háls = Salz), später auch Salzburg, die Region Salzkammergut u.s.w..; von vielen dieser Städte gingen bedeutende Handelsstraßen aus: Salzstraßen.Linguistik (Sprachwissenschaft): eine besonders empfehlenswerte Einführung in diese Thematik gibt Walter Alfred Koch, Perspektiven der Linguistik, Band I und II, 1973-1974, Kröner, Stuttgart.Umstritten ist die sogenannte Nordwestdeutsche Gruppe: waren das Germanen oder Kelten? Es handelt sich um die Zeit des 6. Jahrhunderts v. Chr.; man wird auch hier wohl eher von einer keltogermanischen bzw. germanokeltischen Bevölkerung sprechen können, bei der sich die Züge der beiden später profilierten Völker nur vermischt nachweisen lassen. Dagegen sind die sogenannte Jastorf-Gruppe an und östlich der Elbe und die Gruppen zwischen Oder und Weichsel eindeutig als Germanen zu bezeichnen. Für die nächsten Jahrhunderte kann man davon ausgehen, daß sich die Germanen immer mehr Richtung Süden, Westen und Osten ausgebreitet haben und schon im 2. Jahrhundert v. Chr. sowohl in Südosteuropa, z.B. Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, u.s.w., als auch in Südfrankreich, in Norditalien und westlich des Rheins vertreten waren. Die westlichsten und südtlichsten Gruppen der Germanen waren also im 1. Jahrhundert v. Chr. auch Einwohner des Römischen Reiches (vgl. Karte) - die Kimbern, Teutonen und Ambronen schon im 2. Jh. v. Chr. (). Es war Cäsar, der die Kelten und Germanen mit politischen Hintergedanken aufteilte, obwohl die von ihm eroberten Gebiete in Gallien auch aus Germanen bzw. aus einer Mischung von Kelten und Germanen bestanden. Um die eroberten Gebiete westlich des Rheins zu sichern, erzeugte Cäsar ganz bewußt eine unter dem Begriff Germanengefahr bekannt geworden e hysterisierende Situation. Sie ist vergleichbar mit den Situationen, die die heutigen abendländischen Cäsaristen durch Schüren von Ängsten erzeugen. Keine Angst, ein solcher Cäsar steht uns erst noch bevor, denn im Abendland hat die Phase des Cäsarismus gerade erst begonnen (!). Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Vorderasien oder Morgenland: diese Begriffe sindnicht ganz zutreffend, weil zum magischen Kulturkreis (Spengler nennt ihn arabisch) auch der ehemalige (griechische) Osten der Antike gehört, wenn auch nur pseudomorph. Mit Vorderasien bzw. Morgenland meine ich die Kultur der späteren Religionskulturformen, z.B. des altiranisch-parsistischen (mazdaistischen) Persertums, des manichäischen Babyloniens, des Judentums, des Arabertums, des Urchristentums u.a. magischer Elemente. Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. Die Vertreter der magischen Kultur berücksichtig(t)en stets den Consensus - die Übereinstimmung der Gelehrten als Grundlage für die religiöse (= wahre) Lehre. Das arabische Wort Idschma ist auch in diesem Sinne zu verstehen, und es gilt immer noch als eines der vier Grundprinzipien der islamischen Rechtslehre.Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz Antike genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch Persien/Arabien genannt, macht es deutlich: Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. ... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).Quartal meint eine Jahreszeit (= 3 Phasen) oder ein Viertel der Uhrzeit (z. B. 0-6, 6-12, 12-18, 18-24 Uhr).Phase ist für mich der Inbegriff einer wohltemperierten Abrundung durch geistig-politische Tätigkeiten in einer bestimmten Zeitspanne, oft ausgedrückt durch technische und künstlerische Richtungen, aber auch durch ökonomisch-politische und geistig-metaphysische Richtungen. Sie kann nur 60-80 Jahre andauern, wie im Falle des Rokoko, oder 200-300 Jahre, die etwa jeweils Karolingik, Romanik und Gotik ausmachten. Eine Phase umfaßt im Mittel etwa 180 Jahre. Ein Kulturquartal umfaßt 3 Phasen und damit durchschnittlich 500-600 Jahre, manchmal auch nur 300-350 Jahre, wie im Falle der abendländischen Jugend (Renaissance, Barock und Rokoko). Ein Kulturquartal ist eine Jahreszeit in dem Sinne, daß an ihr erkennbar wird, was sie ist, wenn sie gewissermaßen innehält. Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind wie unterirdisches Wachstum, zarte Blüten, Hochblüte und Verfall, wie die pflanzliche Welt immer wieder bezeugt, aber nicht nur sie: die 4 Jahreszeiten sind wie uterines, kindliches, jugendliches und erwachsenes Leben, z.B. auch vergleichbar mit dem der Säugetiere. Das erwachsene Leben kann mehrere Quartale umfassen; in dem Falle teilen die Älteren (Elter[e]n) ihr Leben mit den Kindern, Enkelkindern oder gar Urenkelkindern. In Kulturen war und ist dies auch möglich: China, Indien und die magische Kultur existieren als Zivilisationen (Erwachsene) schon länger als das Abendland.
© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014). |