@ Michael:
@ Herr Schütze zitiert Sloterdijk: »Der Traum, dem
ich folge, ist der, den sterbenden Baum der Philosophie noch einmal
blühen zu sehen ...« (**).
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Peter Sloterdijk bei der Präsentation seines
Buches Kritik der zynischen Vernuft, 1983
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Sloterdiyk hat recht. Er ist allerdings eine Schlafmütze, denn
er träumt noch und folgt einem Traum, in dem er einen Baum sieht,
der Blüten trägt. Wäre er schon wach, könnte er
den Baum sehen, der Früchte trägt und könnte reinbeissen.
»Die Philosophie der Freiheit« ist das Ende der Philosophie,
wie der Apfel das Ende des Apfelbaumes im Oktober ist, wo der Baum »stirbt«,
die Blätter abwirft. Der Baum trägt die Früchte, aber
der Baum entscheidet nicht, wer ihn aberntet und wer die Früchte
verzehrt.
Sloterdijk hat aber wirklich einen sterbenden Baum
gemeint, den sterbenden Baum der Philosophie (**),
wie gesagt. Die Philosophie ist altersschwach, vielleicht
auch schon ein bißchen dement, aber noch nicht tot,
sondern eben sterbend, und der Sterbeprozeß kann auch
noch lange dauern.
Hegel hat etwas vollendet, aber nicht beendet. Mit Hegel ist die abendländische
Philosophie erwachsen geworden. Deshalb kann ihr auch wirklich keiner
mehr etwas hinzufügen. Wahrscheinlich wird nach dem Tod unserer mittlerweile
alten Philosophie tatsächlich keine neue Philosophie mehr geboren
werden. Von Wiederbelebung kann zwar gegenwärtig noch
nicht die Rede sein (oder ist die Philosophie etwa klinisch tot?),
aber es ist schon jetzt absehbar, daß es mit der abendländischen
Philosophie bald vorbei sein wird. Denn fast alles, was nach Hegel noch
gekommen ist, ist Eklektizismus, Wiederholung von schon Bekanntem gewesen
- abgesehen von Akzenten, gekommen von z.B. Lebensphilosophen/Existenzialisten/Kulturphilosophen
und denjenigen Logikern, die sich als Philosophen zwar verstanden bzw.
verstehen, bei denen aber die anderen philosophischen Bereiche fehlten
bzw. fehlen.
Wenn man Sloterdijks Bild vom Baum der Philosophie
(**)
gelten lassen will, dann muß man sagen, daß der Deutsche Idealismus
die Früchte dieses Baumes bedeutet, die erst mit Hegel ihre endgültige
Reife erhielten und in etwa zeitgleich mit Hegels Tod größtenteils
schon gegessen waren und kleinstenteils bald anfingen zu verfaulen, daß
aber der Baum immer noch dasteht und für Menschen, die schon einige
Jahreszeiten mit vollem Bewußtsein erlebt haben, den Eindruck macht,
als würde er im nächsten Frühling wieder Blüten tragen
(doch dieser Eindruck kann bekanntlich auch täuschen). Hoffen darf
man jedenfalls!
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Es ist nicht so, daß der Apfel das Ende des Apfelbaumes
im Oktober ist (Michael), sondern es ist so, daß der Oktober,
bei manchen Apfelsorten auch erst der Dezember das Ende des Apfels ist
und der Apfelbaum im nächsten Frühling wieder seine Blüten,
im Sommer wieder seine ersten, noch sehr kleinen, im Herbst dann wieder
seine erwachsenen, reifen, zum Ernten hervorragend geeigneten und meistens
sehr lecker schmeckenden Äpfel trägt.
Freie-Welt-Redaktion:
Der »Wuhan-Virus« und der »Great Reset«.
Kardinal Burke: »Es gibt Mächte, die Corona für die
Weltherrschaft mißbrauchen wollen«.
Es war doch vorher schon bekannt, daß die fast alles, was für
die Weltherrschaft mißbrauchbar ist, auch wirklich mißbrauchen
wollen und auch schon seit sehr langer Zeit mißbraucht haben.
@ H. Ludwig:
Rudolf Steiner meint aber hier, dass auch diese reinen Begriffe
und Ideen Hegels von den Menschen heute als kalt und abstrakt (negativ)
erlebt werden, während das bei Hegel überhaupt nicht der Fall
war. Er lebte mit allem Enthusiasmus und allen Herzenskräften warm
in diesen reinen Gedanken, die er aus der übersinnlichen Welt kommend
als göttliche Weltgedanken empfand. Sie waren ihm im positiven
Sinne abstrakt, vom Irdischen, Nicht-Gedanklichen unberührt und
um so mehr vom Geiste erfüllt. Dahin müssen auch wir wieder
kommen. **
Es herrschte ein anderer Zeitgeist (Hegel)
vor. Heute meinen viele, Hegel sei schwer zu verstehen, damals aber wären
dieselben Leute froh gewesen, wenn jemand etwas logisch gut durchdacht
hatte und man darüber selber auch philosophieren konnte. Ähnliches
gilt für die Musik und andere Kunst der damaligen Zeit. Es gab zu
der Zeit keine elektronischen Medien. Damals war es noch möglich,
Philosophie so zu betreiben wie heute Sport in den Stadien und Autos u.ä.,
Einkauf in Riesenkaufhäusern, das Glotzen von Filmen in Kinos, im
Fernsehen, im Internet, das Chatten, das Kommentieren, das Bloggen, das
Posten, das Begaffen und das sonstige Konsumieren, hauptsächlich
über das Internet. Dazu kommt, daß die Arbeit und speziell
die Arbeitsteilung zu vielen Problemen geführt haben und auch darum
die heutigen Interessen und die Zeitpräferenz andere
sind. Die Technik war damals noch nicht so weit wie heute, obschon sie
auch schon damals viel schneller voranging als in früherer Zeit.
Nicht zufällig kam schon im 18. Jahrhunderts das Wort Fortschritt
in Mode. Seit dem Hochmittelalter gab es eigentlich schon
keinen Rückschritt mehr. Jedes Jahrhundert wurde fortschrittlicher
als das vorherige - besonders seit Beginn der Neuzeit und
ganz besonders seit der Industriellen Revolution. Aber heute
ist die Technik so sehr fortgeschritten, daß sie dem
Wort Fortschritt alle Ehre macht: die Technik hat sich so
sehr vom Alltag des Menschen entfernt, daß sie von ihm fortgeschritten,
von ihm fort zu sein scheint und in mancher Hinsicht auch
ist (siehe: Gentechnik, Nanotechnik, KI u.s.w. und die Ankündigung
der Globalisten, eine neue Evolution diesem Planeten zu verordnen.
@ Michael:
Irgendeine Weltanschauung, die dem Materialismus nicht paßt,
wird ignoriert oder bekämpft. Das kommt von der großen ANGST
vor dem Geist, vor dem Ichbewußtsein. Deswegen dieses dauernde
»Wir« - Gesülze. **
Sie würden sich sehr wundern, wenn es nur noch
ein Ich-Gesülze gäbe.
Es kommt auf den Ausgleich an.
@ Michael:
@ Herr Schütze. **
**
Ja, Sloterdijk hat den realen Tod der Philosophie gesehen, was Sie schrieben,
leuchtet mir voll ein. **
Nein! Zum sechsten Mal: Sloterdijk hat nicht den Tod der Philosophie,
wie Sie wieder sehr eigenwillig falsch verstanden haben, sondern Sloterdijk
hat das Sterben der Philosophie, ganz genau den sterbenden
Baum der Philosophie angesprochen. Es folgt - wieder - das Zitat:
Der Traum, dem ich folge, ist der, den sterbenden Baum der Philosophie
noch einmal blühen zu sehen - in einer Blüte ohne Enttäuschung,
übersät mit bizarren Gedankenblumen .... Sind wir kulturell
wirklich zu alt, um solche Erfahrungen zu wiederholen? (Peter Sloterdijk,
Kritik der zynischen Vernunft, 1983, S. 28 **).
Diesem Zitat fügte ich hinzu: Diese Sätze wurden 1983
veröffentlicht, zu einer Zeit also, als der Niedergang der Philosophie
bereits sehr stark beschleunigt war. (**|**).
Sterben bedeutet nicht tot sein, bedeutet also
nicht den Tod, sondern den letzten Lebensprozeß, geschieht
also noch vor dem Tod.
@ Michael.
Sind Sie nicht derjenige, der schon Nahtoderfahrungen gemacht hat? Wenn
ja, dann müßten Sie ja eigentlich sogar aus (spiritueller?)
Erfahrung wissen, daß man (materiell) sterben und hinter doch wieder
(materiell) leben kann.
@ Michael:
@ Befehlschießer:
»Sie würden sich sehr wundern, wenn es nur noch ein Ich-Gesülze
gäbe. Es kommt auf den Ausgleich an.« **
**
Prinzipiell ist wahr, was Sie sagen, da stimmt es haargenau. Doch
es geht nicht um ein Wir ODER ein Ich, sofern jedes Wir aus lauter Individuen
besteht. **
Doch! Es geht Ihnen um das Wir und das Ich;
denn Sie haben geschrieben: Rudolf Steiner sagte im 7. Vortrag des
GA-Bandes 258: »Das Wir muß eigentlich schwinden.«
In der Wissenschaft ist jeder als ein Ich verantwortlich. Und heute 2020?
Nur noch politisches »Wir«-Geschwätz. Das Individuum
soll hinter der Maske verschwinden. (**)
Das Ich-Gesülze ist schlimmer als das Wir-Gesülze.
Deswegen muß ein Kind , wenn es sein Ich entdeckt, lernen,
vom Ich auf das Du, das Er/Sie/Es,
das Wir, das Ihr und das plurale Sie
nicht nur über die Grammatik, sondern eben auch über alle anderen
Zeichenregeln (meist Umgamgsregeln genannt) zu schließen,
auf sie erst widerspenstig (trotzig), doch bald auch freiwillig und zuletzt
sogar selbst pädagogisch (Eltern-Kind-Rollenspiele) zuzugehen, indem
es anderen Kindern zeigt, wie es geht - eine relativ lange Zeit wird dafür
benötigt (gemessen an dem sehr jungen Alter dieses noch sehr kleinen
Kindes). Wie der Ausgleich auch gelingt: ohne ihn geht es nicht.
Die im März 2020 in Europa begonnene Mund-Nasen-Bedeckung
verdeckt einen Teil des Gesichts, ist aber deswegen nicht nur eine Angelegenheit
des Individuums, sondern auch und vielleicht sogar in einem noch viel
höherem Ausmaß eine Angelegenheit der Gemeinschaft, jedenfalls
der Masse dieser Gemeinschaft, und zwar lokal, regional, national, global.
Wenn das Wir verschwindet, ist ein Widerstand gegen die Weltmacht
nicht mehr möglich. Ein Individuum hat gegen die Weltmacht nur dann
eine Chance, wenn es über sehr viel Macht verfügt und sich mit
anderen über Macht verfügenden Individuen zusammenschließt,
vielleicht z.B. ein Triumvirat (wie damals in Rom: [1.} Crassus,
Pompejus, Cäsar, 2.} Lepidus, Antonius, Oktavian]) bildet und Anhänger
um sich sammelt, also ein Wir im Widerstand gegen die Weltmacht
schafft und damit vielleicht Erfolg hat. Ohne ein Wir geht
auch das nicht. Der Widerstand gegen die Mund-Nasen-Bedeckung ist ohne
ein Wir nicht möglich. Soviel dazu.
Es hat schon viele Vorteile, wenn ein Philosoph ein
ganzes System vorlegt, wie Hegel es getan hat. Daß man sich durch
sein Werk hindurchbeißen muß, ist ja nicht abgemacht
- man kann ja statt dessen mit dem Spielen am Computer weitermachen. 
Hegel war der letzte Philosoph mit einem System -
es sei denn, man ließe den Kulturmorphologen Spengler und den Systemtheoretiker
Luhmann ebenfalls als Philosophen gelten. Nietzsche jedenfalls hatte zuletzt
auch vor, ein System zu entwickeln (ausgerechnet er!), wurde dann aber
statt dessen in die Irrenanstalt eingewiesen. Ein Nichtsystematiker wie
Nietzsche ist nicht unbedingt deshalb, weil er kein System hat, schwerer
oder leichter zu verstehen als ein Systematiker wie Hegel. Vieles an Gründen,
Motiven, Trieben und Ursachen hat bei Menschen mit ihrer Geschichte zu
tun. Nietzsche hat drei philosophische Denkstadien durchgemacht. Erst
war er ein glühender Anhänger Schopenhauers und Wagners, bejahte
wie Schopenhauer die Verneinung des Willens zum Leben, ging danach durch
eine Zwischenzeit, in der er den Nihilismus in sich austrug, um am Ende
sowohl den Nihilismus als auch den Willen zum Leben als den Willen zur
Macht zu bejahen, ja sogar zu fordern und zu fördern. Dennoch kann
man auch bei Nietzsche nicht unbedingt sagen, daß er leichter oder
schwerer, schneller oder langsamer zu verstehen sei als Hegel; denn bei
Hegel muß man sich anfangs sehr anstrengen, kann dann aber mit ihm
bis ins Unendliche weiterdenken, während man bei Nietzsche immer
sowohl für als auch gegen ihn denken sollte (so wie er es übrigens
auch erwartet und gefordert hat), bevor man sich ihm gegenüber neutral
bzw. objektiv nähert oder aber sich endgültig für oder
gegen ihn entscheidet, wobei es häufig so ist, daß man mit
ihm einfach nicht fertig wird, aber nicht aus Gründen des Weiterdenkens
wie bei Hegel, sondern aus Gründen des ständigen Abwägens.
Es ist kein Ausruhen in Nietzsche, keine letzte
Weisheit und Glaubwürdigkeit hält stand. .... Nietzsche ist
nur
recht aufzufassen, wenn systematische und begriffliche Schulung schon
anderswo gewonnen wurde,
wenn Hartnäckigkeit und Genauigkeit des Denkens mitgebracht werden
....
Philosophieren mit Nietzsche bedeutet ein ständiges sich gegen ihn
Behaupten.
(Karl Jaspers, Nietzsche - Einführung in das Verständnis
seines Philosophierens, 1936).
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